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Gemeinschaftsrecht und Strafverfahren

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Jokisch, J. (2000). Gemeinschaftsrecht und Strafverfahren. Die Überlagerung des deutschen Strafprozeßrechts durch das Europäische Gemeinschaftsrecht, dargestellt anhand ausgewählter Problemfälle. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-50080-2
Jokisch, Jens. Gemeinschaftsrecht und Strafverfahren: Die Überlagerung des deutschen Strafprozeßrechts durch das Europäische Gemeinschaftsrecht, dargestellt anhand ausgewählter Problemfälle. Duncker & Humblot, 2000. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-50080-2
Jokisch, J (2000): Gemeinschaftsrecht und Strafverfahren: Die Überlagerung des deutschen Strafprozeßrechts durch das Europäische Gemeinschaftsrecht, dargestellt anhand ausgewählter Problemfälle, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-50080-2

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Gemeinschaftsrecht und Strafverfahren

Die Überlagerung des deutschen Strafprozeßrechts durch das Europäische Gemeinschaftsrecht, dargestellt anhand ausgewählter Problemfälle

Jokisch, Jens

Schriften zum Prozessrecht, Vol. 156

(2000)

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Abstract

Während die Einwirkungen des Europäischen Gemeinschaftsrechts auf das materielle Strafrecht in der neueren Literatur immer stärker Berücksichtigung finden, sind die Auswirkungen auf das Prozeßrecht bislang kaum erörtert. In der vorliegenden Arbeit legt der Verfasser dar, daß auch das Strafprozeßrecht umfangreichen Modifizierungen unterliegt. Auf der Grundlage der Einflüsse auf das materielle Strafrecht und das Prozeßrecht anderer Verfahrensarten erarbeitet er konkrete Vorgaben, die bei der Durchführung von Strafverfahren mit gemeinschaftsrechtlichem Bezug zu beachten sind. Nach der dogmatischen Herleitung von Art und Umfang der gemeinschaftsrechtlichen Beeinflussung stellt der Verfasser deren Auswirkungen anhand praktischer Beispiele dar.

Zunächst untersucht er, ob eine Verfahrenseinstellung aus Opportunitätsgründen mit der Verpflichtung zum Schutz der Gemeinschaftsrechtsordnung vereinbar ist. Er kommt zu dem Ergebnis, daß aus Gründen des effet utile der Begriff des "öffentlichen Interesses" bei §§ 153, 153a StPO gemeinschaftsrechtskonform ausgelegt werden muß. Weiterhin ist seiner Ansicht nach die Anwendbarkeit des § 153c StPO erheblich eingeschränkt. Daran anschließend analysiert der Verfasser, wie sich das Vorlageverfahren des Art. 234 EGV mit den Besonderheiten des Strafverfahrens vereinbaren läßt und macht Lösungsvorschläge für die dabei existierenden Probleme.

Abschließend untersucht der Autor, ob die Durchbrechung der Rechtskraft eines Strafurteils deshalb geboten sein kann, weil es dem Gemeinschaftsrecht widerspricht. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die Rechtskraft einer gemeinschaftsrechtswidrigen strafrechtlichen Verurteilung einen Vertragsverstoß darstellen würde und daher, entgegen dem System der bestehenden Wiederaufnahmegründe, eine Möglichkeit zur Wiederaufnahme des Verfahrens gegeben sein muß. Vorgeschlagen wird die analoge Anwendung des § 79 BVerfGG. Der Verfasser schließt mit einem Überblick über weitere Problemkonstellationen, deren umfassende Bearbeitung den Rahmen einer Dissertation überschreiten würde.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsübersicht 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 17
A. Einleitung 23
I. Prolegomena 23
II. Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit 25
III. Gang der Darstellung 27
IV. Eingrenzung des Themas 29
1. Abgrenzung Gemeinschaftsrecht/EU-Recht 29
2. Abgrenzung von sonstigen Maßnahmen der Strafverfolgung auf europäischer Ebene 30
3. Beschränkung auf ausgewählte Beispiele 33
B. Grundlagen zum Verhältnis Gemeinschaftsrecht und nationales Recht 35
I. Die Europäische Gemeinschaft und ihr Recht 35
1. Rechtsnatur und Bedeutung der EG 35
2. Das Recht der Europäischen Gemeinschaft 36
a) Das Primärrecht 36
(1) Die Verträge als Rechtsquelle 36
(2) Die Mitgliedstaaten und Gemeinschaftsorgane als Adressaten 36
(3) Der Bürger als Adressat des Primärrechts 37
b) Allgemeine Rechtsgrundsätze 38
(1) Funktion und Gewinnung der allgemeinen Rechtsgrundsätze 38
(2) Die Grundrechte auf Gemeinschaftsebene 39
(3) Rechtsstaatsprinzipien 41
(4) Die EMRK und ihre Bedeutung für das Gemeinschaftsrecht 41
c) Das Sekundärrecht 42
(1) Verordnung 43
(2) Entscheidung 43
(3) Richtlinie 43
(4) Empfehlung und Stellungnahme 44
II. Die Überlagerung des nationalen Rechts 44
1. Vorrang bei direkter Kollision 45
a) Begründung des Vorrangs 45
b) Rechtsfolgen des Vorrangs 46
2. Gemeinschaftsrechtskonforme Auslegung 47
a) Voraussetzungen 48
b) Rechtsfolgen 48
c) Grenzen 49
3. Die Problematik der indirekten Kollision 50
a) Beschreibung der Konfliktlage 50
b) Lösungsmöglichkeiten 52
4. Grenzen des Vorrangs 53
a) Europarechtliche Grenzen 54
(1) Allgemeine Rechtsgrundsätze 54
(2) Keine Kompetenzüberschreitung 55
(3) Vertragliche Ausnahmen vom Vorranganspruch? 56
b) Verfassungsrechtliche Grenzen 57
c) Zusammenfassung 59
III. Sanktionen zum Schutz des EG-Rechts 60
1. Einführung in die Problematik 60
2. Geschütztes Rechtsgut 61
3. Sanktionen der EG 62
a) Sanktionskompetenz der EG 62
(1) Fehlende Kompetenz zum Erlaß von Strafgesetzen 62
(2) Kompetenz zur Verhängung von Geldbußen 65
(3) Kompetenz zur Verhängung repressiver Verwaltungssanktionen 66
b) Allgemeiner Teil des supranationalen Sanktionsrechts 67
c) Verfahren vor Verhängung der Sanktionen 68
(1) Ermittlungsrechte der EG im Kartellverfahren 69
(2) Existenz rechtsstaatlicher Verfahrensgarantien 70
(3) Umfassend garantierte Verfahrensrechte 71
(4) Als unzureichend beurteilte Verfahrensrechte 72
(5) Zusammenfassung 74
d) Ermittlungskompetenzen der EG im Rahmen der Betrugsbekämpfung 75
4. Strafrechtliche Sanktionen der Mitgliedstaaten 77
a) Verpflichtung der Mitgliedstaaten zum Erlaß von Strafvorschriften 78
(1) Primärrechtliche Verpflichtung der Mitgliedstaaten 78
(2) Verpflichtung aufgrund von Richtlinien und Verordnungen der EG 80
(3) Beispiele 82
(4) Reichweite der Verpflichtung 84
(5) Verpflichtung aufgrund zwischenstaatlicher Abkommen am Beispiel des Schutzes der finanziellen Interessen der EG 86
b) Erweiterung des Anwendungsbereichs nationaler Strafnormen durch supranationale Verweisung 87
c) Nationale Blanketttatbestände 88
d) Gemeinschaftsrechtskonforme Auslegung des nationalen Strafrechts 89
e) Zusammenfassung 91
5. Nicht-strafrechtliche Sanktionen der Mitgliedstaaten 92
IV. Verhältnis von Gemeinschaftsrecht und Prozeßrecht 93
1. Grundsatz der prozeduralen Autonomie 93
2. Gemeinschaftsrechtliche Vorgaben für nationales Prozeßrecht 94
a) Das Vorabentscheidungsverfahren (Art. 234 EGV) 94
b) Funktionserweiterung nationaler Gerichte 94
c) Grenzen der Funktionalisierung 96
3. Auswirkungen im Verwaltungsprozeß 97
a) Zulässigkeitsvoraussetzungen 97
b) Begründetheitsprüfung 98
c) Vorläufiger Rechtsschutz 98
4. Auswirkungen im Zivilprozeß 100
5. Zusammenfassung 103
C. Verhältnis von Gemeinschaftsrecht und Strafprozeßrecht 104
I. Kompetenz der EG für Strafverfahrensrecht 104
1. Gemeinschaftseigenes Strafprozeßrecht 105
a) Existierende Ermittlungsbefugnisse der EG 105
b) Der Entwurf des „Corpus Juris“ 106
2. Harmonisierungskompetenz der EG für nationales Strafprozeßrecht 108
a) Grundlegendes zur Harmonisierung 108
b) Art. 94, 95 EGV 110
(1) Voraussetzungen 110
(a) Abgrenzung der Harmonisierungsnormen 110
(b) Problemstellung 110
(c) Anwendung auf Strafprozeßrecht 111
(2) Grenzen 113
(3) Zweispuriges Prozeßrecht? 116
(4) Ergebnis 116
c) Art. 308 EGV 117
d) Annexkompetenz spezieller Harmonisierungsnormen 118
e) Zusammenfassung 120
3. Kompetenz der EG für Strafverfahren de lege ferenda? 120
a) Europäisches Strafgericht 120
b) Europäische Strafverfolgungsbehörde 121
c) Nationale Strafverfolgung unter Beteiligung der EG 122
d) Internationales Strafprozeßrecht 125
e) Zusammenfassung 126
II. Die Instrumentalisierung des nationalen Strafprozeßrechts 127
1. Einführung 127
2. Der prozessuale Aspekt 128
a) Vergleich Strafprozeß und Zivilprozeß 128
b) Vergleich Strafprozeß und Verwaltungsprozeß 130
c) Fazit 131
3. Der materiellrechtliche Aspekt 132
III. Vorgaben für nationale Strafverfahren mit Gemeinschaftsrechtsbezug 133
1. Voraussetzung des Eingreifens der Vorgaben 133
2. Effektivitätsgrundsatz 136
a) Auswirkungen 136
b) Grenzen 138
(1) Allgemeine Rechtsgrundsätze 138
(2) Vergleich mit kartellrechtlichem Sanktionsverfahren 138
(3) EMRK 139
(4) Nationale Grenzen 140
c) Ergebnis 141
3. Gleichbehandlungsgebot 142
4. Verbot der Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit (Art. 12 EGV) 143
5. Integration des Vorabentscheidungsverfahrens (Art. 234 EGV) 144
6. Berücksichtigung gemeinschaftseigener Ermittlungsergebnisse und Sanktionen 146
7. Fazit 146
D. Kollisionsfälle des Strafprozeßrechts mit Gemeinschaftsrecht 149
I. Einstellung des Verfahrens aus Opportunitätsgründen 149
1. Das Legalitätsprinzip und seine Durchbrechungen 149
2. § 153 StPO 150
a) Voraussetzungen der Einstellung gem. § 153 StPO 150
b) Kollision mit Gemeinschaftsrecht 151
(1) Gleichbehandlungsgebot 152
(2) Effektivitätsgebot 153
(a) Problemstellung 153
(b) Lösungsmöglichkeiten 154
(c) Rechtsvergleichende Betrachtungen 155
(d) EG-rechtskonforme Auslegung des „öffentlichen Interesses“ 158
(e) Ermessensreduzierung auf Null? 160
c) Zusammenfassung 163
3. § 153a StPO 163
4. § 153c StPO 166
a) § 153c I Nr. 1 StPO 166
b) § 153c I Nr. 2 StPO 167
c) § 153c I Nr. 3 StPO 167
d) § 153c II StPO 168
e) Folgerungen 169
5. Ergebnis 170
II. Das Vorabentscheidungsverfahren im Strafprozeß 171
1. Funktion und Bedeutung des Vorabentscheidungsverfahrens 171
a) Funktion 171
b) Voraussetzungen 172
c) Fakultative und obligatorische Vorabentscheidung 173
d) Die Wirkungen der Vorabentscheidung 174
e) Der EuGH als gesetzlicher Richter 175
2. Fallgruppen von Vorlagen im Strafprozeß 176
3. Die Durchführung des Vorabentscheidungsverfahrens 178
a) Zwischen- und Hauptverfahren 178
(1) Rechtsgrundlage der Verfahrensaussetzung 179
(2) Der Vorlagebeschluß 181
(3) Überlagerung des Vorlageermessens (Art. 234 II EGV) durch den Ermittlungsgrundsatz? 182
b) Ermittlungsverfahren 184
(1) Beschreibung der Problemlage 184
(2) Berechtigung zur Vorlage 186
(3) Verpflichtung zur Vorlage 190
c) Zusammenfassung 194
4. Konflikt mit dem Beschleunigungsgebot 195
5. Vorabentscheidungsverfahren und Rechtsmittelsystem der StPO 197
a) Die Anfechtbarkeit des Vorlagebeschlusses 197
b) Vorabentscheidungsverfahren und Revision 199
(1) Fakultative Vorlage 199
(2) Obligatorische Vorlage 200
c) Vorabentscheidungsverfahren und Berufung 202
d) Bindungspflichten an die rechtliche Beurteilung des Revisionsgerichts 206
e) Konkurrenz von supranationalen und innerstaatlichen Vorlagepflichten 207
III. Wiederaufnahme des Verfahrens 208
1. Problemstellung 208
a) Rechtskräftige gemeinschaftsrechtswidrige Verurteilung 208
b) Verhältnis zur unterlassenen Vorlage nach Art. 234 EGV 209
c) Anwendbarkeit der Wiederaufnahmevorschriften 210
2. Gemeinschaftsrechtliche Gebotenheit der Wiederaufnahme? 211
a) Funktion der Wiederaufnahme 211
b) Tragweite des Vorranganspruchs aus rechtsvergleichender Sicht 212
c) Abwägung Rechtskraft / Vorranganspruch 215
(1) Die „Reform“ des Wiederaufnahmerechts 1998 215
(2) Rechtskraftdurchbrechung trotz entgegenstehenden Willens des nationalen Gesetzgebers? 218
(3) Für und gegen Wiederaufnahme 219
(a) Grundsätzliche Einwände 219
(b) Vergleich mit EMRK 219
(c) Vergleich mit EuGVÜ 220
(d) Rechtsprechung des BFH 220
(e) Begriff der Rechtssicherheit 222
(f) Besonderheiten des Strafurteils 222
d) Ergebnis 224
3. Prozessuale Umsetzung des Vorranganspruchs 224
a) Wiederaufnahme gem. § 359 Nr. 5 StPO analog 224
b) Wiederaufnahme gem. § 79 I BVerfGG analog 225
c) Eigenständiger gemeinschaftsrechtlicher Anspruch auf Wiederaufnahme 227
d) Ergebnis 229
IV. Weitere Problemfelder 229
1. Ermittlungsverfahren 229
a) Anfangsverdacht (§ 152 II StPO) 229
b) Haftrecht 230
(1) Haftgrund der Fluchtgefahr (§ 112 II Nr. 2 StPO) 230
(2) Hauptverhandlungshaft (§ 127b II StPO) 232
(3) Freilassung gegen Sicherheit (§ 127a StPO) 233
c) Sicherheitsleistung gem. § 132 I Nr. 1 StPO 234
2. Prozeßvoraussetzungen 235
a) Auswirkungen der supranationalen Sanktionen 235
b) Ne-bis-in-idem-Wirkung durch Strafurteile aus anderen EG-Mitgliedstaaten? 236
c) Anzeige des Gerichtshofs gem. Art. 27 Satzung EuGH bei Meineid als Prozeßvoraussetzung 238
3. Beteiligung der EG am Strafverfahren 238
a) Klageerzwingungsverfahren (§ 172 StPO) 239
b) Nebenklage (§ 395 StPO) 239
c) Adhäsionsverfahren (§ 403 StPO) 240
d) Privatklage (§ 374 StPO) 240
4. Der Deal im Strafverfahren 241
5. Beweisrecht 242
a) Beweiserhebung 242
(1) § 244 V 2 StPO 242
(2) Beweislastumkehr bei der Produkthaftung 243
(3) Zusammenwirken mit Gemeinschaftsorganen 243
b) Beweisverwertung 244
(1) Verwertung supranationaler Ermittlungsergebnisse 244
(2) Beweisverwertungsverbote aus Gemeinschaftsrecht? 247
6. Verteidigung 248
a) Bestellung des Verteidigers 248
b) Aufgaben des Verteidigers 250
E. Thesenartige Zusammenfassung der Ergebnisse 252
Literaturverzeichnis 254
Sachwortverzeichnis 284