Die Einordnung des Gemeinschaftsrechts in die französische Rechtsordnung
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Die Einordnung des Gemeinschaftsrechts in die französische Rechtsordnung
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 42
(1997)
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Abstract
Der Vorrang des Gemeinschaftsrechts, seine Begründung wie seine Grenzen, stehen nach wie vor im Zentrum der deutschen rechtswissenschaftlichen Diskussion. Mit der vorliegenden Arbeit soll diese Diskussion sozusagen »von außen« befruchtet werden. Der Autor geht der Frage nach, wie die französische Rechtsordnung die Integration des Gemeinschaftsrechts in ihre nationalen Strukturen bewältigt hat. Nach einer kurzen Darstellung der Anforderungen des Gemeinschaftsrechts und des von der französischen Rechtsordnung gesetzten Rahmens erörtert Gundel die der Integration von der französischen Verfassung gesetzten Grenzen; angesichts mehrfacher Verfassungsänderungen zur Überwindung dieser Schranken stellt sich dabei auch in Frankreich die Frage nach einem änderungsfesten Verfassungskern. Anders als in Deutschland wird das Gemeinschaftsrecht als völkerrechtlicher Vertrag ohne besonderen Status behandelt. Die Ausgestaltung der gerichtlichen Kontrolle in Frankreich führt aber trotz des umfassenden materiell-rechtlichen Vorranganspruchs der Verfassung zu gemeinschaftsrechtskonformen Ergebnissen; auch die Durchsetzung gegenüber nationalen Gesetzen ist heute gesichert. Der Verfasser referiert nicht nur die französischen Lösungswege, sondern steuert auch eigene Vorschläge bei zu einer möglichst lückenlosen Verschränkung beider Rechtsordnungen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 23 | ||
Kapitel 1: Der Durchsetzungsanspruch des Gemeinschaftsrechts: Vorrang und unmittelbare Anwendbarkeit | 27 | ||
A. Vorrang und unmittelbare Anwendbarkeit | 27 | ||
I. Vorrang vor innerstaatlichem Recht der Mitgliedstaaten | 27 | ||
1. Der Grundsatz des Vorrangs | 27 | ||
2. Vorrang auch vor nationalem Verfassungsrecht | 28 | ||
a) Die Rechtsprechung des EuGH | 28 | ||
aa) Grundsätzliche Unbeachtlichkeit auch nationalen Verfassungsrechts | 28 | ||
bb) Inhaltliche Übernahme der betroffenen Rechtssätze in den Bestand des Gemeinschaftsrechts: Der Weg über die allgemeinen Rechtsgrundsätze | 29 | ||
b) Abweichende Lösungsansätze in der Literatur | 30 | ||
aa) Neuere Ansätze: Berücksichtigung jedenfalls “grundlegender” nationaler Verfassungsnormen einzelner Mitgliedstaaten? | 31 | ||
bb) Einwände | 31 | ||
α) Einwände gegen das Ergebnis | 32 | ||
β) Einwände gegen die dogmatischen Implikationen | 33 | ||
c) Möglichkeiten systemkonformer Berücksichtigung einzelstaatlichen Verfassungsrechts | 35 | ||
3. Vorrang auch vor anderen völkerrechtlichen Verträgen der Mitgliedstaaten | 37 | ||
II. Unmittelbare Anwendbarkeit | 38 | ||
B. Die Freiheit der mitgliedstaatlichen Rechtsordnung in der Herleitung des Vorrangs aus dem nationalen Verfassungsrecht | 39 | ||
I. Zulässigkeit der Begründung aus der nationalen Rechtsordnung | 39 | ||
II. Anforderungen an die nationale Begründung | 40 | ||
Kapitel 2: Die Stellung des Gemeinschaftsrechts in der französischen Rechtsordnung | 43 | ||
A. Der Rang des Völkerrechts in der französischen Rechtsordnung: Überblick über den Normenbestand | 43 | ||
I. Die Lage bei Abschluß der Gründungsverträge: Die 4. Republik | 44 | ||
1. Die Stellung des völkerrechtlichen Vertrages in der Normenhierarchie der 4. Republik | 45 | ||
a) Innerstaatliche Anwendbarkeit | 45 | ||
aa) Innerstaatliche Anwendbarkeit des Vertrages | 45 | ||
bb) Innerstaatliche Anwendbarkeit von Sekundärrecht | 47 | ||
b) Der Rang des Vertrages in der innerstaalichen Rechtsordnung | 48 | ||
aa) Im Verhältnis zur Verfassung | 49 | ||
bb) Im Verhältnis zum Gesetz | 50 | ||
2. Die prozessuale Durchsetzbarkeit des Rangs | 50 | ||
a) Im Verhältnis zwischen Vertrag und Verfassung | 50 | ||
b) Im Verhältnis zwischen Vertrag und Gesetz | 51 | ||
II. Die 5. Republik | 54 | ||
1. Das materielle Recht | 55 | ||
a) Das Verhältnis zwischen Vertrag und Verfassung | 55 | ||
b) Das Verhältnis zwischen Vertrag und Gesetz | 56 | ||
2. Die prozessuale Durchsetzung des Rangs | 56 | ||
a) Im Verhältnis zwischen Vertrag und Verfassung | 57 | ||
aa) Die neuen Kontrollmechanismen | 57 | ||
α) Die präventive Kontrolle des Vertrages auf dem Weg über Art. 54 der Verfassung | 57 | ||
β) Die präventive Kontrolle auf dem Weg über das Zustimmungsgesetz gemäß Art. 61 Abs. 2 der Verfassung | 58 | ||
bb) Die Grenzen der Kontrolle | 59 | ||
b) Im Verhältnis zwischen Vertrag und Gesetz | 60 | ||
B. Neue Entwicklungen: Ansätze einer verfassungsrechtlichen Sonderstellung des Gemeinschaftsrechts und Vollendung des nationalen Rechsschutzsystems | 62 | ||
I. Ein gesonderter Status der europäischen Integration auf Verfassungsebene | 62 | ||
1. Materiellrechtliche Klärungen zur Verfassungsmäßigkeit der Integration: Art. 88-1 bis -4 n.F. der Verfassung | 62 | ||
2. Die Verfassungsänderung zugunsten des Schengener Abkommens | 63 | ||
II. Die Annäherung von materiellem Recht und prozessualen Durchsetzungsmöglichkeiten | 64 | ||
1. Vervollständigung des nationalen Rechtsschutzsystems durch Einführung einer nachträglichen Verfassungskontrolle? | 64 | ||
2. Klärung der Durchsetzung des Vertrages gegenüber nachfolgenden Gesetzen | 65 | ||
III. Offene Fragen | 66 | ||
Kapitel 3: Die verfassungsrechtlichen Grenzen der europäischen Integration | 70 | ||
A. Die materielle Rechtslage | 70 | ||
I. Vorrang der Verfassung | 70 | ||
1. Begründung des Vorrangs | 70 | ||
a) Die monistische Deutung der Verfassung | 71 | ||
b) Vorrang des nationalen (Verfassungs-)rechts | 72 | ||
c) Ein prozessual-materielles Mischmodell: Die Vorrang-Frage bleibt unentschieden | 73 | ||
d) Ein Sonderstatus für supranationale Gemeinschaften? – Absatz 15 der Präambel von 1946 | 75 | ||
2. Die Reichweite des Vorrangs der Verfassung: Der “bloc de constitutionnalité” | 76 | ||
a) Grundsätzliches und Begriffe | 76 | ||
b) Die Reichweite des Vorrangs der Verfassung | 79 | ||
aa) Der (gesamte) Text der Verfassung von 1958 | 79 | ||
bb) Die Geltung der anderen Bestandteile des “bloc de constitutionnalité” | 79 | ||
α) Die Brücke über die Präambel der Verfassung von 1958 | 79 | ||
β) Grundsätzliche Geltung als verbindliche Rechtsnormen von Verfassungsrang | 80 | ||
γ) Reichweite des Verweises | 83 | ||
cc) Die weiteren Normgruppen des “bloc de constitutionnalité” im Einzelnen | 84 | ||
α) Die Menschenrechtserklärung von 1789 | 84 | ||
β) Die “principes particulièrement nécessaires à notre temps” | 85 | ||
γ) Die “principes fondamentaux reconnus par les lois de la République” | 86 | ||
δ) Weitere unbenannte Bestandteile? | 91 | ||
ε) Das Verhältnis der Komponenten des “bloc de constitutionnalité” zueinander | 93 | ||
c) Normenkategorien außerhalb des “bloc de constitutionnalité” | 94 | ||
aa) Die Stellung des Loi organique | 94 | ||
α) Begriff und Rang des Loi organique in der innerstaatlichen Rechtsordnung | 94 | ||
β) Teilnahme der Loi organique am Vorrang der Verfassung gegenüber dem Gemeinschaftsrecht? | 97 | ||
bb) Der Rang des Loi référendaire: Die Volksgesetzgebung gemäß Art. 11 der Verfassung | 100 | ||
cc) Notstandsmaßnahmen des Präsidenten gemäß Art. 16 der Verfassung | 104 | ||
dd) Das Gemeinschaftsrecht selbst im “bloc de constitutionnalité”? | 105 | ||
α) Die Bedeutung der Frage | 105 | ||
β) Die Haltung des Conseil constitutionnel | 106 | ||
γ) Änderung durch die Geschehnisse im Rahmen der Ratifikation des Unionsvertrags? | 106 | ||
II. Ermittlung der verfassungsrechtlichen Schranken der Integration | 110 | ||
1. Die Verteidigung der nationalen Souveränität als Leitmotiv in der Rechtsprechung des Conseil constitutionnel | 110 | ||
a) Die “ältere Linie” der Rechtsprechung: Bis zur Entscheidung über den Unionsvertrag | 111 | ||
aa) Die “Wahrung der wesentlichen Bedingungen der Ausübung der nationalen Souveränität” als Maßstab: Die Eigenmittel-Entscheidung vom 19.6.1970 | 111 | ||
bb) Die Verfassung als “Fessel des Integrationsfortschritts” – Die Unterscheidung von erlaubter “limitation” und verbotenem “transfert de souveraineté” durch die Direktwahl-Entscheidung vom 29.–30.12.1976 | 114 | ||
cc) Ankündigung einer Neuorientierung? Die Entscheidung zum 6. EMRK-Zusatzprotokoll (Verbot der Todesstrafe) vom 22.5.1985 | 122 | ||
dd) Die “fehlende” Entscheidung: transfert de souveraineté und Einheitliche Europäische Akte | 126 | ||
ee) Ein letzter Aufschub: Die erste Schengen-Entscheidung des Conseil constitutionnel | 128 | ||
b) Die Neuorientierung der Rechtsprechung durch die erste Maastricht-Entscheidung vom 9.4.1992: Rückkehr zum Maßstab der “conditions essentielles” | 130 | ||
2. Beeinträchtigung innerstaatlicher Strukturen durch die europäische Integration | 134 | ||
a) Die verfassungsrechtliche Stellung des Parlaments | 135 | ||
aa) Integrationsfestigkeit der Parlamentskompetenzen? | 137 | ||
bb) Eine pragmatische Alternative zur Integrationssperre: Die innerstaatliche Kontrolle der nationalen Position im Rechtsetzungsprozeß der Gemeinschaft | 141 | ||
α) Verfassungsrechtliche Hürden der parlamentarischen Kontrolle | 142 | ||
β) Die 1. Phase des Ausgleichs: Die Einrichtung der Informationsausschüsse (délégations pour les communautés européennes) | 145 | ||
γ) Die 2. Phase des Ausgleichs: Der neue Art. 88-4 der Verfassung und “die Rückkehr der Parlamentsresolutionen” | 148 | ||
b) Die innerstaatliche Stellung der Regierung | 152 | ||
c) Die Unteilbarkeit der Republik: Gefährdung des unitarischen Einheitsstaates durch die europäische Integration? | 155 | ||
3. Grundrechtsschutz | 157 | ||
a) Bedeutung des Problems | 157 | ||
b) Die Rechtsprechung des Conseil constitutionnel | 160 | ||
aa) Allgemein zum Grundrechsschutz gegenüber völkerrechtlichen Verträgen | 160 | ||
bb) Insbesondere: Der Grundrechtsschutz gegen Sekundärrecht | 161 | ||
c) Fazit | 163 | ||
4. Synthese | 164 | ||
III. Die Überwindung erkannter verfassungsrechtlicher Hindernisse durch den verfassungsändernden Gesetzgeber und ihre Grenzen: Die Maastricht II-Entscheidung des Conseil constitutionnel | 165 | ||
1. Präzedenzfälle: Verfassungsänderungen in Frankreich | 165 | ||
a) Das Verfahren der Verfassungsänderung | 165 | ||
b) Die Verfassungsänderung als Antwort auf verfassungsgerichtliche Erkenntnisse? | 168 | ||
2. Verfassungsrechtliche Schranken der Verfassungsänderung? | 172 | ||
a) Die traditionelle Lehre: Umfassende Verfügbarkeit der Verfassungsinhalte | 172 | ||
b) Die neuere Auffassung: Existenz eines änderungsfesten Verfassungskerns | 175 | ||
aa) Dogmatische Begründung | 175 | ||
bb) Ein Präzedenzfall in der französischen Rechtsordnung: Das Verfassungsgesetz vom 3.6.1958 | 176 | ||
3. Die Position des Conseil constitutionnel: Die Maastricht II-Entscheidung vom 2.9.1992 | 178 | ||
a) Fehlen ungeschriebener, aber Verbindlichkeit der geschriebenen Schranken | 180 | ||
b) Die Bestimmung der geschriebenen Schranken | 182 | ||
4. Ausbruch aus der Gemeinschaft durch Verfassungsänderung | 184 | ||
B. Die prozessuale Durchsetzung des Vorrangs der Verfassung | 185 | ||
I. Die Durchsetzung durch den Conseil constitutionnel | 185 | ||
1. Der Grundsatz: Präventive Direkt(= Prinzipal-)kontrolle der Verträge durch den Conseil constitutionnel | 185 | ||
a) Die unmittelbare Kontrolle auf dem Weg über Art. 54 der Verfassung | 185 | ||
aa) Befugnis zur Anrufung des Conseil constitutionnel | 186 | ||
bb) Gegenstand der Kontrolle | 187 | ||
b) Die Kontrolle auf dem Weg über das Zustimmungsgesetz gemäß Art. 61 Absatz 2 der Verfassung | 188 | ||
aa) Befugnis zur Anrufung des Conseil constitutionnel | 188 | ||
bb) Gegenstand der Kontrolle | 189 | ||
2. Die Konsequenz aus der Beschränkung auf die präventive Kontrolle: Ausschluß auch indirekt-inzidenter nachträglicher Kontrolle | 191 | ||
a) Unantastbarkeit des Vertrages | 192 | ||
b) Unantastbarkeit auch des Sekundärrechts | 193 | ||
aa) Kontrolle der Verfassungsmäßigkeit | 193 | ||
α) Hinsichtlich EG-Verordnungen | 194 | ||
β) Hinsichtlich EG-Richtlinien | 195 | ||
bb) Kontrolle der Vertragsmäßigkeit des Sekundärrechts | 199 | ||
c) Unantastbarkeit von EuGH-Entscheidungen | 201 | ||
d) Grenzen der Unantastbarkeit: Der écran transparent | 204 | ||
aa) Nationales Umsetzungsverfahren | 204 | ||
bb) Die Kontrolle der Ausfüllung inhaltlicher Spielräume durch den nationalen Gesetzgeber | 205 | ||
e) Die Bestimmung der Grenzen – Klärung von Zweifeln um die Reichweite des “écran communautaire” vor dem Conseil constitutionnel | 208 | ||
3. Erweiterung der Kontrolle durch die Rechtsprechung des Conseil constitutionnel: Die exception durch Richterrecht | 212 | ||
a) Die nachträgliche Kontrolle bestehender Gesetze aus Anlaß der Prüfung von Änderungsgesetzen | 213 | ||
aa) Die Entwicklung der Rechtsprechung | 213 | ||
bb) Die Auswirkungen der nachträglichen Überprüfung auf das bereits verkündete Gesetz | 218 | ||
b) Ausdehnung der nachträglichen Kontrolle auf völkerrechtliche Verträge? | 220 | ||
aa) Problemstellung | 220 | ||
bb) Die Stellungnahme des Conseil constitutionnel | 222 | ||
α) Die Maastricht I-Entscheidung vom 9.4.1992 | 222 | ||
β) Die Entscheidung vom 13.8.1993: Maîtrise de l’immigration | 224 | ||
4. Erweiterung der Kontrolle durch den verfassungsändernden Gesetzgeber: Die exception d’inconstitutionnalité | 227 | ||
a) Der interne Kontext | 227 | ||
aa) Begriffe | 229 | ||
bb) Die Diskussion um Notwendigkeit und Wünschbarkeit der Reform im internen Recht | 230 | ||
α) Die Schwächen des Status quo | 231 | ||
β) Gegenargumente | 235 | ||
cc) Konturen der Reform | 240 | ||
dd) Schicksal der Initiativen | 244 | ||
b) Auswirkungen auf den Status des Gemeinschaftsrechts in der französischen Rechtsordnung | 246 | ||
aa) Das Problem: Die Konfrontation zwischen Verfassung und Vertrag wird aktuell | 246 | ||
bb) Mögliche (gemeinschaftsrechtskonforme) Lösungen | 248 | ||
α) Auf prozessualer Ebene | 248 | ||
β) Auf materiellrechtlicher Ebene: Das Potential des neuen Art. 88-1 der Verfassung | 249 | ||
5. Erweiterung der Kontrolle durch den verfassungsändernden Gesetzgeber: Einrichtung spezieller Mechanismen zur Kontrolle des Sekundärrechts durch den Conseil constitutionnel? | 252 | ||
II. Die Durchsetzung des Vorrangs der Verfassung durch die Fachgerichte | 256 | ||
1. Ausschluß der direkten Kontrolle | 256 | ||
a) Die traditionelle Rechtsprechung | 256 | ||
b) Perspektiven einer Kontrolle der formellen Verfassungsmäßigkeit des Vertragsschlusses | 262 | ||
2. Auschluß auch inzidenter Kontrolle | 266 | ||
a) Das Abstimmungsverhalten der französischen Vertreter im Rat | 266 | ||
b) Nationale Ausführungsverordnungen vor dem Conseil d’Etat: Der traité-écran | 267 | ||
aa) Beschränkung der Kontrolle durch Gemeinschaftsrecht | 268 | ||
bb) Verbleibende Kontrollspielräume bei der indirekten Kontrolle | 270 | ||
cc) Nationale Grenzen der vom Gemeinschaftsrecht belassenen Spielräume | 271 | ||
3. Eine offene Flanke: Abweichendes und zugleich jüngeres Verfassungsrecht | 272 | ||
4. Gemeinschaftsrechtswidriges Sekundärrecht vor den Fachgerichten | 273 | ||
a) Der Regelfall: Eine problemlose Zusammenarbeit mit dem EuGH | 273 | ||
b) Ein Ausnahmefall: Der Konflikt um die temporale Wirkung der Nichtigkeitsentscheidungen des EuGH | 276 | ||
III. Zusammenfassung | 280 | ||
Kapitel 4: Der Vorrang des Gemeinschaftsrechts gegenüber nationalen Gesetzen | 282 | ||
A. Der materiellrechtliche Vorrang des Gemeinschaftsrechts | 282 | ||
I. Begründung und Wirkung des Vorrangs | 282 | ||
1. Begründung | 282 | ||
2. Wirkung | 283 | ||
II. Reichweite des Vorrangs | 285 | ||
1. Auf nationaler Seite | 285 | ||
2. Auf der Seite des Gemeinschaftsrechts | 285 | ||
III. (Nationale) Bedingungen des Vorrangs | 286 | ||
1. Ordnungsgemäßer Abschluß | 287 | ||
2. Veröffentlichung | 287 | ||
3. Gegenseitigkeit der Anwendung (réciprocité dans l’application) | 287 | ||
a) Grundsätzliches | 287 | ||
b) Anwendung des Gegenseitigkeitsvorbehalts auf das Gemeinschaftsrecht? | 290 | ||
aa) Ausschluß des Vorbehalts aufgrund der Eigenständigkeit des Gemeinschaftsrechts? | 290 | ||
bb) Flexibler Charakter des Art. 55? | 291 | ||
cc) Die Wahl der Rechtsprechung | 292 | ||
α) Der Conseil constitutionnel | 292 | ||
β) Die Cour de cassation als Haupt der ordentlichen Gerichtsbarkeit | 293 | ||
γ) Der Conseil d’Etat als Haupt der Verwaltungsgerichtsbarkeit | 294 | ||
B. Die prozessuale Durchsetzung des Vorrangs | 295 | ||
I. Die möglichen Argumentationslinien | 295 | ||
1. Die Argumente gegen die Kontrolle der Vertragskonformität durch die Fachgerichte | 295 | ||
a) Argumente aus der (vorkonstitutionellen) Verfassungstradition | 296 | ||
aa) Die séparation des pouvoirs | 297 | ||
bb) Die Souveränität des Gesetzgebers (Souveraineté de la loi) | 299 | ||
b) Argumente aus der Systematik der Verfassung von 1958 | 300 | ||
2. Argumente zugunsten einer Kontrolle durch die Fachgerichte | 304 | ||
a) Aus der Eigenständigkeit des Gemeinschaftsrechts? | 304 | ||
b) Aus Art. 55 der Verfassung | 305 | ||
aa) Art. 55 der Verfassung als Kollisionsnorm zwischen Vertrag und Gesetz | 305 | ||
bb) Art. 55 als implizite Ermächtigung (Habilitation implicite) der Fachgerichte zur Kontrolle der (indirekten) Verfassungsmäßigkeit? | 307 | ||
3. Klärung durch den Gesetzgeber? | 309 | ||
II. Die Entwicklung der Rechtsprechung | 310 | ||
1. Die Rechtsprechung des Conseil constitutionnel | 310 | ||
a) Ausschluß des Vertrags als Prüfungsmaßstab im Rahmen der Kontrolle der Verfassungsmäßigkeit der Gesetze | 311 | ||
aa) Die Verweigerung des Abgleichs zwischen Vertrag und Gesetz | 311 | ||
α) Die Grundsatzentscheidung vom 15.1.1975 | 311 | ||
β) Änderung der Lage durch die Verfassungsänderung im Rahmen der Ratifikation des Unionsvertrages (Art. 88-1 ff der Verfassung)? | 315 | ||
bb) Verbleibende Kontrollzuständigkeiten des Conseil constitutionnel in seiner Eigenschaft als Verfassungsgericht | 317 | ||
α) Sanktionierung “unmittelbarer” Verletzungen von Art. 55 der Verfassung | 318 | ||
β) Ausdehnung der Kontrolle des Conseil constitutionnel auf weitere Konstellationen? | 319 | ||
b) Betonung der Verbindlichkeit des Art. 55 für alle (anderen) Staatsorgane | 321 | ||
aa) Aufforderung zur Beachtung an Legislative und Exekutive | 321 | ||
bb) Aufforderung zur Durchsetzung des Vorrangs der Verträge an die Fachgerichte | 324 | ||
α) Verbale Aufforderungen an die Fachgerichte | 325 | ||
β) Das eigene Beispiel: Der Conseil constitutionnel als Fachgericht | 329 | ||
c) Zusammenfassung: Das System des Conseil constitutionnel | 332 | ||
aa) Die eigene Funktion | 332 | ||
bb) Die Aufgabe der Fachgerichte | 333 | ||
cc) Verbindlichkeit der Sicht des Conseil constitutionnel für die Fachgerichte? | 334 | ||
2. Die Haltung der ordentlichen Gerichte unter Führung der Cour de cassation | 337 | ||
a) Die Durchsetzung des Vorrangs | 337 | ||
b) Die Begründung des Vorrangs aus der Sicht der Cour de cassation | 340 | ||
c) Die Durchsetzung des Vorrangs auch in “kritischen” (= finanzwirksamen) Fällen | 344 | ||
3. Die Haltung des Conseil d’Etat | 349 | ||
a) Der faktische Ausschluß des Vorrangs gegenüber nachfolgenden Gesetzen: Die “Jurisprudence des Semoules” | 351 | ||
aa) Die Entscheidung vom 1.3.1968 | 351 | ||
bb) Erklärungsansätze | 354 | ||
b) Beharren auf der Unantastbarkeit der Lex posterior | 360 | ||
c) Eine Pattsituation | 364 | ||
aa) Grundsätzliche Lösungsversuche des Gesetzgebers | 365 | ||
bb) Teil-“Lösungen” durch gesetzliche Verlagerung der gerichtlichen Zuständigkeiten | 367 | ||
d) Die neue Rechtsprechung des Conseil d’Etat | 370 | ||
aa) Der Durchbruch: Die Nicolo-Entscheidung vom 20.10.1989 | 371 | ||
bb) Anwendung auch auf andere völkerrechtliche Verträge: Insbesondere die EMRK | 375 | ||
cc) Anwendung auf das Sekundärrecht | 378 | ||
dd) Anwendung auf alle Rechtsakte im Gesetzesrang? | 381 | ||
e) Folgefragen | 382 | ||
aa) Umfassende Auslegungszuständigkeit der Gerichte: Die GISTI-Entscheidung vom 29.6.1990 | 382 | ||
bb) Kontrolldichte | 383 | ||
cc) Staatshaftung für gemeinschaftsrechtswidrige Gesetzgebung | 386 | ||
dd) Verwerfungskompetenz der Verwaltung | 391 | ||
ee) Ergebnis zu den Folgefragen | 392 | ||
4. Zusammenfassung | 393 | ||
Kapitel 5: Der Vorrang des Gemeinschaftsrechts gegenüber nationalen Rechtsakten im Rang unter dem Gesetz (actes infralégislatifs) | 395 | ||
A. Der materiellrechtliche Vorrang des Gemeinschaftsrechts | 395 | ||
I. Grundsatz und Wirkung | 395 | ||
1. Der Vorrang im Grundsatz | 395 | ||
2. Die Wirkung des Vorrangs | 396 | ||
II. Reichweite | 396 | ||
B. Die prozessuale Durchsetzung des Vorrangs | 399 | ||
I. Durch den Conseil constitutionnel | 399 | ||
II. Durch die Cour de cassation als Haupt der ordentlichen Gerichtsbarkeit | 399 | ||
1. Beschränkung durch die Vorfragenkompetenz der Verwaltungsgerichtsbarkeit? | 399 | ||
2. Beschränkung durch Vorabentscheidungssysteme innerhalb der ordentlichen Gerichtsbarkeit? | 406 | ||
III. Durch den Conseil d’Etat als Haupt der Verwaltungsgerichtsbarkeit | 406 | ||
1. Beschränkungen der Kontrolle | 407 | ||
a) Der écran législatif | 407 | ||
aa) Der écran opaque: Vollständige Abschirmung des Verwaltungshandelns | 408 | ||
bb) Der écran transparent: Inhaltskontrolle der Verordnung trotz gesetzlicher Zuständigkeitszuweisung | 409 | ||
cc) Das Ende des écran législatif | 411 | ||
b) Der acte de gouvernement | 412 | ||
c) Innerdienstliche Maßnahmen (mesures d’ordre intérieur) | 415 | ||
d) Vorfragenzuständigkeit der ordentlichen Gerichte | 416 | ||
e) Ergebnis | 418 | ||
2. Prozessuale Wege der Durchsetzung des Vorrangs vor den Verwaltungsgerichten | 418 | ||
a) Actes réglementaires | 419 | ||
aa) Die Prinzipalkontrolle auch nach Eintritt der Bestandskraft | 420 | ||
bb) Der “Einwand der Rechtswidrigkeit”: Inzidentkontrolle der Rechtsgrundlage durch die exception d’illégalité | 423 | ||
b) Actes individuels | 425 | ||
3. Effektivität des Rechtsschutzes gegen gemeinschaftsrechtswidrige Verwaltungsentscheidungen | 426 | ||
a) Intensität des Rechtsschutzes: Die Kontrolldichte | 426 | ||
b) Effektivität der Durchsetzung | 428 | ||
aa) Durchsetzung durch Verpflichtungsurteile | 428 | ||
bb) Vorläufiger Rechtsschutz | 430 | ||
c) Ergebnis | 431 | ||
4. Exkurs: Die Richtlinie vor dem Conseil d’Etat | 431 | ||
a) Richtlinie vs. nationalen Rechtsakt mit Verordnungscharaker (acte administratif réglementaire) | 433 | ||
b) Richtlinie vs. nationale Einzelfallregelung: Der Umweg über die exception d’illégalité | 438 | ||
c) Schadenersatz für die Nicht-Umsetzung | 442 | ||
d) Bleibende Lücken zwischen den Ergebnissen von Conseil d’Etat und EuGH | 443 | ||
aa) Lücken zu Lasten des Einzelnen | 444 | ||
bb) Lücken zu Lasten der staatlichen Ordnung | 446 | ||
e) Wertender Vergleich der Konzeptionen | 446 | ||
aa) Die Konzeption des Conseil d’Etat | 447 | ||
bb) Einwände | 448 | ||
Kapitel 6: Perspektiven und offene Fragen des Rangs des Gemeinschaftsrechts in der französischen Rechtsordnung | 451 | ||
A. Folgen einer Aufnahme des Gemeinschaftsrechts in den “bloc de constitutionnalité” | 451 | ||
I. In der gegenwärtigen Lage | 452 | ||
1. Unter traditionellen Bedingungen: Fortbestand des Ausschlusses einer Verfassungskontrolle der Gesetze durch die Fachgerichte | 452 | ||
2. In Verbindung mit der Ausübung der Verfassungskontrolle der Gesetze durch die Fachgerichte | 454 | ||
II. Nach (verfassungs-)gesetzlicher Einführung der “exception d’inconstitutionnalité” | 456 | ||
B. Offene Fragen der Rangzuweisung: Vertragskonkurrenz im internen Recht | 458 | ||
I. Das Problem der Vertragskonkurrenz und generelle Lösungsansätze | 458 | ||
II. Insbesondere: Der Vertragskonflikt zwischen Gemeinschaftsrecht und EMRK vor dem nationalen Richter | 461 | ||
1. Möglichkeit sachlicher Divergenzen zwischen Gemeinschaftsrecht und EMRK | 462 | ||
2. Konkurrierende Anwendbarkeit vor dem nationalen Richter | 466 | ||
III. Die bisherigen Lösungsansätze der nationalen Rechtsprechung | 469 | ||
1. Der Conseil constitutionnel | 469 | ||
2. Die ordentliche Gerichtsbarkeit | 470 | ||
3. Der Conseil d’Etat | 474 | ||
IV. Ansätze einer gemeinschaftsrechtskonformen Lösung | 477 | ||
Zusammenfassung | 479 | ||
Entscheidungsregister | 482 | ||
Literaturverzeichnis | 516 | ||
Stichwortverzeichnis | 574 |