Mehrfachkausalität beim Tun und Unterlassen
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Mehrfachkausalität beim Tun und Unterlassen
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 121
(1999)
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Abstract
Dem Verständnis der Einzelursache als notwendiger Bestandteil einer hinreichenden Mindestbedingung steht bei den Begehungs- und Unterlassungsdelikten kein besonderes theoretisches Hindernis entgegen. Wie ist bei kumulativer Kausalität von Unterlassungen das Kausalitätsurteil über einen Unterlassenden zu fällen, wenn die Kausalität des Verhaltens des anderen bereits feststeht? Der Erstgarant kann nicht zu sinnlosem Verhalten verpflichtet sein. Gibt es für den Zweitgaranten noch eine Möglichkeit, seine Pflicht zu erfüllen, so muß ihm der Erstgarant diese Möglichkeit geben, indem er ihn informiert. Es ist rechtmäßiges Verhalten des Zweitgaranten zu unterstellen, sofern ihm dies möglich war.Der Autor geht u. a. der Frage nach, ob dem Erstgaranten auch der Erfolg zuzurechnen ist, obwohl der Zweitgarant seinen Beitrag tatsächlich nicht erbracht hat. Der Fall unterscheidet sich von dem vorhergehenden, in dem der Zweitgarant zur Pflichterfüllung ja gar keine Gelegenheit hatte, darin, daß hier ein fiktives Verhalten des Zweitgaranten zu unterstellen ist: Es handelt sich um die Annahme der kontrafaktischen Normkonformität des Verhaltens eines Zweitgaranten für die Kausalerklärung der Unterlassung des ersten Garanten. Das jeweils zu schützende Rechtsgut darf seine normative Garantie nicht deshalb verlieren, weil die kausale Erklärung seines Untergangs nicht ohne ein Drittverhalten möglich ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Erster Teil: Die Kausalität des positiven Tuns | 15 | ||
§ 1 Kausalitätsprüfung nach der bis heute herrschenden Lehre | 15 | ||
§ 2 Zu einer Bereinigung unserer Vorstellung von der Kausalität | 22 | ||
A. Wissenschaftstheoretische Überlegungen über die Kausalerklärung | 23 | ||
B. Die Conditio-sine-qua-non-Formel als irrealer Konditionalsatz | 46 | ||
C. Philosophischer versus strafrechtlichen Kausalbegriff? | 50 | ||
D. Der „NESS“-Test Richard Wrights | 61 | ||
§ 3 Die Maßgeblichkeit des Erfolges in seiner „ganz“ konkreten Gestalt für die bisherige Ursachenermittlung im Strafrecht | 64 | ||
A. Der Gedanke der Erfolgskonkretisierung | 64 | ||
B. Der Grenzfall der Erfolgskonkretisierung | 73 | ||
C. Eine Schadensneigung bewirkende Umstände | 80 | ||
D. Die Beschreibung wahrer Sachverhalte | 90 | ||
E. Divisio, membra divisionis und fundamentum divisionis bei der Erfolgsbeschreibung | 92 | ||
F. Eine für ein Rechtsgut nachteilige Veränderung von Zuständen | 94 | ||
§ 4 Die Kausalität zwischen einem positiven Tun und dem Erfolg | 107 | ||
§ 5 Eine neue Tendenz: Kausalität durch die Mittäterschaft. Die Gesamttat als Modell der Kausalitätsfeststellung in Fällen der Mehrfachkausalität | 123 | ||
A. Darstellung des Problems | 124 | ||
B. Die Lösung des BGH | 125 | ||
C. Die herrschende Lehre | 126 | ||
D. Das Echo in der Literatur | 127 | ||
E. Conditio-Formel und Gesamttat als Modell für den Kausalitätsnachweis, insb. in Fällen der Mehrfachkausalität – Litern lite resolvere? | 132 | ||
1. Kumulative Kausalität | 132 | ||
2. Mittäter und damit kausal | 133 | ||
3. Kausalität und Gesamttat | 134 | ||
a) Kausalität; Ablehnung der Doppel- oder Mehrfachkausalität | 134 | ||
b) Die Gesamttat als Modell der Kausalitätsfeststellung in Fällen der Mehrfachkausalität | 147 | ||
(i) Darstellung | 147 | ||
α) Das Gesamttatprojekt | 150 | ||
β) Die Gesamttatbestände | 151 | ||
(ii) Kritik an der Konstruktion der Gesamttat | 153 | ||
4. Mehrfachkausalität und ihr Nachweis | 156 | ||
a) Die „alexandrinische“ Lösung der Mittäterschaft | 156 | ||
b) Die Mehrfachkausalität | 159 | ||
§ 6 Der Zweck der strafrechtlichen Zurechnung | 161 | ||
A. Perfektes Risiko | 161 | ||
B. „De internis non iudicat praetor“ und Normen als Strafrechtsgut | 165 | ||
§ 7 Drei Thesen | 169 | ||
§ 8 Kritische Auseinandersetzung mit der Auffassung von Jakobs | 170 | ||
A. Im Privatbereich befindliches Internum und sozialstörendes externes Verhalten. Das „votum decisivum“ der Zurechnung (zu These 1) | 170 | ||
B. Die Mitwirkung im Vorbereitungsstadium (zu These 2) | 175 | ||
C. Überbedingte Erfolge und perfekter Normbruch (zu These 3) | 178 | ||
D. Autopoietische Systeme im Strafrecht (circulus vitiosus oder circulus virtuosus?) | 184 | ||
§ 9 Der Begriff der Erfolgsüberbedingung und die Zuständigkeitskollektive | 191 | ||
A. Darstellung | 191 | ||
B. Kritische Auseinandersetzung mit den Darlegungen Röhs | 194 | ||
§ 10 Zwischenergebnis | 197 | ||
Zweiter Teil: Die Kausalität der Unterlassung | 199 | ||
§ 1 Die Unterlassung: Allgemeines | 199 | ||
§ 2 Die Kausalität der Unterlassung und ihre Begründung nach der überwiegenden Ansicht | 201 | ||
A. Eine unergiebige Streitfrage? | 201 | ||
B. Die Quasi-Kausalität | 202 | ||
C. Die rechtspersonale Wirksamkeit der Unterlassung (Wolff, Kahlo) | 204 | ||
D. Das Erfordernis der Kraft | 206 | ||
§ 3 Exkurs: Nichtexistenz und Nichts nach P. Kanellopoulos | 207 | ||
§ 4 Nochmals: Die Kausalität der Unterlassung | 210 | ||
A. Die Epoche des Naturalismus | 210 | ||
B. Die Negationen | 211 | ||
C. Das Erfordernis der Situationsabhängigkeit: ein Filtriermechanismus | 213 | ||
D. Die Kontraposition des Konditionalsatzes; zureichende Mindestbedingung und Quasikausalität | 218 | ||
E. Äquivalenz | 220 | ||
§ 5 Mehrfachkausalität von Unterlassungen und Erfolgsverhinderungsmöglichkeit oder: die Zurechnung beim Zusammenwirken mehrerer Personen und die Vermeidbarkeit des Erfolges | 222 | ||
A. Mehrfachkausalität von Unterlassungen und die Garantenpflicht: zwei Problemstellungen | 222 | ||
B. Notwendige Bedingung? Die Norm- und Pflichtwidrigkeit (Vogel) | 224 | ||
C. Der korrespondierende Schutzanspruch (Erb) | 227 | ||
D. Der Eindruck der Uneinsichtigkeit (Samson) | 229 | ||
E. Die vorangegangene Mißachtung der Norm und ihre Einwirkung auf die Mitgaranten | 230 | ||
§ 6 Die Problemstellungen | 233 | ||
§ 7 Die Entlastung von der Haftung bei feststehender bzw. kumulativer Unterlassungskausalität | 234 | ||
A. Garantenpflicht zu sinnlosem Verhalten? | 235 | ||
B. Die Trennung konkurrierender Kausalerklärungen: die Annahme der kontrafaktischen Normkonformität des Verhaltens von Mitwirkenden bei feststehender bzw. kumulativer Unterlassungskausalität | 245 | ||
C. Die notwendige kontrafaktische Normkonformität in Fällen feststehender bzw. kumulativer Unterlassungskausalität | 253 | ||
D. Zufallsfaktoren einer Rechtsgutsverletzung und das Erfordernis der Situationsabhängigkeit | 255 | ||
§ 8 Zusammenfassung der Ergebnisse | 261 | ||
Literaturverzeichnis | 264 | ||
Namenverzeichnis | 277 | ||
Sachverzeichnis | 280 |