Juden und Judentum bei Isidor von Sevilla
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Juden und Judentum bei Isidor von Sevilla
Studien zum Traktat »De fide catholica contra Iudaeos«
Berliner Historische Studien, Vol. 34
(2001)
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Isidor von Sevilla, der »letzte lateinische Kirchenvater« und »Lehrmeister des Mittelalters«, hat durch seine antijüdische Schrift »De fide catholica contra Iudaeos« maßgeblich auf die Genese des mittelalterlichen Judenbildes eingewirkt. Eine Grundtendenz seines Gesamtwerkes besteht darin, mögliche dogmatische Kontroversen innerhalb der christlichen Bevölkerung nicht zu thematisieren. Aus diesem Grunde spielt die theologische Auseinandersetzung mit dem Arianismus für ihn kaum eine Rolle, obwohl diese »Häresie« im Mittelpunkt der politischen Kämpfe seiner Jugendzeit gestanden hatte. Demgegenüber gewinnt die Auseinandersetzung mit ausländischen christologischen Häretikern eine fundamentale Bedeutung bei der Neukonstituierung der gotischen Identität anläßlich des kollektiven Übertritts zum Katholizismus. Diese polemische Grundhaltung determiniert in besonderer Weise auch seine Wahrnehmung des Judentums. Während Isidor auf der einen Seite die kollektive Bekehrung der Goten zum »Ursprungsmythos« des »Staatsvolkes« hochstilisiert, benutzt er andererseits das Judentum als Negativfolie für die Konstruktion der katholisch-westgotischen Identität. Sein antijüdischer Traktat, der in der Tradition der altkirchlichen Adversus Iudaeos-Literatur steht, kann als Darstellung und Apologie des staatstragenden Glaubens verstanden werden. Die mangelnde philologische Kompetenz des Verfassers gibt Anlaß zu der Vermutung, daß seine Beweisführung lediglich solchen Adressaten eingeleuchtet haben kann, die bereits vom Wahrheitsgehalt seiner Thesen überzeugt waren. Der Traktat war nicht etwa lediglich ein »Handbuch für die Klerikerausbildung«, sondern er diente der exegetischen und dogmatischen Unterweisung durchschnittlich gebildeter Laien, als deren Repräsentantin die Adressatin, Isidors Schwester Florentina, zu gelten hat.Diese Arbeit wurde mit dem Friedrich-Meinecke-Preis 2001 ausgezeichnet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 9 | ||
A. Prolegomena | 13 | ||
I. Entwicklung der Fragestellung | 13 | ||
II. Die Tradition der Adversus ludaeos-Literatur | 24 | ||
III. Skizzierung des historischen Kontextes | 53 | ||
IV. Quellenlage | 88 | ||
V. Abriß der Biographie des Autors | 92 | ||
B. Struktur und Argumentation | 105 | ||
I. Aufbau | 105 | ||
II. Genre | 117 | ||
III. Datierung und Widmung | 124 | ||
IV. Argumentation | 134 | ||
1. Quellen | 134 | ||
a) Die Heilige Schrift | 134 | ||
b) Kirchenväter | 170 | ||
2. Methode | 187 | ||
a) Grundlegende Bemerkungen zur Beweisführung | 187 | ||
b) Das hermeneutische Modell des sensus multiplex | 195 | ||
c) Der sensus litteralis und die Funktion historischer und historisch-typologischer Bezüge für die Beweisführung | 204 | ||
d) Der mystische Schriftsinn | 223 | ||
e) Der moralische Schriftsinn | 231 | ||
f) Die Deutung der Prophetie | 232 | ||
g) Philologische Methoden | 237 | ||
h) Die Exegese von Zahlenangaben | 239 | ||
3. Die Auseinandersetzung mit jüdischen Einwänden | 242 | ||
C. Theologische Positionen | 250 | ||
I. Isidors Auffassung von der fides | 250 | ||
II. Taufe und Bekehrung | 262 | ||
III. Isidors Auffassung von Juden und Judentum | 298 | ||
1. Grundlegende Stereotypen | 298 | ||
2. Die Aufhebung des Alten Bundes und seiner „Sakramente“ | 307 | ||
3. Das Verhältnis zwischen Juden und „Heiden“ | 317 | ||
4. Die heilsgeschichtliche Stellung der Juden in der Gegenwart | 322 | ||
IV. Eschatologische Vorstellungen | 331 | ||
V. Isidors Konzeption der ecclesia in ihrem Verhältnis zu Häresie und Judentum | 335 | ||
D. De fide catholica im Kontext zeitgenössischer und patristischer Positionen gegenüber Juden und Judentum | 361 | ||
I. Die Zielstellung des Traktates | 361 | ||
II. Grundlegende theologische Aussagen zu Juden und Judentum im Gesamtwerk Isidors | 392 | ||
III. Die Bewertung der Zwangstaufen in den Werken Isidors und im zeitgenössischen Kirchenrecht | 415 | ||
IV. Isidors Positionen im Vergleich zur Haltung altkirchlicher und zeitgenössischer Autoren | 455 | ||
1. Die theologische Bewertung von Juden und Judentum und ihre politischen Implikationen | 455 | ||
2. Das Verhältnis von Freiwilligkeit und Zwang bei der Bekehrung | 467 | ||
V. Die Funktion der Juden in Isidors Ideologie des gotischen „Staatsvolkes“ | 493 | ||
E. Zusammenfassung und Ausblick | 527 | ||
F. Anhang | 543 | ||
I. Quellenverzeichnis | 543 | ||
II. Hilfsmittel | 555 | ||
III. Literaturverzeichnis | 555 | ||
Register | 602 |