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Maack, M. (1999). Englische antisuit injunctions im europäischen Zivilrechtsverkehr. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49891-8
Maack, Martina. Englische antisuit injunctions im europäischen Zivilrechtsverkehr. Duncker & Humblot, 1999. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49891-8
Maack, M (1999): Englische antisuit injunctions im europäischen Zivilrechtsverkehr, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49891-8

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Englische antisuit injunctions im europäischen Zivilrechtsverkehr

Maack, Martina

Schriften zum Prozessrecht, Vol. 152

(1999)

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Abstract

Antisuit injunctions sind richterliche Verbote, einen Prozeß im Ausland zu führen, um den richtigen Gerichtsstand durchzusetzen. Sie sind ein dem anglo-amerikanischen Rechtskreis eigenes Prozeßrechtsinstitut und passen nicht in das kontinental-europäische Recht. Gleichwohl erlassen englische Gerichte seit den 90er Jahren antisuit injunctions auch im Bereich des Europäischen Gerichtsstands- und Vollstreckungsübereinkommens, das dem europäischen Rechtskreis folgt. Dies führt zu einem Justizkonflikt, weil das Übereinkommen die internationale Zuständigkeit verbindlich regelt und keinen Raum für antisuit injunctions läßt. Martina Maack stellt diesen Konflikt dar und schlägt Lösungen vor.

Nach einer kurzen Darstellung der Voraussetzungen einer antisuit injunction und der Art und Weise ihrer Durchsetzbarkeit wird untersucht, ob der Justizkonflikt bereits auf der Ebene der Zustellung ausgetragen werden kann, indem die Zustellung von Schriftstücken, die ein antisuit-Verfahren einleiten, oder die Zustellung der antisuit injunction in Deutschland verweigert wird. Die Verfasserin kommt zu dem Ergebnis, daß nach den in Deutschland geltenden Staatsverträgen sowie künftig nach dem Europäischen Zustellungsübereinkommen eine Zustellungsverweigerung nicht möglich ist. Der unter dem Aspekt der völkerrechtskonformen Auslegung der Übereinkommen zu berücksichtigende Justizgewährungsanspruch des Adressaten der antisuit injunction wird durch ihre Zustellung nicht verletzt. Soweit ein Eingriff vorliegt, ist dieser durch das Bedürfnis nach einem funktionierenden grenzüberschreitenden Rechtsverkehr im Lichte des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes gerechtfertigt. Eine Abwägung der Vor- und Nachteile der Zustellung der antisuit injunction ergibt, daß die Erfüllung des Zustellungsersuchens für den Adressaten günstiger ist als dessen Verweigerung. Das Gleiche gilt für die Zustellung von Schriftstücken, die ein antisuit-Verfahren einleiten.

Nach Ansicht der Verfasserin wird der Justizkonflikt erst auf der Ebene der Anerkennung gelöst. Die Anerkennung der antisuit injunction in Deutschland wird wegen Verstoß gegen den ordre public verweigert, weil sie zu einer Verletzung der deutschen Justizhoheit und des Justizgewährungsanspruches führen würde.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 16
Problemstellung 23
§ 1 Der alte Justizkonflikt 23
§ 2 Der neue Justizkonflikt 25
Erster Teil: Allgemeines 34
§ 3 Entwicklung der antisuit injunctions 34
§ 4 Gesetzliche Grundlage 34
§ 5 Voraussetzungen 36
I. Prozessual: In personam jurisdiction 36
II. Materiellrechtlicher Unterlassungsanspruch 38
1. Mißbräuchliches forum shopping 38
2. Verletzung einer Parteivereinbarung 47
3. Unzumutbarkeit des ausländischen Verfahrens 49
4. Zwischenergebnis 55
§ 6 Durchsetzung der antisuit injunction 55
Zweiter Teil: Die Zustellung 58
Erstes Kapitel: Erfordernis der Zustellung englischer Schriftstücke nach Deutschland 58
§ 7 Zustellungen im englischen Erkenntnisverfahren 58
I. Verfahren zum Erlaß einer final antisuit injunction 59
II. Verfahren zum Erlaß einer interlocutory antisuit injunction 61
III. Ex parte-Verfahren 63
IV. Zwischenergebnis 65
§ 8 Zustellungen im Vollstreckungsverfahren 65
I. Zustellungen im englischen Vollstreckungsverfahren 65
II. Zustellungen im deutschen Vollstreckbarerklärungsverfahren 68
Zweites Kapitel: Art und Weise der Zustellung nach Deutschland 70
§ 9 Internationale Rechtshilfe 70
Drittes Kapitel: Zustellungen nach der geltenden Rechtslage 73
§ 10 Verhältnis DBA / HZÜ 73
§ 11 Anwendbarkeit des DBA / HZÜ auf Schriftstücke aus einem antisuit-Verfahren 75
I. Prozeßführungsverbot als Zivil- und Handelssache gemäß Art. 1 DBA 76
1. Qualifikation des Gegenstandes der antisuit injunction nach englischem Recht 77
a) Prozessuale Voraussetzung: In personam jurisdiction 77
b) Materielle Voraussetzungen für antisuit injunctions 78
c) Zwangsweise Durchsetzung der antisuit injunction 78
2. Qualifikation des Gegenstandes der antisuit injunction nach deutschem Recht 78
a) Subjektionstheorie und modifizierte Subjekttheorie 78
b) Interessentheorie 79
c) Zivilrechtszusammenhang 80
II. Art. 1 HZÜ 80
§ 12 Zustellung ohne Beteiligung deutscher Behörden 82
§ 13 Zustellung unter Mitwirkung deutscher Behörden 84
I. Zustellungsantrag an die zuständige Behörde gemäß Art. 3 I HZÜ 84
1. Formale Ablehnungsgründe 84
2. Materieller Ablehnungsgrund gemäß Art. 13 I HZÜ 84
a) Meinungsstand 85
aa) Ordre public international 85
bb) Eingeschränkter ordre public international 85
cc) Zustellungsverweigerung bei Aufforderung zu illegalem Tun oder Verletzung fundamentaler Freiheitsrechte 86
dd) Zustellungsverweigerung bei Beihilfe zu völkerrechtswidrigen Verfahren 86
ee) Wörtliche Auslegung 86
b) Eigene Auslegung 87
aa) Wortlaut 88
(1) It deems / l’État requis juse que 88
(2) Infringe its sovereignty / atteinte à sa souverainité 88
(a) Rechtsdurchsetzungshoheit 91
(b) Justizhoheit 91
(c) Beschränkung der Souveränität durch das EuGVÜ 92
(3) Its security / sa sécurité 92
bb) Geschichte 93
cc) Systematik 94
dd) Zweck 96
ee) Spätere Übung 97
ff) Völkerrechtskonforme Auslegung 99
3. Zustellungspflicht für Schriftstücke aus einem antisuit-Verfahren 102
a) Gefährdung der Rechtsdurchsetzungshoheit 102
b) Gefährdung der Justizhoheit 104
c) Verletzung des Justizgewährungsanspruches 107
aa) Die Zustellung der antisuit injunction 108
(1) Schutzbereich 108
(2) Rechtsschutzverzicht 108
(3) Eingriff 109
(4) Schranken 109
(5) Schranken-Schranken 111
(a) Verhältnismäßigkeit 111
(aa) Ersatzzustellung nach Deutschland 112
(bb) Ersatzzustellung in England 113
(b) Wesensgehalt 115
bb) Die Zustellung der Klageschrift 116
(1) Eingriffsgleiche Rechtsgefährdung 117
(2) Rechtfertigung 117
d) Ergebnis 123
II. Zustellungsauftrag an den deutschen Gerichtsvollzieher gemäß Art. 7 DBA 123
1. Formale Ablehnungsgründe 123
2. Materielles Prüfungsrecht 124
3. Übertragbarkeit der Ergebnisse zu Art. 13 I HZÜ auf Art. 3 lit. f DBA 125
Viertes Kapitel: Zustellungen nach Inkrafttreten des EZÜ 126
§ 14 Verhältnis des EZÜ zum HZÜ und DBA 126
I. Anwendungsbereich des EZÜ 127
II. Günstigkeitsvergleich 127
§ 15 Ungeschriebener Ablehnungstatbestand im EZÜ 129
§ 16 Ergebnis 132
Fünftes Kapitel: Verfassungsmäßigkeit der völkerrechtlichen Zustellungspflicht 132
§ 17 Verfassungsmäßigkeit der völkerrechtlichen Zustellungspflicht 132
Dritter Teil: Anerkennung von antisuit injunctions in Deutschland 134
Erstes Kapitel: Anerkennung nach dem EuGVÜ 134
§ 18 Anwendungsbereich gemäß Art. 1 EuGVÜ 134
I. Zivil- und Handelssache gemäß Art. 1 I 1 EuGVÜ 135
II. Ausgeschlossene Gebiete gemäß Art. 1 II EuGVÜ 136
1. Art. 1 II Nr. 1 EuGVÜ: Erbrecht 137
2. Art. 1 II Nr. 1 EuGVÜ: Personenstand 138
3. Art. 1 II Nr. 2 EuGVÜ: Konkurse, Vergleiche und ähnliche Verfahren 138
4. Art. 1 II Nr. 4 EuGVÜ: Schiedsgerichtsbarkeit 140
a) Auslegung durch die Berichte 142
b) Abweichende Auffassung Schlossers 142
c) EuGH-Entscheidung im Fall Marc Rich 142
d) Rezeption der EuGH-Entscheidung Marc Rich 143
e) Eigene Auslegung 145
aa) Wortlaut 145
bb) Geschichte 145
cc) Systematik 146
dd) Zweck 148
5. Ergebnis 149
§ 19 Antisuit injunction als Entscheidung gemäß Art. 25 EuGVÜ 149
I. Meinungsstand 149
II. Eigene Auslegung 150
1. Wortlaut 150
2. Geschichte 150
3. Systematik 151
4. Zielsetzung 152
III. Ergebnis 153
§ 20 Anerkennungshindernisse 153
I. Unvereinbare Entscheidung gemäß Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ 154
II. Verletzung des ordre public gemäß Art. 27 Nr. 1 EuGVÜ 156
1. Justizhoheit und antisuit injunction 157
a) Einschränkung der deutschen Justizhoheit durch Anerkennung der antisuit injunction 157
b) Kein Verzicht auf die Ausübung der Justizhoheit durch den Beitritt zum EuGVÜ 159
aa) Englische Rechtsprechung 160
bb) Schrifttum 160
cc) Zulässigkeit bei klarem Bruch einer Vereinbarung 161
dd) Zulässigkeit vorbeugender antisuit injunctions 162
ee) Verhinderung von grobem Mißbrauch 162
ff) Eigene Auslegung 163
(1) Wortlaut 163
(2) Geschichte 163
(3) Systematik 164
(a) Unvereinbarkeit nachträglicher antisuit injunctions mit dem System des EuGVÜ 164
(aa) Verstoß gegen die Aussetzungspflicht für das antisuit-Verfahren gemäß Art. 21 oder 22 EuGVÜ 164
(bb) Eingriff in die Prioritätsregel des Art. 21 EuGVÜ 169
(cc) Keine Durchbrechung der Prioritätsregel 169
(α) Das Verhältnis Art. 17 / 21, 22 EuGVÜ 170
(β) Keine Ausnahme im Bereich von Spezialabkommen 172
(dd) Verstoß gegen das Korrekturverbot 174
(b) Unzulässigkeit vorbeugender antisuit injunctions im System des EuGVÜ 176
(c) Keine ausnahmsweise Zulässigkeit bei klarem Bruch einer Gerichtsstandsvereinbarung 177
(d) Keine ausnahmsweise Zulässigkeit zur Verhinderung von Rechtsmißbrauch 179
(4) Ziel des Übereinkommens 181
c) Zwischenergebnis 183
2. Der Justizgewährungsanspruch des Adressaten der antisuit injunction 184
a) Eingriff 184
b) Keine Rechtfertigung 185
c) Zwischenergebnis 185
III. Ergebnis 186
Zweites Kapitel: Anerkennung der antisuit injunction nach dem deutsch-britischen Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen 186
§ 21 Sachlicher Anwendungsbereich 186
§ 22 Anerkennungsvoraussetzungen 187
I. Anerkennungszuständigkeit gemäß Art. III Abs. 1 lit. a DBAV 187
II. Verstoß gegen die öffentliche Ordnung gemäß Art. III Abs. 1 lit. c DBAV 188
III. Ergebnis 188
Drittes Kapitel: Anerkennung von antisuit injunctions nach autonomem Recht gemäß § 328 ZPO 188
§ 23 Antisuit injunctions als Entscheidungen i. S. d. § 328 ZPO 189
§ 24 Ablehnungsgründe für die Anerkennung 189
I. Spiegelbildliche Zuständigkeit gemäß § 328 I Nr. 1 ZPO 189
II. Verstoß gegen den ordre public gemäß § 328 I Nr. 4 ZPO 190
III. Ergebnis 192
Vierter Teil: Der Einfluß der antisuit injunction auf die Anerkennungsfähigkeit der unter ihrer Mißachtung ergangenen Entscheidung 193
§ 25 Anerkennungsverweigerung ohne antisuit injunction 193
I. Anerkennung nach dem EuGVÜ 193
1. Grundsatz der Anerkennungspflicht bei fehlender internationaler Zuständigkeit des Erstgerichts 194
2. Keine Ausnahme bei Schiedsvereinbarung mißachtenden Entscheidungen 194
3. Zwischenergebnis 197
II. Anerkennung nach dem Foreign Judgments (Reciprocal Enforcement) Act 1933 197
III. Anerkennung nach englischem autonomen Recht 198
§ 26 Keine verbleibende Bedeutung der antisuit injunction als Anerkennungshindernis 199
I. Entgegenstehende Entscheidung gemäß Art. 27 Nr. 3 EuGVÜ 200
II. Art. 27 Nr. 1 EuGVÜ 202
III. Ergebnis 202
Zusammenfassung und Ausblick 203
Entscheidungsverzeichnis 206
Literaturverzeichnis 211
Sachwortverzeichnis 228