Geltung und gerichtliche Geltendmachung völkerrechtlicher Verträge im Europäischen Gemeinschaftsrecht
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Geltung und gerichtliche Geltendmachung völkerrechtlicher Verträge im Europäischen Gemeinschaftsrecht
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 91
(2003)
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Abstract
Die Autorin untersucht, in welchem Umfang völkerrechtliche Verträge, an denen die Europäische Gemeinschaft beteiligt ist, im innergemeinschaftlichen Recht gelten und anwendbar sind.Sie begründet die Einführung völkerrechtlicher Verträge in die Gemeinschaftsrechtsordnung mit einem gemeinschaftlichen, zweigliedrigen Geltungsbefehl. Auf dieser dogmatischen Grundlage wird die Frage nach der Geltung von gemischten Verträgen und sekundärem Völkervertragsrecht in der Gemeinschaftsrechtsordnung beantwortet. Für die gerichtliche Einklagbarkeit ist weiter erforderlich, daß der völkerrechtliche Vertrag aus Sicht der Vertragsparteien zur gerichtlichen Geltendmachung geeignet, d. h. unmittelbar anwendbar ist. Antje Wünschmann stellt fest, daß hieran die Geltendmachung der WTO-Übereinkünfte vor den Gerichten der Europäischen Gemeinschaft scheitert. Soweit sich ein einzelner vor Gericht auf eine völkerrechtliche Vertragsbestimmung berufen will, bedarf des ferner der unmittelbaren Wirkung der geltend gemachten Vertragsbestimmung.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Einleitung | 21 | ||
1. Teil: Grundlagen | 26 | ||
A. Völkerrechtliche Verträge und die EG | 26 | ||
I. Das völkerrechtliche Vertragsregime | 26 | ||
1. Der Begriff des völkerrechtlichen Vertrages | 26 | ||
2. Völkerrechtssubjektivität der EG | 28 | ||
3. Die Regeln des allgemeinen Völkervertragsrechts | 30 | ||
II. Der Abschluß völkerrechtlicher Verträge durch die EG | 31 | ||
1. Außenkompetenzen der EG | 31 | ||
a) Ausdrückliche Kompetenznormen | 32 | ||
b) Implied powers | 33 | ||
2. Das Vertragsabschlußverfahren nach Art. 300 EGV | 34 | ||
a) Treaty making power | 35 | ||
b) Der gemeinschaftliche Zustimmungsbeschluß | 36 | ||
c) Der völkerrechtliche Ratifikationsakt | 38 | ||
III. Das GATT 1947, die WTO und das GATT 1994: Ein Überblick | 38 | ||
B. Begriffsbestimmung | 42 | ||
I. Der Status völkerrechtlicher Verträge im Gemeinschaftsrecht | 42 | ||
1. Geltung | 42 | ||
2. Unmittelbare Geltung | 43 | ||
II. Völkerrechtliche Verpflichtungsgrade | 43 | ||
1. Executory treaties | 44 | ||
2. Self-sufficient treaties | 44 | ||
a) Mittelbar anwendbare Verträge | 44 | ||
b) Unmittelbare Anwendbarkeit | 46 | ||
III. Anwendung im Gemeinschaftsrecht | 46 | ||
1. Unmittelbare Anwendung | 46 | ||
2. Unmittelbare Wirkung | 47 | ||
2. Teil: Gemeinschaftliche Geltung | 49 | ||
A. Der gemeinschaftliche Geltungsbefehl | 49 | ||
I. Die Bedeutung von Art. 300 Abs. 7 Alt. 1 EGV für die Geltung völkerrechtlicher Verträge in der Gemeinschaftsrechtsordnung | 49 | ||
1. Bindungsebene und Bindungswirkung | 49 | ||
a) Theorie von der Zuordnung unterschiedlicher Völkerrechtsquellen. | 49 | ||
b) Anwendbarkeit des Prinzips der unmittelbaren Geltung | 53 | ||
c) Primärrechtliche Regelung der gemeinschaftlichen Bindung | 56 | ||
2. Die Voraussetzungen der innergemeinschaftlichen Geltung nach Art. 300 Abs. 7 Alt. 1 EGV | 59 | ||
a) Das Kriterium der völkerrechtlichen Bindung | 60 | ||
aa) Umfassende völkerrechtliche Bindung der Gemeinschaft als Voraussetzung der innergemeinschaftlichen Geltung | 61 | ||
bb) Alternativ-komplementäre Geltung nach völkerrechtlicher Bindungsaufteilung | 61 | ||
cc) Umfassende Bindung der Gemeinschaftsgruppe | 64 | ||
b) Das Kriterium der Außenkompetenz | 66 | ||
aa) Literaturansichten | 67 | ||
(1) Alternativ-komplementäre Geltung gemischter Verträge | 67 | ||
(2) Theorie von der punktuellen Vertragsdurchbrechung | 68 | ||
bb) Die Rechtsprechung des EuGH | 69 | ||
(1) Die Rechtsprechung bis 1998 | 69 | ||
(2) Das Hermès-Urteil, Rs. C-53/96 | 71 | ||
(a) Sachverhalt | 71 | ||
(b) Analyse der Urteilsgründe | 72 | ||
(c) Bewertung | 73 | ||
(3) EuGH-Dior, verb. Rs. C-390/98 und 392/98 | 74 | ||
cc) Eigener Begründungansatz | 76 | ||
(1) Normative Anknüpfung von Art. 300 Abs. 7 Alt. 1 EGV an das Kriterium der Außenkompetenz | 77 | ||
(2) Geltung und Auslegung der in die gemeinschaftliche Außenkompetenz fallenden Vertragsbestimmungen im staatlichen Recht | 78 | ||
(3) Geltung und Auslegung der in die staatliche Außenkompetenz fallenden Vertragsbestimmungen im staatlichen Recht | 78 | ||
3. Weitere normative Feststellungen des Art. 300 Abs. 7 Alt. 1 EGV | 82 | ||
a) Primärrechtliche Verankerung einer „anwendungsneutralen“ Einführung | 82 | ||
b) Rang und Kollisionswirkungen | 84 | ||
aa) Rang | 84 | ||
bb) Kollisionswirkungen | 86 | ||
II. Die Bedeutung des gemeinschaftlichen Zustimmungsbeschlusses für die Einführung völkerrechtlicher Verträge in die Gemeinschaftsrechtsordnung | 88 | ||
1. Grammatikalische Auslegung | 88 | ||
2. Systematische Auslegung | 88 | ||
3. Das Wesen des Zustimmungsbeschlusses | 89 | ||
a) Funktionenzuordnung | 89 | ||
aa) Funktionenzuordnung im Bereich der auswärtigen Gewalt | 90 | ||
bb) Veröffentlichungspraxis | 90 | ||
cc) Einführung durch „Bestätigungsverordnung“? | 91 | ||
b) Ratspraxis, mit Hilfe des Zustimmungsbeschlusses die Anwendung des völkerrechtlichen Vertrages im Gemeinschaftsrecht zu beeinflussen | 92 | ||
aa) Der normative Gehalt von Begründungserwägungen | 93 | ||
bb) Schlußfolgerungen | 94 | ||
c) Die Rechtsprechung des EuGH zur gerichtlichen Überprüfung von Zustimmungsbeschluß und völkerrechtlichem Vertrag | 96 | ||
aa) Der Zustimmungsbeschluß | 96 | ||
(1) Formaler Klagegegenstand | 96 | ||
(2) Materieller Prüfungsgegenstand | 97 | ||
(3) Rechtsfolgen der Nichtigkeitserklärung des Zustimmungsbeschlusses | 97 | ||
(a) Völkerrechtliche Ebene | 97 | ||
(b) Gemeinschaftliche Ebene | 100 | ||
bb) Der völkerrechtliche Vertrag | 103 | ||
(1) Formaler Klagegegenstand? | 103 | ||
(2) Materieller Prüfungsgegenstand | 104 | ||
cc) Bewertung | 105 | ||
III. Synthese: Das Verhältnis von Art. 300 Abs. 7 Alt. 1 EGV und dem Zustimmungsbeschluß | 108 | ||
1. Zweigliedrigkeit des gemeinschaftlichen Geltungsbefehls | 108 | ||
2. Die Feststellungen des Art. 300 Abs. 7 Alt. 1 EGV als normative Grenze des Zustimmungsbeschlusses | 109 | ||
3. Versuch einer rechtstheoretischen Einordnung | 111 | ||
B. Geltung der im Rahmen von Gemeinschaftsabkommen erlassenen Organbeschlüsse | 116 | ||
I. Einführung | 116 | ||
1. Anwendungsfälle | 116 | ||
2. Organbeschlüsse als sekundäres Völkervertragsrecht | 118 | ||
II. Anwendung des zweigliedrigen Geltungsbefehls | 120 | ||
1. Art. 300 Abs. 7 Alt. 1 EGV analog als feststellender Teil des gemeinschaftlichen Geltungsbefehls | 120 | ||
2. Der konstitutive Teil des zweigliedrigen Geltungsbefehls | 120 | ||
a) Spezielle Einführung durch sekundäres Gemeinschaftsrecht? | 121 | ||
b) Organbeschluß als Geltungsbefehl? | 122 | ||
c) Zustimmungsbeschluß des Rates zum Gemeinschaftsabkommen als antizipierte Entscheidung über das innergemeinschaftliche Inkraftsetzen des Organbeschlusses | 126 | ||
aa) Rechtsetzende Organbeschlüsse | 127 | ||
bb) Urteilsförmige Organbeschlüsse | 128 | ||
3. Die innergemeinschaftliche Geltung der WTO-Entscheidungen | 130 | ||
a) Das Urteil EuG-Chemnitz/Kommission | 130 | ||
b) Der urteilsförmige Charakter der WTO-Entscheidungen | 131 | ||
III. Ergebnis | 135 | ||
3. Teil: Gerichtliche Geltendmachung völkerrechtlicher Verträge vor den Gerichten der Europäischen Gemeinschaft | 137 | ||
A. Das Konzept der unmittelbaren Anwendbarkeit | 139 | ||
I. Die „unmittelbare Anwendbarkeit“ im Rahmen der Prüfung der „unmittelbaren Wirkung“ durch den EuGH | 139 | ||
1. Das Kupferberg-Urteil, Rs. 104/81 | 140 | ||
a) Geltung | 141 | ||
b) Unmittelbare Wirkung | 141 | ||
c) Das normative Verhältnis von unmittelbarer Anwendbarkeit und unmittelbarer Wirkung | 143 | ||
2. Das International Fruit Company-Urteil, Rs. 21–24/72 | 144 | ||
a) Geltung | 145 | ||
b) Prüfungsmethodik der unmittelbaren Wirkung | 145 | ||
II. Ausschluß der unmittelbaren Anwendbarkeit der GATT/WTO-Übereinkünfte | 147 | ||
1. Die herkömmlichen Begründungsansätze zum GATT 1947 | 147 | ||
a) „Geltung“ in der Gemeinschaftsrechtsordnung | 148 | ||
aa) Spezielle Einführung des GATT durch die Gemeinschaftsorgane | 148 | ||
bb) Allgemeine Einführung des GATT 1947 | 152 | ||
(1) Funktionsnachfolge wegen ausschließlicher gemeinschaftlicher Sachkompetenz | 152 | ||
(2) Artt. 18, 29, 100 EGV a. F.? | 153 | ||
(3) Anwendung des zweigliedrigen Geltungsbefehls | 153 | ||
(4) Exkurs: Freistellung der Mitgliedstaaten von der Anwendung GATT-widrigen Gemeinschaftsrechts auf der Grundlage von Art. 307 EGV? | 160 | ||
b) Das Kriterium der „Geschmeidigkeit“ | 164 | ||
2. Die neuen Begründungsansätze des EuGH in Portugal/Rat, Rs. C-149/96, zu den WTO-Übereinkünften | 168 | ||
a) Sachverhalt und Urteilsgründe | 168 | ||
b) Das Konzept der Gegenseitigkeit in der Rechtsprechung des EuGH 171 aa) Die Aufgabe des Vertragsbruchkriteriums | 171 | ||
bb) Gegenseitigkeit in den materiellen Vertragsverpflichtungen als Anknüpfungskriterium für die judicial reciprocity | 174 | ||
cc) Abschließende Kritik | 176 | ||
3. Eigener Ansatz: Ausschluß der unmittelbaren Anwendbarkeit bei Exklusivität völkerrechtlicher Durchsetzungsmechanismen | 178 | ||
a) Self-contained regimes | 179 | ||
b) Völkerrechtliche Vorbehalte gegen die Vertragsdurchsetzung vor den internen Gerichten der Vertragsparteien | 180 | ||
c) Einordnung der GATT/WTO-Übereinkommen | 181 | ||
d) Präzisierung des Begriffs der unmittelbaren Anwendbarkeit | 184 | ||
III. Die unmittelbare Anwendbarkeit als selbständige Prozeßvoraussetzung für die gerichtliche Geltendmachung der GATT/WTO-Übereinkünfte vor dem EuGH | 185 | ||
1. Nichtigkeitsklagen der Mitgliedstaaten nach Art. 230 EGV: EuGH-Deutschland/Rat, Rs. C-280/93 | 185 | ||
a) Sachverhalt und Urteilsgründe | 185 | ||
b) Rechtliche Würdigung | 188 | ||
aa) Ausdehnung des Konzepts der unmittelbaren Wirkung? | 188 | ||
bb) Das Konzept der unmittelbaren Anwendbarkeit | 190 | ||
2. Vertragsverletzungsverfahren nach Art. 226 EGV: EuGH-Kommission/Deutschland, Rs. C-61/94 | 191 | ||
3. Ergebnis | 193 | ||
IV. Möglichkeiten der gerichtlichen Kontrolle von Gemeinschaftsrecht anhand der GATT/WTO-Übereinkünfte durch die Gerichte der Europäischen Gemeinschaft | 193 | ||
1. GATT/WTO-konforme Auslegung | 194 | ||
a) Herleitung und Inhalt der völkervertragskonformen Auslegung | 194 | ||
b) Die GATT/WTO-konforme Rechtsprechung des EuGH | 196 | ||
2. Durchführung der GATT/WTO-Übereinkünfte außerhalb des exklusiven völkerrechtlichen Durchsetzungsmechanismus: EuGH-Fediol III, Rs. 79/87 | 197 | ||
a) Ausnahme zur fehlenden unmittelbaren Wirkung des GATT? | 197 | ||
b) Ein Anwendungsfall der GATT-konformen Auslegung? | 200 | ||
c) Durchführung des GATT außerhalb des Anwendungsbereiches exklusiver völkerrechtlicher Durchsetzungsmechanismen | 201 | ||
3. Völkerrechtliche Ausnahmen zur Exklusivität völkerrechtlicher Durchsetzungsmechanismen: EuGH-Nakajima, Rs. C-69/89 | 201 | ||
4. Einfluß der WTO-Entscheidungen auf die unmittelbare Anwendbarkeit der WTO-Übereinkünfte | 204 | ||
a) Völkerrechtliche Verpflichtung zur Umsetzung der WTO-Entscheidungen | 205 | ||
b) Geltendmachung der WTO-Entscheidung | 206 | ||
c) Die Entscheidungen des EuG vom 20. März 2001 in den Rechtssachen Cordis Obst/Kommission, Port/Kommission und Bocchi/Kommission | 208 | ||
V. Ergebnis | 209 | ||
B. Das Konzept der unmittelbaren Wirkung | 212 | ||
I. Funktion | 212 | ||
1. Filterfunktion | 212 | ||
2. Instrument der internen Rechtsdurchsetzung? | 213 | ||
3. Funktionale Begrenzung des Anwendungsbereiches der unmittelbaren Wirkung | 215 | ||
II. Bewertungsmaßstab und Auslegungskriterien | 216 | ||
III. Wirkungsweisen | 219 | ||
1. Entstehungsvoraussetzung für Rechte des Einzelnen | 219 | ||
2. Gerichtliche Durchsetzungsvoraussetzung | 220 | ||
a) Verfahren vor staatlichen Gerichten | 220 | ||
b) Direktklagen vor dem EuGH/EuG | 220 | ||
IV. Rechtsinhalt unmittelbar wirkender Vertragsbestimmungen | 221 | ||
1. Abwehrrecht | 222 | ||
a) Abwehr von sekundärem Gemeinschaftsrecht | 222 | ||
b) Abwehr von staatlichem Recht | 223 | ||
c) Ergebnis | 224 | ||
2. Offensive Durchsetzung von Leistungsrechten | 224 | ||
a) Die Urteile Papst und Racke | 224 | ||
b) Rechtliche Würdigung | 226 | ||
3. Schadensersatzansprüche gegen die EG | 227 | ||
a) Haftungsgrundlage | 227 | ||
b) Die „unmittelbare Wirkung“ als Haftungsvoraussetzung | 228 | ||
aa) Die Urteile EuG-Atlanta II, Rs. T-521/93, EuGH-Atlanta, Rs. C-104/97 P und die Entscheidungen des EuG vom 20. März 2001 | 228 | ||
bb) Stellungnahme | 231 | ||
V. Möglichkeiten der indirekten gerichtlichen Geltendmachung nicht unmittelbar wirkender Vertragsbestimmungen | 232 | ||
1. Die völkervertragskonforme Auslegung | 232 | ||
2. Die inzidente Normenkontrolle nach Art. 241 EGV | 234 | ||
3. Bewertung | 236 | ||
VI. Ergebnis | 237 | ||
4. Teil: Schluß | 239 | ||
A. Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse | 239 | ||
B. Abschließende Bewertung | 244 | ||
Literaturverzeichnis | 246 | ||
Sachwortverzeichnis und Entscheidungsregister | 271 |