Selbstorganisation
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Selbstorganisation
Jahrbuch für Komplexität in den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Band 5 (1994). Schelling und die Selbstorganisation. Neue Forschungsperspektiven
Editors: Heuser-Keßler, Marie-Luise | Jacobs, Wilhelm G.
Selbstorganisation, Vol. 5
(1994)
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Abstract
Dieser Sammelband vereinigt Beiträge, die anläßlich einer Tagung zum Thema »Schelling und die Selbstorganisation« entstanden. Die Tagung fand vom 30. August bis zum 2. September 1993 in der Werner-Reimers-Stiftung in Bad Homburg unter der Leitung von Wilhelm G. Jacobs und Marie-Luise Heuser-Keßler statt; sie war interdisziplinär von Naturwissenschaftlern, Mathematikern und Vertretern der Schelling-Forschung besucht. Mit der Tagung wurde beabsichtigt, die Resultate der jüngsten Schelling-Forschung in ihrer Beziehung zu den gegenwärtigen Selbstorganisationstheorien zu erörtern. Sie sollte dazu dienen, die neuen Forschungsergebnisse zu diesem Thema und die verschiedenen Positionen, die in den letzten Jahren dazu entstanden sind, zusammenzuführen und der Frage nachzugehen, welche Beziehungen zwischen Schellings Naturphilosophie und den Wissenschaften der Selbstorganisation bestehen. Die Tatsache, daß mit Hermann Haken der Begründer der Synergetik und mit René Thom der Begründer der mathematischen Katastrophentheorie teilnahmen, beides Forschungsrichtungen, die zum Ausgangspunkt für eine umfassende Neuorientierung innerhalb der mathematisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen seit den 70er Jahren führte, verdient besondere Beachtung, zeigt doch diese Beteiligung, daß die im 19. Jahrhundert viel geschmähte Naturphilosophie Schellings heute auch bei den exakten Wissenschaften wieder diskussionswürdig geworden ist.Die Renaissance der Naturphilosophie Schellings ging parallel mit der Entwicklung eines neuen Naturbildes in den Wissenschaften, mit dem die Fähigkeit auch der physikalischen Materie, aus sich selbst heraus neue Ordnungszustände zu produzieren, in das Zentrum des Forschungsinteresses gerückt wurde. Diese schon für sich bemerkenswerte Parallelität der Denkentwicklungen in Philosophie und Wissenschaft könnte eine Chance sein, den im 19. Jahrhundert entstandenen Graben zwischen Naturphilosophie und Naturwissenschaften wieder zu schließen. Schelling selbst hat immer eine Zusammenarbeit mit den Wissenschaften angestrebt und sich über jede Entdeckung gefreut, die die Grundhypothese einer sich selbst organisierenden Natur bestätigte oder vertiefte.Die Idee der Selbstorganisation der Natur eröffnet die Möglichkeit, eine Einheit von Natur und Gesellschaft zu denken, die nicht zu Lasten des »prometheischen« Erfindergeistes der Gattung Mensch geht, wie dies die Lebensphilosophien im Kontext der »konservativen Revolution« und auch manche ökologische Zukunftsmodelle vielfach suggerieren. Die Natur ist »kreativ« und erzeugt aus sich neue Organisationsstufen, so daß die Veränderungspotenz des Menschen nicht etwas bloß Gattungsspezifisches ist und damit aus der Natur herausfällt, sondern mit der Natur zumindest prinzipiell konform geht. Wie dies genauer zu denken ist, ist eine Aufgabe, die sich nur interdisziplinär angehen läßt. Die in diesem Bande versammelten Aufsätze liefern dazu aus den unterschiedlichsten Perspektiven einen Beitrag.Aus dem Vorwort der Herausgeber
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Vorwort | 7 | ||
Hermann Haken, Stuttgart: Strukturentstehung und Gestalterkennung in den neueren Selbstorganisationstheorien | 11 | ||
I. Was ist neu in der Wissenschaft der Selbstorganisation? | 11 | ||
II. Der Ansatz der Synergetik | 13 | ||
III. Einfache Modellbeispiele aus der Physik – Das Laserparadigma | 13 | ||
IV. Bewegungskoordination | 17 | ||
V. Wahrnehmung | 20 | ||
VI. Analyse von EEG-Daten | 23 | ||
VII. Versklavung, Konsensualisierung, Einbindung | 23 | ||
VIII. Einige Konsequenzen für Managementstrategien | 25 | ||
IX. Abschließende Bemerkungen | 26 | ||
Walter E. Ehrhardt, Hannover: Selbstorganisation als Metapher | 27 | ||
René Thom, Bures-sur-Yvette: Die Morphogenesis zwischen Magie und Geometrie. Versuch einer konzeptuellen Analyse | 33 | ||
I. Die Opposition von Struktur und Organisation | 34 | ||
II. Organisation | 34 | ||
Peter Eisenhardt, Frankfurt am Main: Dynamik, Emergenz und Mathematik. Über Kontinua und Diskontinua | 39 | ||
I. Vorbemerkung: Zwei Arten einer Theorie der Emergenz | 39 | ||
II. Das Labyrinth des Kontinuums und die Transcreation: Leibniz und Schelling | 40 | ||
III. Das mathematische und das „eigentliche“ Kontinuum: Weyl und Peirce | 42 | ||
IV. Das Grundproblem der Emergenz | 45 | ||
V. Das genaue Verhältnis von Vor- und Nachzustand in einer Nichtstandard Topologie als Grundlage einer Theorie der Emergenz | 47 | ||
VI. Der gebrochene Zusammenhang als fraktal topologische Struktur | 51 | ||
VII. Nachbemerkung: Aktuale Unendlichkeit und Emergenz | 53 | ||
Knut Radbruch, Kaiserslautern: Was kann die heutige Mathematik von Schelling lernen? | 55 | ||
Francesco Moiso, Mailand: Formbildung, Zufall und Notwendigkeit. Schelling und die Naturwissenschaften um 1800 | 73 | ||
I. Philosophie und Mathematik: die Entstehung der Größe | 73 | ||
II. Das Kontinuum und die individuellen Gestaltungsfelder | 84 | ||
III. Gestaltung als autopoietischer Induktionsprozeß | 100 | ||
Reiner Wiehl, Heidelberg: Schellings Naturphilosophie – eine Philosophie des Organismus? | 113 | ||
I. | 113 | ||
II. | 118 | ||
III. | 126 | ||
Olaf Breidbach, Bonn und Bochum: Anmerkungen zu einem möglichen Dialog Schellings mit der modernen Biologie | 135 | ||
I. Physikalisierung der Biologie? | 135 | ||
II. Biologiesierung der Physik | 136 | ||
III. Schellings Naturphilosophie in einer modernen Perspektive? | 139 | ||
IV. Zur Rezeptionsgeschichte Schellings in der Biologie | 140 | ||
V. Zu den Wurzeln? | 144 | ||
VI. Scientaler Fundamentalismus? | 147 | ||
Manfred Stöckler, Bremen: Selbstorganisation und Reduktionismus | 149 | ||
I. Fragestellung | 149 | ||
II. Reduktionismus | 150 | ||
Ontologischer Reduktionismus: | 152 | ||
Methodologischer Reduktionismus: | 152 | ||
Wertender Reduktionismus: | 152 | ||
III. Theorien der Selbstorganisation | 153 | ||
1. Thermodynamik irreversibler Prozesse fern vom Gleichgewicht (I. Prigogine) | 153 | ||
2. Synergetik | 154 | ||
3. Theorien der molekularen Evolution | 154 | ||
4. Folgerungen für den Reduktionismus | 155 | ||
IV. Pragmatische Einschränkungen des Reduktionismus | 157 | ||
V. Ontologischer Reduktionismus und methodologischer Antireduktionismus: Ein Fazit im Hinblick auf Schelling | 159 | ||
Wilfried Kuhn, Gießen: Eine wissenschaftstheoretische Analyse der historischen Entwicklung der Chaos-Forschung | 161 | ||
I. Die historischen Wurzeln der Chaos-Vorstellungen | 162 | ||
II. Wissenschaftstheoretische Einschätzungen und Fragen | 179 | ||
Uwe Niedersen, Halle / Saale: Prozeßstrukturen. Schellings Philosophie und einige ausgewählte Theorie- und Praxisbereiche der Physikochemie | 183 | ||
I. Zwischenglieder und Übergänge | 183 | ||
II. Die Ur-Sache als Prozeß | 186 | ||
III. Wellenform in der Wissenschaftsgeschichte | 190 | ||
IV. Dynamistische Richtung – Forscher und Methoden (Auswahl) | 194 | ||
Michael Heidelberger, Freiburg i. Br.: Fechners Verhältnis zur Naturphilosophie Schellings | 201 | ||
I. | 203 | ||
II. | 207 | ||
III. | 213 | ||
Erhard Scholz, Wuppertal: Schelling und die dynamistische Kristallographie im 19. Jahrhundert | 219 | ||
I. Einige Bemerkungen zur Kristallstrukturtheorie Haüys | 220 | ||
II. Schellings Einfluß auf C. S. Weiss | 221 | ||
III. Grundzüge der Weiss’schen Klassifikation der Kristallformen | 225 | ||
IV. Einige Bemerkungen zu weiteren Arbeiten der dynamistischen Theoretiker, insbesondere J. G. Grassmann | 227 | ||
Marie-Luise Heuser-Keßler, Düsseldorf / Stuttgart: Schelling und die Selbstorganisation. Darstellung der jüngsten Rezeptionsgeschichte und neuer Forschungstrends | 231 | ||
I. Schelling innerhalb der Geschichte der Selbstorganisationskonzepte | 231 | ||
II. Die Rezeption in den Naturwissenschaften | 233 | ||
III. Die Rezeption in der Psychologie | 237 | ||
IV. Schellings Selbstorganisationsidee in der Schelling-Forschung und der Wissenschaftstheorie | 238 | ||
V. Neue Forschungsrichtungen | 244 | ||
VI. Schluß | 249 | ||
Literatur | 250 | ||
Editionen | 257 | ||
Hans-Jürgen Krug/Ludwig Pohlmann, Berlin: Die Dichotomien der Zeit. Der Zeitbegriff bei Wilhelm Ostwald | 257 | ||
I. Einleitung | 257 | ||
II. Der Zeitbegriff bei Wilhelm Ostwald | 258 | ||
III. Periodische Vorgänge | 261 | ||
IV. Das Wellengesetz der Geschichte | 266 | ||
V. Quellenlage und Auswahl der überlieferten Texte Ostwalds zum Wellengesetz | 269 | ||
Hans-Jürgen Krug/Ludwig Pohlmann, Berlin: Zwei Texte von Wilhelm Ostwald zum Wellengesetz der Geschichte | 271 | ||
Wellenbewegung menschlichen Geschehens von Wilhelm Ostwald (1913) | 271 | ||
Deutsche Zukunft. Fünftes Kapitel: Das Wellengesetz von Wilhelm Ostwald (1914) | 274 | ||
Buchbesprechungen | 279 | ||
Lewin, Roger: Die Komplexitätstheorie. Wissenschaft nach der Chaosforschung (Ludwig Pohlmann) | 279 | ||
Waldrop, M. Mitchell: Inseln im Chaos. Die Erforschung komplexer Systeme (Ludwig Pohlmann) | 281 | ||
Küppers, Bemd-Olaf: Natur als Organismus. Schellings frühe Naturphilosophie und ihre Bedeutung für die modeme Biologie (Marie-Luise Heuser-Keßler) | 282 | ||
Wolfgang Maier/Thomas Zoglauer (Hrsg.): Technomorphe Organismuskonzepte. Modellübertragungen zwischen Biologie und Technik (Hans-Jürgen Krug) | 289 | ||
Günther Bien/Thomas Gil/Joachim Wilke (Hrsg.): „Natur“ im Umbruch? (Frank Schweitzer) | 291 | ||
Verzeichnis der Tagungsteilnehmer | 293 |