Die Schöpfung der ewigen Wahrheiten

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Die Schöpfung der ewigen Wahrheiten
Die Bedeutung der philosophischen Gotteslehre bei René Descartes
Erfahrung und Denken, Vol. 87
(2001)
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Abstract
Seit Hegel gelten die Voraussetzungslosigkeit des Denkens und eine dualistische Anthropologie als Descartes' Beitrag zur Konstitution der Neuzeit. Die Wirkungsgeschichte einer Philosophie ist jedoch häufig eine schlechte Ratgeberin der Interpretation. Der Autor sucht in seiner Gesamtdarstellung deshalb das Denken Descartes' in den von ihm selbst thematisierten Konflikten auf.Dies geschieht im Anschluß an die französische Forschung und unter Auslegungshilfe der umfangreichen Korrespondenz. Karsten Laudien zeigt, daß der Nerv cartesischer Philosophie nicht an den Elementen des modernen Selbstverständnisses verläuft, sondern daß diese angemessen nur im Kontext der Lehre der Erschaffung der ewigen Wahrheiten verstanden werden. Diese Lehre schöpft das Potential scholastischer Auffassungen über die göttliche Allmacht soweit aus, daß selbst denknotwendige Wahrheiten, mathematische und logische Sätze, als metaphysisch disponibel angesehen werden.Wichtiger als diese Ansicht ist jedoch der Nachweis, daß sie alle Facetten der cartesischen Philosophie berührt und eine Reihe von Problemen der Descartesforschung plausibel löst. Die prominenten Elemente seiner Philosophie - das Cogito, der Gottesbeweis, der Dualismus, die mathematische Physik - verlieren durch diese Lehre ihren von ihrer Wirkungsgeschichte entlehnten Zusammenhang und bilden eine Philosophie, der es weniger darum geht, subjektivistisch die Neuzeit einzuleiten, als eine Allmacht zu verarbeiten, die solche Leistungen beträchtlich erschwert.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhalt | 7 | ||
A. Epochengründer versus Klassiker – Einleitung und Forschungsgeschichte | 11 | ||
I. Das Descartesbild in Deutschland | 13 | ||
1. Kant und die Bedeutung Descartes’ für die Aufklärung | 13 | ||
2. Die Personifizierung des Epochenbeginns durch Hegel | 16 | ||
3. Die Identifizierung von Epochenbegriff und Descartesinterpretation | 17 | ||
4. Das Weiterwirken und die Konsequenzen der Descartesinterpretation Hegels | 20 | ||
II. Descartes, der Klassiker – Descartes in der französischen Philosophie des 19. Jahrhunderts | 25 | ||
1. Maine de Birans Interpretation des Cogito | 25 | ||
2. Viktor Cousins Wiederentdeckung Descartes’ | 28 | ||
3. Der Beginn der modernen Descartesforschung | 30 | ||
III. Forschungsbericht | 32 | ||
1. Der Stellenwert der Lehre der Erschaffung der ewigen Wahrheiten in der Descartesforschung | 32 | ||
2. Die Descartesinterpretation Étienne Gilsons | 42 | ||
3. Ferdinand Alquié – der Cartesianismus im 20. Jahrhundert | 44 | ||
4. Die Erschaffung der ewigen Wahrheiten | 47 | ||
B. Der Umschlag von mentalistischer zu metaphysischer Gegenstandsvorstellung | 52 | ||
I. Die Regulae ad directionem ingenii | 57 | ||
1. Die Kritik der substantiellen Formen | 58 | ||
2. Der Gegenstand der Regulae | 66 | ||
a) Der Terminus figura | 70 | ||
b) Der Terminus figura als conceptus simplex | 71 | ||
3. Einfache Begriffe und das ungelöste Problem der Regulae | 74 | ||
4. Der Abbruch der Regulae | 79 | ||
II. Le Monde und die ewigen Wahrheiten | 81 | ||
III. Le Monde | 83 | ||
1. Die Vorstellung als Weltstoff | 87 | ||
2. Die metaphysische Erklärung von Bewegung | 91 | ||
3. Der repräsentative Charakter von Wissen | 95 | ||
C. Die Erschaffung der ewigen Wahrheiten | 104 | ||
I. Die Lehre der Erschaffung der ewigen Wahrheiten als Bestreitung einer anthropomorphen Schöpfungsvorstellung | 109 | ||
1. Der Terminus causa totalis | 113 | ||
2. Die logisch-theologischen Voraussetzungen der Lehre | 116 | ||
a) Das Verhältnis von Logik und Ontologie und der Ort der ewigen Wahrheiten | 117 | ||
b) Schöpfung und Wahrheit im aristotelischen Thomismus | 123 | ||
c) Franz von Suárez und die Eröffnung der Fragestellung nach den ewigen Wahrheiten | 126 | ||
3. Die Auflösung der scholastischen Kausalitätsvorstellung | 129 | ||
II. Die Identität von göttlichem Verstand und Willen | 132 | ||
III. Begreifen und Verstehen | 135 | ||
IV. Die Möglichkeit der Dekretänderung und die göttliche Indifferenz | 141 | ||
1. Das Begründungsverhältnis von Metaphysik und Naturphilosophie | 141 | ||
2. Die Indifferenz der göttlichen Macht | 144 | ||
a) Die göttliche Freiheit | 149 | ||
b) Die göttliche Indifferenz | 153 | ||
V. Der konzeptionelle Charakter von Widersprüchlichem | 158 | ||
1. Das vollkommene Sein und die Allmacht Gottes | 159 | ||
2. Die immutabilitas dei | 161 | ||
3. Immutabilitas dei, begrifflicher Widerspruch und göttliche Allmacht | 165 | ||
D. Der Discours de la Méthode und die systematische Verträglichkeit cartesischer Aussagen | 176 | ||
I. Die Entstehungsgeschichte des Discours | 178 | ||
1. Der biographische Rahmen | 182 | ||
2. Der ursprüngliche Text des Discours | 184 | ||
3. Der Terminus Méthode im Discours | 186 | ||
4. Der Anspruch der algebraischen Geometrie | 194 | ||
5. Das Verhältnis von Discours IV und Discours II | 199 | ||
a) Das Verhältnis von Philosophie und Mathematik | 199 | ||
b) Die systematisch ungeklärte Verbindung von Regeln und Cogito | 201 | ||
c) Der Terminus Gewißheit | 203 | ||
6. Die metaphysischen Aussagen des Discours | 205 | ||
a) Die systematisch ungeklärte Verbindung von premier principe und Gottesbeweis | 205 | ||
b) Die systematisch ungeklärte Verbindung von Cogito und Weltexistenz | 207 | ||
7. Der Abfassungsgrund für Discours IV | 209 | ||
8. Der Grund für die Abfassung der provisorischen Moral | 213 | ||
9. Das Problem der Moral für die systematische Einheit des Discours | 214 | ||
10. Discours IV und die Meditationen | 218 | ||
II. Die Umwandlung der erkenntnistheoretischen Fragestellung | 224 | ||
1. Die Heterogenität der Fragestellungen im Discours | 224 | ||
2. Der Zusammenhang des Cogito mit der Lehre der Erschaffung der ewigen Wahrheiten | 228 | ||
E. Der Dualismus. Die Einheit von Seele und Leib. Der Gottesbeweis und das Cogito | 231 | ||
I. Der Dualismus und die Einheit des Menschen | 235 | ||
1. Der Status des Dualismus | 235 | ||
2. Die Einheit von Leib und Seele | 244 | ||
a) Die Seele als causa movens des Leibes und die Ausdehnung der mens | 248 | ||
b) Die Erkenntnis der unio substantialis | 254 | ||
c) Die Zurücknahme des provisorischen Status’ der Moral | 261 | ||
3. Die sinnliche Empfindung als Organ der Weltlichkeit des Menschen | 267 | ||
a) Die facultas sentiendi in Meditation VI | 269 | ||
b) Die facultas sentiendi als nicht-intentionaler modus im modo cognoscendi | 273 | ||
c) Die Differenz von 1641/2–1647 | 280 | ||
d) Der Terminus natura | 284 | ||
II. Der Gottesbeweis in Meditation III und das Cogito | 290 | ||
1. Die Beweisbedingungen | 293 | ||
a) Das ens rationis und der Ideebegriff | 293 | ||
b) Die Natur des Verstandes und das aktual Unendliche | 301 | ||
c) Der Ausschluß der Zeit aus der Beweisgrundlage | 304 | ||
2. Die Geschaffenheit des Verstandes und der Sinn von actualitas | 307 | ||
a) Die Priorität des Unendlichen und der menschliche Wille als imago dei | 308 | ||
b) Die Gottesidee und das Ich | 311 | ||
c) Das Ich und die Gottesidee | 313 | ||
3. Das Cogito und der Gottesbeweis | 315 | ||
a) Die metaphysische und lebensweltliche Begründung der Täuscherthese | 318 | ||
b) Die Auflösung des Subjekts in den Zweifel | 321 | ||
4. Die wechselseitige Interpretation von Cogito und Gottesidee | 323 | ||
Literaturverzeichnis | 328 | ||
Namenregister | 343 |