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Vertretbare Sachen?

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Rüfner, T. (2000). Vertretbare Sachen?. Die Geschichte der res, quae pondere numero mensura constant. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49688-4
Rüfner, Thomas. Vertretbare Sachen?: Die Geschichte der res, quae pondere numero mensura constant. Duncker & Humblot, 2000. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49688-4
Rüfner, T (2000): Vertretbare Sachen?: Die Geschichte der res, quae pondere numero mensura constant, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49688-4

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Vertretbare Sachen?

Die Geschichte der res, quae pondere numero mensura constant

Rüfner, Thomas

Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte, Vol. 31

(2000)

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Abstract

Der in § 91 BGB definierte Begriff der vertretbaren Sachen spielt im deutschen Privatrecht eine erhebliche Rolle: Vertretbare Sachen sind Gegenstand des Darlehens (§ 607 I BGB) und der Anweisung (§ 783 BGB); die Anwendbarkeit von Kauf- oder Werkvertragsrecht auf den Werklieferungsvertrag bestimmt sich danach, ob vertretbare Sachen herzustellen sind (§ 651 I 2 BGB). Auch für die Abwicklung der Minderung (§ 473 S. BGB) und für die Einbringung von Sachen in eine Gesellschaft (§ 706 II BGB) hat die Kategorie der vertretbaren Sachen Bedeutung. Hingegen ist der Begriff anderen europäischen Rechtsordnungen entweder ganz fremd, oder er wird nicht scharf von den Nachbarkategorien der verbrauchbaren Sachen und der nur der Gattung nach bestimmten Sachen abgegrenzt.

Der Autor verfolgt den Begriff der vertretbaren Sachen - ausgehend vom antiken römischen Recht, das die in § 91 BGB übernommene Definition $ares, quae pondere numero mensura constant$z geprägt hat - über das römische und kanonische Recht des Mittelalters und der frühen Neuzeit sowie die Pandektistik des 19. Jahrhunderts bis zur Entstehung des BGB. Er zeigt, daß der Begriff in der Tradition der kontinentaleuropäischen Rechtsordnungen vor dem 19. Jahrhundert nie scharf von seinen Nachbarkategorien getrennt wurde.

Ausgehend von dieser Erkenntnis überprüft Rüfner die Vorschriften des geltenden Rechts, die den Begriff verwenden. Aufgrund historischer und rechtsvergleichender Untersuchungen zu jeder einzelnen Bestimmung zeigt sich, daß die Kategorie der vertretbaren Sachen im BGB ein Störfaktor ist: In jeder der Vorschriften führt sie zu Interpretationsproblemen. Diese lassen sich nur lösen, wenn man auf eine einheitliche Bestimmung des Begriffs vertretbare Sachen verzichtet. Insofern ist die Kategorie der vertretbaren Sachen im heutigen Recht entbehrlich geworden.

Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Fakultätspreis der Juristischen Fakultät Tübingen für die beste Promotion des Studienjahres 1997/98.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorbemerkung 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 15
Teil 1: Grundlagen 19
Kapitel 1: Der Gegenstand der Untersuchung: Vertretbare Sachen 19
§ 1. Vertretbare Sachen im geltenden deutschen Recht 19
§ 2. Res, quae pondere numero mensura constant 20
§ 3. Gründe zum Zweifel 20
Kapitel 2: Zum Sprachgebrauch 22
Teil 2: „Vertretbare Sachen“ in der Antike 23
Kapitel 1: Altorientalisches und griechisches Recht 23
Kapitel 2: Klassisches römisches Recht 24
§ 1. Das Material 24
I. Vorkommen von pondus, numerus und mensura in den römischen Rechtsquellen 25
II. Andere Bezeichnungen? 25
§ 2. Der Wortsinn der Definition 27
I. Res, haec, quid, id, ea etc 28
II. Pondus, numerus, mensura 28
III. Constare, consistere, contineri, valere 30
IV. Ergebnis 31
§ 3. Die einzelnen Quellenaussprüche 32
I. Objektives Verständnis 32
1. Mutuum 32
a) Das mutuum bei Gaius 32
(1) Bedeutung der Beispiele 32
(2) Modalitäten der datio 33
b) Die Äußerung des Paulus 34
(1) Beispiele bei Paulus 35
(2) In creditum ire 35
(3) Quia...functionem recipiunt 37
(4) Aliud pro alio invito creditori solvi 38
c) Ergebnis 43
2. Constitutum debiti 43
a) Die Funktion des constitutum debiti 43
b) Das constitutum debiti im klassischen Recht 44
c) Der Ursprung des constitutum debiti 45
3. Gefahrtragung bei der dos 46
a) Anlehnung an die Aussagen zum mutuum 46
b) Ein möglicher Einwand 47
4. Kauf von res, quae pondere numero mensura constant 49
a) Formales 50
b) Spezieskauf von haec quae pondere numero mensurave constant 51
c) Haec quae pondere numero mensurave constant als austauschbare Sachen 52
5. Vindikationslegat von res, quae pondere numero mensura constant 53
a) Anklänge an andere Passagen 54
b) Juristischer Sinn der Stelle 54
6. Ergebnis 55
II. Objektiv-subjektiv gemischtes Verständnis 56
1. Res, quae pondere numero mensura constant und lex Falcidia 56
a) Formales 57
b) Juristischer Sinn der Stelle 57
c) ...et his ipsis 58
d) Objektive Komponente? 59
e) Ergebnis 60
2. Stipulation von res, quae pondere numero mensura constant 60
a) Formales 60
b) Sinn der Bemerkung 61
3. Ratenzahlung bei Legat 62
a) Formales 62
b) Anwendungsbereich der Klausel 62
c) Objektive Komponente 63
4. Mehrfaches Legat und res, quae pondere numero mensura constant 64
a) Formales 64
b) Bedeutung der Definition 65
c) Objektive Komponente 65
5. Erfüllungsort beim Legat 65
a) Formales 66
b) Juristischer Sinn der Äußerungen 66
c) Erklärungen 67
d) Ergebnis 68
6. Zusammenfassung 69
III. Verbrauchbarkeit 69
IV. Ergebnis 70
1. Unentscheidbare Fälle 70
2. Ambivalenter Sprachgebrauch der Klassiker 70
3. Folgerungen 71
Kapitel 3: Nachklassisches und justinianisches Recht 72
§ 1. Nachklassische Zeit und justinianische Gesetzgebung 72
§ 2. Griechische Rechtsliteratur der justinianischen Zeit 72
Teil 3: Gemeines Recht 74
Kapitel 1: Glossatoren und Kommentatoren 74
§ 1. Neue Bezeichnungen 74
I. Pecunia 75
II. Quantitas 75
III. Genus und species 76
§ 2. Res, quae pondere numero mensura consistunt als austauschbare Sachen 77
I. Theoretische Äußerungen 77
II. Darlehen von Tieren etc. 77
§ 3. Res, quae pondere numero mensura consistunt und Gattungssachen 78
I. Ambivalenter Sprachgebrauch 78
II. Die Lehre vom actus 79
1. Hugolinus und sein anonymer Vorläufer 79
2. Azo und Accursius 81
3. Postglossatoren 83
III. Ergebnis 84
§ 4. Res, quae pondere numero mensura consistunt und verbrauchbare Sachen 84
I. Legisten bis Accursius 84
II. Kanonisten vor Hostiensis 84
III. Hostiensis 86
IV. Odofredus 86
V. Thomas von Aquin 88
VI. Weitere Entwicklung bei Theologen und Kanonisten 89
VII. Postglossatoren 89
VIII. Zusammenfassung 91
§ 5. Ergebnisse 91
Kapitel 2: Von der Renaissancejurisprudenz bis zu den Naturrechtskodifikationen 92
§ 1. Terminologie 92
I. Res fungibiles 93
II. Quantitas 94
§ 2. Fungible Sachen als austauschbare Sachen 94
I. Theoretische Äußerungen 94
II. Praktische Beispiele 95
§ 3. Res, quae pondere numero mensura constant und Gattungssachen 96
I. Subjektivierender Sprachgebrauch bei Cujaz 96
II. Res, quae pondere numero mensura constant als unkörperliche Sachen 96
III. Ergebnis 99
§ 4. Res fungibiles und verbrauchbare Sachen 99
§ 5. Ergebnis 101
Kapitel 3: Die Gemeinrechtliche Wissenschaft des 19. Jahrhunderts 102
§ 1. Terminologie 102
§ 2. Scharfe Abgrenzung der Begriffe 103
I. Abkehr von der Gleichsetzung mit der Verbrauchbarkeit 103
II. Abkehr vom subjektiven Verständnis 103
1. Fortbestand der traditionellen Ambivalenzen 103
2. Scharfe Trennung der Begriffe durch Goldschmidt 105
III. Die Definition von § 91 BGB 106
§ 3. Neue Anwendungen 107
§ 4. Ergebnis 107
Teil 4: Vertretbare Sachen im Bürgerlichen Gesetzbuch 109
Kapitel 1: § 91 BGB 110
Kapitel 2: Darlehen und Verwandtes 110
§ 1. Römisches mutuum und BGB-Darlehen 110
§ 2. Abdingbarkeit des Vertretbarkeitserfordernisses 111
§ 3. Bestimmung des anwendbaren Rechtes 111
I. Darlehen und Tausch 112
II. Darlehen und Leihe, Miete und Pacht 113
1. Überlassung vertretbarer Sachen 113
a) Wiederverwendbare Verpackungen 113
b) „Leihe“ im Alltag 114
c) Ergebnis 115
2. Überlassung nicht vertretbarer Sachen 115
§ 4. Unregelmäßige Verwahrung 116
§ 5. Ergebnis 117
Kapitel 3: Abwicklung der Minderung 117
§ 1. Entstehung des § 473 BGB 118
§ 2. Auslegung des Tatbestandselements „vertretbare Sachen“ 118
§ 3. Exkurs: Der Streit um die Anwendung von § 473 BGB bei Gegenleistungen in vertretbaren Sachen 120
§ 4. Ergebnis 121
Kapitel 4: Werklieferungsvertrag 121
§ 1. § 651 BGB und seine Geschichte 122
I. Wurzeln von § 651 I 2 BGB 122
II. Die Interpretation von § 651 I 2 BGB 125
§ 2. Kritik der Gesetzesfassung 125
I. § 651 I 2 und § 91 BGB 125
II. Konsequenzen aus der Abweichung von § 91 BGB 127
III. Bedeutungsverlust für das Abgrenzungskriterium 129
§ 3. Ergebnis 129
Kapitel 5: Beiträge zur Gesellschaft bürgerlichen Rechts 130
§ 1. Bedeutung von § 706 II 1 BGB 130
§ 2. Die Entstehung der Vorschrift 131
I. Römisches und Gemeines Recht 131
II. Der Ansatz des Mudaeus 132
III. Entwicklung im 19. Jahrhundert 133
§ 3. Heutige Bedeutung der Vertretbarkeit im Tatbestand von § 706 II 1 BGB 135
I. Berechtigung der Vermutung bei vertretbaren Sachen 136
II. Position der modernen Rechtswissenschaft 138
III. Lösungsvorschlag 138
§ 4. Exkurs: Der Streit um § 1183 ABGB 139
§ 5. Ergebnisse 140
Kapitel 6: Anweisung 140
§ 1. Die Entstehungsgeschichte von §§ 783 BGB und 363 I 1 HGB 140
§ 2. Die Interpretation des Vertretbarkeitserfordernisses 143
I. Die Entstehung der herrschenden Lehre 143
II. Gründe für die Beschränkung auf Gattungsleistungen 144
§ 3. Die Berechtigung des Vertretbarkeitserfordernisses 147
§ 4. Die materielle Bedeutung des Vertretbarkeitserfordernisses 148
§ 5. Ergebnis 149
Kapitel 7: Resümee 150
Teil 5: Schluß 152
Kapitel 1: Thesen 152
Kapitel 2: Ausblick 153
Literaturverzeichnis 154
Quellenverzeichnis 167
Sachverzeichnis 171