Begünstigung und Strafvereitelung durch Vortäter und Vortatteilnehmer
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Begünstigung und Strafvereitelung durch Vortäter und Vortatteilnehmer
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 115
(1999)
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Abstract
In der vorliegenden Abhandlung beschäftigt sich der Autor mit dem Verhältnis der Begünstigungstatbestände §§ 257, 258 StGB zur vorausgegangenen rechtswidrigen Vortat. Dabei wird untersucht, ob und in welchem Umfang die strafrechtliche Verwicklung in die Vortat eine spätere Strafbarkeit wegen vorteilssichernder oder strafvereitelnder Begünstigung ausschließt.Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der rechtlichen Bewertung der sogenannten indirekten Selbstbegünstigung. Gemeint sind Situationen, in denen ein Vortäter oder ein Vortatteilnehmer an einer Begünstigung teilnimmt, die ihm selbst zugute kommt. Im klassischen Fall stiftet etwa ein Dieb eine andere Person dazu an, ihm bei der Flucht oder der Sicherung des Diebesguts zu helfen. Die Frage nach der Strafbarkeit des Diebes nach den §§ 257, 26 StGB bzw. §§ 258, 26 StGB wird in Rechtsprechung und Literatur bislang einhellig unter Rückgriff auf die §§ 257 III, 258 V StGB beantwortet. Demgegenüber zeigt der Verfasser auf der Grundlage der von Miehe und Schroeder entwickelten Rechtsgeltungstheorie einen neuen Lösungsweg auf, indem er aus Schutzzweckerwägungen bereits das tatbestandliche Unrecht verneint. Diese Konzeption bietet neben einer besseren dogmatischen Fundierung den Vorteil, daß die rechtspolitisch schon lange geforderte $aumfassende$z Straffreistellung der indirekten Selbstbegünstigung bereits de lege lata erreicht wird. Als Folge dieser Überlegungen reduziert sich der Anwendungsbereich der §§ 257 III, 258 V StGB auf die Fälle echter Komplizenbegünstigung. Für diesen Bereich werden die spezialgesetzlichen Privilegierungen der §§ 257 III, 258 V StGB - wiederum unter Rückgriff auf die Schutzzweckerwägungen der Rechtsgeltungstheorie - sinnvoll erklärt, wobei insbesondere die viel gescholtene Ausnahmeregelung des § 257 III 2 StGB eine neue Legitimation erhält.Im Ergebnis wird durch die Untersuchung somit ein Weg aufgezeigt, mit dem sich die spezifischen Probleme der vorteilssichernden und strafvereitelnden Begünstigung durch Vortäter und Vortatteilnehmer bereits auf dem Boden der gegenwärtigen Gesetzeslage in zufriedenstellender Weise lösen lassen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 11 | ||
Erster Teil: Schutzzweck der Begünstigungstatbestände | 13 | ||
I. Schutzzweck des § 257 StGB | 13 | ||
1. Theorien des unmittelbaren Rechtsgüterschutzes | 13 | ||
a) Schutz von Individualinteressen | 14 | ||
aa) Vermögen als Schutzgut | 14 | ||
bb) Vortatrechtsgut als Schutzgut | 15 | ||
b) Schutz von Allgemeininteressen | 16 | ||
aa) Rechtspflege als Schutzgut | 16 | ||
bb) Rechtsordnung als Schutzgut | 17 | ||
c) Kombination der Schutzzwecke | 18 | ||
2. Rechtsgeltungstheorie | 18 | ||
II. Schutzzweck des § 258 StGB | 22 | ||
1. Theorien des unmittelbaren Rechtsgüterschutzes | 22 | ||
a) Schutz der staatlichen Institutionen | 23 | ||
b) Schutz des staatlichen „Strafanspruchs“ | 23 | ||
2. Rechtsgeltungstheorie | 24 | ||
III. Ergebnis | 26 | ||
Zweiter Teil: Direkte Selbstbegünstigung | 27 | ||
I. Direkte vorteilssichernde Selbstbegünstigung | 28 | ||
1. Konkurrenzrechtliche Erwägungen | 28 | ||
2. Eigene Lösung: Schutzzweckerwägungen | 30 | ||
II. Direkte strafvereitelnde Selbstbegünstigung | 32 | ||
1. Schuldpsychologische Erwägungen | 32 | ||
2. Konkurrenzrechtliche Erwägungen | 38 | ||
3. Eigene Lösung: Schutzzweckerwägungen | 39 | ||
III. Ergebnis | 40 | ||
Dritter Teil: Indirekte Selbstbegünstigung | 41 | ||
I. Darstellung der bisherigen rechtlichen Beurteilung | 41 | ||
1. Streitstand bis Ende 1974 | 42 | ||
a) Rechtsprechung | 42 | ||
b) Herrschende Lehre | 43 | ||
aa) Konkurrenzrechtliche Erwägungen | 43 | ||
aaa) Subsidiarität | 43 | ||
bbb) Mitbestrafte Nachtat | 44 | ||
bb) Schuldpsychologische Erwägungen | 45 | ||
cc) Schutzzweckerwägungen | 46 | ||
2. Die mit dem EGStGB vom Gesetzgeber verfolgten Ziele | 47 | ||
3. Gegenwärtiger Meinungsstand | 49 | ||
a) Befolgung des gesetzgeberischen Willens | 49 | ||
b) Kritik an der Neuregelung | 49 | ||
aa) Kriminalpolitische Kritik an § 257 III 2 StGB | 50 | ||
bb) Dogmatische Kritik an § 257 III 2 StGB | 51 | ||
aaa) Konkurrenzrechtliche Erwägungen | 51 | ||
bbb) Schutzzweckerwägungen | 51 | ||
II. Entwicklung einer eigenen Lösung | 52 | ||
1. Darstellung der eigenen These | 52 | ||
2. Strafrechtsdogmatische Begründung | 53 | ||
a) Schutzzweckerwägungen | 54 | ||
b) Unrechtsgrund der Teilnahme | 57 | ||
aa) Schutz von potentiellen Tätern | 57 | ||
aaa) Schuldteilnahmetheorie | 57 | ||
bbb) Unrechtsteilnahmetheorie | 58 | ||
bb) Schutz von Allgemeininteressen | 61 | ||
cc) Schutz des Haupttatrechtsguts | 62 | ||
aaa) Reine Verursachungstheorie | 63 | ||
bbb) Reine Akzessorietätstheorie | 65 | ||
ccc) Gemischte Theorie | 66 | ||
c) Ergebnis | 68 | ||
3. Absicherung des gefundenen Ergebnisses | 68 | ||
a) Wortlaut | 68 | ||
aa) § 257 III StGB | 68 | ||
bb) § 258 V StGB | 70 | ||
b) Gesetzgeberischer Wille | 71 | ||
4. Auseinandersetzung mit der Kritik an § 257 III 2 StGB | 72 | ||
III. Ergebnis | 72 | ||
Vierter Teil: Komplizenbegünstigung | 74 | ||
I. Strafvereitelnde Komplizenbegünstigung | 75 | ||
1. Dogmatische Einordnung und Ratio des § 258 V StGB | 75 | ||
2. Einzelprobleme im Rahmen des § 258 V StGB | 77 | ||
II. Vorteilssichernde Komplizenbegünstigung | 78 | ||
1. Privilegierung nach § 257 III StGB | 78 | ||
a) Dogmatische Einordnung und Ratio der Bestimmung | 78 | ||
aa) Mitbestrafte Nachtat | 79 | ||
bb) Eigene Lösung: Subsidiaritätsklausel | 80 | ||
aaa) Verminderte Normbefolgungsbereitschaft | 81 | ||
bbb) Abgeschwächter Rechtsgutsangriff | 82 | ||
b) Einzelprobleme im Rahmen des § 257 III 1 StGB | 82 | ||
aa) Verfolgungshindernisse bei der Vortatbestrafung | 83 | ||
bb) Vortatexzesse anderer Vortatbeteiligter | 85 | ||
c) Einzelprobleme im Rahmen des § 257 III 2 StGB | 88 | ||
2. Privilegierungen außerhalb des § 257 III StGB | 89 | ||
a) Absicht vorteilssichernder Selbstbegünstigung | 90 | ||
b) Absicht strafvereitelnder Selbstbegünstigung | 91 | ||
aa) Historische Entwicklung und Gesetzeswortlaut | 91 | ||
bb) Teleologische Aspekte | 92 | ||
III. Ergebnis | 93 | ||
Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse | 95 | ||
Literaturverzeichnis | 97 | ||
Anhang: Gesetzeslage vor und seit dem 1. Januar 1975 | 106 |