Zur justitiellen Handhabung der Voraussetzungen der Unterbringung gemäß §§ 63, 66 StGB
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Zur justitiellen Handhabung der Voraussetzungen der Unterbringung gemäß §§ 63, 66 StGB
Eine kasuistische Untersuchung
Schriften zum Strafrecht, Vol. 127
(2002)
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Abstract
Wann ist jemand "für die Allgemeinheit gefährlich"? Diese Frage hat das Gericht zu beantworten, wenn es darum geht, ob der Beschuldigte in einem psychiatrischen Krankenhaus oder in der Sicherungsverwahrung untergebracht werden soll.Geht man von den gesetzlichen Voraussetzungen der einschlägigen Vorschriften und deren Definitionen aus, wird deutlich, daß die Unterbringungsentscheidungen auf sehr unbestimmte Grundlagen gestützt werden. Die erkennenden Gerichte stehen vor der schwierigen Aufgabe, für den Beschuldigten eine Legalprognose zu erstellen. Verläßliche Methoden zur Voraussage künftigen Legalverhaltens gibt es aber gerade nicht. Bei ihrer Entscheidung versuchen die Gerichte daher, die Verantwortung auf die Sachverständigen zu verlagern.In einer qualitativen Studie wird anhand von 41 Unterbringungsentscheidungen untersucht, wie die Berliner Gerichte die Begriffe "für die Allgemeinheit gefährlich" und "Hang, erhebliche Straftaten zu begehen" ausfüllen. Es zeigt sich, daß nur wenige der dabei verwendeten Kriterien kriminologisch geeignet sind, künftige Straffälligkeit zu prognostizieren. Die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus dient oft nur der Gewährleistung einer notwendigen Behandlung. Bei der Sicherungsverwahrung ist häufig allein die Anzahl der Vorstrafen ausschlaggebend.Da eine Forderung nach Abschaffung des zweispurigen Systems angesichts der jüngsten politischen Entwicklung wohl kaum Erfolg haben wird, ist es Aufgabe der Rechtsprechung, für eine Vereinheitlichung der Unterbringungskriterien zu sorgen und so wenigstens den derzeitigen Zustand der Rechtsunsicherheit zu beseitigen. Viele Unterbringungen im psychiatrischen Maßregelvollzug ließen sich zudem erheblich verkürzen, wenn es mehr geeignete Betreuungseinrichtungen für psychisch Kranke gäbe.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 13 | ||
A. Die gesetzlichen Voraussetzungen der Unterbringung nach §§ 63, 66 StGB | 16 | ||
I. Die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus nach § 63 StGB | 16 | ||
1. Begehung einer rechtswidrigen Tat im Zustand des § 20 oder 21 StGB | 16 | ||
2. Gefährlichkeit des Täters für die Allgemeinheit | 18 | ||
3. Pflicht zur Anordnung | 19 | ||
II. Die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung nach § 66 StGB | 20 | ||
1. Die formellen Voraussetzungen | 21 | ||
a) Die obligatorische Anordnung nach § 66 Abs. 1 StGB | 21 | ||
aa) Vorverurteilungen | 21 | ||
bb) Vorvollstreckungen | 22 | ||
cc) Anlaßtat | 22 | ||
b) Die fakultative Anordnung nach § 66 Abs. 2 StGB | 23 | ||
aa) Anlaßtaten | 23 | ||
bb) Anlaßverurteilung | 23 | ||
c) Die fakultative Anordnung nach § 66 Abs. 3 Satz 1 StGB | 23 | ||
aa) Vortaten | 23 | ||
bb) Vorvollstreckungen | 23 | ||
cc) Anlaßtat | 23 | ||
d) Die fakultative Anordnung nach § 66 Abs. 3 Satz 2 StGB | 24 | ||
aa) Anlaßtaten | 24 | ||
bb) Anlaßverurteilung | 24 | ||
2. Die materiellen Voraussetzungen | 24 | ||
3. Pflicht zur Anordnung oder Ermessen | 27 | ||
III. Maßregelkonkurrenz | 28 | ||
IV. Der Sachverständige | 29 | ||
1. Zuziehung im Strafverfahren | 29 | ||
a) Zuziehung des Sachverständigen im Vorverfahren nach § 80a StPO | 30 | ||
b) Zuziehung des Sachverständigen im Hauptverfahren nach § 246a StPO | 30 | ||
2. Zuziehungspflicht im Sicherungsverfahren | 31 | ||
3. Aufgabe und Kompetenz des Sachverständigen | 32 | ||
V. Die Unterbringung nach §§ 63, 66 StGB und Nebenklage | 32 | ||
1. Zulässigkeit der Nebenklage | 33 | ||
2. Beeinträchtigungen durch die Nebenklage | 35 | ||
VI. Die Unterbringung nach §§ 63, 66 StGB und Jugendstrafrecht | 35 | ||
1. Anwendbarkeit der genannten Maßregeln | 35 | ||
2. Besonderheiten bei der Anordnung der Unterbringung von Jugendlichen und Heranwachsenden in einem psychiatrischen Krankenhaus | 36 | ||
B. Kasuistische Untersuchung der rechtstatsächlichen Handhabung der Voraussetzungen der Begriffe „Hang“ und „Gefährlichkeit“ bei der Anordnung der Unterbringug nach §§ 63, 66 StGB | 38 | ||
I. Problemstellung | 38 | ||
1. Der Begriff „Hang“ | 38 | ||
2. Der Begriff „Gefährlichkeit“ | 39 | ||
3. Forschungsstand | 40 | ||
II. Quellen und Methodik | 42 | ||
1. Quellen | 42 | ||
2. Aufbereitung | 43 | ||
III. Auswertung und Ergebnisse | 43 | ||
1. Unterbringungsanordnungen nach § 63 StGB | 43 | ||
a) Sachbeschädigung | 43 | ||
b) Gemeingefährliche Straftaten | 51 | ||
c) Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung | 66 | ||
d) Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit | 69 | ||
e) Straftaten gegen das Leben | 80 | ||
2. Unterbringungsanordnungen nach § 66 StGB | 113 | ||
a) Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung | 113 | ||
b) Straftaten gegen das Leben | 127 | ||
c) Raub und Erpressung | 157 | ||
IV. Diskussion | 163 | ||
1. Die Rolle des Gutachtens für die Entscheidungen | 163 | ||
2. Ausfüllung der Tatbestandsmerkmale durch das Gericht | 164 | ||
a) Unterbringung nach § 63 StGB | 164 | ||
aa) Begehung einer rechtswidrigen Tat | 164 | ||
bb) Schuldunfähigkeit | 166 | ||
cc) Gefährlichkeit | 166 | ||
dd) Zwischenergebnis | 169 | ||
b) Unterbringung nach § 66 StGB | 170 | ||
aa) Formelle Voraussetzungen | 170 | ||
bb) Materielle Voraussetzungen | 170 | ||
cc) Zwischenergebnis | 175 | ||
C. Untersuchungen über Alternativen aus der Sicht der Betroffenen und anderer Rechtssysteme | 176 | ||
I. Die Sicht der Betroffenen (Interviews) | 176 | ||
1. Zielsetzung | 176 | ||
2. Methodik | 176 | ||
3. Gesprächsprotokolle | 177 | ||
a) Gespräche im psychiatrischen Krankenhaus | 177 | ||
b) Gespräche in der Haftanstalt | 183 | ||
4. Ergebnisse | 188 | ||
a) Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus | 188 | ||
b) Unterbringung in der Sicherungsverwahrung | 189 | ||
II. Alternativen in anderen Rechtssystemen | 190 | ||
1. Beispiele für die Behandlung geisteskranker Straftäter und „Wiederholungstäter“ in zweispurigen Rechtssystemen | 190 | ||
a) Schweiz | 190 | ||
aa) Einweisung in eine Heil- oder Pflegeanstalt | 190 | ||
bb) Verwahrung von „Gewohnheitsverbrechern“ | 191 | ||
b) Österreich | 192 | ||
aa) Unterbringung in einer Anstalt für „geistig abnorme Rechtsbrecher“ | 192 | ||
bb) Unterbringung in einer Anstalt für gefährliche „Rückfalltäter“ | 193 | ||
2. Beispiele für die Behandlung geisteskranker Täter und „Wiederholungstäter“ in einspurigen Rechtssystemen | 193 | ||
a) Großbritannien | 194 | ||
aa) Defence of Insanity | 194 | ||
bb) Strafzumessung für „Wiederholungstäter“ | 194 | ||
b) USA | 195 | ||
aa) Insanity Defense | 195 | ||
bb) „Wiederholungstäter“ | 196 | ||
3. Ergebnisse | 200 | ||
a) Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus | 200 | ||
b) Unterbringung in der Sicherungsverwahrung | 201 | ||
III. Zusammenfassende Schlußfolgerungen über mögliche Entwicklungen | 201 | ||
Literatur | 205 | ||
Sachwortverzeichnis | 210 |