Schiedsvereinbarung und Privatrecht
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Schiedsvereinbarung und Privatrecht
Zu der Rechtsnatur und den Wirkungen der Schiedsvereinbarung
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 255
(2019)
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Andreas Mayr studierte Rechtswissenschaften an der Eberhard Karls Universität Tübingen sowie an der Universitetet i Oslo. Parallel arbeitete er mehrere Jahre als studentischer und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung von Professor Dr. Martin Gebauer, wo er im Anschluss an die Erste juristische Prüfung seine Dissertation verfasste. Das Referendariat absolvierte Andreas Mayr am Landgericht Heidelberg. Seit 2017 ist er als Rechtsanwalt in Stuttgart tätig.Abstract
Die Schiedsvereinbarung befindet sich auf der Grenze zwischen Privat- und Prozessrecht. Entsprechend ist ihre Rechtsnatur bis heute umstritten. Der Autor arbeitet zunächst eine Methode zur Qualifikation verfahrensbezogener Verträge heraus, um darauf aufbauend eine Verortung der Schiedsvereinbarung vorzunehmen. Dabei zeigt sich, dass die Bestimmung der Rechtsnatur nicht ohne die Bestimmung der Wirkungen der Schiedsvereinbarung gelingen kann. Es werden die maßgeblichen Wirkungen, insbesondere die Gestaltungs- und Verpflichtungswirkungen, umfassend und detailliert herausgearbeitet. Dem praktischen Anspruch der Arbeit entsprechend, werden auch die Klagbarkeit und die Möglichkeiten eines Schadensersatzes sowie weitere privatrechtliche Folgen untersucht. Untersuchungsgegenstand ist dabei stets eine Muster-Schiedsvereinbarung mit dem in der Praxis üblichen Mindestinhalt, die der Autor im Ergebnis als einen rein aus prozessualen Elementen zusammengesetzten Vertrag, mithin als Prozessvertrag, einordnet.»Arbitration Agreement and Private Law. Legal Nature and Effects of the Arbitration Agreement«The legal nature of the arbitration agreement is still controversial. The author establishes a method for the qualification of procedural contracts, whereby it becomes apparent that the effects of the arbitration agreement determine its legal nature. The effects, in particular the disposal and obligation effects, are determined comprehensively and the arbitration agreement is classified as a contract of procedural nature.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Einleitung | 17 | ||
I. Gang der Untersuchung | 18 | ||
II. Begriffsbestimmung und Eingrenzung | 19 | ||
Kapitel 1: Stand der Diskussion über die Rechtsnatur der Schiedsvereinbarung | 22 | ||
A. Die materiellrechtliche Theorie | 22 | ||
I. Ursprung und Entwicklung (des Verständnisses von) der Rechtsnatur der Schiedsvereinbarung | 22 | ||
1. Das compromissum des römischen Rechts | 22 | ||
2. Die Schiedsvereinbarung von den Germanen bis zur Rezeption | 24 | ||
a) Die Schiedsvereinbarung und die Motive | 25 | ||
b) Die gerichtsbildende Kraft der Schiedsgerichtsbarkeit und besondere Erscheinungen der Schiedsvereinbarung | 26 | ||
3. Die Schiedsvereinbarung im Lichte der Rezeption | 28 | ||
4. Die Schiedsvereinbarung im usus modernus pandectarum | 31 | ||
a) Die Praxis: Das Verfahrenskompromiss | 31 | ||
b) Wissenschaft und Gesetzgebung: die Einstufung mit dem Vergleich und die Rechtsmittel | 32 | ||
5. Die Schiedsvereinbarung im 19. Jahrhundert | 34 | ||
a) Die Kodifikationen bis zur CPO | 34 | ||
b) Die Schiedsvereinbarung in der CPO | 36 | ||
II. Die materiellrechtliche Theorie heute | 39 | ||
B. Die vermittelnden Theorien | 40 | ||
I. Materiellrechtlicher Vertrag über prozessrechtliche Beziehungen | 40 | ||
II. Theorie vom doppelfunktionellen bzw. gemischtrechtlichen Vertrag bzw. Vertrag mit Doppelnatur | 41 | ||
III. Die gesellschaftsvertragliche Theorie | 42 | ||
C. Der Ansatz Rosenbergs | 43 | ||
D. Die prozessrechtliche Theorie | 44 | ||
E. Fazit | 46 | ||
Kapitel 2: Die Qualifikation verfahrensbezogener Verträge | 48 | ||
A. Vorbemerkung | 48 | ||
B. Die Rechtsnatur des Prozessrechts und Abgrenzung vom Privatrecht | 48 | ||
C. Nutzen und Notwendigkeit der Qualifikation verfahrensbezogener Verträge | 50 | ||
I. Vertragsrechtliche Behandlung der Schiedsvereinbarung | 52 | ||
1. Grundsätzliches | 52 | ||
2. Form | 54 | ||
3. Schiedsfähigkeit | 55 | ||
a) Objektive Schiedsfähigkeit | 55 | ||
b) Subjektive Schiedsfähigkeit | 57 | ||
4. Fazit | 58 | ||
II. Kollisionsrechtliche Behandlung der Schiedsvereinbarung | 59 | ||
1. Probleme bei kollisionsrechtlicher Behandlung in Abhängigkeit von der Rechtsnatur | 59 | ||
2. Kollisionsrechtliche Behandlung unabhängig von der Rechtsnatur | 61 | ||
3. Fazit | 63 | ||
III. Fazit | 63 | ||
D. Qualifikationskriterien zur Bestimmung der Rechtsnatur verfahrensbezogener Verträge | 64 | ||
I. Der Regelungsort als Qualifikationskriterium | 64 | ||
II. Die Zulässigkeit als Qualifikationskriterium | 65 | ||
III. Der Vertragsbegriff bzw. die Vertragsnatur als Qualifikationskriterium | 66 | ||
IV. Die Prozesshandlung als Qualifikationskriterium | 67 | ||
1. Begriff der Prozesshandlung | 67 | ||
2. Ungeeignetheit des Prozesshandlungsbegriffs als Qualifikationskriterium | 70 | ||
V. Die Kategorie der Verpflichtung als Qualifikationskriterium | 72 | ||
VI. Der Vertragstatbestand als Qualifikationskriterium | 74 | ||
VII. Die Vertragsparteien als Qualifikationskriterium | 76 | ||
VIII. Der Vertragsinhalt als Qualifikationskriterium | 76 | ||
1. Die Inhaltstheorie als geeignete Qualifikationsmethode | 76 | ||
2. Konkretisierung der Inhaltstheorie | 78 | ||
a) Parteiwille | 79 | ||
b) Unmittelbarkeit | 79 | ||
c) Prozessvertrag als Streitgegenstand | 80 | ||
IX. Fazit: Vertragsinhalt als geeignetes Qualifikationskriterium | 80 | ||
E. Qualifikation bei einer Vielfalt von Vertragsregelungen | 81 | ||
I. Einheitliche Qualifikation des Gesamtvertrags | 82 | ||
II. Gemischte Vertragsnatur (Doppelnatur) | 83 | ||
III. Einheitliche Qualifikation der einzelnen Vertragselemente (Doppeltatbestand) | 83 | ||
Kapitel 3: Untersuchung und Qualifikation der einzelnen Elemente der Schiedsvereinbarung | 86 | ||
A. Untersuchungs- und Qualifikationsgegenstand: Die Muster-Schiedsvereinbarung | 86 | ||
B. Gestaltungswirkung der Schiedsvereinbarung | 88 | ||
I. Verfügung oder Normdisposition? | 88 | ||
II. Schiedsvereinbarung als Normdisposition | 92 | ||
1. Modifikation der Kompetenzordnung | 92 | ||
2. Modifikation der Verfahrensordnung | 94 | ||
3. Unmittelbarkeit der Modifikationen | 95 | ||
4. Rechtsnatur der Normdisposition | 96 | ||
III. Schadenersatz aufgrund Verletzung der Normdisposition | 97 | ||
1. Vertraglicher Schadenersatzanspruch | 97 | ||
2. Gesetzlicher Schadenersatzanspruch | 98 | ||
IV. Fazit | 100 | ||
C. Verpflichtungswirkung der Schiedsvereinbarung | 100 | ||
I. Einleitung | 100 | ||
II. Ermittlung einer Verpflichtung | 102 | ||
1. Auf die Auslegung anwendbares Recht | 102 | ||
2. Auslegung nach deutschem Recht | 103 | ||
III. Pflicht vor dem Schiedsverfahren | 104 | ||
1. Pflicht zur Klageerhebung vor dem Schiedsgericht – „Klagepflicht“ | 104 | ||
a) Gesetzliche Pflicht zur Klageerhebung vor dem Schiedsgericht | 104 | ||
aa) Echte Pflicht oder bloße Last? | 105 | ||
bb) Klageerhebung vor dem Schiedsgericht als Last | 106 | ||
b) Vertragliche Pflicht zur Klageerhebung vor dem Schiedsgericht | 106 | ||
c) Fazit | 106 | ||
2. Pflicht zur Unterlassung der Klageerhebung vor staatlichen Gerichten – „Unterlassungspflicht“ | 107 | ||
a) Vertragliche Pflicht zur Unterlassung der Klageerhebung vor staatlichen Gerichten | 107 | ||
b) Zuständigkeit und Klagbarkeit | 109 | ||
aa) Zuständigkeit des staatlichen Gerichts | 109 | ||
bb) Internationale Zuständigkeit | 110 | ||
cc) Keine Klagbarkeit der Unterlassungspflicht | 112 | ||
(1) Unterlassungspflicht als Schutzpflicht i. S. v. § 241 Abs. 2 BGB | 113 | ||
(2) Fehlende Klagbarkeit der Schutzpflicht | 115 | ||
(a) Grundsätzlich kein allgemeines Rechtsschutzbedürfnis | 116 | ||
(b) Fehlende Klagbarkeit trotz ausnahmsweise bestehenden allgemeinen Rechtsschutzbedürfnisses | 118 | ||
(aa) Fehlende Klagbarkeit bei pflichtwidriger Klage im außereuropäischen Ausland | 119 | ||
(bb) Fehlende Klagbarkeit bei pflichtwidriger Klage in einem EU-Mitgliedstaat | 120 | ||
c) Rechtsnatur der Unterlassungspflicht | 124 | ||
d) Fazit | 124 | ||
3. Exkurs: Pflicht zur Unterlassung der Klageerhebung vor einem unzuständigen Schiedsgericht | 124 | ||
4. Schadenersatzpflicht aufgrund Verletzung der Unterlassungspflicht | 125 | ||
a) Einleitung | 125 | ||
b) Zuständigkeit | 125 | ||
c) Anwendbares Recht | 126 | ||
aa) Kollisionsrecht | 126 | ||
bb) Anwendbarkeit des deutschen Schuldrechts | 127 | ||
d) Anspruchsvoraussetzungen | 128 | ||
aa) Art der verletzten Pflicht – Schadenersatz trotz Unklagbarkeit des Unterlassungsanspruchs | 129 | ||
bb) Schuldverhältnis | 129 | ||
cc) Pflichtverletzung | 129 | ||
dd) Vertretenmüssen | 132 | ||
ee) Durch die Pflichtverletzung verursachter Schaden | 133 | ||
(1) Staatliches Urteil ist kein Schaden | 133 | ||
(2) Prozesskosten als Schaden | 134 | ||
(a) Klageabweisung aufgrund Schiedseinrede | 134 | ||
(b) Prozess trotz Schiedseinrede | 136 | ||
(3) „Öffentlichkeit“ als Schaden | 137 | ||
ff) Fazit | 137 | ||
5. Weitere privatrechtliche Folgen | 137 | ||
a) Aufhebungsvertrag | 138 | ||
b) Kündigungsrecht | 139 | ||
aa) Kündigung aufgrund bloßer Klageerhebung | 140 | ||
bb) Kündigung aufgrund Klage bei Entsprechung oder Zurückweisung der Schiedseinrede | 141 | ||
cc) Kündigung aufgrund Klage trotz Einlassung | 142 | ||
6. Fazit | 143 | ||
IV. Pflichten während des Schiedsverfahrens – „Mitwirkungs- und Förderpflichten“ | 144 | ||
1. Pflicht zur Mitwirkung an der Bildung des Schiedsgerichts – insbesondere „Designationspflicht“ | 145 | ||
a) Keine gesetzliche Pflicht zur Mitwirkung an der Bildung des Schiedsgerichts | 145 | ||
b) Vertragliche Pflicht zur Mitwirkung an der Bildung des Schiedsgerichts | 146 | ||
c) Zuständigkeit und Klagbarkeit | 147 | ||
d) Rechtsnatur der Pflicht zur Mitwirkung an der Bildung des Schiedsgerichts | 149 | ||
e) Privatrechtliche Folgen | 150 | ||
aa) Aufhebungsvertrag | 150 | ||
bb) Kündigungsrecht | 151 | ||
f) Fazit | 151 | ||
2. Pflicht zur hälftigen Zahlung des Kostenvorschusses | 152 | ||
a) Vertragliche Pflicht zur hälftigen Zahlung des Kostenvorschusses | 153 | ||
b) Zuständigkeit und Klagbarkeit | 156 | ||
c) Rechtsnatur der Pflicht zur hälftigen Zahlung des Kostenvorschusses | 158 | ||
d) Privatrechtliche Folgen | 158 | ||
aa) Aufhebungsvertrag | 158 | ||
bb) Kündigungsrecht | 159 | ||
e) Prozessuales: Gegeneinrede der Arglist | 161 | ||
f) Fazit | 161 | ||
3. Pflicht zu wahrem Sachvortrag – „Wahrheitspflicht“ | 161 | ||
a) Zuständigkeit und Klagbarkeit | 162 | ||
b) Rechtsnatur der Wahrheitspflicht | 163 | ||
c) Schadenersatzanspruch | 163 | ||
d) Kündigungsrecht | 164 | ||
e) Fazit | 164 | ||
4. Pflichten zur Ermöglichung und Durchführung des Schiedsverfahrens – „Allgemeine Mitwirkungspflicht“ | 165 | ||
V. Pflicht nach dem Schiedsverfahren – „Umsetzungspflicht“ | 166 | ||
VI. Im Besonderen: Pflicht zur Wahrung der Vertraulichkeit – „Vertraulichkeitspflicht“ | 167 | ||
1. Vertragliche Pflicht zur Wahrung der Vertraulichkeit | 170 | ||
a) Vertraulichkeit inter partes | 172 | ||
b) Vertraulichkeit der Parteien gegenüber unbeteiligten Dritten | 174 | ||
aa) Auslegung: Mutmaßlicher Parteiwille | 175 | ||
bb) Ergänzende Vertragsauslegung: Hypothetischer Parteiwille | 177 | ||
cc) Inhalt und Umfang der Vertraulichkeitspflicht | 179 | ||
2. Zuständigkeit und Klagbarkeit | 182 | ||
3. Rechtsnatur der Vertraulichkeitspflicht | 183 | ||
4. Privatrechtliche Folgen | 183 | ||
a) Kündigungsrecht | 183 | ||
b) Schadenersatzanspruch | 184 | ||
5. Fazit | 185 | ||
VII. Ergebnis zur Verpflichtungswirkung der Schiedsvereinbarung | 186 | ||
Schlussbetrachtung | 187 | ||
I. Die Qualifikation verfahrensbezogener Verträge | 187 | ||
II. Die Wirkungen der Schiedsvereinbarung | 187 | ||
III. Das Verhältnis der Wirkungen zueinander | 189 | ||
IV. Die Rechtsnatur der Schiedsvereinbarung | 189 | ||
V. Absicherung der Wirkungen in der Praxis | 189 | ||
Literaturverzeichnis | 191 | ||
Sachverzeichnis | 208 |