Handlung und Zurechnung
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Handlung und Zurechnung
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 286
(2019)
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Stephan Ast studierte und promovierte an der TU Dresden. Nach dem Referendariat in Berlin habilitierte er sich an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er vertrat strafrechtliche Lehrstuhle an den Universitäten Hannover, Halle, Dresden, Köln und Bonn und vertritt aktuell in Freiburg.Abstract
Die Handlung ist Ergebnis, nicht Gegenstand der Zurechnung. Sie kommt durch eine Beobachtung zustande, die einer Person aus bestimmten Gründen eine Veränderung oder deren Ausbleiben zurechnet. Dieses Konzept ist dem Verständnis der Handlung als willkürlicher Körperbewegung oder (gesteuertem) Kausalprozess entgegengesetzt. Weder Kausalität noch Finalität (Absicht) sind unabdingbar, um die Zurechnung und somit eine Handlung zu begründen. An die Stelle jener Voraussetzungen tritt das allgemeinere Erfordernis des Kontingenz- und Sinnbezugs auf die Person des Handelnden. Das Zurechnungskonzept kann daher sowohl das Vorsatzerfordernis als auch die normative, »objektive« Begründung der Zurechnung in den Handlungsbegriff integrieren. Fahrlässigkeit und Unterlassung werden als Handlungen verständlich. Die Arbeit fordert dazu auf, die gesamte Tatbestandsund Straftatlehre als Teile der Handlungslehre zu verstehen.»Action and Imputation«An action is the result, not the object of an »imputation«. It is constituted if a person imputes a transformation or the absence of a transformation to itself or another person, justified by certain reasons. This concept of action enables a better understanding of the role of causality, intention and normative judgments. It allows to describe the wrongful negligence and omission each as an action and provides a basis for the system of fault requirements.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Dankeswort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Einleitung | 11 | ||
I. Der Stand der Strafrechtswissenschaft | 11 | ||
II. Der Begriff der Handlung | 14 | ||
1. Der abstrakte Begriff | 14 | ||
2. Der Begriff der verbotsgegenständlichen Handlung | 16 | ||
III. Gang und Charakter der Untersuchung | 18 | ||
B. Handlung und normative Zurechnung | 20 | ||
I. Die Begriffe von Handlung und Zurechnung | 20 | ||
1. Definition der Handlung durch die Zurechnung | 20 | ||
2. Der Begriff der normativen Zurechnung | 20 | ||
3. Der Begriff der normativen Zurechnung bei Baumgarten und Kant | 22 | ||
4. Der Begriff der normativen Zurechnung bei Kelsen | 24 | ||
II. Besonderheiten der strafrechtlichen Handlungslehre | 26 | ||
1. Die Frage nach der verbotsgegenständlichen Handlung | 26 | ||
2. Der nichtnormative Charakter der verbotsgegenständlichen Handlung | 27 | ||
3. Verbotsgegenständliche und erfolgsdefinierte Handlungsart | 30 | ||
4. Untersuchungsanliegen und -methode | 31 | ||
III. Der kausale, objektive Handlungsbegriff | 32 | ||
1. Die Konzeption bei v. Liszt und Radbruch | 32 | ||
a) Der Begriff der Handlung bei Radbruch | 32 | ||
b) Berücksichtigung des Handlungssinns | 33 | ||
c) Irrelevanz der Intention | 35 | ||
d) Vergleich mit der philosophischen kausalen Handlungstheorie | 36 | ||
2. Die tatbestandliche als verbotsgegenständliche Handlungsart | 38 | ||
a) Der Begriff der tatbestandlichen Handlungsart | 38 | ||
b) Das Verhältnis von tatbestandlicher Handlungsart und Tatbestand | 40 | ||
c) Tatbestandliche und verbotsgegenständliche Handlung – alternative Konzepte | 48 | ||
d) Die Begriffe tatbestandlicher Handlungen zwischen Normativität und Deskriptivität und die Unterscheidung von Tatbestand und Rechtswidrigkeit | 55 | ||
e) Tatbestandliche Handlungsart und Rechtfertigungsmerkmale | 59 | ||
3. Die Handlung als willkürliche Körperbewegung | 66 | ||
a) Die Definition der Handlung als willkürliche Körperbewegung | 66 | ||
b) Die Handlung als vortatbestandliche Prüfungsstufe | 67 | ||
c) Der inhaltlich unbestimmte Begriff des Körperverhaltens (Handelns) | 68 | ||
d) Die Identifikation der Handlung mit dem Körperverhalten | 69 | ||
e) Das Problem der Nichtbestimmbarkeit einzelner Handlungen | 71 | ||
4. Erfolgsdefinierte Handlungsarten | 72 | ||
a) Begriff des Erfolgs | 73 | ||
b) Erfolgsdefinierte Handlung und Ausführungshandlung | 76 | ||
c) Das Verhältnis von erfolgsdefinierter Handlung und Ausführungshandlung | 78 | ||
d) Die Verbote erfolgsdefinierter und erfolgsgeeigneter Handlungen | 80 | ||
5. Das Problem der Umgrenzung erfolgsdefinierter Handlungsarten | 82 | ||
a) Das Regressverbot | 83 | ||
b) Die soziale Handlungslehre | 84 | ||
c) Die Adäquanztheorie | 85 | ||
d) Die Lehre von der objektiven Zurechnung | 88 | ||
IV. Der finale, subjektive Handlungsbegriff | 91 | ||
1. Welzels Konzeption – Subjektiver Sinn als Maßstab der Zurechnung | 91 | ||
2. Das Problem des Fahrlässigkeitsdelikts – Welzels Lösungsversuche | 94 | ||
a) Finalität und Fahrlässigkeit | 94 | ||
b) Erster Ausweg: Vorhersehbarkeit und Vermeidbarkeit der Verursachung | 95 | ||
c) Zweiter Ausweg: Finale Steuerung des Körperverhaltens | 96 | ||
3. Die These von der Irrelevanz des Erfolgs | 97 | ||
a) Kaufmann und Zielinski | 97 | ||
b) Die Resistenz des Problems: Notwendig objektiv zu verstehende Verbotsbestandteile | 99 | ||
c) Die Relevanz des Erfolgs für Handlung und Norm | 101 | ||
4. Vermeidbarkeit statt Finalität – Jakobs Handlungsbegriff | 106 | ||
a) Der Begriff der individuell vermeidbaren Verursachung | 106 | ||
b) Vermeidbarkeit und Finalität | 107 | ||
c) Die normative Orientierung des Vermeidbarkeitsurteils | 108 | ||
5. Der intentionale Handlungsbegriff – Kindhäuser | 110 | ||
a) Der finale, der intentionale und der deliktssystematische Grundbegriff der Handlung | 110 | ||
b) Abschied vom Primat der Handlungslehre | 111 | ||
V. Handlung und Straftatsystem | 112 | ||
1. Zur Möglichkeit, final und objektiv definierte Handlungsarten in einem Handlungsbegriff zu erfassen | 112 | ||
2. Kritik des kausalen Handlungsbegriffs | 114 | ||
3. Der soziale und personale Handlungsbegriff | 116 | ||
4. Kritik der Funktionalisierung des Handlungsbegriffs für strafrechtsdogmatische Zwecke | 118 | ||
5. Die Straftat als Handlungsart | 122 | ||
C. Die Handlung als Ergebnis einer Zurechnung | 127 | ||
I. Sinnsetzung und Gegenstand des Sinnbezugs | 127 | ||
II. Der Zurechnungsgegenstand | 130 | ||
1. Das Körperverhalten | 130 | ||
2. Sonstige Veränderungen oder deren Ausbleiben | 132 | ||
3. Der Zurechnungsgegenstand bei der Unterlassung | 135 | ||
III. Die Kontingenzvoraussetzung | 136 | ||
1. Kontingenz des Körperverhaltens und Kontingenzverknüpfung | 136 | ||
2. Kontingenzverknüpfung, Kausalität und condicio sine qua non | 139 | ||
3. „Ersatzursachen“ | 143 | ||
4. Handlungen anderer Personen | 146 | ||
5. „Alternative“ und „kumulative Kausalität“ | 148 | ||
IV. Die intentionale Zurechnung | 154 | ||
1. Intention und Norm als Zurechnungsgründe | 154 | ||
2. Intention, Vorsatz, Absicht und Inkaufnehmen | 157 | ||
3. Die Verbindlichkeit der Intention | 164 | ||
4. Die Zuschreibung der Intention | 167 | ||
5. Abgrenzung der Handlung zu „Nichthandlungen“ | 168 | ||
V. Die normative Zurechnung | 169 | ||
1. Die Struktur der normativen Zurechnung | 169 | ||
a) Besonderheit und Implikationen des Urteils über die normative Zurechnung | 169 | ||
b) Die Begründung der konkreten aus einer generellen Norm | 171 | ||
c) Die Begründung des normativen Zurechnungsurteils | 172 | ||
2. Das vorsätzliche Begehungsdelikt | 173 | ||
3. Die teleologische Folgerichtigkeit der Normsetzung | 175 | ||
4. Das Fahrlässigkeitsdelikt | 178 | ||
a) Fehlende Intention hinsichtlich von Handlungsfolgen | 178 | ||
b) Fehlende Kenntnis von relevanten Situationsumständen | 180 | ||
c) Kenntnisgebote und kenntnisbezogene Handlungsnormen | 182 | ||
d) Zurechnungsregeln und Bestimmungsnorm | 186 | ||
e) Der Begriff der Fahrlässigkeit | 190 | ||
5. Das Unterlassungsdelikt | 192 | ||
D. Schlussbetrachtung | 200 | ||
Literaturverzeichnis | 209 | ||
Sachwortregister | 222 |