Die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff
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Die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff
Kölner Kriminalwissenschaftliche Schriften, Vol. 35
(2000)
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Abstract
Um den Rechtsgutsbegriff rankten sich im Strafrecht eine Vielzahl von Problemen. Eines davon nimmt sich der Frage an, ob er neben seiner unbestrittenen Funktion als Richtschnur der teleologischen Auslegung von Straftatbeständen eine den Strafgesetzgeber begrenzende Funktion wahrnimmt oder jedenfalls wahrnehmen kann. Diesem Punkt wird in der Abhandlung von Krüger unter besonderer Berücksichtigung neuerer Bereiche des Strafrechts nachgegangen, in denen sich in Gestalt relativ vage konstituierter Universalrechtsgüter eine Tendenz zur Entmaterialisierung des Rechtsgutsbegriffs offenbart. Dabei ist es ein wesentliches Anliegen des Autors, deutlich zu machen, daß der Rechtsgutsbegriff als überpositiv verstandener Topos einer strafbarkeitslimitierenden Funktion nicht gerecht zu werden vermag. Angesichts dessen läßt sich jedoch weder das Verfassungsrecht hierzu bemühen, noch ist die Bedeutung des Rechtsgutsbegriffs für das Strafrecht deshalb zu relativieren. Vielmehr spricht sich der Autor für ein positivrechtliches Verständnis des Rechtsgutsbegriffs aus. Insoweit wird in Erinnerung gerufen, daß das geschützte Rechtsgut nicht nur Richtschnur der Auslegung ist, sondern zuvor selbst erst durch Auslegung des jeweiligen Straftatbestandes zu ermitteln ist. In der vom Autor unter diesem Aspekt abschließend erfolgten Untersuchung der modernen Bereiche des Strafrechts wird aufgezeigt, daß ein positivrechtlich verstandener Rechtsgutsbegriff einerseits zwar durchaus eine kritische Funktion wahrnehmen kann, seinen Vorgaben aber andererseits zumeist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, genüge getan ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 15 | ||
I. Problemaufriß | 15 | ||
II. Die verschiedenen Funktionen des Rechtsgutsbegriffs | 16 | ||
1. Teil: Überblick über die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff | 20 | ||
1. Kapitel: Die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff im Wirtschaftsstrafrecht | 20 | ||
I. Das Rechtsgut der Funktionsfähigkeit des Subventionswesens beim Subventionsbetrug (§ 264 StGB) | 20 | ||
1. Schrifttum | 20 | ||
2. Rechtsprechung | 22 | ||
3. Zusammenfassung | 22 | ||
II. Das Rechtsgut der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarkts | 23 | ||
1. Kapitalanlagebetrug (§ 264a StGB) | 23 | ||
2. Verbotene Insider-Geschäfte (§§ 14, 38 WpHG) | 24 | ||
3. Zusammenfassung | 25 | ||
III. Das Rechtsgut der Funktionsfähigkeit des Versicherungswesens beim Versicherungsmißbrauch (§ 265 StGB) | 25 | ||
1. Die Neufassung des § 265 StGB durch das 6. Strafrechtsreformgesetz | 25 | ||
2. Schrifttum | 27 | ||
3. Rechtsprechung | 29 | ||
4. Zusammenfassung | 31 | ||
IV. Das Rechtsgut der Funktionsfähigkeit des Kreditwesens | 31 | ||
1. Kreditbetrug (§ 265 b StGB) | 32 | ||
2. Das Insolvenzstrafrecht der §§ 283 ff. StGB | 33 | ||
3. Zusammenfassung | 34 | ||
V. Das Rechtsgut der Funktionsfähigkeit des bargeldlosen Zahlungsverkehrs beim Mißbrauch von Scheck- und Kreditkarten (§ 266b StGB) | 35 | ||
VI. Das Rechtsgut des freien und redlichen Wettbewerbs | 36 | ||
1. Wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei Ausschreibungen (§ 298 StGB) | 37 | ||
2. Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr (§ 299 StGB) | 38 | ||
3. Zusammenfassung | 39 | ||
VII. Das Rechtsgut der Vertragsfreiheit beim Wucher (§ 291 StGB) | 39 | ||
VIII. Zusammenfassung | 39 | ||
2. Kapitel: Die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff im Umweltstrafrecht | 40 | ||
I. Die ökologisch-anthropozentrische Rechtsgutskonzeption | 40 | ||
II. Die anthropozentrische Rechtsgutskonzeption | 41 | ||
III. Die ökozentrische Rechtsgutskonzeption | 42 | ||
IV. Die administrative Rechtsgutskonzeption | 43 | ||
V. Zusammenfassung | 45 | ||
3. Kapitel: Die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff im Straßenverkehrsstrafrecht | 45 | ||
I. Gefährdung des Straßenverkehrs (§ 315c StGB) | 46 | ||
1. Schrifttum | 46 | ||
2. Rechtsprechung | 47 | ||
II. Trunkenheit im Verkehr (§ 316 StGB) | 47 | ||
III. Räuberischer Angriff auf Kraftfahrer (§ 316a StGB) | 48 | ||
1. Schrifttum | 48 | ||
2. Rechtsprechung | 49 | ||
IV. Zusammenfassung | 50 | ||
4. Kapitel: Die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff im Bereich der Straftatbestände zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität | 50 | ||
I. Bildung krimineller Vereinigungen (§ 129 StGB) | 50 | ||
1. Schrifttum | 50 | ||
2. Rechtsprechung | 51 | ||
3. Zusammenfassung | 53 | ||
II. Geldwäsche (§ 261 StGB) | 53 | ||
III. Zusammenfassung | 55 | ||
2. Teil: Auseinandersetzung mit dem Schrifttum zur Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff | 56 | ||
1. Kapitel: Ursachen der Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff nach dem Schrifttum | 56 | ||
I. Ursache der Konstituierung überindividueller Rechtsgüter im Wirtschaftsstrafrecht | 56 | ||
II. Ursache der Konstituierung überindividueller Rechtsgüter im Umweltstrafrecht | 57 | ||
III. Ursachen der Konstituierung überindividueller Rechtsgüter im Straßenverkehrsstrafrecht und im Bereich der Straftatbestände zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität | 58 | ||
1. Vorverlagerung des strafrechtlichen Schutzes von Individualrechtsgütern | 58 | ||
2. Strafrahmendiskrepanzen | 59 | ||
IV. Zusammenfassung | 61 | ||
2. Kapitel: Die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff und systemtranszendenter Rechtsgutsbegriff | 62 | ||
I. Auffassungen der Anhänger eines systemtranszendenten Rechtsgutsbegriffs zur Entmaterialisierungstendenz | 62 | ||
1. Die reduktionistische Auffassung von Hassemer | 62 | ||
2. Die reduktionistische Auffassung des 12. Strafverteidigertages 1988 | 64 | ||
3. Zusammenfassung | 65 | ||
II. Auseinandersetzung mit den Anhängern eines systemtranszendenten Rechtsgutsbegriffs | 65 | ||
1. Ausgangspunkt der Reduktionisten – Beschränkung auf aktuelle Strafgesetzgebung | 65 | ||
2. Historische Gründe in der Auseinandersetzung mit der Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff | 68 | ||
a) Historische Parallelen aus dem Nebenstrafrecht | 69 | ||
b) Übergang von der Rechtsverletzungs- zur Rechtsgutsverletzungstheorie | 70 | ||
c) Zusammenfassung | 73 | ||
3. Universalrechtsgüter des modernen Strafrechts und systemtranszendenter Rechtsgutsbegriff einer personalen Rechtsgutslehre | 74 | ||
a) Zur Konstitution eines systemtranszendenten Rechtsgutsbegriffs bei Hassemer | 74 | ||
b) Vereinbarkeit der Universalrechtsgüter des modernen Strafrechts mit dem Rechtsgutsbegriff einer personalen Rechtsgutslehre | 76 | ||
4. Vorfeldschutz von Individualrechtsgütern und personale Rechtsgutslehre | 78 | ||
5. Zur Kritik am speziell strafrechtlichen Rechtsgutsbegriff | 78 | ||
III. Zusammenfassung | 80 | ||
3. Kapitel: Die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff und das Verfassungsrecht | 81 | ||
I. Auffassungen im Schrifttum zum Einfluß des Verfassungsrechts auf Strafrecht und Rechtsgutsbegriff | 81 | ||
1. Die Auffassung von Paulduro | 81 | ||
2. Die Auffassung von Lagodny | 82 | ||
3. Die Auffassung von Appel | 84 | ||
4. Die Auffassung von Stächelin | 85 | ||
II. Auseinandersetzung mit verfassungsrechtlichen Vorgaben für Strafrecht und Rechtsgutsbegriff im Hinblick auf die Entmaterialisierungstendenz | 86 | ||
III. Zusammenfassung | 94 | ||
4. Kapitel: Die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff und seine Relativierung | 94 | ||
I. Die Auffassung von Kindhäuser | 94 | ||
II. Die Auffassung von Stratenwerth | 99 | ||
5. Kapitel: Die Entmaterialisierungstendenz beim Rechtsgutsbegriff und positivrechtlicher Rechtsgutsbegriff | 104 | ||
I. Das Rechtsgut als positivrechtlicher Begriff | 104 | ||
II. Die Rationalisierungsfunktion des positivrechtlichen Rechtsgutsbegriffs | 106 | ||
1. Die Rationalisierungsfunktion des positivrechtlichen Rechtsgutsbegriffs auf der Ebene der Verhaltensnorm für das Verhältnis von Verletzungs- und Gefährdungsdelikten | 107 | ||
a) Sicherheit des Straßenverkehrs und Deliktsnatur der Straßenverkehrsdelikte | 109 | ||
b) Relativierung des Rechtsgutsbegriffs bei Kindhäuser und Deliktsnatur abstrakter Gefährdungsdelikte | 111 | ||
c) Relativierung des Rechtsgutsbegriffs bei Stratenwerth und das Verhältnis von Verletzungs- und Gefährdungsdelikten | 114 | ||
d) Zusammenfassung | 115 | ||
2. Die Rationalisierungsfunktion des positivrechtlichen Rechtsgutsbegriffs auf der Ebene der Sanktionsnorm | 115 | ||
III. Zusammenfassung | 118 | ||
3. Teil: Überindividuelle Rechtsgüter in den einzelnen Bereichen des Strafrechts und positivrechtlicher Rechtsgutsbegriff | 119 | ||
1. Kapitel: Überindividuelle Rechtsgüter im Wirtschaftsstrafrecht | 119 | ||
I. Argumente für die Rechtsgutsfrage aus Wortlaut und Systematik der Tatbestände des Wirtschaftsstrafrechts | 119 | ||
II. Die Tatbestände des Wirtschaftsstrafrechts als abstrakte Gefährdungsdelikte und positivrechtlicher Rechtsgutsbegriff | 124 | ||
1. Rechtsgutsbestimmung bei abstrakten Gefährdungsdelikten | 124 | ||
2. Abstrakte Gefährdung der Wirtschaftsinstitutionen durch die einzelne Wirtschaftsstraftat | 125 | ||
3. Immaterielle Auswirkungen der einzelnen Wirtschaftsstraftat im Rahmen der Rechtsgutsbestimmung | 130 | ||
4. Abstrakte Gefährdung der Wirtschaftsinstitutionen durch das Zusammenwirken einer Vielzahl von Wirtschaftsstraftaten | 132 | ||
III. Zusammenfassung der Auseinandersetzung mit den Wirtschaftsinstitutionen als Rechtsgüter des Wirtschaftsstrafrechts | 136 | ||
IV. Legitimität der Tatbestände des Wirtschaftsstrafrechts als reine Vermögensdelikte | 136 | ||
1. Einwand von der Illegitimität des Pönalisierens abstrakter Vermögensgefährdungen | 137 | ||
2. Die Derivate des Betrugstatbestands als reine Vermögensdelikte | 138 | ||
V. Zusammenfassung | 142 | ||
2. Kapitel: Überindividuelle Rechtsgüter im Umweltstrafrecht | 143 | ||
I. Die ökozentrische Rechtsgutskonzeption | 143 | ||
II. Die administrative Rechtsgutskonzeption | 146 | ||
1. Administrative Rechtsgutskonzeption und Pönalisierung bloßen Verwaltungsungehorsams | 146 | ||
2. Administrative Rechtsgutskonzeption und materielle Genehmigungsfähigkeit ungenehmigten Verhaltens | 149 | ||
3. Zusammenfassung | 153 | ||
III. Die ökologisch-anthropozentrische Rechtsgutskonzeption und Auseinandersetzung mit der anthropozentrischen Rechtsgutskonzeption | 153 | ||
IV. Zusammenfassung | 158 | ||
3. Kapitel: Überindividuelle Rechtsgüter im Straßenverkehrsstrafrecht | 158 | ||
I. Der Tatbestand der Straßenverkehrsgefährdung (§ 315c StGB) | 159 | ||
II. Der Tatbestand des räuberischen Angriffs auf Kraftfahrer (§ 316a StGB) | 161 | ||
1. Der Tatbestand des räuberischen Angriffs auf Kraftfahrer als Delikt gegen die Sicherheit und Funktionsfähigkeit des Straßenverkehrs | 161 | ||
2. Der Tatbestand des räuberischen Angriffs auf Kraftfahrer als raubähnliches Sonderdelikt | 163 | ||
4. Kapitel: Überindividuelle Rechtsgüter im Bereich der Straftatbestände zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität | 165 | ||
I. Die Straftatbestände zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität als Delikte gegen die innere öffentliche Sicherheit | 165 | ||
II. Der Tatbestand der Bildung einer kriminellen Vereinigung (§ 129 StGB) als Delikt des vorverlagerten Rechtsgüterschutzes | 167 | ||
Zusammenfassung | 170 | ||
Literaturverzeichnis | 173 | ||
Sachwortverzeichnis | 189 |