Der informelle Trilog
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Der informelle Trilog
Das Schattengesetzgebungsverfahren der Europäischen Union
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 188
(2019)
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Fabian Giersdorf studierte von 2011 bis 2015 an der FAU Erlangen-Nürnberg Rechtswissenschaft im Schwerpunktbereich Staat und Verwaltung. Dabei wurde er durch ein Deutschlandstipendium und ein Stipendium des Cusanuswerkes gefördert. Nach seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Erlangen-Nürnberg, in der er auch seine Promotion abschloss, absolvierte er von 2018 bis 2020 den juristischen Vorbereitungsdienst im Bereich des OLG Nürnberg. Nach einer zweijährigen Station als Richter am Bayerischen Verwaltungsgericht Ansbach ist er derzeit im bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration beschäftigt.Abstract
Das ordentliche Gesetzgebungsverfahren der EU wird häufig nicht allein im unionsvertraglichen Korsett des Art. 294 AEUV durchgeführt, sondern durch informelle Triloge ergänzt. Dabei handelt es sich um nichtöffentliche Treffen von Vertretern der am Gesetzgebungsverfahren beteiligten Organe Rat, Parlament und Kommission mit dem Ziel inhaltliche Kompromisse zu erzielen. Triloge wurden zuletzt in gut zwei Dritteln aller ordentlichen Gesetzgebungsverfahren angewandt und haben dazu geführt, dass über 90 % der Gesetzgebungsvorhaben der EU bereits in einem frühen Verfahrensstadium abgeschlossen werden konnten. Das vorliegende Werk beschäftigt sich neben den geschichtlichen Hintergründen der Triloge vor allem mit der Frage nach deren Rechtsgrundlagen, sowie deren genauem Ablauf und Einhegung in Organpraxis und Gesetzgebungsverfahren. Zudem wird das Verfahren unter Einbezug der Rechtsprechung des EuGH anhand der vielfach zur Kritik herangezogenen Prinzipien der Transparenz und Demokratie bewertet.»The Informal Trilogue. Secret Lawmaking in the European Union«The ordinary legislative procedure (Art. 294 TFEU) is often completed by informal trilogues. Trilogues are equally tripartite meetings of representatives of all institutions involved in the legislative process. These non-public meetings aim at bringing the institutions to an agreement. The doctorate deals with the background, the legal bases, the participants and the procedure itself. Furthermore it examines whether the trilogues are compatible with the European principles of transparency and democracy.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsübersicht | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
Einführung und Gang der Bearbeitung | 17 | ||
Erster Teil: Geschichtliches | 21 | ||
A. Entwicklung des Rechtsetzungsverfahrens | 21 | ||
I. Vertragliche Anfänge – das Anhörungsverfahren | 21 | ||
II. Steigende Bedeutung des Parlaments | 22 | ||
III. Von der Zusammenarbeit zur Mitentscheidung | 24 | ||
B. Einfluss informeller Absprachen auf die Rechtsetzungsverfahren | 26 | ||
I. Steigende Komplexität erfordert flexible Maßnahmen | 26 | ||
II. Das gesteigerte Machtbedürfnis des Europäischen Parlaments als Grundlage informeller Verfahren | 27 | ||
III. Das Haushaltsverfahren als Wiege informeller Verhandlungen und Vereinfachungen auf Unionsebene | 28 | ||
IV. Der informelle Trilog erobert das Rechtsetzungsverfahren | 30 | ||
C. Zwischenergebnis: Gesteigerter Einfluss des Parlaments – | 33 | ||
Zweiter Teil: Rechtsgrundlagen des informellen Trilogs | 35 | ||
A. Gemeinsame Erklärungen zu den praktischen Modalitäten des Mitentscheidungsverfahrens | 35 | ||
I. Rechtscharakter der gemeinsamen Erklärung als interinstitutionelle Vereinbarung | 36 | ||
1. Rechtliches Rangverhältnis interinstitutioneller Vereinbarungen | 37 | ||
2. Grenzen interinstitutioneller Vereinbarungen | 38 | ||
a) Änderung und Ergänzung vertraglich fixierter Entscheidungsverfahren | 38 | ||
b) Das institutionelle Gleichgewicht | 44 | ||
c) Vereinbarkeit mit anderen grundlegenden Verfassungsprinzipien | 45 | ||
d) Zwischenfazit | 46 | ||
3. Bindungswirkung interinstitutioneller Vereinbarungen | 47 | ||
4. Zustandekommen interinstitutioneller Vereinbarungen | 51 | ||
5. Zwischenfazit | 53 | ||
II. Inhalt der gemeinsamen Erklärung | 54 | ||
B. Interinstitutionelle Vereinbarung über Bessere Rechtsetzung | 56 | ||
I. Hintergrund | 57 | ||
II. Inhalt | 58 | ||
III. Bewertung | 59 | ||
C. Geschäftsordnung des Parlaments | 60 | ||
I. Rechtscharakter der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments | 60 | ||
1. Grenzen des organinternen Selbstorganisationsrechts | 61 | ||
2. Bindungswirkung organinternen Selbstorganisationsrechts | 62 | ||
3. Zwischenfazit | 65 | ||
II. Inhalt | 66 | ||
III. Bindungswirkung | 67 | ||
IV. Zwischenfazit | 69 | ||
D. Darstellung der Trilogpraxis in den Leitfäden der Organe | 70 | ||
I. Rechtscharakter und Bindungswirkung | 70 | ||
II. Inhalt | 71 | ||
III. Bewertung | 74 | ||
E. Zwischenergebnis – Deformalisierung, Reformalisierung, Verfassungsentwicklung? | 76 | ||
Dritter Teil: Der informelle Trilog in der Praxis der Organe | 79 | ||
A. Verfahrensleitende Prinzipien und Hintergründe | 79 | ||
I. Effizienz und Effektivität im Gesetzgebungsprozess der Europäischen Union | 80 | ||
1. Begriffsdefinition | 80 | ||
2. Effizienz als Notwendigkeit der Verträge? | 83 | ||
3. Effizienzsteigernde Mittel der Triloge | 86 | ||
4. Zwischenfazit: Effizienz als Mittel zum Machterhalt | 90 | ||
II. Der Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit als Pneuma der Interorganbeziehungen | 92 | ||
III. Zwischenfazit: Effizienz und loyale Zusammenarbeit als besondere Vertragsprinzipien | 96 | ||
B. Die Beteiligtenstruktur des Mitentscheidungsverfahrens und des informellen Trilogs | 99 | ||
I. Beteiligte und Beteiligungsmöglichkeiten nach den Verträgen und den Geschäftsordnungen | 99 | ||
1. Kommission | 99 | ||
2. Europäisches Parlament | 101 | ||
3. Rat | 104 | ||
4. Der Wirtschafts- und Sozialausschuss und der Ausschuss der Regionen | 106 | ||
5. Mitwirkung der nationalen Parlamente | 110 | ||
6. Beteiligung der Bürger und Interessenvertretungen | 111 | ||
II. Die Teilnehmer des informellen Trilogs | 115 | ||
III. Zwischenfazit: Verengung der Beteiligtenstruktur im informellen Trilog | 117 | ||
C. Der Ablauf des Verfahrens in den einzelnen Stadien des Mitentscheidungsverfahrens | 121 | ||
I. Die einzelnen Stadien des Mitentscheidungsverfahrens | 122 | ||
1. Die Initiativphase | 122 | ||
2. Das Stadium der ersten Lesung | 125 | ||
3. Das Stadium der zweiten Lesung | 131 | ||
4. Der Vermittlungsausschuss | 136 | ||
5. Das Stadium der dritten Lesung | 142 | ||
II. Der informelle Trilog in den Stadien des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens | 143 | ||
1. Der formelle informelle Verfahrensablauf der einzelnen Trilogsitzungen | 144 | ||
2. Unterschiede in den einzelnen Phasen des Mitentscheidungsverfahrens | 149 | ||
a) Triloge vor der ersten parlamentarischen Lesung | 149 | ||
b) Triloge vor der ersten Lesung des Rates | 156 | ||
c) Triloge vor der zweiten parlamentarischen Lesung | 157 | ||
d) Triloge zur Unterstützung des Vermittlungsausschusses | 159 | ||
3. Zwischenfazit: Die Verwandlung des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens | 162 | ||
D. Statistische Angaben zum Wandel des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens | 163 | ||
E. Zwischenergebnis: Der informelle Trilog als „neues Vermittlungsverfahren“ | 166 | ||
Vierter Teil: Transparenz der Triloge: Black hole of decision making? | 171 | ||
A. Die Transparenz der Europäischen Union | 172 | ||
I. Die Rolle der Transparenz in den Verträgen | 173 | ||
II. Grenzen der Transparenz | 176 | ||
III. Zwischenfazit: Transparenz und Effizienz | 178 | ||
B. Transparenz und Gesetzgebung | 180 | ||
I. Allgemeine Offenheit des Gesetzgebungsverfahrens | 181 | ||
II. Veröffentlichung und Zugang zu Dokumenten im Gesetzgebungsverfahren | 189 | ||
III. Zwischenfazit: Die Gesetzgebung als offenes Buch? | 198 | ||
C. Die Transparenz der Triloge | 201 | ||
I. Inhalt und Ergebnisse der strategischen Untersuchung OI/8/2015/JAS | 201 | ||
II. Rechtliche Bewertungen | 208 | ||
1. Keine Sitzungsöffentlichkeit der Trilogsitzungen | 208 | ||
2. Bereitstellung von Trilogkalendern | 210 | ||
3. Veröffentlichung der Sitzungsteilnehmer und Ausgangsstandpunkte der Organe | 212 | ||
4. Veröffentlichung der Vierspaltendokumente. Gleichzeitig Besprechung der Entscheidung EuG, Rs. T-540/15 r(De Capitani/Parlament) | 213 | ||
III. Zwischenfazit: Recht vs. Realität – Wer kontrolliert den Gesetzgeber? | 221 | ||
D. Zwischenergebnis: Auftrag zu grenzenloser Transparenz? | 224 | ||
Fünfter Teil: Der informelle Trilog im Demokratietrilemma? | 226 | ||
A. Zum Demokratisierungsstand der Europäischen Union | 226 | ||
I. Geschichtliche Entwicklung – Demokratie vor dem Hintergrund der europäischen Integration | 228 | ||
II. Europäische Demokratie nach dem Vertrag von Lissabon | 229 | ||
III. Demokratische Legitimation der Europäischen Union durch ihre Gesetzgeber | 234 | ||
1. Europäisches Parlament | 234 | ||
2. Ministerrat | 238 | ||
IV. Zwischenfazit: Die Wechselwirkung gegenseitiger Verantwortlichkeit | 243 | ||
B. Verwirklichung der Demokratie im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren | 246 | ||
I. Aufgabenverteilung im institutionellen Dreieck | 246 | ||
1. Die Europäische Kommission als Institution sui generis | 247 | ||
2. Europäisches Parlament – Legitimation durch Inklusion | 251 | ||
3. Der Ministerrat als nationale Interessenvertretung | 252 | ||
II. Die strukturelle Schwachstelle des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens und deren Ausgleichsversuche | 253 | ||
III. Zwischenfazit: Die Gesetzgebungstätigkeit als Zukunftsfaktor der Europäischen Union | 258 | ||
C. Demokratie der Triloge | 260 | ||
I. Informelle Einflüsse auf Gesetzgebungsprozesse in ausgewählten Staaten | 260 | ||
1. Deutschland | 261 | ||
2. Großbritannien | 263 | ||
3. Frankreich | 264 | ||
4. Zwischenfazit: Funktionen von Informalität und der unionseuropäische Vergleich | 266 | ||
II. Verletzung des institutionellen Gleichgewichts? | 268 | ||
1. Aufwertung der Kommission gegenüber Parlament und Rat? Gleichzeitig Bewertung der Entscheidung EuGH, Rs. C-409/13 (Rat/Kommission) | 268 | ||
2. Machtverschiebungen zwischen den Gesetzgebern? | 273 | ||
3. Zwischenfazit: Der Ausschluss Dritter als negative Konsequenz trilogisierter Verhandlungsführung | 276 | ||
III. Auswirkungen der Triloge auf die Legitimationsleistung im Gesetzgebungsverfahren | 278 | ||
1. Veränderungen innerhalb des Europäischen Parlaments | 278 | ||
2. Veränderungen innerhalb des Ministerrates | 281 | ||
IV. Zwischenfazit: Die Technokratisierung des Mitentscheidungsverfahrens | 283 | ||
D. Zwischenergebnis – demokratische Herausforderungen europäischer Gesetzgebung | 285 | ||
Fazit | 289 | ||
Literaturverzeichnis | 300 | ||
Sachverzeichnis | 321 |