Rechtskultur, Rechtswissenschaft, Rechtsberufe im 19. Jahrhundert
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Rechtskultur, Rechtswissenschaft, Rechtsberufe im 19. Jahrhundert
Professionalisierung und Verrechtlichung in Deutschland und Italien
Editors: Dipper, Christof
Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte, Vol. 35
(2000)
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Abstract
Die Welt wird anders, wenn Juristen sich ihrer annehmen. Deutschland ist ein besonders gutes Beispiel für diese These, denn kein anderes Land in Europa weist eine größere Dichte von Juristen einerseits, von Rechtsschutzversicherungen andererseits auf; zwischen beidem besteht ein offenkundiger, aber bislang nicht in seiner historischen Dimension erforschter Zusammenhang. Juristen sorgen durch Regelhaftigkeit von Verfahrensweisen, durch Standardisierung von Tatbestandsmerkmalen und durch Normierung von Sanktionsmöglichkeiten für das, was wir seit Max Weber als Rationalisierung der Welt bezeichnen. Das ist aber noch nicht alles. Zur Verrechtlichung des Lebens gehört die verschärfte Abgrenzung zwischen Professionalität und Laienverständnis im Recht, die mit der Ausgrenzung der Laien aus Vorgängen führt, in denen sie bis dahin oft den Ton angegeben hatten. Nun ist die Sorge für Ordnung und Recht Aufgabe von Spezialisten.Dieser Vorgang, ein Merkmal der Neuzeit überhaupt, ist im 19. Jahrhundert rascher vorangekommen als je zuvor. Der Sammelband will die Wege zu Verrechtlichung des Alltags und Professionalisierung der Juristen am deutschen und italienischen Beispiel ausloten. In beiden Rechtskulturen führten sehr verschiedene Wege zu einem letztlich identischen Ergebnis, eben der Herrschaft der Juristen im Namen der Herrschaft des Rechts. In Deutschland gingen die Anstöße dazu von den Universitätsprofessoren aus, in Italien von den Advokaten; in Deutschland wurde zuerst das Recht modernisiert, in Italien zuerst der Beruf. Führer der Nation zu sein, beanspruchten hier wie dort die Juristen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 9 | ||
Teil A: Grundlagen und Überblick | 11 | ||
Christof Dipper: Stationen der Verrechtlichung und Professionalisierung in Deutschland und Italien | 13 | ||
Lutz Raphael: Rechtskultur, Verrechtlichung, Professionalisierung. Anmerkungen zum 19. Jahrhundert aus kulturanthropologischer Perspektive | 29 | ||
Vorbemerkung | 29 | ||
I. Verrechtlichung als Modernisierung | 31 | ||
II. Vormoderne Rechts- und Verfahrensordnungen im 19. Jahrhundert | 33 | ||
III. Die Verrechtlichung des Sozialen | 38 | ||
IV. Die Durchsetzung von Monopolansprüchen | 41 | ||
V. Recht, Politik, Macht | 45 | ||
Teil B: Professionalisierung von Richtern und Anwälten | 47 | ||
Marcel Erkens: Die französische Friedensgerichtsbarkeit 1789–1814 unter besonderer Berücksichtigung der vier rheinischen Departements | 49 | ||
I. Das revolutionäre Frankreich | 49 | ||
II. Das linksrheinische Deutschland | 57 | ||
Ute Schneider: Vom Notabelnamt zur Amtsprofession. Herkunft, Karrieren und Rechtsalltag rheinischer Friedensrichter im 19. Jahrhundert | 63 | ||
I. Fragestellung | 63 | ||
II. Institution | 65 | ||
III. Herkunft | 67 | ||
IV. Ausbildung und Karrieren | 68 | ||
V. Status und Rechtsalltag | 76 | ||
VI. Fortbildung und wissenschaftliche Tätigkeiten | 81 | ||
VII. Ergebnisse | 83 | ||
Thomas Ormond: Die Richter im Kaiserreich. Entwicklungstendenzen im Zeitalter der Professionalisierung und Verrechtlichung | 87 | ||
Anhang: Richtergehälter und Lebenshaltungskosten 1898–1910 | 100 | ||
Hannes Siegrist: Verrechtlichung und Professionalisierung. Die Rechtsanwaltschaft im 19. und frühen 20. Jahrhundert | 101 | ||
I. Die Entstehung des modernen Anwaltsberufes | 103 | ||
II. Der Markt für rechtliche Dienstleistungen | 109 | ||
III. Typologie der Anwaltskulturen | 112 | ||
IV. Aspekte der symbolischen Inszenierung | 116 | ||
V. Schluß | 124 | ||
Teil C: Verrechtlichung im Spiegel der Gerichtsstatistik | 125 | ||
Christian Wollschläger (†): Italiens gesellschaftlicher Bedarf an Ziviljustiz seit dem 19. Jahrhundert. Die These der Justizialisierung im Lichte der historischen Statistik | 127 | ||
I. Quellen der italienischen Justizstatistik | 128 | ||
1. Publikationen | 128 | ||
2. Gegenstand und Kontinuität der Justizstatistik | 129 | ||
a) Gebietsveränderungen | 130 | ||
b) Gerichtsverfassung | 130 | ||
c) Arten des Verfahrens | 131 | ||
d) Statistische Erfassung | 132 | ||
e) Aussagewert der historischen Justizstatistik | 132 | ||
II. Erstinstanzliche Gerichtsverfahren in Italien 1861–1992 | 133 | ||
1. Die Totalsumme aller Verfahren | 133 | ||
2. Die Zivilprozeßziffer pro Kopf | 134 | ||
3. Einzelne Gerichte und Verfahren | 135 | ||
III. Das Nord-Süd-Gefälle im 19. Jahrhundert | 136 | ||
1. Zeitgenössische Beobachtungen | 136 | ||
2. Lombardei und Venedig 1829–1858 | 136 | ||
3. Die Agrarkrise: Bezirke der Appellationsgerichte 1842–1900 | 138 | ||
IV. Schlußbetrachtung | 140 | ||
Raffaele Romanelli: Die Familie in der italienischen Zivilgesetzgebung. Von der Ideologie des Gesetzbuchs zur Gerichtspraxis | 145 | ||
I. Familie und Familienrecht im italienische Liberalismus | 146 | ||
II. Die Nachfrage nach Familienrechtsleistungen | 156 | ||
III. Die Verrechtlichung der Familie: statistische Befunde | 161 | ||
Autorenverzeichnis | 169 |