Der Begleitfund
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Der Begleitfund
Zu den Grenzen strafverfahrensrechtlicher Informationsverwertung beiläufig erlangter Informationen im Rahmen präventiv-polizeilicher Tätigkeit
Schriften zum Recht des Informationsverkehrs und der Informationstechnik, Vol. 17
(1998)
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Abstract
In den vergangenen Jahren wurden die Eingriffsgrundlagen in den Polizeigesetzen erheblich ausgedehnt. Mit der polizeilichen Arbeit zur Gefahrenabwehr geht ein erhöhtes Informationsaufkommen einher, wobei sich die Frage nach der strafprozessualen Verwertbarkeit dieser Informationen anschließt.Der Informationsanfall läßt sich qualitativ und terminologisch in drei Arten kategorisieren: Absichts-, Zufalls- und Begleitfund. Aufgrund der Streubreite vieler Eingriffsmaßnahmen, wie etwa beim Abhören einer Wohnung, ist eine beiläufig erlangte, strafrechtlich aber bedeutsame Information in so vielen Fällen Begleiterscheinung, daß sie nicht mehr als zufällig angesehen werden kann. Nach dem Prinzip "Zufall und Notwendigkeit" wird aus dem bei isolierter Betrachtung zufälligen Fund bei gesamtheitlicher Sichtweise ein "Begleitfund". Als Produkt technischer Unzulänglichkeit ist er für die Abwehr der ermittelten Gefahr irrelevant - eigentlich müßte er in einem "Informationsfilter" hängenbleiben. Weist ein solcher Begleitfund auf eine begangene Straftat hin, so stellt sich die Frage, ob und in welchem Umfang er strafverfahrensrechtlich genutzt werden darf. Mangels Tatverdachts wäre seine Erhebung nach den Vorschriften der StPO jedenfalls nicht möglich gewesen.Die Autorin untersucht das bisher unerkannte Problem, ob es eine nicht mehr zu rechtfertigende Überinanspruchnahme des einzelnen darstellt, wenn eine gefahrenabwehrrechtliche Maßnahme - in vorhersehbarer Weise - zur eigenen Strafverfolgung führt. Im Ergebnis ist hier gesetzgeberischer Handlungsbedarf angezeigt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Erster Teil: Informationserhebung im Rahmen der Gefahrenabwehr | 15 | ||
Erstes Kapitel: Einführung in die Problematik | 15 | ||
A. Situationsbeschreibung | 15 | ||
B. Die Begleitinformation als bisher unbekannte Kategorie des Informationsanfalls | 19 | ||
I. Einführung | 19 | ||
II. Systematisierung des Informationsaufkommens | 21 | ||
1. Die Absichtsinformation („gefahrspezifische“ Information) | 24 | ||
2. Die präventiv-polizeiliche Zufallsinformation („gefahrunspezifische“ Information) | 25 | ||
3. Die Begleitinformation („gefahrunspezifische“ Information) | 26 | ||
III. Die terminologische Kehrseite auf Eingriffsebene | 28 | ||
IV. Zusammenfassung | 29 | ||
C. Die „gefahrunspezifische“ (Begleit-)Information als „Begleitfund“ | 30 | ||
I. „Zufall und Notwendigkeit“ | 31 | ||
II. Der „Begleitfund“ | 32 | ||
D. Widerstreitende Interessen und die darin liegende Problematik | 33 | ||
I. Innere Sicherheit als Staatsaufgabe und ihr Stellenwert | 33 | ||
1. Staatstheoretischer Ansatz | 34 | ||
2. Verfassungsrechtlicher Ansatz | 36 | ||
3. Der öffentliche Strafanspruch | 39 | ||
II. Freiheit – Abwehrrecht gegen staatliche Eingriffe | 40 | ||
III. Ergebnis | 41 | ||
E. Der Begleitfund – Folge weitgefaßter präventiv-polizeilicher Ermächtigungsgrundlagen | 42 | ||
I. Recht auf informationelle Selbstbestimmung | 42 | ||
II. Gesteigertes Informationsaufkommen | 47 | ||
1. Gefahr | 48 | ||
2. Erweiterung polizeilicher Tätigkeit durch operatives Vorgehen | 50 | ||
a) Grundsätzliche Überlegungen zur polizeilichen Präventivtätigkeit | 50 | ||
b) Operatives Vorgehen der Polizei | 53 | ||
c) Das operative Vorgehen – Gefahrenvorsorge | 55 | ||
3. Informationserhebung nach dem VE ME PolG | 59 | ||
a) Systematik der Befugnisnormen | 60 | ||
b) Datenerhebung nach § 8a VE ME PolG | 61 | ||
c) Datenerhebung bei öffentlichen Veranstaltungen, Ansammlungen und Versammlungen nach § 8b VE ME PolG | 63 | ||
d) Besondere Formen der Datenerhebung nach § 8c VE ME PolG | 64 | ||
e) Polizeiliche Beobachtung nach § 8d VE ME PolG | 66 | ||
4. Analyse der Eingriffsstruktur | 66 | ||
a) Adressatenkreis | 67 | ||
b) Gefahr | 68 | ||
c) Vorbeugende Verbrechensbekämpfung | 69 | ||
d) Breitstreuende Ermächtigungsgrundlagen | 71 | ||
aa) Technische Unzulänglichkeiten als Ursache für die Erhebung von Begleitfunden | 71 | ||
bb) Eindringen in den Privatbereich | 72 | ||
e) Ergebnis | 73 | ||
F. Zusammenfassung der Ergebnisse des ersten Kapitels | 74 | ||
Zweites Kapitel: Der Begleitfund als Quelle neuen staatlichen Eingriffspotentials | 75 | ||
A. Polizeigesetz in Verbindung mit der Strafprozeßordnung – neues Eingriffspotential? | 76 | ||
I. Aufnahme der Ermittlungstätigkeit | 78 | ||
II. Unmittelbare Beweisverwertung im Prozeß, §§ 244 II, 261 StPO | 80 | ||
III. Mittelbare Beweisverwertung | 81 | ||
IV. Ergebnis | 81 | ||
B. Der Begleitfund – auch Produkt repressiv-polizeilicher Tätigkeit? | 83 | ||
I. Vorbeugende Bekämpfung von Straftaten – Prävention oder Repression? | 83 | ||
II. Doppeltrelevante Sachverhalte? | 89 | ||
1. Überschneidungsbereiche präventiver und repressiver Intention | 89 | ||
2. Kritik | 91 | ||
3. Die Gemengelage – präventives und repressives Vorgehen in Kumulation | 94 | ||
4. Ergebnis | 95 | ||
5. Der Begleitfund – selten Produkt auch repressiv-polizeilicher Tätigkeit | 96 | ||
C. Zusammenfassung der Ergebnisse des zweiten Kapitels | 96 | ||
Drittes Kapitel: Zusammenfassung der Ergebnisse des ersten Teils | 97 | ||
Zweiter Teil: Problematik des neuen Eingriffspotentials | 99 | ||
Erstes Kapitel: Grundsätzliche Überlegungen | 99 | ||
A. Einführende Gedanken | 99 | ||
B. Gang der Untersuchung | 103 | ||
Zweites Kapitel: Der Begleitfund als Produkt grundrechtsintensiver Informationserhebung am Beispiel des ‘Großen Lauschangriffs’ | 105 | ||
A. Das „Raumgesprächsurteil“ des Bundesgerichtshofs | 107 | ||
B. Der Begleitfund – Art. 13 III GG unterscheidet zwischen Störer und Nichtstörer | 109 | ||
C. Ergebnis | 113 | ||
Drittes Kapitel: Problematik des Begleitfundes trotz rechtmäßiger Beweiserhebung | 115 | ||
A. Problematisierungsansätze in bezug auf eine uneingeschränkte Verwertbarkeit rechtmäßig erlangter Informationen | 115 | ||
I. Ausgangspunkt | 115 | ||
II. „Verfassungsrechtliche Verwertungsverbote“ – Der Begleitfund als verfassungsrechtliches Problem? | 117 | ||
III. Der „klassische“ Zufallsfund | 120 | ||
1. Vorbemerkung | 120 | ||
2. Der klassische repressiv-polizeiliche Zufallsfund | 122 | ||
a) Problematisierungsansatz: Begrenzungsfunktion der Eingriffsnorm | 123 | ||
b) Problematisierungsansatz: Zweckbindung der Eingriffsnorm | 125 | ||
c) Relevanz für den Begleitfund | 128 | ||
d) Kritik an den Problematisierungsansätzen | 129 | ||
aa) Begrenzungsfunktion der Eingriffsnorm | 129 | ||
bb) Zweckbindungsformel | 132 | ||
(1) Zufallsfund und Zweckbindung | 132 | ||
(2) Grundrechtsrelevanz der Informationsverwertung | 134 | ||
(3) Verwertungsregelungen in der Strafprozeßordnung | 138 | ||
cc) Ergebnis der Kritik | 141 | ||
dd) Konsequenz für die Problematisierung des Begleitfundes | 141 | ||
IV. Eigener Problematisierungsansatz | 143 | ||
1. Informationen als Voraussetzung für effektive Strafverfolgung: Allgemeine und besondere Justizpflichten | 144 | ||
2. Die allgemeine Justizpflicht | 147 | ||
a) Die Schöffenpflicht | 147 | ||
b) Die Zeugenpflicht | 148 | ||
3. Die besondere Justizpflicht des Beschuldigten und des Nichtbeschuldigten | 150 | ||
a) Die Inanspruchnahme des Nichtbeschuldigten | 152 | ||
aa) Die Sonderopferlage des Nichtbeschuldigten | 152 | ||
bb) Übertragung auf den klassischen Zufallsfund | 152 | ||
b) Die Inanspruchnahme des Beschuldigten | 154 | ||
aa) Das Strafverfahren als justizförmiger Entscheidungsfindungsprozeß – Die Bedeutung der Unschuldsvermutung für die verfahrensrechtliche Stellung des Beschuldigten | 154 | ||
bb) Das Strafverfahren – Wiederherstellung des gestörten Rechtsfriedens | 156 | ||
cc) Übertragung auf den klassischen Zufallsfund | 161 | ||
B. Ergebnis – Der klassische Zufallsfund als Aufopferungsproblem | 162 | ||
Viertes Kapitel: Die mögliche Überinanspruchnahme des einzelnen als Problematik des Begleitfundes | 164 | ||
A. Grundrechtsbetroffenheit der Adressaten | 166 | ||
I. Störer und Nichtstörer | 166 | ||
II. Nicht anwesender Dritter | 167 | ||
III. Ergebnis – Grundrechtsrelevanz des Begleitfundes | 168 | ||
B. Dem Staat zurechenbare Grundrechtseinbuße | 168 | ||
I. Heimliche Maßnahmen als Eingriff? | 169 | ||
II. Erlangung von Begleitfunden als Produkt eines Eingriffs? | 170 | ||
1. Einführendes Beispiel | 171 | ||
2. Das klassische Eingriffsverständnis | 172 | ||
3. Erweiterung des Eingriffsbegriffs | 172 | ||
4. Übertragung auf den Beispielsfall | 174 | ||
a) Finaler Eingriff – der Absichtsfund | 174 | ||
b) Unmittelbarer oder mittelbarer Eingriff – der Begleitfund | 175 | ||
c) Eingriffslose Informationserhebung – die präventiv-polizeiliche Zufallsinformation | 176 | ||
5. Ergebnis | 178 | ||
C. Der Begleitfund als Aufopferungsproblem | 179 | ||
I. Die Verwertung von Begleitfunden – mögliche Überinanspruchnahme? | 180 | ||
1. Gefahrverursacher | 180 | ||
2. An Gefahrentstehung Unbeteiligter | 181 | ||
3. Konsequenzen | 182 | ||
II. Der Begleitfund – Gefahrenabwehr wird zu Strafverfolgung | 183 | ||
D. Konsequenzen | 185 | ||
Fünftes Kapitel: Zusammenfassung der Ergebnisse des zweiten Teils | 187 | ||
Dritter Teil: Zur Verwertbarkeit des Begleitfundes | 190 | ||
Erstes Kapitel: Bisherige Handhabung des Begleitfundes | 190 | ||
A. Regelungen der Gesetzgebung: Polizeigesetze und Strafprozeßordnung | 191 | ||
I. Regelungen im Präventivbereich | 192 | ||
II. Regelungen im Repressivbereich | 194 | ||
1. Regelungen de lege lata: Die Strafprozeßordnung | 194 | ||
a) Die Wesentlichkeitsdoktrin | 195 | ||
b) Das Legalitätsprinzip als Verwertungsermächtigung? | 196 | ||
aa) Erfassung von nicht intendierten Informationen | 196 | ||
bb) Positive gesetzgeberische Entscheidung? | 200 | ||
2. Regelungen de lege ferenda: Das Strafverfahrensänderungsgesetz 1994 | 201 | ||
3. Ergebnis | 202 | ||
B. Richtiger Regelungsstandort | 203 | ||
I. Art. 74 I Nr. 1 GG | 203 | ||
II. Annexkompetenz der Länder? | 204 | ||
III. Ergebnis | 206 | ||
Zweites Kapitel: Lösungsansätze in Rechtsprechung und Literatur | 207 | ||
A. Verwertungsvorschläge für den Absichtsfund | 207 | ||
I. Rechtsprechung | 208 | ||
II. Literaturmeinungen | 210 | ||
III. Ergebnis | 212 | ||
B. Verwertungsvorschläge für den Begleitfund | 213 | ||
C. Die Praxis – Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage vom 3. Juli 1995 (BT-Drs. 13/1925) | 214 | ||
D. Schlußfolgerung | 216 | ||
Drittes Kapitel: Minimalisierung der Eingriffsfolgen: Gedankliche Vorüberlegungen | 218 | ||
A. Für die Lösung zu berücksichtigende Vorgaben | 218 | ||
I. Art der Inanspruchnahme der involvierten Personen | 218 | ||
1. Ausgangslage unter Berücksichtigung der bisherigen Ergebnisse | 218 | ||
2. Entschädigungslos hinzunehmendes Sonderopfer oder Überinanspruchnahme? | 220 | ||
II. Verfahrensstufen | 220 | ||
B. Exkurs: Die Behandlung der Absichtsinformation sowie der präventiv-polizeilichen Zufallsinformation unter Berücksichtigung der Aufopferungslage | 222 | ||
Viertes Kapitel: Durch Verwertung des Begleitfundes begründeter rechtswidriger Zustand | 224 | ||
A. Gefahrenabwehr als rechtmäßiges Verhalten | 224 | ||
B. Der Begleitfund führt zu rechtswidrigem Zustand | 224 | ||
I. „Gespaltene Rechtswidrigkeit“ | 225 | ||
II. Rechtswidrigkeit des Begleitfundes | 228 | ||
1. Betroffene Personen | 228 | ||
2. Rechtswidrigkeit | 229 | ||
C. Sonderfälle – keine Überinanspruchnahme? | 231 | ||
I. Doppelfunktionale polizeiliche Tätigkeit | 231 | ||
II. Vorsorge für die künftige Straftatverfolgung | 232 | ||
D. Ergebnis | 234 | ||
Fünftes Kapitel: Beseitigung des rechtswidrigen Zustandes | 235 | ||
A. Dogmatische Verankerung | 235 | ||
I. Der öffentlich-rechtliche Unterlassungsanspruch | 235 | ||
II. Der Folgenbeseitigungsanspruch | 237 | ||
1. Dogmatische Herleitung des Folgenbeseitigungsanspruchs | 238 | ||
2. Bedeutung der Dogmatik für den Begleitfund | 241 | ||
B. Tatbestandsvoraussetzungen des Folgenbeseitigungsanspruchs | 243 | ||
I. Hoheitliches Handeln | 243 | ||
II. Noch andauernder rechtswidriger Zustand | 244 | ||
III. Die Rechtsfolge: Der Folgenbeseitigungsanspruch als Restitutionsanspruch | 246 | ||
1. Vernichtung des Begleitfundes | 247 | ||
2. Beseitigung des Tatverdachts | 247 | ||
a) Prävention endet in Strafverfolgung | 250 | ||
b) Ermittlungsmaßnahmen im Repressivbereich – kein Sonderopfer? | 250 | ||
c) Der Begleitfund – Produkt präventiver, breitstreuender Eingriffsmaßnahmen | 251 | ||
d) Bewertung | 251 | ||
e) Ergebnis | 252 | ||
IV. Einschränkungen des Folgenbeseitigungsanspruchs | 252 | ||
1. Nachträgliche Legalisierungsmöglichkeit | 252 | ||
2. Entgegenstehende öffentliche Belange | 255 | ||
3. Nochmals: Die Wesentlichkeitsdoktrin | 259 | ||
4. Ergebnis | 260 | ||
C. Regelungsvorschlag | 261 | ||
I. Orientierung an § 138 StGB | 261 | ||
II. Übergangsweise Geltung | 262 | ||
Sechstes Kapitel: Zusammenfassung der Ergebnisse des dritten Teils | 264 | ||
Vierter Teil: Zusammenfassung der Ergebnisse der Arbeit | 271 | ||
Literaturverzeichnis | 276 | ||
Stichwortverzeichnis | 292 |