Die Manipulation von Referenzzinsen wie LIBOR und EURIBOR
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Die Manipulation von Referenzzinsen wie LIBOR und EURIBOR
Eine Analyse kartellrechtlicher Implikationen von koordinierten Referenzwertverfälschungen an der Schnittstelle zum Kapitalmarktrecht
Schriften zum Wirtschaftsrecht, Vol. 305
(2019)
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Philipp Steinhaeuser studierte Rechtswissenschaften an der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Anschließend promovierte er am Lehrstuhl für Handels- und Wirtschaftsrecht von Prof. Dr. Daniel Zimmer und war Stipendiat des Arbeitskreises Wirtschaft und Recht. Seit 2017 absolviert er seinen juristischen Vorbereitungsdienst am Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg. Dieser umfasst Stationen und Nebentätigkeiten beim Landgericht Hamburg, dem Auswärtigen Amt in Berlin sowie internationalen Wirtschaftskanzleien, sowohl im Kartell- als auch im Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht.Abstract
Die Manipulation der Referenzzinsen LIBOR und EURIBOR hat im Dezember 2013 eines der höchsten bislang verhängten europäischen Kartellbußgelder zur Folge gehabt. Die dortigen Manipulationen haben dazu beigetragen, das Vertrauen in die Finanzmärkte zu erschüttern. Die Aufarbeitung dieser, aber auch anderer unlauterer Einflussnahmen beschäftigt Wissenschaft und Praxis in der Folge bis heute. Die Arbeit beleuchtet die dogmatischen Ansatzpunkte des kartellbehördlichen Vorgehens und unterzieht sie einer kritischen Würdigung. Hierbei wird insbesondere die Anwendung des Kartellverbots hinterfragt und ausgehend von dessen Zweck vertieft analysiert. Zudem nimmt sie diese Fälle zum Anlass, das Nebeneinander von Kartell- und Kapitalmarktrecht zu untersuchen, wofür angesichts des nun erhöhten Anwendungs- und Sanktionsrahmens des Marktmanipulationsverbotes auch ein rechtspraktisches Bedürfnis vorhanden ist. Denn insbesondere die drohende Strafkumulation birgt ein erhebliches Risiko für Marktteilnehmer.»The Manipulation of Reference Interest Rates such as LIBOR and EURIBOR. An Analysis of Antitrust Implications of Coordinated Reference Value Manipulations in Connection with Capital Market Law«In 2013, the manipulation of the reference interested rates LIBOR and EURIBOR resulted in one of the highest antitrust fines ever imposed at European level. This thesis analyses the dogmatic background of the antitrust authorites` decisions and subjects them to a cricital evaluation. In this context, especially the application of the ban on cartels under Art. 101 TFEU is questioned and analysed, based on its ratio legis. In addition, the author closely examines the coexistence of antitrust law and capital market law.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Danksagung | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
A. Einleitung | 21 | ||
I. Einführung | 21 | ||
II. Konkrete Fragestellung und Gang der Untersuchung | 22 | ||
B. Grundlagen und Begrifflichkeiten | 24 | ||
I. Begriffsbestimmungen | 24 | ||
1. Referenzwerte | 24 | ||
a) Allgemeines | 24 | ||
b) Referenzzinsen | 25 | ||
aa) Allgemeines | 25 | ||
bb) LIBOR und EURIBOR | 25 | ||
2. Finanzderivate | 27 | ||
a) Allgemeines | 27 | ||
b) Zinsderivate | 28 | ||
aa) Zins-Futures | 28 | ||
bb) Forward Rate Agreements | 30 | ||
cc) Zins-Swaps | 30 | ||
dd) Zinsoptionen | 31 | ||
ee) Zusammenfassung | 32 | ||
II. Historischer Sachverhalt der Referenzwert-Manipulationen | 32 | ||
C. Kartellrechtliche Bewertung | 37 | ||
I. Einführung | 37 | ||
II. Schutzzwecke des Kartellverbots | 38 | ||
1. Allgemeines | 38 | ||
2. Auslegung des Art. 101 AEUV | 38 | ||
a) Grammatikalische Auslegung | 40 | ||
b) Historische Auslegung | 42 | ||
c) Systematische Auslegung | 44 | ||
d) Teleologische Auslegung | 46 | ||
3. Wettbewerbspolitische Leitbilder | 47 | ||
a) Allgemeines | 47 | ||
b) Der vollkommene Wettbewerb | 48 | ||
c) Systemtheoretische Ansätze | 49 | ||
d) Wohlfahrtsökonomische Ansätze | 51 | ||
e) Konzept der Chicago School | 53 | ||
f) Berücksichtigung durch Organe der Europäischen Union | 54 | ||
aa) Allgemeines | 54 | ||
bb) Die Position der Europäischen Kommission | 55 | ||
cc) Das Verständnis der europäischen Rechtsprechung | 57 | ||
dd) Zwischenfazit | 59 | ||
g) Zusammenfassung und Schlussfolgerungen | 60 | ||
4. Einordnung des Wettbewerbsrechts im Zielkanon der Verträge | 61 | ||
5. Ergebnisse | 62 | ||
III. Der Bankensektor als Adressat des Kartellverbots | 63 | ||
IV. Exkurs: Die kartellrechtliche Zurechnung von Mitarbeiterhandeln | 65 | ||
V. Qualifikation der Manipulationen am Maßstab des Kartellverbots | 66 | ||
1. Verstoß gegen Art. 101 Abs. 1 AEUV auf Ebene der Referenzwertfestsetzung | 66 | ||
a) Wettbewerb auf Ebene der Referenzwertfestsetzung? | 66 | ||
aa) Wettbewerblicher Prozess als Voraussetzung | 66 | ||
bb) Kriterien | 66 | ||
cc) Die Referenzwertermittlung als Wettbewerbsprozess | 68 | ||
(1) Wettbewerb hinsichtlich der bereitgestellten Einzelwerte | 69 | ||
(2) Wettbewerb der Referenzwerte | 71 | ||
b) Zwischenfazit | 72 | ||
2. Verstoß gegen das Kartellverbot auf dem Markt für Finanzderivate | 73 | ||
a) Wettbewerbsrelevante Auswirkungen nichtwettbewerblicher Prozesse | 74 | ||
aa) Problemstellung | 74 | ||
bb) Position in der US-amerikanischen Rechtsprechung | 75 | ||
cc) Untersuchung vergleichbarer Marktkonstellationen | 77 | ||
(1) Marktinformationsverfahren | 78 | ||
(2) Blutspenden und Werbung | 81 | ||
(3) Bananenkartell – Der Fall Dole Food Co. | 84 | ||
(4) Schlussfolgerungen | 85 | ||
dd) Zusammenfassung | 85 | ||
b) Wettbewerbsbeschränkung durch Preismanipulation | 86 | ||
aa) Allgemeines | 86 | ||
bb) Eingriff in laufende Vertragsbeziehungen | 87 | ||
(1) Problemaufriss | 87 | ||
(2) Bewertung für die vorliegende Problematik | 88 | ||
cc) Kriterien der Preismanipulation (Art. 101 Abs. 1 lit. a) AEUV) | 89 | ||
dd) Der Referenzwert als Preis | 90 | ||
(1) Der Preisbegriff | 90 | ||
(2) Anwendbarkeit bei der Verwendung von Referenzwerten | 91 | ||
(a) Vorüberlegungen | 91 | ||
(b) Unmittelbare Preismanipulation | 91 | ||
(c) Mittelbare Preismanipulation | 95 | ||
(aa) Mittelbare Preismanipulation in Bezug auf den variablen Zins | 95 | ||
(bb) Mittelbare Preismanipulation in Bezug auf den Festzins | 97 | ||
(d) Zwischenfazit | 98 | ||
(3) Ökonomische Betrachtung der Manipulationen in Bezug auf bestehende Vertragsbeziehungen | 99 | ||
(a) Der ökonomische Kartellschaden bei der LIBOR-Manipulation in Bezug auf den variablen Zins | 99 | ||
(b) Ausnutzung von Marktmacht bei der Beeinflussung der Zahlungsströme? | 103 | ||
ee) Zusammenfassung | 105 | ||
c) Verstoß gegen das Kartellverbot durch künstliche Marktveränderung | 105 | ||
aa) Das Merkmal der Wettbewerbsverfälschung in Art. 101 AEUV | 106 | ||
(1) Eigenständige Bedeutung des Merkmals | 106 | ||
(2) Inhalt des Merkmals | 107 | ||
(a) Fallpraxis der Europäischen Kommission | 108 | ||
(aa) Cimbel | 108 | ||
(bb) Milchförderungsfonds | 109 | ||
(cc) X/Open Group | 111 | ||
(dd) EBU/Eurovisions-System | 111 | ||
(ee) Analyse und Zusammenfassung | 113 | ||
(b) Ansätze in der Literatur | 115 | ||
(c) Stellungnahme | 115 | ||
bb) Wettbewerbsverfälschung durch Veränderung der Referenzzinsen | 117 | ||
(1) Relevanz der Zweiseitigkeit der Koordinierungswirkung | 117 | ||
(2) Entstehen künstlicher Wettbewerbsbedingungen | 118 | ||
(3) Wettbewerbsverfälschung aufgrund eines Informationsgefälles | 119 | ||
(4) Wettbewerbsverfälschung durch unlautere Gewinne | 121 | ||
(5) Wettbewerbsverfälschung durch Zerstörung von Marktvertrauen | 122 | ||
cc) Zusammenfassung | 124 | ||
d) Sonstige Wettbewerbsbehinderung im Sinne des Kartellverbots | 125 | ||
e) Kartellrechtliche Bedeutung der unterschiedlichen Handlungsmotive zur Vornahme der Manipulationen | 126 | ||
aa) Vorliegen unterschiedlicher Motivlagen | 126 | ||
bb) Rechtliche Würdigung | 126 | ||
f) Zwischenfazit | 128 | ||
3. Verstoß gegen das Kartellverbot hinsichtlich anderer zinsgebundener Finanzinstrumente | 129 | ||
a) Allgemeines | 129 | ||
b) Unbeachtlichkeit der tatsächlichen Absichten | 129 | ||
c) Kartellrechtlich relevante Auswirkungen auf Kreditverträge | 130 | ||
aa) Darstellung der Funktionsweise und Unterschiede zu Zinsderivaten | 130 | ||
bb) Rechtliche Würdigung | 132 | ||
d) Zusammenfassung | 134 | ||
VI. Zusammenfassung | 134 | ||
D. Vergleich mit anderen Referenzwerten | 136 | ||
I. Einleitung | 136 | ||
II. FOREX – WM/Reuters Fix | 136 | ||
1. Funktionsweise | 136 | ||
2. Potenzielle Manipulation | 138 | ||
3. Rechtliche Würdigung | 139 | ||
a) Einseitige Maßnahmen | 139 | ||
b) Koordiniertes Vorgehen | 140 | ||
aa) Die kartellrechtliche Beurteilung von Einkaufsgemeinschaften | 140 | ||
bb) Bewertung der Einflussnahme auf messbasierte Referenzwerte | 141 | ||
(1) Koordinierte Vornahme von Devisengeschäften | 141 | ||
(2) Auswirkungen auf Devisenderivate | 143 | ||
(3) Auswirkungen auf nachgelagerte Devisengeschäfte | 144 | ||
4. Zusammenfassung | 145 | ||
III. Ethanol-Benchmark | 146 | ||
1. Allgemeines | 146 | ||
2. Funktionsweise | 146 | ||
3. Potenzielle Manipulationen | 147 | ||
4. Rechtliche Würdigung | 147 | ||
a) Preisabsprachen bei Verkaufsangeboten | 147 | ||
b) Einflussnahme auf den Referenzwert für Ethanol | 148 | ||
aa) Auswirkungen auf zukünftige Geschäfte im physischen Handel | 148 | ||
bb) Auswirkungen auf Warenderivate | 149 | ||
5. Zusammenfassung | 149 | ||
IV. Fazit | 150 | ||
E. Verhältnis von Kapitalmarktrecht und Kartellrecht | 152 | ||
I. Einführung | 152 | ||
II. Anwendbares Kapitalmarktrecht | 152 | ||
1. Historische Rechtslage unter § 20a WpHG a.F. | 152 | ||
a) Anwendungsbereich | 153 | ||
b) Tatbestand | 154 | ||
aa) § 20a Abs. 1 S. 1 Nr. 1 Alt. 1 WpHG a.F. | 154 | ||
(1) Machen von unrichtigen bewertungserheblichen Angaben | 154 | ||
(2) Eignung zur Preiseinwirkung | 156 | ||
bb) § 20a Abs. 1 S. 1 Nr. 3 WpHG a.F. | 159 | ||
c) Zusammenfassung | 161 | ||
2. Rechtslage unter der Marktmissbrauchsverordnung | 161 | ||
a) Europäische Reform des Marktmissbrauchsrechts | 161 | ||
b) Folgen für die Bewertung von Referenzwertmanipulationen | 162 | ||
3. Zusammenfassung | 164 | ||
III. Verhältnis von Kartell- und Kapitalmarktrecht | 164 | ||
1. Einleitung | 164 | ||
2. Meinungsstand | 166 | ||
a) US-amerikanischer Rechtskreis | 166 | ||
b) Deutsch-europäische Perspektive | 167 | ||
3. Einzelprobleme und mögliche Lösungsansätze | 169 | ||
a) Grundsätzlich parallele Anwendung | 169 | ||
b) Keine Sperrwirkung durch Freistellung | 170 | ||
c) Das Verbot der Doppelbestrafung – ne bis in idem | 172 | ||
aa) Verhältnismäßigkeit der kumulierten Sanktionen | 172 | ||
bb) Konflikt mit dem Grundsatz ne bis in idem | 173 | ||
(1) Ne bis in idem im europäischen Recht | 173 | ||
(2) Ne bis in idem im kartellrechtlichen Kontext | 176 | ||
(a) Kartellrechtliche Doppelbestrafung innerhalb der EU | 176 | ||
(b) Kartellrechtliche Doppelbestrafung durch die Europäische Kommission und Drittstaaten | 178 | ||
(3) Ne bis in idem im Verhältnis des Kartellrechts zu anderen Regelungsbereichen | 179 | ||
(a) Status quo | 179 | ||
(b) Stellungnahme zum Verhältnis von Kartell- und Kapitalmarktrecht | 180 | ||
(4) Zusammenfassung | 186 | ||
d) Berücksichtigung der Kronzeugenregelung | 186 | ||
4. Zwischenfazit | 189 | ||
IV. Zusammenfassung | 189 | ||
F. Schlussbetrachtungen | 191 | ||
I. Zusammenfassung der gefundenen Ergebnisse | 191 | ||
II. Fazit | 193 | ||
Literaturverzeichnis | 195 | ||
Stichwortverzeichnis | 210 |