Interesse und Moral
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Interesse und Moral
Gegenpole oder Bundesgenossen?
Editors: Schmitz, Wolfgang | Weiler, Rudolf
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 80
(1994)
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Abstract
Kaum ein Gesichtswinkel hat den Blick auf die Beurteilung ethisch relevanter Zustände und Entwicklungen und die zu ihrer Korrektur wünschenswerten menschlichen Verhaltensweisen in Vergangenheit und Gegenwart mehr irritiert als der Gesichtswinkel des »Interesses«, sowohl auf der Seite ethisch Postulierender als auch auf der Seite potentieller Adressaten ethischer Postulate.Es gehört zu den sozial interessantesten Phänomenen, was aus diesem oft wertneutral verstandenen Begriff im Zusammenhang mit der Wertung konkreten menschlichen Handelns oder Unterlassens geworden ist. Die Bedeutung des Wortes »Interesse« rangiert heute vom Gegenpol schlechthin gegenüber ethisch postulierten Rücksichtnahmen auf andere bis zur verständnisvollen Legitimation für das Fehlverhalten von Adressaten ethischer Postulate.Die Sozialwissenschaften der letzten Jahrzehnte haben Ansätze entwickelt, die es heute möglich machen, dem schiefen Spannungsverhältnis von Interesse und Moral mit neuen analytischen Methoden und normativen Wegen entgegenzutreten. Die Philosophie, die Theologie und die Sozialwissenschaften unserer Zeit rücken das Interesse in ein konstruktiv positives Verhältnis zur Moral. Das »wohlverstandene Interesse« (J. Messner) ist kein Gegenpol zum ethischen Verhalten, sondern - im Gegenteil - als eine der menschlichen Natur immanente Kraft sein wichtigster und - im ganzen gesehen - sein unentbehrlicher Bundesgenosse.Vom »größten Glück der größten Zahl« der einzelnen Menschen bis zum kollektivistisch - totalitären Postulat »Gemeinnutz geht vor Eigennutz« hat die Menschheit in den letzten zweihundert Jahren einen inhalts- und überraschungsreichen Lernprozeß durchlaufen, der es reizvoll erscheinen läßt, einen Beitrag zu einer Zwischenbilanz zu versuchen.Das alles hat die Johannes-Messner-Gesellschaft veranlaßt, diesen Fragenkomplex zum Gegenstand eines Symposiums zu machen, das am 11. und 12. Februar 1993 in Wien-Neuwaldegg stattgefunden hat. Einige der dort für das Them
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
INHALT | 5 | ||
VORWORT | 7 | ||
Wolfgang Schmitz: ZUR EINFÜHRUNG: DAS INTERESSE – GEGENPOL ODER BUNDESGENOSSE DER MORAL? | 9 | ||
I. Polarisierung in der Kant’schen Pflichtenethik | 12 | ||
II. Neue Ansätze der Sozialwissenschaften | 17 | ||
Anton Rauscher: DAS INTERESSE – DIE WIEDERENTDECKUNG UND KLÄRUNG EINES GRUNDLEGENDEN BEGRIFFS FÜR DIE MODERNE GESELLSCHAFT | 21 | ||
I. Die traditionelle Kritik des Individualismus | 23 | ||
II. Erste Ansätze eines Umdenkens nach dem Zweiten Weltkrieg | 26 | ||
III. Die Besinnung auf die anthropologische Wurzel | 28 | ||
VI. Die Frage nach dem Sozialprinzip | 33 | ||
Heinrich Schneider: DER INTERESSENBEGRIFF IN HISTORISCHER PERSPEKTIVE | 35 | ||
I. | 35 | ||
II. | 37 | ||
III. | 39 | ||
IV. | 41 | ||
V. | 42 | ||
VI. | 45 | ||
VII. | 48 | ||
VIII. | 53 | ||
IX. | 56 | ||
X. | 60 | ||
Wolfgang Schmitz: EIGENINTERESSE – GRUPPENINTERESSE – GESAMTINTERESSE. Das Eigeninteresse durch Lebenssinn und Institutionen legitim, effizient und unersetzlich | 61 | ||
I. Eine neue Phase ethischer Reflexion | 61 | ||
II. Wiederentdeckung des Eigeninteresses als ethisches Postulat | 62 | ||
1. Das Prinzip Eigennutz: Die Selbsterhaltungspflicht | 62 | ||
2. Das Eigenwohl: vorrangige Pflicht vor der Nächstenliebe | 63 | ||
3. Das eigene Heil: Selbstzweck des Menschen | 65 | ||
4. Das Eigeninteresse: Ausgangspunkt der Sozialethik | 67 | ||
5. Das Subsidiaritätsprinzip: Verantwortungsvorrang des Einzelnen | 69 | ||
6. Menschenrechte vor Staatssouveränität | 70 | ||
7. Die Menschenwürde im Zielbündel der Ordnungspolitik | 71 | ||
8. Der „wohlverstandene“ Utilitarismus: Annäherung von Selbstinteresse und Moral | 72 | ||
III. Die Gesellschaft als Zusammenleben von einzelnen Menschen in Institutionen | 74 | ||
1. Der Einzelne: alleingelassen in der anonymen Massengesellschaft? | 74 | ||
2. Institutionen – die Struktur der Gesellschaft | 74 | ||
3. Institutionen: Verzicht auf Freiheitsräume aus Eigeninteresse | 76 | ||
4. Institutionen – ethisch definiert | 76 | ||
5. Individualethik und Sozialethik: komplementär, aber andere Ebenen | 79 | ||
IV. Die Ethik der Zielsetzungen: die offene Flanke der offenen Gesellschaft | 80 | ||
1. Jedes Gesellschaftssystem: Institutionen und Ethik | 80 | ||
2. Institutionen als Mittel und Lebenssinn zur Auswahl der Ziele | 82 | ||
3. Die Antwort Johannes Messners auf die Sinnfrage: Die existentiellen Zwecke jedes Menschen | 83 | ||
V. Das Selbstinteresse: wichtigste Motivation für soziales Regelverhalten | 86 | ||
VI. Das Gemeinwohl als Interesse aller Beteiligten | 87 | ||
1. Gemeinwohl ist Allgemeininteresse | 87 | ||
2. Der Zweck des Gemeinwohles – das Einzelwohl | 88 | ||
3. Das Gemeinwohl als Ziel gesellschaftspolitischer Institutionen | 90 | ||
4. Das Wohl und die Wohle | 93 | ||
VII. Die wissenschaftliche Ethik als Theorie der individuellen und gesellschaftlichen Zielsetzungen | 94 | ||
1. Ordnungstheorie, Ordnungspolitik, Ordnungsethik | 94 | ||
2. Ordnungsethik (Sozialethik) – eine normative Wissenschaft | 96 | ||
3. Institutionenökonomik macht Ordnungsethik zum Partner interdisziplinärer Kooperation | 98 | ||
4. Sozialethik – nicht hierarchischer, sondern zeitlicher Vorrang | 102 | ||
Ingeborg Gabriel: EIGENINTERESSE UND MORAL. Der geschichtliche und kulturell-religiöse Begriffshorizont als Anfrage an die christliche Ethik | 105 | ||
I. Einleitung | 105 | ||
II. Die historischen Metamorphosen des Interessenbegriffs: ein Überblick | 106 | ||
III. Die kulturell-religiösen Variationen des Eigeninteresses | 107 | ||
1. Die Protestantismusthese Max Webers | 107 | ||
2. Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen | 111 | ||
IV. Eigeninteresse und Moral: Überlegungen zu einer christlichen Position | 114 | ||
1. Die Lehre von den „existentiellen Zwecken“ (J. Messner) als Grundlegung einer normativen Theorie des Eigeninteresses | 116 | ||
2. Eigeninteresse und christliche Ethik | 118 | ||
Rudolf Weiler: ZUR ETHISCHEN BEWERTUNG DES INTERESSES INSBESONDERE IN DER WIRTSCHAFT | 123 | ||
I. Das Interesse in ideengeschichtlicher Sicht | 124 | ||
1. Wortverständnis | 124 | ||
2. Einfluß und Wirkung der individualistisch-utilitaristischen Wendung der europäischen Philosophie in der Neuzeit auf den Interessenbegriff | 127 | ||
3. Die Instrumentalisierung des Nutzenbegriffs im Selbstinteresse | 130 | ||
4. Eigeninteresse und Gemeininteresse | 132 | ||
5. Vom Selbstinteresse zum modernen Wohlfahrtsbegriff | 135 | ||
6. Die geistesgeschichtliche Einordnung der Institutionen-Ethik | 137 | ||
II. Das „Gute“ und die „Interessen“ | 141 | ||
1. Die erkenntnistheoretische Lücke der Institutionenethik | 141 | ||
2. Vom anthropologisch-philosophischen Grund des Sittlichen zum ethischen Kriterium des Interesses | 143 | ||
III. Die Kultur der Interessen in der Wirtschaft | 150 | ||
1. Das Kriterium der Sittlichkeit in der Wirtschaft | 151 | ||
2. Interessenkultur und Institutionenmoral | 152 | ||
3. Markt und Demokratie als Instrumentarien der interessenpluralistischen Gesellschaft | 154 | ||
4. Die Gemeinwohlordnung in der Wirtschaft als Erfüllung der sozialen Gerechtigkeit | 156 | ||
IV. Nachwort | 158 | ||
Johannes Schasching: INTERESSE UND SOLIDARITÄT | 161 | ||
I. Das zeitgeschichtliche Ringen | 161 | ||
II. Eine Wegspur in das 21. Jahrhundert | 164 | ||
1. Interesse und Solidarität in der Wirtschaft | 164 | ||
2. Interesse und Solidarität als Bausteine der Gesellschaft | 165 | ||
3. Interesse und Solidarität im Kontext der Wertekultur | 166 | ||
Erich W. Streißler: INTERESSE UND UTILITARISMUS | 169 | ||
I. | 169 | ||
II. | 170 | ||
III. | 173 | ||
IV. | 174 | ||
V. | 177 | ||
VI. | 177 | ||
VII. | 178 | ||
VIII. | 180 | ||
Alfred Klose: GRUPPENINTERESSE UND GEMEINWOHL | 183 | ||
I. Zur Ausgangslage | 183 | ||
II. Einzelwohl und Gemeinwohl | 184 | ||
III. Neue ethische Herausforderungen | 186 | ||
IV. Übereinstimmende Gemeinwohlziele | 188 | ||
V. Gegenkräfte und Störfaktoren | 190 | ||
VI. Die Zukunftsvision einer menschenwürdigen Gesellschaftsordnung | 192 | ||
Ferdinand Reisinger: EIGENES IM GEMEINSAMEN oder IN DER SPANNUNG ZWISCHEN EIGENINTERESSEN UND GEMEINSCHAFTSINTERESSE. Fragmentarische Überlegungen basis-sozio-ökonomischer Art | 193 | ||
I. Erste Erkundungsschritte an der Sache | 193 | ||
II. Interessens-Befragung | 194 | ||
III. Eigenes: Gemeinsames | 196 | ||
IV. Ein Reflexionsansatz (vielleicht sogar ein Lösungsmodell) beim hl. Augustinus | 198 | ||
V. Die Frage nach der Brauchbarkeit | 202 | ||
László Boda: EIGENINTERESSE UND NÄCHSTENLIEBE | 205 | ||
I. Wesen des Problems | 205 | ||
II. Begriff „Interesse“ | 206 | ||
III. Möglichkeiten der Lösung | 208 | ||
IV. Konklusionen | 211 | ||
Heinrich Schneider: VERMÄCHTNIS UND AUFTRAG DES LIBERALISMUS IN CHRISTLICHER SICHT | 215 | ||
I. | 215 | ||
II. | 216 | ||
III. | 218 | ||
IV. | 223 | ||
V. | 230 | ||
VI. | 234 | ||
Karl Korinek: DIE BERUFLICHE INTERESSENVERTRETUNG IM DIENSTE DES GEMEINWOHLES. Die Kammer-Selbstverwaltung in der freiheitlichen Demokratie | 237 | ||
I. Einleitung | 237 | ||
II. Die Struktur des Systems der Kammer-Selbstverwaltung und ihre staatsrechtlichen Grundlagen | 238 | ||
I. Die Grundlagen des Demokratiebegriffs des B-VG | 238 | ||
2. Das Selbstverwaltungssystem gesetzlicher Interessenvertretungen | 240 | ||
3. Die Aufgaben der wirtschaftlichen Selbstverwaltung | 242 | ||
4. Die Pflichtmitgliedschaft und ihre verfassungsrechtliche Zulässigkeit | 246 | ||
5. Alternativen zur Selbstverwaltungskonstruktion | 249 | ||
6. Die Selbstverwaltung und Gewaltentrennung | 251 | ||
III. Schlußbemerkungen | 252 | ||
Valentin N. Pessenko: INTERESSE UND MORAL AUS NEUER RUSSISCHER SICHT | 255 | ||
I. Das Verständnis des Interesses in der Sowjetära | 255 | ||
II. Zur Situation von heute | 256 | ||
III. Die fehlende Gesinnungsreform | 257 | ||
IV. Der Übergang zur Marktwirtschaft | 257 | ||
V. Entstehung einer neuen Unternehmerschicht in einer sozialen Marktwirtschaft | 259 | ||
Johannes Kazutoshi Sugano/Yukio Masubuchi: DIE PROBLEMATIK DES INTERESSES IM JAPANISCHEN DENKEN | 261 | ||
I. Der Wortsinn des japanischen Interesse-Begriffs | 261 | ||
II. Die östliche Naturauffassung als religiöser Hintergrund | 263 | ||
III. Die Entwicklung des Interesses zur grenzenlosen Offenheit | 265 | ||
IV. Die Idee des „von selbst“ im japanischen Interesse-Begriff | 266 | ||
V. Schluß | 267 | ||
DIE AUTOREN UND HERAUSGEBER | 269 |