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Gewalt in der Frühen Neuzeit

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Ulbrich, C., Jarzebowski, C., Hohkamp, M. (Eds.) (2005). Gewalt in der Frühen Neuzeit. Beiträge zur 5. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit im VHD. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51824-1
Ulbrich, Claudia; Jarzebowski, Claudia and Hohkamp, Michaela. Gewalt in der Frühen Neuzeit: Beiträge zur 5. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit im VHD. Duncker & Humblot, 2005. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51824-1
Ulbrich, C, Jarzebowski, C, Hohkamp, M (eds.) (2005): Gewalt in der Frühen Neuzeit: Beiträge zur 5. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit im VHD, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-51824-1

Format

Gewalt in der Frühen Neuzeit

Beiträge zur 5. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit im VHD

Editors: Ulbrich, Claudia | Jarzebowski, Claudia | Hohkamp, Michaela

Historische Forschungen, Vol. 81

(2005)

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Abstract

Das Thema Gewalt wurde in der Geschichtswissenschaft lange hauptsächlich im Kontext herrschaftlicher Gewalt thematisiert. Der Umstand, dass Gewalt im Sinne des Naturrechtes als »naturrechtliche Gegebenheit« bzw. positiv-rechtlich »als historische Gewordenheit« verstanden wurde, beeinflusste maßgeblich die Forschungsfragen. Mittlerweile wurde die lange vorherrschende und prägende Frage nach den Ursachen der Gewalt abgelöst von Fragen nach den Mechanismen und Möglichkeiten, mit Gewalt umzugehen, sich Gewalt anzueignen, Gewalt auszuüben, Gewalt zu widerstehen und das Recht auf Gewalt in Frage zu stellen. Im Zuge der historischen Alltagsforschung wurde die gesellschaftliche Praxis als breites und vielschichtiges Forschungsfeld entdeckt und durch mikrohistorische Zugangsweisen erschlossen. Gewaltverhältnisse in Ehe und Familie wurden verstärkt aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive thematisiert, und die historische Kriminalitätsforschung begann, nach der sozialen Konstruiertheit »kriminellen« Handelns zu fragen. Gemeinsam ist diesen Forschungsrichtungen, dass mit der Frage nach Gewaltproduktion und Gewaltwahrnehmung auch die Menschen, die Gewalt ausübten oder erlitten, in den Blick kamen. Gewalt lässt sich vor diesem Hintergrund nicht länger als anthropologische Konstante definieren und hinnehmen. Wenn Gewalt gemacht ist, dann sind Gewalthandeln und Gewaltkonzepte veränderbar und dem historischen Wandel unterworfen und somit historisch und kulturell je spezifisch. Die Wahrnehmungen, Erfahrungen, Darstellungen und Imaginationen von Gewalt interagieren stark mit dem jeweiligen Kontext des Gewalthandelns und hängen vom Ort der Auseinandersetzung (Gericht, Kirche, Wirtshaus uvm.) ab, an dem die Frage, was als legitime bzw. nicht-legitime Gewalt anzusehen ist, verhandelt wird.

Das sind nur einige der Überlegungen und Beobachtungen, die die jüngere Geschichtswissenschaft dazu gebracht haben, neu über eine Analysekategorie Gewalt nachzudenken und dabei insbesondere bestehende Auffassungen von legitimer und nicht-legitimer Gewalt aufzugreifen und zu hinterfragen. Im vorliegenden Band wird eine breite thematische Fächerung zugunsten aktuell diskutierter Probleme (z. B. interkulturelle und zwischenstaatliche Auseinandersetzungen) durch Fragen nach dem analytischen Potential einer Kategorie Gewalt ergänzt.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhaltsverzeichnis 5
Einleitung 9
Hans Medick: Massaker in der Frühen Neuzeit. Einleitender Beitrag zu Sektion 1 15
Peter Burschel: „... es muss ja ein Unterschied sein ...“ Das Massaker von Frankenhausen 21
I. 21
II. 23
III. 28
IV. 29
Denis Crouzet: Königliche und religiöse Gewalt im Massaker der Bartholomäusnacht oder der „Wille“ Karls IX. 33
Ein Traum von Frieden unter der Oberfläche der Gewalt 33
Das Prinzip einer Monarchie im trügerischen Schein 39
Christian Büschges: Gewaltsame Kulturkontakte. Massaker in der spanischen Eroberung Mexikos 59
I. Von Cholula zur noche triste 59
II. Theorie des Massakers 60
III. Massaker im Prozess der Eroberung Mexikos 61
Das Massaker von Cholula 61
Die noche triste von Tenochtitlán 63
IV. Europäische Moderne versus indigene Tradition? 65
V. Massaker, Eroberung und Kolonialherrschaft im spanischen Amerika 69
VI. Fazit 71
Martin Krieger: Massaker und koloniale Staatsgewalt in Indien 73
I. Einleitung 73
II. Die Verdichtung britischer Territorialherrschaft in Indien 74
III. Die Verhinderung eines Massakers? – Konfliktmanagement und Kastenunruhen in Madras 1707 75
IV. Gewalt und Massaker bei wachsender Verdichtung der kolonialen Staatsgewalt 78
V. Amritsar 1919 79
VI. Schlussbetrachtung 80
Francisca Loetz: Gewalt: politische Ideale und soziale Leitbilder. Einleitender Beitrag zu Sektion 2 83
Mary Lindemann: Gewalt und Bürgerlichkeit: Hamburg und Amsterdam in vergleichender Perspektive 87
Marian Füssel: Gewalt im Zeichen der Feder. Soziale Leitbilder in akademischen Initiationsriten der Frühen Neuzeit 101
I. Einsetzungsriten 103
II. Leitbilder und Symbole 109
III. Zur akademischen Logik der Gewalt 111
André Holenstein: Frugalität und Virilität. Zur Mythisierung kriegerischer Gewalt im republikanischen Diskurs in der Schweiz des 18. Jahrhunderts 117
I. Einleitung 117
II. Die Tugend des republikanischen Bürgers – individuelle Moral und staatliche Selbstbehauptung 118
III. Die Tugend der Republikaner unter dem Druck der Globalisierung von Wirtschaft und Krieg 127
IV. Ausblick: Klassisch-republikanische Elemente in der wehrpolitischen Diskussion des Nationalstaats im 19. Jahrhundert 129
Beat Kümin: Friede, Gewalt und öffentliche Räume – Grenzziehungen im alteuropäischen Wirtshaus 131
I. Untersuchungsgegenstände 132
II. Grenzziehungen und -überschreitungen 134
III. Schlussbemerkungen 139
Horst Carl: Gewalttätigkeit und Herrschaftsverdichtung. Die Rolle und Funktion organisierter Gewalt in der Frühen Neuzeit. Einleitender Beitrag zu Sektion 3 141
Eva Kormann: Violentia, Potestas und Potential – Gewalt in Selbstzeugnissen von Nonnen und Mönchen des Dreißigjährigen Krieges 145
Maren Lorenz: Besatzung als Landesherrschaft und methodisches Problem. Wann ist Gewalt Gewalt? Physische Konflikte zwischen schwedischem Militär und Einwohnern Vorpommerns und Bremen-Verdens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts 155
Definitionsprobleme 155
Methodenprobleme 162
Besatzung als Landesherrschaft 164
Gewaltsituationen 167
Schluss 169
Markus Meumann: Herrschaft oder Tyrannis? Zur Legitimität von Gewalt bei militärischer Besetzung 173
I. Militärische Besetzung als Herrschaft 174
II. Militärische Besetzung und Gewalt 177
III. Zur Legitimität von Gewalt bei militärischer Besetzung 181
IV. Zur Begrenzung von Gewalt bei militärischer Besetzung 183
V. Herrschaft oder Tyrannis? Die Grenze zwischen legitimer und unrechtmäßiger Gewalt 185
Joachim Eibach: Institutionalisierte Gewalt im urbanen Raum: ‚Stadtfrieden‘ in Deutschland und der Schweiz zwischen bürgerlicher und obrigkeitlicher Regelung (15.–18. Jahrhundert) 189
I. Stadtfrieden als Identitätsstiftung 189
II. Bürger unter Waffen 192
III. Stadtfrieden als Aufgabe der Obrigkeit 195
IV. Legitime und illegitime Gewalt, Entritualisierung öffentlicher Konflikte 201
Winfried Schulze: Optionen und Beilegung zwischenstaatlicher Gewalt in der Frühen Neuzeit. Einleitender Beitrag zu Sektion 4 207
Georg J. Wolf: Kommunikation und Gewalt in den frühmodernen Internationalen Beziehungen: Ansätze der Forschung und Praxis Bayerns und der Kurpfalz im konfessionellen Zeitalter 209
Ausgangslage 209
‚Gewalt‘ und Staatsbildung 211
Politische Kommunikation und frühmoderne Internationale Beziehungen 213
Politische Kommunikation und staatliche Gewalt – historische Genese und politische Praxis 216
Schlussbemerkungen 225
Lothar Schilling: Gewalt als Mittel staatlicher Expansion im Urteil der Aufklärungszeit 227
I. 228
II. 229
III. 233
Heinz Duchhardt: Gewaltverhinderung als Ansatz der praktischen Politik und des politischen Denkens 237
Christoph Kampmann: Friedensstiftung von außen? Zur Problematik von Friedensvermittlung und Schiedsgerichtsbarkeit in frühneuzeitlichen Staatenkonflikten 245
I. 245
II. 247
III. 254
Ralf Pröve: Vom ius ad bellum zum ius in bello. Legitimation militärischer Gewalt in der Frühen Neuzeit 261
Peer Schmidt: Krieg und Recht in interkultureller Begegnung und Konfrontation: Mittelmeer und Atlantischer Raum in der Frühen Neuzeit. Einleitender Beitrag zu Sektion 5 271
Suraiya N. Faroqhi: Opfer der Gewalt: Einige Fälle von Mord, Raub und Bedrohung in Nordwestanatolien um 1760 275
Die Quellenfrage 276
Was gab es denn zu holen? 279
Gewaltakte gegen Frauen und Jugendliche 280
Schulden und Mord auf dem Dorfe 284
Wegelagerer 287
Zum Abschluss 288
Mark Häberlein: Recht und Gewalt in den englisch-indianischen Beziehungen im Nordamerika des 17. Jahrhunderts 291
Peer Schmidt: Krieg und Recht an den Grenzen der Christianitas: Der Zweifrontenkrieg des spanischen Imperiums gegen Muslime und Indios (16. / 17. Jahrhundert) 307
Die Opfer von Krieg und Verschleppung am Mittelmeer 308
Kriege und Kriegsgefangenschaft in der Neuen Welt 312
Kriegslegitimationen und Friedensabkommen an der nordafrikanischen und der amerikanischen Front 315
Zur Neubewertung des spanischen Kriegsmanifestes in Amerika: Der Requerimento 319
Christian Windler: Verrechtlichte Gewalt zwischen Muslimen und Christen: französisch-maghrebinische und spanisch-maghrebinische Beziehungen 325
I. Lokale Übereinkünfte und die katholische Legitimität der spanischen Monarchie 329
II. Eine späte Säkularisierung 330
III. „Wenn das spanische Ministerium seine wahren Interessen gut berechnen würde ...“ 332
IV. Ein spezifischer Rechtsraum 335
Monika Mommertz: Gewalt und Imagination. Einführender Beitrag zu Sektion 6 341
Monika Mommertz: „Imaginative Gewalt“ – praxe(m)ologische Überlegungen zu einer vernachlässigten Gewaltform 343
Praxemologie – ‚praktik‘ und ‚kulturelle Semantik‘ 348
Schadenszauber: Moralische Physiologie und Wirklichkeitsraum 350
Imaginative Interaktionsphären – Dispositive „imaginativer“ und „physischer“ Gewalt 355
Andreas Bähr: Die Semantik der Ungarischen Krankheit. Imaginationen von Gewalt als Krankheitsursache zwischen Reformation und Aufklärung 359
Ute Lotz-Heumann: Gewaltpraktiken und ihre Diskursivierung: Die irische Rebellion von 1641 375
Harriet Rudolph: „Pain in the reality, yet a delight in the representation“ – Verbale und visuelle Repräsentationen von Gewalt am Beginn der Neuzeit 391
I. Bilder, Zeichen, Texte – Verbale und visuelle Repräsentationsformen von Gewalt 393
II. Gott, Teufel und Magie – Akte physischer Gewalt und imaginäre Gewalten 397
III. „durch stillschweigen nit uberwunden werde das Viehische“ – Funktionen und Auswirkungen der Gewaltrepräsentation 403
IV. Fazit – Vom Bild des Gewaltverbrechens zur Bildkultur der Gewalt 407