Rechtsfragen der Sportwette
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Rechtsfragen der Sportwette
Voßkuhle, Andreas | Bumke, Christian
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 872
(2002)
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Professor Dr. Andreas Voßkuhle, geb. 1963 in Detmold. 1983–1989 Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Bayreuth und München. 1992 Promotion an der Universität München zum Thema »Rechtsschutz gegen den Richter«. 1998 Habilitation an der Universität Augsburg mit der Schrift »Das Kompensationsprinzip«. 1999 Ernennung zum Universitätsprofessor an der Universität Freiburg, Direktor des Instituts für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie. 2006/2007 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, seit 2007 Ordentliches Mitglied der Sozialwissenschaftlichen Klasse der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Mai 2008 Ernennung zum Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts; seitdem Vorsitzender des Zweiten Senats. März 2010 Ernennung zum Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts.Abstract
Während in einigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union die Veranstaltung von Glücksspielen in größerem Umfang durch private Unternehmen erfolgt, ist das Glücksspielrecht in der Bundesrepublik Deutschland ebenso wie in den meisten Mitgliedstaaten nach wie vor geprägt durch eine öffentlich-rechtliche Monopolsituation. Angesichts der permanenten Ausweitung und Attraktivitätssteigerung des staatlichen Glücksspielangebots sowie der Europäisierung und Internationalisierung des gesamten Glücksspielmarktes stellt sich die Frage, ob diese Monopolsituation einer verfassungs- und gemeinschaftsrechtlichen Überprüfung noch stand hält.Die Autoren gehen in der vorliegenden Studie dieser Frage am Beispiel der Sportwette nach, die in Form der Oddset-Wette neuerdings neben der herkömmlichen Fußball-Elferwette (sog. Fußball-Toto) mit viel Erfolg von den in staatlicher Hand befindlichen Toto-Lotto-Gesellschaften der deutschen Bundesländer veranstaltet wird. Dabei wird eine ganze Reihe von Problemkreisen untersucht, die allesamt die Grundstrukturen des deutschen Glücksspielrechts als klassische Querschnittmaterie betreffen. Entgegen der neueren Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts kommen Andreas Voßkuhle und Christian Bumke zu dem Ergebnis, daß die geltende Rechtslage verfassungs- und gemeinschaftsrechtswidrig ist und bis zur gesetzlichen Neuregelung private Veranstalter von Sportwetten unter bestimmten Voraussetzungen einen Anspruch auf Erteilung einer entsprechenden Erlaubnis haben.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 8 | ||
Einleitung | 11 | ||
I. Der einfachgesetzliche Regelungsrahmen der Sportwette in der Bundesrepublik Deutschland | 15 | ||
1. Ausgangspunkt: Das strafrechtliche Glücksspielverbot (§§ 284 ff. StGB) | 15 | ||
a) Schutzzweck der §§ 284, 287 StGB | 15 | ||
b) Zur Qualifikation der Sportwette als Glücksspiel | 17 | ||
aa) Allgemeine Abgrenzungskriterien | 17 | ||
(1) Abgrenzung Spiel/Wette | 18 | ||
(2) Abgrenzung Glücksspiel/Geschicklichkeitsspiel | 18 | ||
(3) Abgrenzung Glücksspiel/Unterhaltungsspiel | 19 | ||
(4) Lotterien und Ausspielungen als besondere Formen des Glücksspiels | 19 | ||
bb) Meinungsstand zur Sportwette | 19 | ||
(1) Rechtsprechung | 20 | ||
(2) Literatur | 23 | ||
cc) Stellungnahme | 24 | ||
2. Genehmigungsfähigkeit der Veranstaltung von Sportwetten durch private Unternehmer | 25 | ||
a) Bundesrecht | 25 | ||
aa) Rennwett- und Lotteriegesetz (RWG) | 25 | ||
bb) Gewerberecht (§§ 33 c ff. GewO) | 26 | ||
b) Landesrecht | 27 | ||
aa) Genehmigungsvorbehält für Private (Brandenburg, Bremen, Rheinland- Pfalz, Schleswig-Holstein) | 27 | ||
bb) Öffentliches Monopol des Staates für die Veranstaltung von Sportwetten (Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen-Anhalt, Thüringen) | 31 | ||
cc) Ermächtigung des Staates zur Veranstaltung von Sportwetten (Baden- Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen) | 33 | ||
dd) Fehlen expliziter landesrechtlicher Regelungen (Berlin, Hamburg) | 35 | ||
3. Rechtsfolgen bei Nichtregelung der Veranstaltung von Sportwetten durch Private | 35 | ||
a) Meinungsstand | 36 | ||
aa) Generelles Verbot | 36 | ||
bb) Erlaubnisfreiheit | 37 | ||
cc) Grundrechtlicher Erlaubnistatbestand | 38 | ||
b) Stellungnahme | 39 | ||
II. Verfassungsmäßigkeit eines absoluten Verbots der Veranstaltung von Sportwetten durch Private | 40 | ||
1. Vereinbarkeit mit der Berufsfreiheit, Art. 12 Abs. 1 S. 1 GG | 40 | ||
a) Eröffnung des Schutzbereichs | 40 | ||
aa) Fehlende Gemeinschädlichkeit von Sportwetten | 41 | ||
bb) Kein verfassungsrechtlich verankertes staatliches Monopol zur Veranstaltung von Sportwetten | 42 | ||
cc) Schutzbereichsgrenze der Erlaubtheit? | 43 | ||
b) Staatlicher Eingriff in den Schutzbereich in Form einer objektiven Zulassungsschranke | 44 | ||
c) Verfassungsrechtliche Rechtfertigung | 44 | ||
aa) Schrankenvorbehalt aus Art. 12 Abs. 1 S. 2 GG | 44 | ||
bb) Gesetzgebungskompetenz | 44 | ||
(1) Kompetenzwidrigkeit des staatlichen Veranstaltungsmonopols nach Art. 105 Abs. 1 GG? | 44 | ||
(2) Ausschließliche Landeskompetenz | 47 | ||
(3) Konkurrierende Gesetzgebungskompetenz aus Art. 74 Abs. 1 Nr. 11 GG | 48 | ||
(4) Stellungnahme | 49 | ||
cc) Verfassungsgemäßer Zweck des Sportwettenverbots | 51 | ||
(1) Allgemeine Anforderungen an das mit dem Eingriff verfolgte öffentliche Interesse | 51 | ||
(a) Die zweite Spielbank-Entscheidung des BVerfG | 51 | ||
(b) Übertragbarkeit der verfassungsgerichtlichen Argumentation auf die Sportwette | 52 | ||
(c) Kritik an der verfassungsgerichtlichen Argumentation | 54 | ||
(2) Gefahr für ein überragend wichtiges Gemeinschaftsgut | 54 | ||
dd) Verhältnismäßigkeit eines absoluten Veranstaltungsverbots | 54 | ||
(1) Beurteilungs-und Prognosespielraum des Gesetzgebers | 55 | ||
(2) Geeignetheit | 56 | ||
(3) Erforderlichkeit | 57 | ||
(a) Eindämmung der Spielleidenschaft | 58 | ||
(b) Schutz vor strafbarer Ausbeutung | 60 | ||
(c) Verhindern des Entstehens von Umfeldkriminalität | 61 | ||
(d) Rechtfertigung durch die entstehenden Kosten einer Marktöffnung | 61 | ||
(4) Zumutbarkeit (Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne) | 62 | ||
2. Vereinbarkeit mit dem allgemeinen Gleichheitssatz aus Art. 3 Abs. 1 GG | 62 | ||
a) Ungleiche Behandlung der Vergleichsgruppen | 62 | ||
b) Rechtfertigung des absoluten Verbots der Veranstaltung von Sportwetten durch Private | 63 | ||
aa) Gleichheitsrechtlicher Prüfungsmaßstab | 63 | ||
bb) Rechtfertigung gegenüber anderen Privaten, denen es erlaubt ist, Sportwetten zu veranstalten | 64 | ||
cc) Rechtfertigung gegenüber hoheitlichen Veranstaltern von Sportwetten | 65 | ||
dd) Rechtfertigung gegenüber privaten Veranstaltern von Pferderennwetten | 66 | ||
III. Rechtsfolgen der Verfassungswidrigkeit des absoluten Verbots der Veranstaltung von Sportwetten durch Private | 67 | ||
1. Verfassungskonforme Auslegung des § 284 StGB | 67 | ||
2. Beseitigung des verfassungswidrigen Begünstigungsausschlusses durch das Rennwett- und Lotteriegesetz | 68 | ||
a) Einbeziehung der Sportwettveranstalter in das Rennwett- und Lotteriegesetz? | 69 | ||
b) Unvereinbarkeitserklärung unter Fortanwendung des Rennwett- und Lotteriegesetzes bis zur gesetzlichen Neuregelung | 69 | ||
3. Unvereinbarkeitserklärung absoluter landesgesetzlicher Veranstaltungsverböte | 71 | ||
a) Verfassungsrechtliche Pflicht zur Errichtung einer Zulassungsordnung für Sportwettveranstaltungen | 71 | ||
b) Fortanwendungsanordnung landesgesetzlicher Verbotsbestimmungen nach Maßgabe des Gebots „näher-am-Grundgesetz"? | 72 | ||
c) Anordnung einer Übergangsregelung zur Gewährleistung einer präventiven Veranstaltungskontrolle | 73 | ||
4. Der Anspruch eines privaten Veranstalters auf Erteilung einer Erlaubnis bis zur gesetzlichen Neuregelung | 74 | ||
a) Administrativer Gestaltungsspielraum | 74 | ||
b) Vorläufige Zulassungsvoraussetzungen | 75 | ||
aa) Zuverlässigkeit des Veranstalters | 75 | ||
bb) Sicherer Veranstaltungsbetrieb und fester Veranstaltungsort | 76 | ||
cc) Öffentliches Bedürfnis an der Veranstaltung? | 77 | ||
dd) Gemeinwohlbezogener Veranstaltungszweck? | 78 | ||
IV. Europarechtliche Vorgaben für die grenzüberschreitende private Vermittlung von Sportwetten | 79 | ||
1. Dienstleistungscharakter grenzüberschreitender Sportwettenvermittlung | 79 | ||
2. Diskriminierungs- und Beschränkungsverbot | 80 | ||
3. Rechtfertigung | 80 | ||
a) Allgemeine Anforderungen nach der Rechtsprechung des EuGH | 80 | ||
b) Zwingende Gründe des Allgemeininteresses | 81 | ||
c) Verhältnismäßigkeitsgrundsatz | 82 | ||
Zusammenfassung der Ergebnisse in Thesen | 83 | ||
Anhang: Rechtsgrundlagen des Sportwettenrechts | 85 | ||
Literaturverzeichnis | 139 |