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Justitiabler Föderalismus

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Kenntner, M. (2000). Justitiabler Föderalismus. Zur Konzeption föderaler Kompetenzzuweisungen als subjektive Rechtspositionen. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49906-9
Kenntner, Markus. Justitiabler Föderalismus: Zur Konzeption föderaler Kompetenzzuweisungen als subjektive Rechtspositionen. Duncker & Humblot, 2000. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49906-9
Kenntner, M (2000): Justitiabler Föderalismus: Zur Konzeption föderaler Kompetenzzuweisungen als subjektive Rechtspositionen, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49906-9

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Justitiabler Föderalismus

Zur Konzeption föderaler Kompetenzzuweisungen als subjektive Rechtspositionen

Kenntner, Markus

Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht, Vol. 52

(2000)

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Abstract

Regieren bedeutet im modernen Staatswesen in erster Linie "Gesetze machen". Deutlich wird dies nicht nur an der zunehmenden Bedeutung der EU, die als "Rechtssetzungsgemeinschaft" Hoheitsgewalt fast ausschließlich auf dem Wege der Normgebung ausübt, vielmehr bezeugt auch umgekehrt der Bedeutungsverlust der Bundesländer, daß fehlende Gesetzgebungszuständigkeiten politisch nur kaum kompensiert werden können. Effektive föderalistische Ordnungsmodelle können aus diesem Grund nur dort angenommen werden, wo den dezentralen Teilebenen auch substantielle Normsetzungsbefugnisse verbleiben. Dies setzt aber nicht nur die Zuordnung von Kompetenzen voraus, sondern vielmehr auch die Möglichkeit, diese vor unbefugter Inanspruchnahme durch die Zentralebene zu verteidigen. Die Staatspraxis zu Art. 72 Abs. 2 GG a. F. hat dies nachdrücklich belegt. Nur ein justitiabler Föderalismus ist daher ein wirkungsvoller Föderalismus.

Mit dem Vorschlag, föderale Kompetenzzuweisungsnormen als subjektive Rechtspositionen zu begreifen, zeigt der Autor einen Lösungsweg auf: Eingriffe in derartige Kompetenzpositionen unterliegen dem Übermaßverbot und werden so einer effektiven gerichtlichen Kontrolle zugänglich. Denn der Kontrollmaßstab des Übermaßverbots ist von der Rechtsprechung konkretisiert und mit einem klaren Bedeutungsgehalt gefüllt worden. Im ersten Teil der Arbeit wird zunächst die theoretische Konzeption entwickelt. Anschließend analysiert Kenntner den materiellen Regelungsgehalt der Kompetenzzuweisungen für die Gemeinden und die Länder im Gefüge des Grundgesetzes. Schließlich unternimmt er einen rechtsvergleichenden Blick auf ausgesuchte ausländische Föderalsysteme und versucht, die entwickelte Konzeption auch auf die vertikale Kompetenzverteilung der Europäischen Union anzuwenden.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einführung 13
1. Problemstellung 13
2. Vorgehensweise und Konzeption der Arbeit 16
Teil 1: Theoretische Konzeption 18
A. Föderale Kompetenzzuweisungen als subjektive Rechtspositionen 18
I. Lösungsansätze 18
1. Restriktive Interpretation der Bundeskompetenzen 18
2. Enge Auslegung von Ausnahmevorschriften 19
3. Zuständigkeitsvermutung zugunsten der Länder 21
4. Kompetenzzuweisung als Beweislastverteilung 24
II. Das Lösungsmodell Beweislastverteilung 25
1. Anwendbarkeit von Beweislastregeln im Verfassungsprozeß 26
a) Kein Ausschluß objektiver Beweislastregeln durch den Untersuchungsgrundsatz 26
b) “Begründungspflichten”? 27
c) Erstreckung der Beweislastregeln auf prognostische Tatbestandsmerkmale 30
2. Beweislastverteilung im öffentlichen Recht 32
3. Beweislastverteilungsgehalt von Kompetenzabgrenzungsnormen 36
a) Kein zwingender Regelungsmechanismus 36
b) Bündischer Entstehungszusammenhang 37
c) Bewußte Entscheidung des Grundgesetzes 38
d) Ergebnis 39
III. Strukturelle Konzeption der Kompetenzverteilungsnormen 40
1. Kompetenzbereiche als zugeordnete Rechtspositionen 41
2. Kompetenzzuweisungen als subjektive Rechte 43
3. Verengung der legitimen Ziele durch verfassungsunmittelbare Vorgaben 47
a) Rechtfertigungsbedürftigkeit 47
b) Verfassungsunmittelbare Vorgabe der zulässigen Zwecksetzung 48
c) Erforderlichkeitskriterium 50
4. Anwendbarkeit des Verhältnismäßigkeitsprinzips 51
IV. Eingeschränkte gerichtliche Kontrolle? 56
1. Legislative Entscheidungs- und Wertungsspielräume 56
2. Legislative Prognosespielräume 60
Teil 2: Bundesrepublik Deutschland 65
B. Die Selbstverwaltung der Gemeinden nach Art. 28 Abs. 2 S. 1 GG 65
I. Einleitung 65
II. Rechtsnatur der den Gemeinden zugewiesenen Kompetenzen 68
1. Keine grundrechtliche Verbürgung der kommunalen Selbstverwaltung 68
2. Art. 28 Abs. 2 S. 1 GG als institutionelle Garantie? 71
a) Historische Entwicklung der Rechtsfigur der institutionellen Garantie 71
b) Historische Auslegung von Art. 28 Abs. 2 S. 1 GG 74
c) Teleologische Auslegung der kommunalen Selbstverwaltungsgarantie 76
d) Systematischer Zusammenhang 80
e) “Versubjektivierung” der institutionellen Garantie 81
f) Ergebnis 83
3. Konsequenzen aus der dogmatischen Zuordnung 86
a) Annahme einer “ausfüllungsbedürftigen Struktur” 86
b) Abkehr vom Verhältnismäßigkeitsprinzip 90
4. Ergebnis 94
III. Gerichtliche Kontrolle der Kompetenzabgrenzung 96
1. Die Konzeption der Rastede-Entscheidung des BVerfG 96
a) Grundkonzeption 97
b) Der Entzug von Angelegenheiten mit relevantem örtlichem Bezug 101
c) Die gesetzgeberische Neubewertung einer Aufgabe als überörtlich 106
aa) Überörtlichkeitsbewertung als materieller Aufgabenentzug 106
bb) Einschätzungsprärogative 109
cc) Kritik 111
2. Zur Neukonzeption 112
a) Materieller Gehalt von Art. 28 Abs. 2 S. 1 GG 112
b) Verfassungsunmittelbare Vorgabe der Ausnahmevoraussetzungen 114
c) Legislative Gestaltungsspielräume 115
IV. Ergebnis 117
C. Die konkurrierende Bundesgesetzgebung nach Art. 72 Abs. 2 GG 119
I. Einleitung 119
II. Rechtsnatur 122
1. Historische Auslegung 122
a) Anknüpfung an Art. 9 WRV 122
aa) Konzeption schon in der Weimarer Zeit umstritten 123
bb) Andere textliche Fassung 124
cc) Andere Konzeption der rechtsstaatlichen Kontrolle 126
dd) Ergebnis 129
b) Der Wille des historischen Verfassungsgebers 129
aa) Der Verfassungskonvent von Herrenchiemsee 129
bb) Der Parlamentarische Rat und das Memorandum der Alliierten Militärgouverneure 132
cc) Sonderlage der Grundgesetzentstehung 136
c) Der aktualisierte Wille des verfassungsändernden Gesetzgebers 138
aa) Die Enquête-Kommission “Verfassungsreform” des Bundestages 138
bb) Die Kommission “Verfassungsreform” des Bundesrates 140
cc) Die Gemeinsame Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat 141
dd) Die Verfassungsreform von 1994 145
ee) Ergebnis 148
2. Der Wortlaut 150
3. Systematische Auslegung 151
4. Teleologische Interpretation 154
5. Ergebnis 157
III. Gerichtliche Kontrolle 158
1. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts 158
2. Lösungsansätze in der Literatur 163
a) Aufrechterhaltung der Einschätzungsprärogative des Bundesgesetzgebers? 163
b) Begründungspflichten und Darlegungslasten 170
c) Erste Neuansätze 171
3. Zur Neukonzeption der gerichtlichen Kontrolle 174
IV. Ergebnis 179
Teil 3: Weitere Föderalsysteme 181
D. Föderale Kompetenzabgrenzungen in anderen Bundesstaaten 181
I. Die Schweiz 181
1. Föderale Grundstrukturen der Schweiz 181
2. Kollisionsregelungen 184
3. Kompetenzkonflikte 186
a) Kompetenzüberschreitungen des Bundes 186
b) Kompetenzüberschreitungen der Kantone 187
c) Kompetenzzuordnung am Beispiel der Außenpolitik 187
d) Kriterien der Kompetenzabgrenzung 189
4. Aktuelle Entwicklung 192
5. Ergebnis 194
II. Österreich 195
1. Die bundesstaatliche Verfassung 195
2. Struktur der Zuständigkeitsverteilung 197
a) Der Grundsatz der strikten Kompetenztrennung 197
b) Die Kumulierung von Regelungen 200
3. Kompetenzkonflikte 202
a) Stellung und Bedeutung des Verfassungsgerichtshofes 202
b) Die Verfassungsinterpretation der Kompetenzabgrenzungsregeln 204
c) Bundesstaatsorientierte Auslegungsansätze 207
4. Ergebnis 209
III. Die Vereinigten Staaten von Amerika 210
1. Das föderale System der USA 210
2. Die Entwicklung bis zum New Deal 213
3. Die New Deal Kontroverse 216
4. Strukturelle Einordnung der Rechtsprechung 220
5. Gegenbewegungen in der Rechtsprechung 222
6. Die neueste Rechtsprechung im Fall Lopez 224
a) Die Urteilsbegründung 224
b) Die dissenting opinions 227
c) Die concurring opinions 229
d) Strukturelle Einordnung der Lopez-Entscheidung 231
7. Ergebnis 234
IV. Ergebnis 235
E. Vertikale Kompetenzabgrenzung in der Europäischen Union 238
I. Einleitung und Problemstellung 238
1. Die föderale Struktur der EU 238
2. Vermeidung föderalistischer Begrifflichkeiten 240
3. Problemstellung 242
II. Das Prinzip der begrenzten Ermächtigung 243
1. Struktur der Kompetenzverteilung in der Europäischen Union 243
2. Rechtsdogmatische Einordnung von Art. 3b (neu: 5) Abs. 1 EGV 247
3. Gerichtliche Kontrolle 249
a) Zur Konzeption als subjektive Rechtsposition 249
b) Die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs 252
4. Problemlage der europäischen Kompetenzordnung 258
III. Das Subsidiaritätsprinzip 260
1. Rechtsdogmatische Einordnung 261
a) Die inhaltliche Konzeption der tatbestandlichen Fassung des Art. 3b (neu: 5) Abs. 2 EGV 261
b) Systematische Einordnung 269
c) Rechtsverbindlichkeit 275
2. Die gerichtliche Kontrolle 278
a) Die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs 278
b) Die Auffassung der Kommission 281
c) Der Amsterdamer Vertrag 284
3. Die Konzeption als subjektive Rechtsposition 286
a) Beweislastverteilungsgehalt des Art. 3b (neu: 5) Abs. 2 EGV 286
aa) Beweislastverteilung im europäischen Gemeinschaftsrecht 286
bb) Beweislastverteilung des Art. 3b (neu: 5) Abs. 2 EGV 288
b) Der materielle Gehalt des gemeinschaftsrechtlichen Subsidiaritätsprinzips 291
aa) Mitgliedstaatliche Kompetenzbereiche als subjektive Rechtspositionen 291
bb) Widersprüchlichkeit zur bisherigen Integrations-Konzeption 293
cc) Kein Widerspruch zur weiteren Integration 295
dd) Politischer Wille zur Subsidiarität? 297
IV. Ergebnis 298
Ergebnis und Thesen 301
Literaturverzeichnis 307