Die Legitimation einer originären Verbandsstrafe
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Die Legitimation einer originären Verbandsstrafe
Eine straftheoretische Untersuchung
Schriften zum Strafrecht, Vol. 338
(2019)
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Maximilian Joachim Kohlhof studierte ab dem Wintersemester 2007 zunächst in Regensburg und wechselte nach dem Grundstudium an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Nach Abschluss des ersten Staatsexamens 2013 begann er sein Promotionsstudium im Bereich des Unternehmensstrafrechts bei Prof. Dr. Kubiciel an der Universität Köln. Während dieser Zeit war er an der Universität Köln als Dozent für Arbeitsgemeinschaften und als Korrekturassistent im Bereich Strafrecht und Wirtschaftsstrafrecht tätig. Ab September 2014 arbeitete Kohlhof als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich des Steuer- und Wirtschaftsstrafrecht in der Kanzlei »Flick Gocke Schaumburg« bis er dann im Februar 2016 sein Referendariat am Oberlandesgericht Köln absolvierte. Während dieser Zeit konzentrierte sich Kohlhof ebenfalls auf den Bereich des Unternehmensstrafrechts und absolvierte unter anderem seine Stationen beim Bundeskartellamt, in einer renommierten Wirtschaftsstrafrechtsboutique in Düsseldorf und in einer südafrikanischen Wirtschaftsrechtskanzlei. Nach Abschluss des zweiten Staatsexamens und seiner Disputation entschied er sich 2018 als Rechtsanwalt in einer neu gegründeten Wirtschaftsstrafrechtsboutique in Düsseldorf einzusteigen.Abstract
Die Arbeit widmet sich der Legitimation einer originären Verbandsstrafe. Diese erfolgt mittels einer retributiv-expressiven Verbandsstraftheorie, die sich an die Verbandsschuld sowie an den Auswirkungen der Tat für die Allgemeinheit orientiert. Zuvor herausgefilterte Maximen der Strafe wurden unter Berücksichtigung der Eigenheit des Verbandes als personal-reale Systemeinheit modifiziert und weiterentwickelt. Im Mittelpunkt der Verbandsstraftheorie steht der Verband als sozialer Akteur, der durch sein Verbandshandlungsunrecht eine gesellschaftliche Erwartungshaltung verletzt hat, wodurch das Rechtsempfinden der Gesellschaft erschüttert wurde. Durch das in der Verbandsstrafe enthaltene Missbilligungsurteil wird auf die in der Verbandsstraftat enthaltene sozialethische Verletzung des Rechts als Recht (sog. Geltungsschaden) reagiert, indem sowohl dem Verband, der Gesellschaft als auch dem Opfer kommuniziert wird, dass der Verband seiner sozialethischen Mitwirkungspflicht nicht nachgekommen ist und durch die Verbandsstrafe der entstandene Geltungsschaden wiederhergestellt wurde.The legitimacy of a genuine corporate punishment is carried out by means of a retributive-expressive based theory of sanctions for legal entities. The focus is on the corporate criminal liability of the economic unit and the economic unit itself as a social actor that violated a society's expectation by its wrongdoing and thus perpetrated the sense of justice of society. The disapproval judgment contained in the corporate punishment means a reaction on the social-ethical violation of law as a right that is to be seen in the corporate crime.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
Einführung | 15 | ||
I. Ausgangsüberlegung und Problemaufriss | 16 | ||
II. Ziel der Arbeit | 20 | ||
III. Gang der Untersuchung | 22 | ||
1. Kapitel: Grundfragen zur Verbandsstrafe | 24 | ||
A. Einleitung | 24 | ||
B. Das Wesen der Kriminalstrafe | 25 | ||
I. (Verbands-)Strafrechtsbegriff | 25 | ||
II. Funktion und Bedeutung der Strafe | 27 | ||
1. Zwecksetzung der Strafe | 27 | ||
2. Das Rechtsempfinden als Grundlage staatlichen Strafens | 28 | ||
3. Aufgabe des Strafrechts | 31 | ||
4. Störung des Rechtsfriedens durch Verbände | 32 | ||
III. Strafe als kommunikatives Medium | 36 | ||
IV. Das Element der Schuld | 37 | ||
V. Zwischenfazit | 38 | ||
C. Straftheorien als Mittel der Straflegitimation | 39 | ||
I. Grundlagen zu Straftheorien | 40 | ||
II. Straftheoretische Kombination als herrschendes Sanktionsmodell | 41 | ||
1. Das moderne Strafrecht dient als Mittel der Risikosteuerung | 42 | ||
2. Konsequenz modernen Strafens für die Dominanz präventiver Straftheorien | 44 | ||
III. Zwischenfazit | 45 | ||
D. Grundlegende Hindernisse einer geeigneten Problembewältigung zur Sanktion von Verbänden | 46 | ||
I. Praktische Hindernisse der Problembewältigung | 48 | ||
1. Gesetzgebungspraxis | 49 | ||
2. Die Rolle der Strafrechtswissenschaft | 49 | ||
3. Gründe für eine mangelnde Problembewältigung | 51 | ||
II. Dogmatische Hindernisse der Problembewältigung | 53 | ||
III. Bewältigung des Konflikts | 54 | ||
1. Appell an die Strafrechtswissenschaft und die Kriminalpolitik | 54 | ||
2. Weiterentwicklung der Dogmatik | 56 | ||
3. Konsequenz für eine Problemlösung | 57 | ||
E. Fazit | 57 | ||
2. Kapitel: Primär präventive Legitimation einer Verbandsstrafe | 59 | ||
A. Einleitung | 59 | ||
I. Bisherige Erkenntnis | 59 | ||
II. Zweck der Untersuchung eines zweckorientierten Verbandsstrafrechts | 60 | ||
III. Gang der Untersuchung | 61 | ||
B. Die Verbandsstrafe soll das zukünftige Verhalten des Verbandes unmittelbar beeinflussen und steuern | 62 | ||
I. Grundlagen der These | 62 | ||
II. Steuerungswirkung von Verbänden | 64 | ||
1. Durch Abschreckung | 64 | ||
2. Resozialisierung bzw. Besserung | 66 | ||
3. „Isolation“ des nicht steuerbaren Verbandes | 67 | ||
III. Kritik an der Verhaltensbeeinflussung | 68 | ||
1. Abschreckung | 68 | ||
2. Resozialisierung bzw. Besserung | 70 | ||
3. „Isolation“ des nicht steuerbaren Verbandes | 72 | ||
IV. Zwischenfazit | 72 | ||
C. Die Strafe bestätigt die Normgeltung und stabilisiert das Vertrauen der Bevölkerung in die Rechtsordnung | 74 | ||
I. Grundidee der These | 74 | ||
1. Die Strafe ist Mittel zum Zweck der Normbestätigung | 75 | ||
2. Die Strafe ist die Normbestätigung | 75 | ||
II. Übertragung des Modells auf Verbände | 77 | ||
III. Kritik an der Normstabilisierung | 78 | ||
1. Rechtsstaatliche Kritik | 78 | ||
2. Systematische Kritik | 80 | ||
3. Dogmatische Kritik | 80 | ||
4. Empirische Kritik | 81 | ||
IV. Zwischenfazit | 81 | ||
D. Zur Notwendigkeit einer strafrechtlichen Verbandsverantwortlichkeit | 83 | ||
I. Bisherige Erkenntnisse aus den Thesen | 83 | ||
1. Theorie der Verhaltensbeeinflussung | 83 | ||
2. Theorie der Normstabilisierung und -rehabilitation | 84 | ||
II. Konsequenz für die Legitimation einer originären Verbandsstrafe | 85 | ||
III. Der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz als Grenze der Strafe | 86 | ||
IV. Zwischenfazit | 87 | ||
E. Fazit und Folgeüberlegungen | 88 | ||
3. Kapitel: Die Bestimmung einer Verbandsschuld | 91 | ||
A. Einleitung | 91 | ||
I. Problemaufriss | 92 | ||
II. Gang der Untersuchung | 95 | ||
B. Grundmaximen der Schuld | 97 | ||
I. Grundsätzliches zur Schuld | 98 | ||
II. Was bedeutet strafrechtliche Schuld? | 99 | ||
1. Gegenstand der Wertung (Schuldsachverhalt) | 101 | ||
2. Die Wertung selbst (Vorwerfbarkeit) | 104 | ||
III. Erkenntnisgewinn | 107 | ||
1. Objektive Beurteilungsgrundlage (Schuldsachverhalt) | 107 | ||
a) Die strafrechtliche Handlung muss vom Menschen willensgesteuert sein | 108 | ||
b) Ein strafrechtlicher Handlungsbegriff benötigt eine normative Komponente | 109 | ||
c) Schlussfolgerung für die Begründung einer Verbandsschuld | 110 | ||
2. Erkenntnisse hinsichtlich der Vorwerfbarkeit des Verbandes | 111 | ||
a) Soziale Zuschreibung | 112 | ||
b) Selbstbestimmte Steuerungsfähigkeit | 113 | ||
c) Vorwurf basiert auf einer fingierten Tatschuld | 113 | ||
d) Schlussfolgerung für die Begründung einer Verbandsschuld | 114 | ||
(1) Soziale Zuschreibung | 114 | ||
(2) Selbstbestimmte Steuerungsfähigkeit | 115 | ||
(3) Tatschuld | 116 | ||
C. Begründung eines verbandsbezogenen Schuldsachverhalts | 116 | ||
I. Elemente einer Verbandshandlung | 117 | ||
II. „Verbandsbezug“ als normativer Faktor strafrechtlicher Verbandshandlung | 119 | ||
1. Der „externe“ Faktor | 120 | ||
2. Der „interne“ Faktor | 125 | ||
3. Zwischenfazit | 127 | ||
III. Zusammenfassung: Der verbandsbezogene Schuldsachverhalt | 128 | ||
D. Begründung der Verbandsverantwortlichkeit | 129 | ||
I. Ursächlicher Zusammenhang zwischen Verband und Verbandshandlung | 133 | ||
II. Normadressateneigenschaft von Verbänden | 140 | ||
1. Normadressatenfähigkeit des Verbandes | 141 | ||
2. Personal-reale Systemeinheit als individualisierbarer Adressat | 143 | ||
3. Konsequenz der Normadressatenfähigkeit für die Begründung der Verbandsverantwortlichkeit | 146 | ||
III. Kategorien strafrechtlicher Verantwortlichkeit | 147 | ||
1. Das Kriterium der Selbstbestimmbarkeit | 149 | ||
2. Normative Kategorien der Verbandsverantwortlichkeit | 153 | ||
a) Die erste normative Kategorie: Konsequenzbewusstsein | 153 | ||
b) Die zweite Kategorie: Pflicht des sozialen Akteurs | 158 | ||
aa) Verband als Produkt menschlicher Schöpfungsfreiheit | 158 | ||
bb) Das Konzept der Fairness | 160 | ||
cc) Normative Übertragung auf Verbände | 161 | ||
3. Zwischenfazit | 167 | ||
IV. Exkulpationsmöglichkeit | 168 | ||
V. Fazit zur Verbandsverantwortlichkeit | 171 | ||
E. Fazit | 173 | ||
4. Kapitel: Begründung einer Verbandsstraftheorie | 177 | ||
A. Konkretisierung allgemein anerkannter Strafrechtsmaximen | 177 | ||
I. Maximen der echten Kriminalstrafe | 178 | ||
II. Unvereinbarkeit einer verschuldensunabhängigen Verbandsstraflegitimation | 179 | ||
III. Die Verbandsschuld als dogmatische Adaption der Individualschuld | 180 | ||
IV. Zwischenfazit | 180 | ||
B. Modell einer retributiv-expressiven Verbandsstraftheorie | 181 | ||
I. Retributives Element der Verbandsstraftheorie | 183 | ||
1. Die retributive Kriminalstrafe | 183 | ||
2. Die retributive Verbandsstrafe | 186 | ||
3. Gerechtigkeitsaspekt der Verbandsstrafbarkeit | 189 | ||
4. Zwischenfazit | 190 | ||
II. Expressives Element der Verbandsstraftheorie | 191 | ||
1. Gesellschaftsorientiert | 193 | ||
2. Täterorientiert | 195 | ||
3. Opferorientiert | 198 | ||
4. Konsequenz | 199 | ||
III. Präventive Wirkungsmöglichkeit einer Verbandsstraftheorie | 201 | ||
C. Fazit | 203 | ||
5. Kapitel: Schlussbetrachtung | 205 | ||
Literaturverzeichnis | 207 | ||
Stichwortverzeichnis | 223 |