Der familienpolitische Diskurs
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Der familienpolitische Diskurs
Eine theoretische und empirische Untersuchung über das Zusammenwirken und den Wandel von Familienpolitik, Fertilität und Familie
Sozialpolitische Schriften, Vol. 64
(1994)
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Abstract
Die vorliegende Untersuchung stellt den Wandel der drei komplexen Handlungsfelder Familienpolitik, Fertilität und Familie in einen umfassenden gesellschaftstheoretischen Kontext und liefert insbesondere eine soziologische Erklärung für den in allen westeuropäischen Staaten mehr oder minder zeitgleich beobachtbaren »zweiten Geburtenrückgang«. Die Studie bietet einen Überblick über das einschlägige sozialwissenschaftliche und demographische Schrifttum. Theoretisch schließt sie an Individualisierungstheorien und an die modale Handlungstheorie von Frese an. Es wird ein Begriffsraster entwickelt, wobei aus einer Trias voll Handlungsatomen (herstellen, durchsetzen und darstellen) zunehmend komplexere Handlungsmuster und -prozesse abgeleitet werden bis hin zu Familienformen und generativen Regimes, familienpolitischen Diskursen und familialen Leitvorstellungen.Das Zusammenwirken zwischen Familie, Familienpolitik und Fertilität wird sodann diskurstheoretisch als Abfolge, Durchsetzung und Konsolidierung dreier familialer Leitvorstellungen (Fiktionen) rekonstruiert. Erkenntnisleitend ist die Hypothese einer Kontraktionstendenz von Denkstilen (Etatismus -> Familialismus -> Individualismus). Im historischen Verlauf führt diese zur Erosion normativ verbindlicher Vorstellungen von Familie und zur Vervielfältigung familialer Lebensformen. Akteure, welche zwischen neuen familialen Leitvorstellungen einerseits sowie familialen und generativen Strukturen andererseits familienpolitisch vermitteln, müssen folglich auf immer höhere Steuerungsebenen ausweichen.Der Band enthält weiter eine systematische Dekomposition der schweizerischen Fertilitätsentwicklung in verschiedene Tempo- und Quantum-Indikatoren. Mit multivariaten Erklärungsmodellen für ausgewählte Fertilitätskomponenten wird nachgewiesen, daß die Übergänge zwischen den Denkstilen mit der Diskursivierung von Familienpolitik koinzidieren und auch für die Individuen handlungswirksam werden (generatives Handeln und Familienbildung).Vor diesem Hintergrund ergeben sich neue Wirkungshypothesen bezüglich staatlicher Familienpolitik. Staatliches Handeln vermag durchaus in Übergangsphasen zwischen familialen Normenordnungen respektive beim Passieren generativer Regimes zur Reduktion individueller Spannungen und zur Konsolidierung neuer familialer Lebensformen beizutragen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | VII | ||
Inhalt | IX | ||
Abbildungen und Tabellen | XII | ||
Einführung | 1 | ||
A. Zur Genese des Struktur-Kultur-Paradigmas | 9 | ||
I. Einleitung | 9 | ||
II. Drei Schritte auf dem Weg zu einem Struktur-Kultur-Paradigma | 16 | ||
1. In Richtung einer allgemeinen Theorie des „cultural lag“ | 18 | ||
a) Herkunft und Bestimmung der Grundkonzepte | 18 | ||
b) Ausbau des Ansatzes in methodologischer Hinsicht | 27 | ||
c) Sozialer Wandel und Entwicklung | 32 | ||
d) Zusammenfassung | 40 | ||
2. Vorarbeiten zu einer Code-Theorie zur endogenen Erklärung sozialen Wandels | 42 | ||
3. Von der strukturtheoretischen Perspektive zum Struktur-Kultur-Paradigma | 50 | ||
a) Grundlegung der Interdependenz zwischen Struktur und Kultur | 51 | ||
b) Vom Sozialtyp der „Gemeinschaft“ zum Sozialtyp der „Gesellschaft“ | 55 | ||
c) Der Einbezug der mikrosoziologischen Ebene | 60 | ||
d) Zusammenfassung | 62 | ||
III. Rekapitulation | 64 | ||
B. Interdependenz von Mikro- und Makroebene aus handlungstheoretischer Perspektive | 66 | ||
I. Einleitung | 66 | ||
II. Eine handlungstheoretische Rekonstruktion von Systemprozessen | 68 | ||
1. Handlung – Situation – Norm (Abgrenzungen und Unterscheidungen) | 68 | ||
2. Differenzierungen des Handlungs-Begriffs | 77 | ||
3. Dimensionen und Konjunktionen von Handlungen | 82 | ||
4. Zwischenstand und Übergang zu komplexen (systemischen) Handlungsphänomenen | 87 | ||
III. Rekapitulation | 94 | ||
C. Entwicklungslinien der Familiensoziologie (Exkurs) | 98 | ||
I. Einleitung | 98 | ||
II. Entwicklungslinien der familiensoziologischen Forschung | 100 | ||
1. Vorläufer der Familiensoziologie | 100 | ||
2. Die Familie aus der Sicht der historischen ideologischen Formationen | 102 | ||
a) Die Familie in der konservativen Perspektive | 102 | ||
b) Die Familienauffassung im Sozialismus | 109 | ||
c) Die Familie aus der Sicht des Liberalismus | 113 | ||
3. Die Konzeptionen Durkheims, Parsons und Königs im Kontext der Familiensoziologie unseres Jahrhunderts | 117 | ||
4. Zum heutigen Stand der Debatte | 125 | ||
III. Rekapitulation | 128 | ||
D. Soziodemographische Theorien zur Erklärung der Fertilität (Exkurs) | 131 | ||
I. Einleitung | 131 | ||
II. Zur Entwicklung der soziodemographischen Fertilitätsforschung | 132 | ||
III. Mikrosoziologische Ansätze zur Erklärung generativen Verhaltens und Handelns | 138 | ||
1. Mikroökonomische Modelle der Fertilität | 139 | ||
2. Sozialpsychologische und psychologische Modelle der Fertilität | 142 | ||
3. Mikrosoziologische Modelle der Fertilität | 145 | ||
IV. Makrosoziologische und komplexe Ansätze | 147 | ||
1. Das Konzept des Demographischen Übergangs | 148 | ||
2. Fertilität im Prozeß der modernen Verhaltensrationalisierung (Modernisierungstheorien) | 150 | ||
3. Fertilitätsentwicklung im Industriesystem | 152 | ||
4. Theorie der säkularen Nachwuchsbeschränkung | 153 | ||
V. Rekapitulation | 156 | ||
E. Der Zusammenhang Familie – Familienpolitik – Fertilität in der soziologischen Diskussion (Exkurs) | 159 | ||
I. Einleitung | 159 | ||
II. Familienpolitik im Spannungsfeld zwischen Familiensoziologie und Politikberatung | 161 | ||
1. Familienpolitik, Bevölkerungspolitik, Sozialpolitik (einige Begriffsbestimmungen) | 161 | ||
2. Das Thema Familienpolitik in den „klassischen“ Familiensoziologien | 172 | ||
3. Neuere Ansätze in der soziologischen Familienpolitik-Forschung | 177 | ||
4. Grundkonzepte für eine Theorie familienpolitischer Interventionen | 186 | ||
III. Rekapitulation | 191 | ||
F. Eine soziologische Theorie des familienpolitischen Diskurses | 193 | ||
I. Einleitung | 193 | ||
II. Eine diskurstheoretische Erklärung des Zusammenwirkens von familialen Leitvorstellungen, Fertilität und Familienpolitik | 199 | ||
III. Forschungsleitende Hypothesen | 212 | ||
IV. Ausblick auf das Design der empirischen Analysen | 216 | ||
V. Rekapitulation | 217 | ||
G. Überlagerung kultureller Faktoren – Primat der Kultur und Sättigung struktureller Spannungen | 220 | ||
I. Einleitung | 220 | ||
II. Erklärungsrahmen | 222 | ||
III. Weitere Hypothesen | 223 | ||
IV. Entwicklung der Fertilität zwischen 1960 und 1980 | 225 | ||
1. Fertilität in den Kantonen | 225 | ||
2. Fertilität in den Bezirken | 232 | ||
3. Das Problem der „adäquaten“ Untersuchungseinheit und des Unterschieds zwischen Fertilitätsniveau und Fertilitätsrückgang | 235 | ||
V. Determinanten des Fertilitätsniveaus | 239 | ||
VI. Determinanten des Geburtenrückgangs | 243 | ||
VII. Rekapitulation | 247 | ||
H. Entwicklungen der Fertilität und ihrer Komponenten sowie der Institution Familie im langfristigen Prozeß | 249 | ||
I. Einleitung | 249 | ||
II. Zur Methode | 250 | ||
1. Zur Datenlage und Datenqualität | 250 | ||
2. Schätzung der kohorten- und altersspezifischen Fertilität | 251 | ||
3. Güte der Schätzungen | 255 | ||
III. Ausbau der theoretischen Erklärung | 259 | ||
IV. Periodenspezifische Entwicklung der Fertilität und der Effekt der Altersverteilung | 266 | ||
1. Erklärung des Altersverteilungseffektes | 270 | ||
2. Beziehung zwischen Kohorten- und Periodengesamtfertilität | 275 | ||
V. Verteilungsverzerrung in der Langzeitperspektive | 278 | ||
VI. Quantum und Rhythmus-Schwankungen | 280 | ||
1. Determinanten von Rhythmus-Schwankungen | 283 | ||
2. Komponenten von Quantum und Tempo der Fertilität in der Kohortenbetrachtung | 288 | ||
3. Komponenten des Quantums der Fertilität in der Periodenbetrachung | 294 | ||
VII. Determinanten des Kinderreichtums | 298 | ||
VIII. Außereheliche Fertilität und Tempokomponenten | 302 | ||
IX. Rekapitulation | 309 | ||
I. Der familienpolitische Diskurs: Zur Geschichte und Wirkungsweise der Familienpolitik | 313 | ||
I. Einleitung | 313 | ||
II. Langfristige Entwicklung der schweizerischen Familienpolitik | 317 | ||
III. Fallbeispiel Nordwestschweiz | 333 | ||
1. Vorbemerkungen | 333 | ||
2. Präzisierung des Gegenstandes: familienpolitische Maßnahmen | 333 | ||
3. Relevanz bestimmter Maßnahmen | 335 | ||
4. Design der Einzelanalysen | 336 | ||
5. Analyse ausgewählter Maßnahmen | 337 | ||
a) Familienzulagen (inklusive Geburts-, Heirats- und Kinderzulagen) | 337 | ||
b) Stipendien | 351 | ||
c) Entwicklung des Mutterschaftsschutzes | 353 | ||
d) Fiskal- und Steuerpolitik | 359 | ||
IV. Familienpolitik: Ein langfristiges Spannungsmanagement | 363 | ||
V. Rekapitulation | 369 | ||
J. Zusammenfassung und Ausblick | 373 | ||
Anhang | 380 | ||
Literatur | 388 | ||
Nameregister | 405 |