Der Plattformbetreiber als Täter in der urheberrechtlichen Verantwortlichkeit für nutzergesetzte Frames
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Der Plattformbetreiber als Täter in der urheberrechtlichen Verantwortlichkeit für nutzergesetzte Frames
Internetrecht und Digitale Gesellschaft, Vol. 17
(2019)
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Christoph Küster ist Syndikusanwalt und in dieser Rolle bei einem deutschen Fintechunternhmen als Leiter für den Bereich Gesellschaftsrecht und M&A tätig. Küster studierte von 2003 bis 2009 Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Nach einjähriger Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Sozialrecht legte er sein Zweites Juristisches Staatsexamen im Jahr 2011 in Rheinland-Pfalz im Gerichtsbezirk des Oberlandesgerichts Zweibrücken ab. Nach seiner Tätigkeit für mehrere internationale Kanzleien in München ist er seit 2018 als Syndikus tätig.Abstract
Die fortschreitende Digitalisierung stellt nicht nur die Politik, sondern auch die Rechtsordnung vor neue Probleme, denen teilweise nicht mehr mit den bisherigen rechtlichen Mitteln Herr geworden werden kann. Dabei stellt sich insbesondere auch immer wieder die öffentlichkeitswirksame Frage, inwieweit Internetplattformen für Urheberrechtsverletzungen von eigenen Nutzern rechtlich einstehen müssen.Vor dem beschriebenen Hintergrund, insbesondere der unter Rechteinhabern und Plattformbetreibern unter den Stichworten »Value Gap« und »Chilling Effect« geführten Diskussion, untersucht die vorliegende Arbeit, inwiefern Plattformbetreiber bei Frames von rechtswidrig veröffentlichten Inhalten ihrer eigenen Nutzer in die Verantwortung genommen werden können und bis zu welchem Umfang eine Haftung gerechtfertigt erscheint. Dabei wird ein für alle Beteiligten angemessener Ansatz entwickelt, der die unterschiedlichen Vorgaben unter Berücksichtigung der tangierten grundrechtlichen Positionen vereint.»The Platform Operator’s Responsibility as Offender for User-Generated Frames under Copyright Law«Discussions have been ongoing in the political discourse to an increasing degree, if and to what extent internet platforms shall be made liable for copyright infringements of its own users. The present study evaluates to what extent an accountability for copyright infringing framing is justifiable. In doing so, an adequate approach for all involved market participants is developed, which aligns the differing requirements under consideration of the affected constitutional rights.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Einleitung | 13 | ||
I. Einführung in den Untersuchungsgegenstand | 13 | ||
II. These | 20 | ||
III. Rechtsrahmen der Ansprüche gegen Framesetzende und Plattformbetreiber | 20 | ||
1. Der Schutz des Rechteinhabers durch das Urheberrecht bei Framingsachverhalten | 21 | ||
a) Die verschiedenen Ansprüche nach Maßgabe des § 97 UrhG | 23 | ||
aa) Unterlassungsanspruch | 23 | ||
bb) Beseitigungsanspruch | 25 | ||
cc) Schadensersatzanspruch | 26 | ||
b) Urheberrechtliche Verwertungsrechte als geschützte Rechtsgüter nach Maßgabe des § 97 UrhG | 26 | ||
aa) § 15 UrhG als zentrale Norm der Verwertungsrechte | 27 | ||
bb) Öffentliche Zugänglichmachung als Verwertungstatbestand | 28 | ||
2. Die Privilegierung von Plattformbetreibern | 28 | ||
IV. Gang der Darstellung | 29 | ||
B. Technische Einordnung und Grundbegrifflichkeiten | 31 | ||
I. Wesen und Relevanz von Plattformbetreibern | 31 | ||
1. Definition des Plattformbegriffs | 31 | ||
2. Relevanz und Verbreitung von Plattformen | 32 | ||
II. Technische Begrifflichkeiten | 32 | ||
1. Verbreiten von Inhalten im Internet | 33 | ||
a) Hyperlinking | 33 | ||
aa) Surface-Link | 33 | ||
bb) Deep-Link | 34 | ||
cc) Frames / Inline-Link | 34 | ||
b) Upload | 35 | ||
2. Die verschiedenen Formen der Plattformbetreiber als sog. Provider | 35 | ||
a) Access-Provider | 35 | ||
b) Host-Provider | 35 | ||
c) Content-Provider | 36 | ||
C. Die Entwicklung des Haftungsregimes bei Frames unter Beachtung des urheberrechtlichen Werkschutzes | 37 | ||
I. Urheberrechte an nutzergenerierten Inhalten bei Setzen eines Frames | 38 | ||
II. Die Entwicklung der Verantwortlichkeit bei Frames in der Rechtsprechung des BGH und des EuGH | 39 | ||
1. Dogmatische Grundlagen des Begriffs der öffentlichen Zugänglichmachung als Ausgangspunkt der Rechtsprechung | 40 | ||
2. Die Entscheidung in Sachen „Paperboy“ als Ausgangspunkt in der Rechtsprechung des BGH | 42 | ||
a) Sachverhalt | 42 | ||
b) Auswirkung der Entscheidung | 43 | ||
aa) Verletzung des Vervielfältigungsrechts | 44 | ||
bb) Verletzung der Verwertungsrechte | 45 | ||
3. Neuerungen hinsichtlich des Verständnisses der Begrifflichkeiten Öffentlichkeit und Wiedergabe durch die Rechtssache „Svensson“ | 46 | ||
a) Sachverhalt | 46 | ||
b) Auswirkung der Entscheidung | 47 | ||
aa) Wiedergabevorgang | 47 | ||
bb) Öffentlichkeitsbegriff | 48 | ||
4. Ausdehnung der Anwendung der Svensson-Grundsätze auf Framingsachverhalte durch die Rechtssache „BestWater“ | 49 | ||
a) Sachverhalt | 49 | ||
b) Auswirkung der Entscheidung | 51 | ||
5. Adaption der Grundsätze aus der Rechtssache „BestWater“ durch das Urteil „Realität II“ | 53 | ||
a) Sachverhalt | 53 | ||
b) Auswirkung der Entscheidung | 53 | ||
6. Vorsatz und Gewinnerzielungsabsicht als neue Kriterien durch die Rechtssache „GS Media“ | 55 | ||
a) Sachverhalt | 55 | ||
b) Zusammenfassende Auswirkung der Entscheidung | 56 | ||
aa) Erreichen einer neuen Öffentlichkeit | 57 | ||
bb) Vorsätzlichkeit des Handelns | 58 | ||
cc) Verfolgung eines Erwerbszwecks | 58 | ||
7. Zwischenergebnis: Aktuelles höchstrichterliches Haftungsregime | 60 | ||
a) Handlung der Wiedergabe | 60 | ||
b) Erreichen der Öffentlichkeit | 61 | ||
c) Gewinnerzielungsabsicht als weiteres Kriterium – Interpretation durch das LG Hamburg | 62 | ||
III. Reaktion der Literatur auf die Linie der Rechtsprechung | 65 | ||
1. Dogmatische Bedenken | 65 | ||
2. Sonderproblem: Der Begriff der Gewinnerzielungsabsicht | 67 | ||
3. Zwischenergebnis | 68 | ||
IV. Derzeitiger Stand der Diskussion – Wer mit Gewinnerzielungsabsicht urheberrechtsverletzende Inhalte framed, der haftet! | 69 | ||
D. Die Verantwortlichkeit von Plattformbetreibern bei Rechtsverletzungen durch einen nutzergesetzten Frame | 72 | ||
I. Gesetzliche Rahmenbedingungen de lege lata für Plattformbetreiber | 72 | ||
1. Volle Anwendbarkeit der allgemeinen Normen | 73 | ||
2. Spezifische Beschränkungen durch das Telemediengesetz und die E-Commerce-Richtlinie | 73 | ||
a) Anwendungsbereich des TMG | 74 | ||
b) Systematische Einordnung der Regelungen des TMG | 75 | ||
aa) Funktionsweise der Haftungsprivilegierungen | 75 | ||
bb) Umfang der Haftungsprivilegierung | 76 | ||
(1) Keine Anwendbarkeit der Haftungsprivilegierung auf Unterlassungsansprüche | 77 | ||
(2) Anwendbarkeit der Haftungsprivilegierungen auch auf Unterlassungsansprüche | 78 | ||
(3) Entwicklung der Position des EuGH | 79 | ||
(4) Stellungnahme und Zwischenergebnis | 80 | ||
c) Haftungsregime nach § 7 TMG | 80 | ||
aa) Verantwortlichkeit für eigene Inhalte | 80 | ||
(1) Eigene Inhalten als Tatbestandsmerkmal | 82 | ||
(2) Zu-eigen-gemachte Inhalte als eigene Inhalte? | 82 | ||
(a) Unvereinbarkeit der Rechtsfigur des Zu-eigen-Machens mit der E-Commerce-Richtlinie | 82 | ||
(b) Beibehaltung der anwendbaren Grundsätze trotz Neuordnung durch die E-Commerce-Richtlinie | 83 | ||
(c) Stellungnahme und Zwischenergebnis: Haftung nach allgemeinen Vorschriften bei eigenen und zu-eigen-gemachten Inhalten | 85 | ||
bb) Verantwortlichkeit für fremde Inhalte | 86 | ||
(1) Keine allgemeine Überwachungs- und Kontrollpflicht | 86 | ||
(2) Entfernungs- und Sperrpflichten | 87 | ||
d) Haftungsregime für Host-Provider nach § 10 TMG | 87 | ||
aa) Kenntnisbasierter Verlust der Privilegierung | 87 | ||
bb) Begriff der Kenntnis | 88 | ||
cc) Zwischenergebnis: Verantwortungsregime nach § 10 TMG | 90 | ||
II. Die Störerhaftung als status quo der Haftung von Plattformbetreibern | 91 | ||
1. Dogmatische Grundlagen der Störerhaftung nach Maßgabe des Bürgerlichen Gesetzbuches | 91 | ||
2. Die Adaption der Störerhaftung von Plattformbetreibern im Urheberrecht und ihre Besonderheiten | 93 | ||
a) Allgemeingültige Voraussetzungen | 93 | ||
b) Der Begriff des Störers im urheberrechtlichen Kontext | 94 | ||
aa) Vorliegen eines Rechtsverstoßes | 95 | ||
bb) Beitrag des Plattformbetreibers | 95 | ||
c) Prüfpflichten als Korrektiv der Störerverantwortlichkeit | 96 | ||
aa) Dogmatische Grundlagen der Prüfpflicht | 97 | ||
bb) Art und Umfang der Prüfpflicht | 98 | ||
(1) Prüfung beanstandeter Inhalte | 99 | ||
(2) Verhinderung gleichgelagerter Verletzungen | 100 | ||
(a) Präventionsverpflichtung nach den Grundsätzen des BGH | 101 | ||
(b) Präventionsverpflichtung als Verstoß gegen den Grundsatz des Verbots der allgemeinen Prüfpflichten? | 102 | ||
(c) Zwischenergebnis | 104 | ||
d) Ergebnis: Das aktuelle Regime der urheberrechtlichen Störerhaftung nach der Rechtsprechung des BGH | 104 | ||
III. Mögliche Ansatzpunkte für eine alternative Verantwortlichkeit von Plattformbetreibern | 105 | ||
1. Verpflichtende Lizenzverträge als Lösungsansatz des europäischen Gesetzgebers | 106 | ||
a) Lizenz- und Identifikationsverpflichtung als Antwort des europäischen Gesetzgebers | 106 | ||
b) Würdigung des Richtlinienentwurfs im Schrifttum | 107 | ||
c) Stellungnahme und Ergebnis | 109 | ||
2. Der Plattformbetreiber als Bereicherungsschuldner | 110 | ||
a) Dogmatische Grundlagen des Bereicherungsanspruchs | 111 | ||
b) Abschöpfung von Vermögensvorteilen beim Plattformbetreiber als Bereicherungsschuldner? | 113 | ||
c) Ergebnis | 114 | ||
3. Der Plattformbetreiber als Teilnehmer an einer fremden Rechtsverletzung | 114 | ||
a) Grundlagen der Teilnehmerhaftung nach § 830 Abs. 2 BGB | 115 | ||
b) Anwendbarkeit der Teilnehmerhaftung auf Plattformbetreiber | 116 | ||
aa) Teilnahmehandlung | 116 | ||
bb) Vorsatz | 119 | ||
c) Ergebnis: Keine Teilnehmerhaftung von Plattformbetreibern | 121 | ||
4. Der Plattformbetreiber als Täter einer Rechtsverletzung | 121 | ||
a) Einbettung in und Rückbeziehung auf zivilrechtliche Grundsätze – Täterschaft durch Verletzung von Verkehrspflichten | 122 | ||
aa) Der Paradigmenwechsel im Wettbewerbsrecht hin zu einer täterschaftlichen Verantwortlichkeit als Ausgangspunkt | 122 | ||
(1)tFrühe Rechtsprechung des BGH – Störerhaftung | 123 | ||
(2) Paradigmenwechsel mit der Entscheidung „Jugendgefährdende Medien bei eBay“ und Konsolidierung durch die Entscheidung r„Kinderhochstühle im Internet“ | 123 | ||
(3) Zwischenergebnis: Täterschaftliche Haftung als Status Quo | 124 | ||
bb) Übertragbarkeit der Haftung wegen Verletzung von Verkehrspflichten auf das Urheberrecht | 125 | ||
(1) Position der höchstrichterlichen Rechtsprechung – Beibehaltung der Störerhaftung | 125 | ||
(2) Position der kritischen Stimmen in der Literatur – Überführung in ein einheitliches Haftungssystem | 126 | ||
(3) Stellungnahme | 128 | ||
cc) Von der Störerhaftung zur Täterschaft | 129 | ||
dd) Ergebnis | 130 | ||
b) Täterschaftsbegründende Ausdehnung des Anwendungsbereichs der öffentlichen Zugänglichmachung | 131 | ||
aa) Argumentationslinie des EuGH | 132 | ||
bb) Würdigung der Rechtsprechung durch das Schrifttum | 133 | ||
cc) Eigene Stellungnahme und Ergebnis | 135 | ||
c) Täterschaftsbegründendes Zu-eigen-Machen von fremden Inhalten | 136 | ||
aa) Adaption und Ausgestaltung der Rechtsfigur des Zu-Eigen-Machens durch den BGH und die Instanzgerichtsbarkeit | 138 | ||
(1) OLG Köln – „Steffi Graf“ | 138 | ||
(2) BGH – „marions-kochbuch.de“ | 139 | ||
(3) OLG Hamburg – „YouTube“ | 140 | ||
(4) OLG München – „Allegro barbaro“ | 141 | ||
(5) BGH – „klinikbewertungen.de“ | 142 | ||
(6) Die Systematik des Zu-eigen-Machens in der Gesamtschau der Rechtsprechung | 143 | ||
bb) Die Figur des Zu-eigen-Machens im Schrifttum | 144 | ||
(1) Übertragung der Kriterien der Pressehaftung | 145 | ||
(2) Übertragung der Kriterien der Veranstalterhaftung | 146 | ||
(3) Bestimmung über technische Parameter | 147 | ||
(4) Qualifizierte Nähebeziehung als Zurechnungskriterium | 148 | ||
(5) Bestimmung über das Gesamtgepräge des Angebots | 149 | ||
(6) Täterschaftliche Haftung unter gleichzeitiger Ausdehnung des Notice-and-Takedown-Verfahrens | 150 | ||
(7) Eigener Ansatz | 152 | ||
(a) Widerstreitende Interessen der Marktteilnehmer und deren Gewichtung als Ausgangspunkt | 153 | ||
(b) Widerlegliche Vermutungsregelung | 155 | ||
(aa) Vermutung aus der wirtschaftlichen Zueignung | 156 | ||
(bb) Objektivierte Kriterien des Zu-eigen-Machens / Widerlegung der Vermutung | 158 | ||
(α) Ungeeignetheit der redaktionellen Kontrolle als Kriterium | 158 | ||
(β) Seitengestaltung | 159 | ||
(γ) Einräumung von Nutzungsrechten | 160 | ||
(cc) Zwischenergebnis | 161 | ||
(dd) Teleologisch indizierte Begrenzung der „Vollhaftung“ von Plattformbetreibern | 161 | ||
(α) Kleinstplattformklausel als Innovationsschutzmechanismus | 161 | ||
(β) Subsidiäre Haftung des Plattformbetreibers | 164 | ||
(ee) Gesamtschau des entwickelten Lösungsansatzes | 168 | ||
5. Zwischenergebnis | 169 | ||
IV. Die Figur des Zu-Eigen-Machens als allgemeinverbindlicher Lösungsansatz für Hyperlinks und Frames? | 169 | ||
V. Ergebnis: Erweiterte Verantwortlichkeit von Plattformbetreibern für von Nutzern gesetzte Frames | 171 | ||
E. Zusammenfassende Darstellung und Ergebnis | 173 | ||
I. Haftungsregime bezüglich des Setzers eines Frames | 175 | ||
II. Verantwortlichkeit von Plattformbetreibern | 176 | ||
1. Ablehnung des Richtlinienentwurfs Digitaler Binnenmarkt | 176 | ||
2. Keine Problembewältigung über bereicherungsrechtliche Grundsätze | 177 | ||
3. Plattformbetreiber weder Anstifter noch Hilfeleistender | 177 | ||
4. Anknüpfung an täterschaftsbegründende Verletzung von Verkehrspflichten als Rückfallregelung | 178 | ||
5. Öffentliche Wiedergabe als bedingt tauglicher Ansatzpunkt | 178 | ||
6. Täterschaftsbegründendes Zu-eigen-Machen von Inhalten als vertretener Lösungsansatz | 179 | ||
7. Individualisierte Beurteilung bei Framingsachverhalten | 180 | ||
Literaturverzeichnis | 181 | ||
Sachwortregister | 197 |