Das Schlichtungsverfahren vor dem Schiedsmann
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Das Schlichtungsverfahren vor dem Schiedsmann
Eine empirische Untersuchung zur Praxis strafrechtlicher Schlichtung in Nordrhein-Westfalen
Kölner Kriminalwissenschaftliche Schriften, Vol. 17
(1995)
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Abstract
Das strafrechtliche Schlichtungsverfahren vor dem Schiedsmann weist bei näherer Betrachtungsweise zahlreiche Parallelen zu Projekten auf, deren Ziel eine ausgleichende, nichtstrafende, auf Wiedergutmachung ausgerichtete Regelung strafrechtlicher Konflikte ist. Allerdings wird das Schlichtungsverfahren mit wesentlich geringerem finanziellem - der Schiedsmann ist ehrenamtlicher Laie - und personellem Aufwand betrieben. Dennoch findet das Schiedsmannsinstitut im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs kaum Beachtung. Ziel der Untersuchung ist zunächst die Darstellung der (verfahrensbedingten) Besonderheiten. Hierauf aufbauend werden die anzunehmenden Erwartungen der Konfliktparteien (Täter / Opfer) dargestellt, wobei zwischen verfahrensunabhängigen Bereichen und solchen, die sich aus der konkreten Verfahrensausgestaltung ergeben, zu unterscheiden ist. Die auf Parteiangaben beruhende empirische Untersuchung liefert Angaben über den Ablauf der Schlichtungsverhandlung, wobei festgestellt wird, daß das Verfahren hinsichtlich der äußeren Merkmale den Parteierwartungen weitgehend entspricht und die angenommenen Zugangsbarrieren nicht den vennuteten Einfluß auf die Bewertung haben. Die Zufriedenheit mit der Schlichtungsverhandlung ist - trotz teilweise anfänglicher Skepsis - durchweg hoch, was eingeschränkt auch noch bei einem Verfahrensabschluß ohne förmliche Einigung gilt. Der Vergleich der Befunde mit den Ergebnissen anderer Projekte läßt einen qualitativen Unterschied des Schlichtungsverfahrens nicht deutlich werden.Der theoretische Ansatz beruht auf der Vergleichbarkeit der Erwartungen namentlich der Opfer kleinerer Straftaten. Hierbei kommt es weniger darauf an, wer die Parteien mit welchem Konzept zur Konfliktregelung zusammenbringt, sondern daß dies geschieht. Die Rolle des "catalytic agent" kann von einem neutralen Dritten als Laie in Person des Schiedsmanns ohne weiteres übernommen werden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Erster Teil: Rechtliche Grundlagen des Schiedsmannsinstituts und dessen Verortung im Umfeld strafrechtlicher Schlichtung | 15 | ||
A. Einleitung: Alternative Konfliktregelung – Einbeziehung des Schiedsmannsinstituts in die kriminalpolitische Diskussion | 15 | ||
B. Historische Übersicht; Sühnebehörde in den neuen Bundesländern | 21 | ||
I. Historische Übersicht | 21 | ||
II. Sühnebehörde in den neuen Bundesländern | 23 | ||
C. Rechtliche Grundlagen des Schiedsmannsinstituts und quantitative Beteiligung am Kriminalitätsaufkommen | 25 | ||
I. Schiedsmannsinstitut und Privatklageverfahren | 25 | ||
1. Einbindung in das Privatklageverfahren | 25 | ||
2. Einzelheiten zum Privatklageverfahren | 26 | ||
3. Kritik am Privatklageverfahren und deren Ausstrahlung auf das Schiedsmannsinstitut | 29 | ||
4. Keine Privatklage gegen Jugendliche | 32 | ||
II. Privatklage und Kriminalitätsaufkommen | 33 | ||
1. Kriminalitätsaufkommen | 33 | ||
a) Ausgewählte Zahlen | 33 | ||
b) Bedeutung der Vermögensdelikte – Forderung nach Ausweitung der Schiedsmannstätigkeit | 34 | ||
2. Quantitative Entwicklung der Privatklagen – Verweisungspraxis | 35 | ||
III. Umfang der Schiedsmannstätigkeit; informeller Sühneversuch | 38 | ||
1. Übersicht über die Entwicklung des Geschäftsgangs der Schiedsmänner | 38 | ||
2. Erklärungsversuche für das geringe Fallaufkommen und den Rückgang der Geschäftstätigkeit | 41 | ||
a) Der informelle Sühneversuch | 41 | ||
b) Ursachen für den Rückgang der Eingangszahlen – Gedanke der Meidung | 44 | ||
c) Diskussion | 48 | ||
D. Der Ablauf des Schlichtungsverfahrens in Strafsachen | 49 | ||
I. Das Verfahren | 49 | ||
1. Die Einschaltung des Schiedsmanns | 49 | ||
a) Zugang zum Schiedsmann | 49 | ||
b) Prüfung der Zuständigkeit; Ablehnung der Amtsausübung | 51 | ||
2. Sonstige Verfahrensmodalitäten; Ablauf des Verfahrens | 52 | ||
a) Gebühren und Auslagen | 52 | ||
aa) Gesetzliche Regelung der Gebührenpflicht | 52 | ||
bb) Bewertung der Gebührenpflicht | 53 | ||
b) Die Terminwahrnehmung | 54 | ||
c) Die Schlichtungsverhandlung | 56 | ||
aa) Ort und Zeit der Schlichtungsverhandlung | 56 | ||
bb) Nichtöffentlichkeit | 59 | ||
cc) Merkmale der Verhandlung | 60 | ||
(1) Rolle des Schiedsmanns | 61 | ||
(2) Hinzuziehung von Zeugen | 63 | ||
(3) Einmalige Intervention; zeitlicher Rahmen | 64 | ||
(4) Einbeziehung tieferer Ursachen | 66 | ||
(5) Formelle Aspekte | 68 | ||
II. Die Beendigung des Schlichtungsverfahrens | 69 | ||
1. Der Vergleich | 70 | ||
a) Vollstreckbare Urkunde | 70 | ||
b) Inhalt: Eine umfassende Regelung als Ideal | 72 | ||
aa) Ende der strafrechtlichen Verfolgung der Tat | 72 | ||
bb) Regelungsumfang; Befriedungswirkung | 72 | ||
(1) Regelungsumfang | 72 | ||
(a) Umfassende Regelung der Tatfolgen, einschließlich der zivilrechtlichen Ansprüche | 72 | ||
(b) Trennung Zivilrecht/Strafrecht | 75 | ||
(2) Befriedungswirkung; Einfluß auf den Täter | 77 | ||
c) Zusammenfassung: Vergleich | 80 | ||
2. Der negative Verfahrensausgang | 80 | ||
a) Sühnebescheinigung | 80 | ||
b) Weiteres Schicksal des Konflikts | 81 | ||
E. Konfliktbearbeitung unter Einschaltung eines Vermittlers | 82 | ||
I. Phänomen der Einbeziehung eines Dritten zur Konfliktregelung; Laienbeteiligung | 82 | ||
1. Abgrenzung der Vermittlung/Schlichtung von anderen Modellen der Konfliktbewältigung | 83 | ||
2. Der Dritte | 85 | ||
a) Funktion des Dritten | 85 | ||
aa) Allgemeine Faktoren | 85 | ||
bb) Spannungsfeld zwischen Parteiautonomie und Auftrag des Dritten | 88 | ||
cc) Machtkomponente des Dritten | 88 | ||
dd) Kompensation von Machtdisparitäten | 90 | ||
ee) Persönliche Merkmale des Dritten | 93 | ||
b) Laienbeteiligung vs. Expertentum | 94 | ||
aa) Rechtliche Konfliktregelung als Expertenangelegenheit | 94 | ||
bb) Gedanke der Laienbeteiligung an der Konfliktregelung | 97 | ||
cc) Kritik an der Laienbeteiligung und der damit einhergehenden Dethematisierung des Rechts | 99 | ||
II. Anforderungen an die Person des Schiedsmanns aus der Sicht der Literatur | 101 | ||
Zweiter Teil: Empirische Untersuchungen | 106 | ||
Erstes Kapitel: Die Schiedsmänner | 106 | ||
A. Einleitung | 106 | ||
B. Soziodemographische Zusammensetzung der Schiedsmänner – Erörterung | 107 | ||
C. Einzelfragen | 111 | ||
I. Auswahl der Schiedsmänner und Beweggründe für die Amtsübernahme | 111 | ||
1. Einleitung | 111 | ||
2. Darstellung der Befunde | 112 | ||
3. Interpretation | 114 | ||
II. Schiedsmänner und Fortbildung | 117 | ||
III. Die Rechtslage als Maßstab der Einigungsbemühungen des Schiedsmanns? | 118 | ||
1. Streben nach höherer juristischer Qualifikation | 118 | ||
2. Kenntnis der Rechtslage | 121 | ||
IV. Eigenschaften: Selbsteinschätzung vs. Fremdeinschätzung | 125 | ||
V. Ansichten der Schiedsmänner | 129 | ||
1. Darstellung der Befunde | 130 | ||
2. Diskussion | 134 | ||
Zweites Kapitel: Die Parteien | 142 | ||
A. Einleitung; Thesen | 142 | ||
I. Einleitung | 142 | ||
II. Thesen | 142 | ||
1. Der Zugang zum Schiedsmann | 143 | ||
a) Gebührenpflicht | 143 | ||
b) Erreichbarkeit | 143 | ||
c) Zeitliche Flexibilität | 143 | ||
2. Der Sühneversuch als bürokratisches Hemmnis für den Antragsteller | 143 | ||
3. Auswirkungen verfahrensbedingter Zwangsmomente auf das Verhalten des Täters | 144 | ||
a) Ordnungsgeld | 144 | ||
b) Drohendes Privatklageverfahren | 144 | ||
c) Vergleichserfüllung aufgrund drohender Zwangsvollstreckung | 144 | ||
4. Das Verfahren aus der Sicht der Parteien | 144 | ||
a) Cooling out | 144 | ||
b) Wunsch nach Wiedergutmachung des Schadens | 144 | ||
c) Bedürfnis nach einem schnellen und effektiven Verfahren | 145 | ||
5. Rolle des Schiedsmanns | 145 | ||
a) Dominierender Einfluß des Schiedsmanns | 145 | ||
b) Druckmittel des Schiedsmanns | 145 | ||
6. Herstellung der Einigungsbereitschaft während der Verhandlung | 145 | ||
7. Mehrmalige Intervention; tiefere Konfliktursachen | 146 | ||
a) Keine Bereitschaft der Parteien zu mehrmaligen Sitzungen | 146 | ||
b) Verhandlungsdauer | 146 | ||
c) Tiefere Konfliktursachen | 146 | ||
8. Private Atmosphäre und Nichtöffentlichkeit als Vorteil für die Parteien | 146 | ||
9. Aufklärung des Tatgeschehens; Orientierung an der Rechtslage statt Regelung anhand eigener Gerechtigkeitsvorstellungen | 146 | ||
a) Vergangenheitsorientierte Betrachtung | 146 | ||
b) Der Einfluß von Zeugen auf das Verfahren | 147 | ||
c) Orientierung des Vergleichsinhalts an der Rechtslage | 147 | ||
10. Regelungsspektrum des Vergleichs | 147 | ||
a) Umfassende Regelung der Tatfolgen | 147 | ||
b) Regelung des zukünftigen Parteiverhaltens | 147 | ||
11. Reduktion der Beziehungen trotz formal erfolgreicher Verfahrensbeendigung | 148 | ||
12. Die Vollstreckungsmöglichkeit aus der Sicht des Antragstellers | 148 | ||
13. Fehlgeschlagener Sühneversuch | 148 | ||
14. Auswahl des Schiedsmanns | 148 | ||
15. Anwaltsbeteiligung | 148 | ||
B. Empirische Untersuchung | 149 | ||
I. Anlage der Untersuchung | 149 | ||
1. Anonyme schriftliche Befragung | 149 | ||
2. Gestaltung der Fragebögen | 150 | ||
3. Pretest des Erhebungsinstruments | 150 | ||
4. Mitwirkungserfordernis und Auswahl der Schiedsmänner | 151 | ||
5. Ablauf der Untersuchung | 153 | ||
II. Ergebnisse der empirischen Untersuchung | 154 | ||
1. Rücklauf | 154 | ||
2. Ergebnisse | 156 | ||
a) Statusangaben der Parteien | 156 | ||
aa) Geschlecht | 156 | ||
bb) Alter | 157 | ||
cc) Familienstand | 158 | ||
dd) Ausbildung, Berufstätigkeit, ausgeübter Beruf | 159 | ||
ee) Nettoeinkommen | 161 | ||
ff) Diskussion | 162 | ||
b) Die Tat | 162 | ||
aa) Deliktstypen | 162 | ||
bb) Deliktstyp und Einigungsquote | 163 | ||
c) Beziehung zum Gegner | 164 | ||
aa) Art der Beziehung | 164 | ||
bb) Weitere Entwicklung der Beziehung | 165 | ||
d) Einzelfragen: Zugang zum Schiedsmann; Vorfeld der Verhandlung | 166 | ||
aa) Kenntnis von Zuständigkeit; Erreichbarkeit; Prorogation | 166 | ||
bb) Gebührenpflicht | 168 | ||
cc) Zeitliche Komponenten; cooling out | 169 | ||
(1) Übersicht | 169 | ||
(2) Erläuterung | 170 | ||
e) Akzeptanz des Schlichtungsverfahrens und Freiwilligkeit | 172 | ||
aa) Akzeptanz durch die Antragsteller | 172 | ||
(1) Übersicht | 172 | ||
(2) Erläuterung | 173 | ||
bb) Disziplinierung des Antragsgegners | 174 | ||
(1) Ordnungsgeld | 174 | ||
(2) Zwangsmomente und Vergleichsabschluß | 175 | ||
f) Die Verhandlung | 177 | ||
aa) Verhalten des Schiedsmanns | 177 | ||
(1) Verhandlungsführung | 177 | ||
(2) Neutralität | 178 | ||
(3) Argumente des Schiedsmanns | 179 | ||
bb) Initiative zum Einigungsvorschlag | 180 | ||
cc) Einigungsbereitschaft der Parteien | 181 | ||
dd) Behandlung des Streitgegenstands | 182 | ||
(1) Thematisierung der wesentlichen Punkte | 182 | ||
(2) Die Konfliktvorgeschichte | 182 | ||
(a) Erörterung der Konfliktvorgeschichte | 182 | ||
(b) Konfliktvorgeschichte – Beziehung zum Gegner/Vergleichsabschluß | 184 | ||
(3) Bereitschaft zur mehrmaligen Intervention | 185 | ||
ee) Beteiligung von Zeugen | 186 | ||
ff) Anwaltsbeteiligung | 188 | ||
g) Die Verfahrensbeendigung | 190 | ||
aa) Der Vergleich | 190 | ||
(1) Vergleichsquote; Kosten | 190 | ||
(2) Regelungsgegenstand | 191 | ||
(a) Vergleichsinhalt | 191 | ||
(aa) Übersicht | 191 | ||
(bb) Erläuterung | 192 | ||
(b) Umfassende Regelung | 193 | ||
(c) Nachgeben des Antragstellers | 193 | ||
(3) Die Abschlußmotive | 194 | ||
(4) Die Erfüllung des Vergleichs | 196 | ||
(a) Erfüllungsbereitschaft des Antragsgegners | 196 | ||
(b) Kenntnis der Parteien von der Vollstreckbarkeit | 197 | ||
bb) Das Scheitern der Verhandlung | 198 | ||
(1) Gründe für das Scheitern des Verfahrens | 198 | ||
(2) Verhalten nach dem Scheitern des Verfahrens | 200 | ||
h) Einstellungen und Erwartungen der Parteien | 202 | ||
aa) Übersicht | 202 | ||
bb) Erläuterung | 202 | ||
(1) Restitution des Schadens; umfassende Regelung der Tatfolgen | 202 | ||
(2) Vergangenheitsorientierung | 206 | ||
(3) Versöhnung; zukünftiges Verhalten | 207 | ||
(4) Private Atmosphäre; Nichtöffentlichkeit | 208 | ||
(5) Erwartungen an die Rolle des Schiedsmanns | 208 | ||
(6) Rollenabhängige Erwartungen | 209 | ||
3. Vergleich der Befunde mit den Ergebnissen anderer Forschungen zum Täter-Opfer-Ausgleich | 210 | ||
a) Klientel | 210 | ||
b) Beziehung vor der Tat | 211 | ||
c) Länger andauernde Konflikte | 212 | ||
d) Deliktsstruktur | 212 | ||
e) Verfahrensabschluß | 214 | ||
aa) Erfolgsquote | 214 | ||
bb) Regelungsinhalt vs. Erwartungen der Parteien | 215 | ||
cc) Gründe für Ausgleichsbereitschaft | 217 | ||
dd) Gründe für Erfolglosigkeit des Verfahrens | 219 | ||
f) Sonstiges | 220 | ||
Drittes Kapitel: Zusammenfassung und Schlußbetrachtung | 222 | ||
Literaturverzeichnis | 229 | ||
Anhang I–X | 241 |