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Grundrechte und Gestaltungsspielraum

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Simons, C. (1999). Grundrechte und Gestaltungsspielraum. Eine rechtsvergleichende Untersuchung zum Prüfungsinstrumentarium von Bundesverfassungsgericht und US-amerikanischem Supreme Court bei der Normenkontrolle. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49310-4
Simons, Cornelius. Grundrechte und Gestaltungsspielraum: Eine rechtsvergleichende Untersuchung zum Prüfungsinstrumentarium von Bundesverfassungsgericht und US-amerikanischem Supreme Court bei der Normenkontrolle. Duncker & Humblot, 1999. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49310-4
Simons, C (1999): Grundrechte und Gestaltungsspielraum: Eine rechtsvergleichende Untersuchung zum Prüfungsinstrumentarium von Bundesverfassungsgericht und US-amerikanischem Supreme Court bei der Normenkontrolle, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49310-4

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Grundrechte und Gestaltungsspielraum

Eine rechtsvergleichende Untersuchung zum Prüfungsinstrumentarium von Bundesverfassungsgericht und US-amerikanischem Supreme Court bei der Normenkontrolle

Simons, Cornelius

Schriften zum Internationalen Recht, Vol. 111

(1999)

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Abstract

Die Rechtsprechung des BVerfG zumal in Grundrechtsfragen ist geprägt von einer starren Fixierung auf die vom Zivilrecht bekannten Interpretationsmethoden. Das Verhältnis zwischen Gericht und Gesetzgeber spielt hierbei praktisch keine Rolle. Der amerikanischen Verfassungstheorie und vor allem -praxis ist diese materiellrechtliche Sichtweise fremd. Hier haben stattdessen funktionellrechtliche, also von den Aufgaben der beteiligten Institutionen her gedachte Interpretationsmethoden Konjunktur. »Gestaltungsspielräume des Gesetzgebers« dienen dort demgemäß nicht nur als milderndes Regulativ bereits anderweitig gefundener Entscheidungen, sondern bilden den Ausgangspunkt jeder verfassungsrechtlichen Überlegung.

Die vom Supreme Court hierzu entwickelten Anschauungen entfalten sich vor allem in den »Werkzeugen«, die das Gericht seiner Arbeit zugrundelegt. Die Analyse dieser Werkzeuge, insbesondere der gestaffelten Prüfungsmaßstäbe, der Vermutungs- und Beweislastregeln sowie der Modi der Tatsachen- und Prognoseprüfung, gewährt Einblick in eine von der deutschen grundsätzlich und auf überrraschende Weise verschiedene Verfassungspraxis: Verfassungskontrolle wird in den USA sehr viel stärker als in Deutschland als Mittel der Austarierung miteinander konkurrierender Kompetenzträger verstanden; materielle Wert- und Abwägungsentscheidungen bleiben demgegenüber weitgehend dem Gesetzgeber überlassen.

Der Vergleich der deutschen Verfassungspraxis mit einer so nahen und zugleich entfernten Rechtskultur wie der amerikanischen soll der Einsicht Bahn brechen, daß ein Gericht mit der Festlegung verbindlicher Verfasssungswerte immer, also unabhängig vom materiellen Ergebnis seiner Entscheidungen, überfordert ist. Legitimität kann ein Verfassungsgericht nur dadurch erlangen, daß es sich seiner grundsätzlich subsidiären Funktion im demokratischen Rechtsstaat besinnt. Die Methode der Verfassungsinterpretation hat dem notwendig Rechnung zu tragen.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einführung 15
A. Das Problem 15
B. Das deutsche Modell: Verfassungsgericht und Dogmatik (1) 17
C. Das amerikanische Modell: Verfassungsgericht und Funktion (1) 22
D. Magisches Dreieck: Gericht – Gesetzgeber – Individuum 25
E. Gegenstand und Grenzen der Untersuchung 27
Erster Teil: Die Grundlagen der Kontrolle legislativer Akte durch Supreme Court und BVerfG 31
A. Die Rechtslage in den USA 31
I. „Marbury v. Madison“ – Rechtfertigung von judicial review 33
1. Die Fakten 33
2. Die Gerichtsentscheidung und ihre Argumente 33
3. Bedeutung 35
II. „Marbury v. Madison“ – Reichweite und Grenzen von judicial review 37
1. Die Absichten der Verfassungsväter und der Verfassungstext 38
2. Marshalls Verständnis von judicial review 40
3. Schlußfolgerung 45
B. Die Rechtslage in Deutschland 46
I. Die positive Entscheidung des Grundgesetzes für die Verfassungsgebundenheit des Gesetzgebers und die Kontrollbefugnis des BVerfG 46
II. Die Bedeutung der positiv-rechtlichen Normierung im Grundgesetz für die Ausübung der richterlichen Kontrollbefugnis 47
C. Zusammenfassung 52
Zweiter Teil: Die verfassungsgerichtliche Kontrolle legislativer Akte im Selbstverständnis von Supreme Court und BVerfG 53
A. Supreme Court 53
I. Schlüsselbegriffe der Supreme Court-Praxis: judicial activism und judicial restraint 53
II. Der rote Faden: „judicial restraint“ 56
III. Das gemiedene Bekenntnis: „judicial activism“ 64
IV. Zusammenfassung 68
B. Bundesverfassungsgericht 69
I. Der „Statusbericht“ von 1952 69
II. Die Abgrenzung von Recht und Politik und die political question-Doktrin 71
III. BVerfG und judicial self restraint 76
C. Zusammenfassung 82
Dritter Teil: Gestaltungsfreiheit und Kontrollauftrag in der Praxis – Mittel und Modi verfassungsgerichtlicher Kontrolle 84
A. Die verschiedenen Prüfungsmaßstäbe 84
I. Die Rechtslage in den USA 85
1. Definition der Prüfungsmaßstäbe 86
a) Der mere rationality-Standard 86
b) Der strict scrutiny-Standard 88
c) Der middle tier-Standard 89
d) Zusammenfassung 90
2. Prüfungsobjekte 91
a) Ends eines Gesetzes: Ziele, Zwecke, Motive und Effekte 91
aa) Feststellungsmodi 91
bb) Wertigkeit 93
b) Gesetzgeberische Mittel 96
c) Mittel-Zweck-Relation 97
aa) Allgemeines 97
bb) Due process- und equal protection-Fälle 98
cc) Freedom of speech-Fälle 100
dd) Zusammenfassung 108
3. Handhabung der Prüfungsmaßstäbe 109
II. Die Rechtslage in Deutschland 114
1. Der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz als Prüfungsmaßstab 115
a) Allgemeines 115
b) Prüfungsobjekte, insbesondere die Mittel-Zweck-Beziehung 116
aa) Zweck 116
bb) Mittel-Zweck-Beziehung 116
(1) Eignung 116
(2) Erforderlichkeit 117
(3) Proportionalität 118
2. Der allgemeine und die besonderen Gleichheitssätze als Prüfungsmaßstab 119
a) Allgemeines 119
b) Prüfungsobjekte 121
aa) Differenzierungskriterium (Mittel) 121
bb) Differenzierungsziel (Zweck) 123
cc) Mittel-Zweck-Beziehung 124
III. Bedeutung der Prüfungsmaßstäbe für die Aufgaben- und Funktionsverteilung zwischen Verfassungsgericht und Gesetzgeber 127
1. Die (potentielle) Doppelfunktion der Prüfungsmaßstäbe 127
2. Verfassungsgerichtliche Argumentation und Auswahl bzw. Ausgestaltung der Prüfungsmaßstäbe 130
3. Folgerungen 142
B. Vermutungen, Darlegungslast, Beweislast und Beweismaß 147
I. Allgemeines 147
1. Die Rechtslage in den USA 148
a) Beweislast (burden of proof) 148
aa) Burden of pleading und burden of producing evidence/going forward 148
bb) Burden of persuasion 150
b) Vermutungen (presumptions) 152
c) Exkurs: „Tatsachen“ und Supreme Court 155
2. Die Rechtslage in Deutschland 156
II. Vermutungen/presumptions und Beweislast/burden of proof in der Praxis von BVerfG und Supreme Court 160
1. Die Rechtslage in den USA 160
a) Dogmatische Ausgestaltung 160
b) Praktische Bedeutung 166
2. Die Rechtslage in Deutschland 169
III. Vermutungen und Prüfungsstandards 175
IV. Vermutungen, Beweislast und Rollenverteilung zwischen Supreme Court und Gesetzgeber 177
V. Zusammenfassung 182
C. Gerichtliche Tatsachenfeststellungen und Folgeneinschätzungen 183
I. Allgemeines 183
II. Tatsachenfeststellungen und Folgeneinschätzungen in der Praxis von Supreme Court und BVerfG 186
1. Die Rechtslage in den USA 186
a) Die Befugnis des Supreme Court zur Tatsachenfeststellung und Folgeneinschätzung 186
aa) Der juristisch-prozessuale Aspekt: adversary proceeding, Revisionstätigkeit und legislative facts 186
bb) Der praktisch-kompetenzielle Aspekt: Gericht, Gesetzgeber und legislative facts 192
b) Die Praxis des Supreme Court 194
aa) Tatsachenfeststellungen 194
bb) Folgeneinschätzungen 208
2. Die Rechtslage in Deutschland 214
a) Die Befugnis des BVerfG zur Tatsachenfeststellung und Folgeneinschätzung 214
b) Die Praxis des BVerfG 216
aa) Tatsachenfeststellungen 216
bb) Folgeneinschätzungen 218
III. Legislative facts, Vermutung der Verfassungsmäßigkeit und Prüfungsmaßstäbe 223
IV. Legislative facts und Funktionenordnung 226
V. Zusammenfassung 232
D. „Administrative convenience“ und „Ökomomie der Verwaltung“ 233
E. Gesetzgeberische Motive 242
I. Allgemeines 242
II. Die Praxis gerichtlicher Motivforschung 246
1. Die Rechtslage in den USA 246
a) Die Unterscheidung zwischen „de iure-“ und „de facto-Benachteiligungen“ und die „doctrine of discriminatory purpose“ 246
b) Umfang der Tatsachenfeststellung und Verteilung der Beweislast bei der Ermittlung der Absichten des Gesetzgebers 251
aa) Allgemeines 251
bb) Möglichkeiten der Feststellung von Motiven 252
cc) Beweislast und Beweismaß 253
2. Die Rechtslage in Deutschland 255
a) Ausgangssituation 255
b) Die Behandlung „faktischer“ Ungleichheit 256
c) Ergebnis- oder Verfahrenskontrolle gegenüber dem Gesetzgeber? 262
III. Rechtfertigung gerichtlicher Motivforschung 266
IV. Zusammenfassung 275
F. Kontrolle des gesetzgeberischen Verfahrens im übrigen 277
Vierter Teil: Abhängigkeit und Unabhängigkeit, Stabilität und Flexibilität der gerichtlichen Kontrollinstrumente 280
A. Die Situation im amerikanischen Verfassungsrecht 280
I. Das Zusammenwirken der verschiedenen Kontrollinstrumente 280
1. Der mere rationality-Standard 280
2. Der strict scrutiny-Standard 282
3. Der intermediate scrutiny-Standard 283
II. Differenzierungen 284
B. Die Situation im deutschen Verfassungsrecht 291
Fünfter Teil: Anwendungsbereiche der jeweiligen Kontrollstandards 293
A. Die Situation im amerikanischen Verfassungsrecht 293
I. Der strict scrutiny-Standard 293
1. Equal protection-Fälle 293
2. Due process-Fälle 298
3. Freedom of speech-Fälle 300
II. Der mere rationality-Standard 302
III. Der intermediate scrutiny-Standard 303
B. Die Situation im deutschen Verfassungsrecht 305
I. Fälle relativ strenger Kontrolle 306
II. Fälle relativ durchlässiger Kontrolle 311
C. Zusammenfassung 314
Sechster Teil: Gerichtliche Rechtfertigung der geübten Kontrollpraxis 315
A. Das amerikanische Modell: Verfassungsgericht und Funktion (2) 315
I. Die „Carolene Products“-Fußnote 316
II. John H. Ely: „Democracy and Distrust“ 318
III. Die Rechtsprechung des Supreme Court 323
B. Das deutsche Modell: Verfassungsgericht und Dogmatik (2) 326
Siebter Teil: Das Phänomen selbständiger funktionell-rechtlicher Perspektiven und Kriterien und der Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers 331
A. Zusammenfassung und Analyse der Einzelergebnisse 331
B. Schlußfolgerungen 355
C. Paradigmatischer Testfall: Die Abtreibungsfrage 367
Zusammenfassung der Ergebnisse 373
Literaturverzeichnis 382
Sachregister 409