Gerechtigkeit und inklusiver Rechtspositivismus
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Gerechtigkeit und inklusiver Rechtspositivismus
Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft, Vol. 150
(2003)
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Lilja Székessy behandelt die Frage nach dem Wesen der Gerechtigkeit und ihrer Realisierung durch das Recht.Im ersten Teil entwirft die Autorin eine Konzeption von Gerechtigkeit. Dabei zeigt sich, daß Gerechtigkeit formelle und materielle Komponenten enthält. Die materielle Komponente wird inhaltlich durch die jeweils in einer gegebenen Gesellschaft vorherrschenden Moralvorstellungen ausgefüllt. Gerechtigkeit unterliegt also historischem Wandel und ist damit immer Ausdruck sozialer Moral. Im zweiten Teil ergibt eine Analyse des Verhältnisses von Gerechtigkeit und Recht, daß Recht das geeignete Instrument zur Durchsetzung von Sozialmoral und Gerechtigkeit ist. Diese Regelungsfunktion kann es aber nur erfüllen, wenn seine normative Geltung von der legitimierenden Kraft der jeweils herrschenden Moralvorstellung unabhängig ist. Eine moralische Kritik des geltenden Rechts ist gleichzeitig jedoch jederzeit möglich und geboten. Diese Argumentation wird anhand der angelsächsischen und deutschen Auseinandersetzung zwischen Rechtspositivismus und Nichtpositivismus verfolgt. Es stellt sich heraus, daß der angelsächsische inklusive Positivismus am besten geeignet ist zu zeigen, wie Recht Gerechtigkeit durchsetzen kann.Im letzten Teil legt die Autorin dar, daß die theoretischen Ergebnisse durch die in der Praxis entwickelten Ansätze bestätigt werden. Dies zeigt die Rechtsprechung von zwei Verfassungsgerichten in Umbruchsituationen: die des deutschen Bundesverfassungsgerichts nach 1945 und nach der Wiedervereinigung sowie die des ungarischen Verfassungsgerichts nach dem Zusammenbruch des Sozialismus. Hier trat das Spannungsverhältnis zwischen bestehendem Recht und den gesellschaftlichen Gerechtigkeitsvorstellungen besonders deutlich zu Tage.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 3 | ||
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Einleitung | 11 | ||
Erstes Kapitel: Wesen und Konzeption der Gerechtigkeit | 15 | ||
I. Analyse ausgewählter Gerechtigkeitstheorien | 15 | ||
1. Grundlegende Gerechtigkeitstheorien: Aristoteles und Rawls | 16 | ||
a) Die Nikomachische Ethik des Aristoteles | 16 | ||
b) A Theory of Justice von John Rawls | 20 | ||
c) Vergleich der beiden grundlegenden Gerechtigkeitstheorien | 22 | ||
2. Moderne Gerechtigkeitsansätze | 24 | ||
a) Überblick über die derzeitige Gerechtigkeitsdiskussion | 24 | ||
aa) Gerechtigkeit als impartiality: Brian Barry | 24 | ||
bb) Gerechtigkeit als desert: Wojciech Sadurski | 25 | ||
cc) Gerechtigkeit verteilt auf gesellschaftliche Sphären: Michael Walzer | 25 | ||
dd) Gerechtigkeit als komplexe soziale Moral: Valentin Petev | 26 | ||
ee) Gerechtigkeit als universeller Wert: Jürgen Habermas | 27 | ||
b) Analyse der modernen Gerechtigkeitstheorien | 28 | ||
II. Analytik des Gerechten | 29 | ||
1. Formale Gerechtigkeitskomponente | 30 | ||
2. Materielle Gerechtigkeitskomponente | 33 | ||
a) Entstehung des Moralbegriffs in einer Gesellschaft | 33 | ||
b) Moralvorstellungen einer wertpluralistischen Gesellschaft | 34 | ||
3. Subjektives Element der Gerechtigkeit | 36 | ||
4. Funktion der Kategorien der Gerechtigkeit | 37 | ||
5. Ergebnis | 38 | ||
Zweites Kapitel: Gerechtigkeit durch Recht | 40 | ||
I. Der Streit zwischen Positivismus und Nichtpositivismus zur Bestimmung des Verhältnisses von Moral und Recht: die angelsächsische Diskussion | 41 | ||
1. Klassischer Positivismus: Jeremy Bentham und John Austin | 42 | ||
a) Positivistische Reaktion auf Blackstones Naturrecht: Bentham | 42 | ||
b) Bestätigung und Erweiterung Benthams durch Austin | 44 | ||
2. Grundlage der modernen Diskussion: H. L. A. Hart | 45 | ||
a) Harts Kritik des klassischen Positivismus | 45 | ||
b) Die Regellehre Harts | 46 | ||
c) Die Trennungsthese | 48 | ||
d) Minimum content of natural law | 50 | ||
e) Das Verhältnis von Recht, Gerechtigkeit und Moral bei Hart | 51 | ||
3. Moralität des Rechts durch seine Ordnungsfunktion: Lon Fullers Kritik an Harts Theorie | 51 | ||
4. Ein nichtpositivistisches Gegenmodell als Gesamtkritik an Hart: Ronald Dworkin | 54 | ||
a) Dworkins Kritik an Hart | 54 | ||
b) Dworkins eigene Theorie: Die Betonung der Rolle von Richtern und Rechten | 56 | ||
c) Kritik des Dworkinschen Ansatzes | 57 | ||
5. Inklusiver Positivismus: Verteidigung und Weiterentwicklung der Hartschen Theorie | 59 | ||
a) Betonung des inklusiven Positivismus durch Jules Coleman, und die Kritik von Dworkin | 60 | ||
b) Matthew Kramer und die Frage nach einer noch weitergehenderen Integration der Moral in das Recht | 65 | ||
6. Exklusiver Positivismus: Betonung der Autorität durch Joseph Raz | 66 | ||
a) Die Autorität des Rechts | 66 | ||
b) Die Geltung des Rechts | 67 | ||
c) Das Problem der discretion | 67 | ||
d) Die Rolle der rule of recognition für die Autorität des Rechts | 69 | ||
e) Die Rolle der Trennungsthese bei Raz | 71 | ||
7. Bewertung der angelsächsischen Diskussion | 72 | ||
II. Die deutschsprachige Diskussion zwischen Positivismus und Nichtpositivismus | 73 | ||
1. Klassischer deutschsprachiger Rechtspositivismus: Der frühe Gustav Radbruch und Hans Kelsen | 74 | ||
a) Der frühe Radbruch | 74 | ||
b) Hans Kelsen: Recht und Gerechtigkeit auf der Basis der Reinen Rechtslehre | 75 | ||
2. Radbruch nach dem 2. Weltkrieg: die Radbruchsche Formel | 77 | ||
3. Moderner deutscher Nichtpositivismus: Die Verbindung von Gerechtigkeit und Recht durch den Richtigkeitsanspruch bei Robert Alexy | 79 | ||
a) Der Richtigkeitsanspruch in Alexys Rechtsbegriff | 79 | ||
aa) Das Richtigkeitsargument | 80 | ||
bb) Das Unrechtsargument | 82 | ||
cc) Das Prinzipienargument | 86 | ||
b) Kritik des Alexyschen Richtigkeitsanspruchs | 88 | ||
aa) Bulygins Kritik des Richtigkeitsarguments | 89 | ||
(1) Nichterhebung des Richtigkeitsanspruchs bei einzelnem Gesetz/Urteil | 89 | ||
(2) Die Unzulänglichkeit der Begründungsbeispiele für den Richtigkeitsanspruch | 90 | ||
(3) Methodisches Problem der Begründung durch Beispiele | 92 | ||
(4) Berechtigung von Bulygins Kritik | 92 | ||
bb) Eigene Kritik des Alexyschen Richtigkeitsanspruchs | 93 | ||
(1) Kritik des Richtigkeitsarguments | 93 | ||
(2) Kritik des Unrechtsarguments | 94 | ||
(3) Kritik des Prinzipienarguments | 98 | ||
4. Moderner deutschsprachiger Rechtspositivismus | 99 | ||
a) Für einen besseren Rechtspositivismus: Ralf Dreier | 99 | ||
b) Klassischer Positivismus: Norbert Hoerster | 100 | ||
c) Institutionalistischer Rechtspositivismus: Ota Weinberger und Neil MacCormick | 101 | ||
aa) Nonkognitivismus und institutionelle Tatsachen | 101 | ||
bb) Der Begriff des Rechts im Institutionalistischen Rechtspositivismus | 102 | ||
cc) Gerechtigkeit im Institutionalistischen Rechtspositivismus | 104 | ||
dd) Kritik des Institutionalistischen Rechtspositivismus | 105 | ||
5. Bewertung der deutschsprachigen Diskussion | 106 | ||
III. Vergleich der angelsächsischen und der deutschsprachigen Diskussion zur Analyse des Verhältnisses von Recht und Gerechtigkeit | 108 | ||
1. Vergleich der angelsächsischen und deutschsprachigen Diskussionen | 108 | ||
2. Zur Bestimmung des Verhältnisses von Gerechtigkeit und Recht | 111 | ||
Drittes Kapitel: Anwendungsfälle von Gerechtigkeit in verfassungsrechtlicher Rechtsprechung | 114 | ||
I. Verfassungsgerichtliche Rechtsprechung in Ungarn nach 1989 | 115 | ||
1. Historischer und politischer Überblick | 115 | ||
2. Verfassung und Verfassungsprinzipien | 119 | ||
a) Die Verfassung von 1989 | 119 | ||
b) Die Wertehierarchie der Verfassungsprinzipien | 121 | ||
3. Die politische und rechtliche Stellung des Gerichts | 123 | ||
a) Die Stellung des Gerichts in der ungarischen Gesellschaft | 124 | ||
b) Die rechtliche Stellung des Gerichts | 126 | ||
4. Wichtige Rechtsprechung des Verfassungsgerichts | 128 | ||
a) Die Entscheidung über den Gesetzlichkeitseinspruch | 128 | ||
b) Die Verjährungsentscheidungen | 130 | ||
aa) Das erste Verjährungsgesetz | 130 | ||
bb) Das zweite Verjährungsgesetz und die Rolle des Völkerrechts | 132 | ||
c) Argumentationsansätze in den Urteilen | 134 | ||
aa) Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit | 135 | ||
bb) Materielle Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit | 136 | ||
cc) Die Auswirkungen des Systemwechsels auf das Recht | 137 | ||
dd) Völkerrechtliche Aspekte | 139 | ||
5. Analyse der Rechtsprechung des Gerichts | 139 | ||
a) Das Wesen des Umbruchs in der Rechtsprechung des Gerichts | 140 | ||
b) Der Rechtsbegriff des Verfassungsgerichts | 144 | ||
II. Verfassungsgerichtliche Rechtsprechung in Deutschland nach 1945 und nach 1990 | 146 | ||
1. Verfassung, insbesondere Art. 103 Abs. 2 GG | 146 | ||
2. Wichtige Entscheidungen des Verfassungsgerichts | 147 | ||
a) Nach dem 2. Weltkrieg: Wiedereinbürgerungsurteil | 147 | ||
b) Nach der Wiedervereinigung: Mauerschützenurteil | 149 | ||
aa) Das Urteil des BGH | 149 | ||
bb) Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts | 151 | ||
3. Analyse der Rechtsprechung des Gerichts | 152 | ||
a) Die Kritik von Alexy | 153 | ||
b) Der Rechtsbegriff des Verfassungsgerichts | 158 | ||
III. Vergleich der Argumentationsweisen und der theoretischen Ansätze der beiden Verfassungsgerichte und ihre Bedeutung für die Gerechtigkeit | 158 | ||
1. Vergleich der geschichtlichen Hintergründe in Deutschland und Ungarn | 159 | ||
2. Vergleich der Rechtsbegriffe der beiden Gerichte und die Auswirkung auf die Gerechtigkeit | 160 | ||
Ergebnis | 163 | ||
Literaturverzeichnis | 165 | ||
Stichwortverzeichnis | 173 |