Walther Schückings Konzeption der internationalen Ordnung
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Walther Schückings Konzeption der internationalen Ordnung
Dogmatische Strukturen und ideengeschichtliche Bedeutung
Veröffentlichungen des Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht an der Universität Kiel, Vol. 133
(2001)
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Abstract
Bei der Annäherung an den Staats- und Völkerrechtslehrer Walther Schücking (1875-1935) gewinnt man schnell das Bild einer beeindruckenden Persönlichkeit, deren Bedeutung sich schon an Schückings Beteiligung an der Versailler Friedensdelegation und seiner späteren Ernennung zum ersten deutschen Richter am Ständigen Internationalen Gerichtshof festmachen läßt. Sinn und Zweck der Untersuchung ist es jedoch nicht in erster Linie, ein Lebensbild Schückings zu zeichnen. Stattdessen konzentriert sich der Blick auf sein wissenschaftliches Werk, insbesondere seine völkerrechtliche Konzeption der internationalen Ordnung. In einem ersten Abschnitt werden die Grundlagen für die weitere Untersuchung gelegt, und zwar im Hinblick auf die wichtigsten Entwicklungstendenzen des zeitgenössischen Völkerrechts, die entscheidenden Stationen des Lebens von Walther Schücking und sein literarisches Schaffen.Im zweiten Abschnitt und Hauptteil der Arbeit werden die Ideen Schückings zur Organisation der Welt entfaltet. Zunächst wird Schückings für idealistische, naturrechtliche sowie pazifistische Gedanken offener, dabei zugleich auf eine konsequente rechtspolitische Tätigkeit der Wissenschaft gerichteter methodischer Ansatz erläutert. Danach wird die sein Werk beherrschende Grundidee, die Erforderlichkeit des Ausbaus der internationalen Organisation und einer wahren Herrschaft des Rechts, vorgestellt. Schließlich werden die konkreten Strukturen der internationalen Ordnung (Kriegsverbot, Verfahren der friedlichen Streitbeilegung, internationale Exekutive, Abrüstung, Selbstbestimmungsrecht der Völker, Kodifikation und Sozialisierung des Völkerrechts) im Detail untersucht.Aus dieser Untersuchung folgt, daß Schücking für die deutsche Völkerrechtswissenschaft, vor allem in den Jahren vor 1919, äußerst wichtige methodische und inhaltliche Impulse geliefert hat. Ihm kommt auf dem Weg der deutschen Völkerrechtslehre in die Moderne der organisierten Staatengemeinschaft eine Schlüsselrolle zu.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Einleitung | 17 | ||
A. Präzisierung des Erkenntnisinteresses der Arbeit | 18 | ||
B. Gang der Untersuchung | 21 | ||
Erstes Kapitel: Historische, biographische und bibliographische Grundlagen der Untersuchung | 23 | ||
A. Völkerrechtsgeschichtlicher Rahmen | 23 | ||
I. Historische Entwicklung bis zum Jahre 1890 | 23 | ||
II. Entwickungstendenzen in der Zeit von 1890 bis 1914 | 24 | ||
1. Zunehmende weltpolitische Spannungen | 25 | ||
2. Fortsetzung und Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit | 25 | ||
3. Blütezeit des Pazifismus | 26 | ||
4. Einwirkungen des pazifistischen Gedankens auf die völkerrechtliche Praxis | 29 | ||
a) Humanisierung der Kriegsführung | 30 | ||
b) Einfluß auf das Friedensvölkerrecht | 31 | ||
III. Die Zeit zwischen den Weltkriegen | 36 | ||
1. Die Pariser Friedensverträge | 36 | ||
2. Der Völkerbund | 37 | ||
3. Völkerrechtsentwicklungen jenseits der Völkerbundsatzung | 40 | ||
4. Das Scheitern des Völkerbundes | 42 | ||
B. Zur Biographie Schückings | 43 | ||
I. Die familiäre Herkunft Schückings | 43 | ||
II. Kindheit und Schulzeit Schückings | 46 | ||
III. Studium und Anfänge der akademischen Laufbahn | 48 | ||
IV. Die Vorkriegszeit in Marburg | 50 | ||
1. Schückings gesellschaftliche Stellung in Marburg | 50 | ||
2. Schückings Konflikt mit dem preußischen Staat | 53 | ||
3. Die Hinwendung zur pazifistischen Idee | 55 | ||
V. Der Erste Weltkrieg | 58 | ||
VI. Die Nachkriegszeit | 62 | ||
1. Walther Schücking im Dienst der Weimarer Demokratie | 62 | ||
2. Die Arbeit für den Gedanken der internationalen Organisation | 66 | ||
a) Die akademische Lehrtätigkeit Schückings | 66 | ||
b) Verbandstätigkeit Schückings i. S. d. internationalen Gedankens | 69 | ||
c) Tätigkeit in Organen der Weltgemeinschaft | 73 | ||
3. Berufliche Erfolge in Kiel und im Haag | 74 | ||
4. Der Nationalsozialismus | 77 | ||
VII. Fazit | 82 | ||
C. Das literarische Schaffen Schückings | 82 | ||
I. Arbeiten Schückings in der Vorkriegszeit | 83 | ||
1. Traditionelles Völkerrecht | 83 | ||
2. Deutsche Rechtsgeschichte | 83 | ||
3. Privatfürstenrecht | 84 | ||
4. Verfassungsrecht | 85 | ||
5. Die Nationalitätenfrage | 88 | ||
6. Modernes Völkerrecht: Die Organisation der Welt | 88 | ||
II. Arbeiten Schückings während des Ersten Weltkriegs | 92 | ||
III. Die Veröffentlichungen Schückings nach Ende des Weltkrieges | 95 | ||
1. Das Ringen um den Friedensvertrag | 95 | ||
2. Schriften zum Völkerbund | 96 | ||
a) Grundsätzliche Haltung zum Völkerbund | 96 | ||
b) Einzelheiten zur Völkerbundsatzung | 97 | ||
c) Der Kommentar mit Wehberg zur Völkerbundsatzung | 98 | ||
aa) Exkurs: Biographische Angaben zu Hans Wehberg | 98 | ||
bb) Die Beziehung zwischen Schücking und Wehberg | 100 | ||
cc) Die erste Auflage des Satzungskommentars | 101 | ||
dd) Die zweite Auflage des Satzungskommentars | 105 | ||
ee) Die dritte Auflage des Satzungskommentars | 108 | ||
ff) Fazit | 111 | ||
3. Weitere Aspekte des Versailler Vertrages | 111 | ||
4. Sonstige völkerrechtliche und pazifistische Schriften | 112 | ||
5. Innenpolitik und Verfassungsrecht | 113 | ||
6. Artikel zu biographischen und institutionellen Themen | 114 | ||
IV. Fazit | 115 | ||
Zweites Kapitel: Schückings Konzeption der internationalen Ordnung | 116 | ||
A. Das wissenschaftliche Selbstverständnis Schückings | 116 | ||
I. Allgemeine philosophische Orientierung | 116 | ||
II. Aufgabe und methodische Ausrichtung der Rechtswissenschaft | 119 | ||
1. Ablehnung der „historischen Rechtsschule“ | 120 | ||
2. Ablehnung des Rechtspositivismus | 121 | ||
3. Befürwortung des Kontakts von Jurisprudenz und Philosophie | 121 | ||
4. Die evolutionistische Methode der Rechtspolitik | 124 | ||
5. Zwischenergebnis | 125 | ||
III. Aufgabe und methodische Ausrichtung der Völkerrechtswissenschaft | 125 | ||
1. Die Grundhaltung Schückings | 126 | ||
a) Rechtspolitische Orientierung der Völkerrechtslehre | 126 | ||
b) Die Bedeutung des modernen Naturrechts | 126 | ||
c) Verhältnis zum Pazifismus | 127 | ||
d) Zwischenergebnis | 129 | ||
2. Die Grundhaltung der zeitgenössischen deutschen Völkerrechtswissenschaft | 129 | ||
a) Die „deutsche Völkerrechtswissenschaft“ | 130 | ||
b) Schückings Beurteilung der wissenschaftlichen Grundhaltung seiner Zeitgenossen | 132 | ||
c) Zur Frage der Völkerrechtspolitik | 133 | ||
aa) Die Einstellung der Völkerrechtswissenschaft vor 1907 | 133 | ||
bb) Die Einstellung der Völkerrechtswissenschaft ab 1907 | 137 | ||
d) Die Bedeutung des Pazifismus für die Völkerrechtswissenschaft | 140 | ||
aa) Einstellung der deutschen Völkerrechtswissenschaft vor 1907 | 140 | ||
bb) Einstellung der deutschen Völkerrechtswissenschaft zwischen 1907 und 1914 | 144 | ||
cc) Die deutsche Völkerrechtswissenschaft und der Pazifismus im Ersten Weltkrieg | 151 | ||
dd) Die deutsche Völkerrechtswissenschaft und der Pazifismus nach 1919 | 154 | ||
B. Frieden durch rechtliche Organisation der Welt | 155 | ||
I. Schückings Leitgedanken | 156 | ||
1. Die republikanische Organisation der Welt | 158 | ||
a) Denkbare Ausgestaltungen des internationalen Systems | 158 | ||
b) Die Entwicklungstendenz zur republikanischen Organisation | 160 | ||
c) Die Frage der einzelstaatlichen Souveränität | 163 | ||
2. Die Schaffung eines Weltstaatenbundes | 164 | ||
a) Die rechtspolitische Forderung nach einem Staatenbund | 164 | ||
b) Der Haager Staatenverband als bereits existierender Weltstaatenbund | 166 | ||
3. Die Schaffung eines Weltbundesstaates | 168 | ||
II. Der historische Kontext der Leitgedanken Schückings (bis 1919) | 170 | ||
1. Die Erforschung der Historie der internationalen Organisation | 170 | ||
2. Die Beurteilung der positiven Ergebnisse der Haager Konferenzen | 172 | ||
3. Die Forderung nach einem weiteren Ausbau der Rechtsorganisation | 178 | ||
a) Kants philosophischer Entwurf „Zum Ewigen Frieden“ | 179 | ||
b) Weltföderationspläne ausländischer Völkerrechtswissenschaftler | 182 | ||
c) Die deutsche Völkerrechtswissenschaft vor 1900 | 184 | ||
d) Vorstellungen der zeitgenössischen Pazifisten | 187 | ||
e) Die zeitgenössische deutsche Völkerrechtswissenschaft (ca. 1900–1914) | 190 | ||
f) Die Staatenbundidee in der deutschen Völkerrechtswissenschaft nach 1914 | 192 | ||
III. Schückings Einstellung zum Pariser Völkerbund im historischen Kontext | 197 | ||
C. Einzelheiten der Schückingschen Konzeption der internationalen Ordnung | 205 | ||
I. Elemente eines Systems der Friedenssicherung | 206 | ||
1. Das Kriegsverbot | 207 | ||
a) Entwicklung vor dem Ersten Weltkrieg | 207 | ||
b) Entwicklung während des Ersten Weltkriegs | 208 | ||
c) Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg | 210 | ||
2. Verfahren der friedlichen Streitbeilegung | 215 | ||
a) Die Vorkriegszeit | 215 | ||
b) Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs | 218 | ||
c) Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg | 223 | ||
3. Die internationale Exekutive | 228 | ||
a) Vor dem Ersten Weltkrieg | 228 | ||
b) Während des Ersten Weltkriegs | 232 | ||
c) Nach dem Ersten Weltkrieg | 235 | ||
4. Abrüstung | 239 | ||
a) Vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs | 239 | ||
b) Während des Ersten Weltkriegs | 242 | ||
c) Nach dem Ersten Weltkrieg | 243 | ||
5. Die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts der Völker | 245 | ||
a) Schückings Grundauffassung vor und nach 1919 | 246 | ||
b) Forderung nach universaler Positivierung des Selbstbestimmungsrechts der Völker | 248 | ||
c) Das Recht der Völker auf äußere Selbstbestimmung | 249 | ||
d) Das Recht der Minderheiten auf innere Autonomie | 251 | ||
e) Internationaler Rechtsschutz für nationale Minderheiten | 252 | ||
f) Fazit | 254 | ||
6. Die Kodifikation des Völkerrechts | 255 | ||
a) Grundsätzliches | 255 | ||
b) Die Arbeit Schückings im Kodifikationskomitee des Völkerbundes | 257 | ||
c) Schückings Einsatz für die Totalkodifikation in anderen Organisationen und Gremien | 261 | ||
d) Schückings Teilnahme an der Kodifikationskonferenz von 1930 | 264 | ||
e) Fazit | 266 | ||
7. Die Sozialisierung des Völkerrechts | 267 | ||
8. Weitere Maßnahmen zur Friedenssicherung | 270 | ||
a) Stärkung der nationalen Parlamente bei der Entscheidung über Krieg und Frieden | 270 | ||
b) Verbot zwischenstaatlicher Geheimverträge | 271 | ||
c) Verbot völkerverhetzender Presseberichte | 273 | ||
II. Die organisatorische Ausgestaltung des Weltstaatenbundes | 274 | ||
1. Universalität und Ausschließlichkeit des Weltstaatenbundes | 274 | ||
2. Die Organe des Weltstaatenbundes | 276 | ||
III. Charakteristika der Schückingschen Konzeption | 279 | ||
Drittes Kapitel: Die Richtertätigkeit Walther Schückings | 285 | ||
A. Die Tätigkeit als nationaler Ergänzungsrichter | 285 | ||
B. Die Tätigkeit als ordentlicher Richter (1931–1935) | 286 | ||
I. Die Gutachten | 287 | ||
II. Die Urteile | 288 | ||
III. Sonstige Fälle | 291 | ||
C. Fazit | 292 | ||
Viertes Kapitel: Versuch einer zusammenfassenden Würdigung des wissenschaftlichen Werks von Walther Schücking | 295 | ||
Fünftes Kapitel: Rezeption des wissenschaftlichen Werks Walther Schückings nach 1945 | 300 | ||
Sechstes Kapitel: Relevanz der Ideen Schückings für die Gegenwart | 310 | ||
Literatur- und Quellenverzeichnis | 314 | ||
Personenverzeichnis | 376 | ||
Sachwortverzeichnis | 380 |