Text und Leben
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Text und Leben
Goethes Spiel mit inner- und außerliterarischer Wirklichkeit in »Dichtung und Wahrheit«
Schriften zur Literaturwissenschaft, Vol. 29
(2006)
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Abstract
Seit Erscheinen von »Dichtung und Wahrheit« machen sich Leser und Interpreten vom Titel ausgehend Gedanken über das Verhältnis von Wahrheit und Dichtung in Goethes Autobiographie. Der kaum zu entwirrende Zusammenhang von Leben und Lebenserzählung zeigt sich in vielen Facetten im Text: Vom Titel bis zum Schlußzitat spielt Goethe mit dem wechselseitigen und wechselhaften Verhältnis von Literatur und Leben, mit Rollen, Identitäten und Verkleidungen. Dabei streift er Grundfragen der Gattung und der Vergleichbarkeit von Text und Leben und ist weit entfernt davon, theoretisch oder poetologisch zu spekulieren. Die Literarisierung des Lebens durch den Protagonisten - die sich mal befreiend, mal problematisch gestaltet - ist eines der Leitmotive dieser Autobiographie, und die Autobiographie wiederum ist ein weiterer Beleg für diese Eigenart des Verfassers.Die Interpretation schlägt einen Mittelweg ein zwischen Biographismus einerseits, der die literarische Komposition verkennen muß, und Ausklammerung jeden Realitätsbezugs andererseits, was der Besonderheit autobiographischer Fiktion nicht gerecht werden kann. Die Verfasserin ergänzt ihre Untersuchung mit Studien zur narrativen Identität. Ein wichtiger Aspekt ist das Phänomen des »Dämonischen«. Es eröffnet am Ende der Autobiographie einen Blick auf die reizvollen Schwierigkeiten der Lebensdeutung. Das »Dämonische« entzieht sich eindeutigen Interpretationen, es ist ein Bekenntnis zur Offenheit und Unabschließbarkeit der Lebensgeschichte. Sowohl auf der Ebene des Protagonisten als auch auf der des Erzählers entfaltet und verwirrt sich das Ineinander von Text und Leben in immer neuen Varianten. Dabei erweist sich Goethes Spiel mit dem Verhältnis von Poesie und Wirklichkeit als die angemessene Form zur Darstellung und Inszenierung seines Dichterlebens.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhalt | 7 | ||
Abkürzungen | 9 | ||
Vorbemerkung: die gedichtete Quelle | 11 | ||
I. Leben, lesen, schreiben | 23 | ||
1. Ein bedenkliches Unternehmen, von Anfang an | 23 | ||
2. Hineinlesen, herauslesen | 27 | ||
3. Natürlich talentiert das Leben bewältigen: dichten | 37 | ||
II. Leben und Dichtung und Leben | 49 | ||
4. Past wie im richtigen Leben: Sonntagsausflug ins Märchen | 50 | ||
5. Mystifikation und Mummenschanz | 59 | ||
6. Erlesenes Idyll: mit Goldsmith in Sesenheim | 67 | ||
7. Wider die Freude am Faktischen: Werther | 85 | ||
8. Inszenierte Abwesenheit: Lilis Geburtstag ohne Lili | 92 | ||
9. Dichtung verwirklichen, Wirklichkeit verdichten | 97 | ||
III. Halbtheoretisches Zwischenspiel | 103 | ||
10. Text und Leben | 103 | ||
11. Diesseits und jenseits des Textes | 108 | ||
IV. Dichtung, Wahrheit und das Dämonische | 111 | ||
12. Dämonischer Schlußakkord: das letzte Buch | 111 | ||
a) Rückblick auf die Wege zum Übersinnlichen | 112 | ||
b) Nicht-Beschreibung des nicht Beschreibbaren | 114 | ||
c) Der dämonische Schein im kleinen Leben | 117 | ||
d) Dämonen, kein Dämonisches | 119 | ||
13. Des Lebens Lauf und seine Deutung | 120 | ||
a) Der reine, ruhige, stete Fortschritt | 121 | ||
b) Entwicklungsideal und Lebenswirklichkeit | 126 | ||
c) Weben und weben lassen | 130 | ||
d) Selbstzitat und Sonnenpferde | 133 | ||
e) Wie andere sich das Rätsel ihrer Tage zurechtlegen | 135 | ||
14. Vollendet unvollendet: der vierte Teil | 142 | ||
15. Was das Dämonische nicht ist und worauf es hinweisen könnte | 154 | ||
a) Gängige Mißverständnisse | 155 | ||
b) Gleichgewichtsstörungen | 158 | ||
c) Interpretationsversuche | 162 | ||
V. Einblicke, Ausblicke | 167 | ||
16. Text und Leben im Lebenstext | 167 | ||
17. Rückblick auf den Mittelweg | 170 | ||
18. Verwirrung mit Quellenwert | 171 | ||
Literaturverzeichnis | 173 | ||
Personen- und Werkregister | 182 | ||
Sachregister | 186 |