Der Freiheitsbegriff bei Gottfried Wilhelm Leibniz und Martin Heidegger
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Der Freiheitsbegriff bei Gottfried Wilhelm Leibniz und Martin Heidegger
Philosophische Schriften, Vol. 97
(2019)
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Günther Neumann studierte zunächst Physik an der Universität Erlangen-Nürnberg (Diss. in Mathematik, 1986), später Philosophie an der Universität Freiburg i.Br. (Diss. über Husserl und Heidegger, 1998). Er war Stipendiat in Mathematik am Massachusetts Institute of Technology (USA), forschte als Physiker bei der Fraunhofer-Gesellschaft und lehrte an verschiedenen Universitäten. Er ist Mitglied des Editorial Advisory Board der »Heidegger Studies« und des »Heidegger-Jahrbuchs« sowie Mitherausgeber des Heidegger-Nachlasses (u.a. Bd. 62, 72, 80 und 84 der Gesamtausgabe). Seine Forschungen umspannen Wissenschaft und Philosophie. Zahlreiche Veröffentlichungen erfolgten auf den Gebieten der Physik und Mathematik, der Phänomenologie, der Naturphilosophie, der antiken und neuzeitlichen Philosophie, der Metaphysik und Ethik.Abstract
Das Ziel dieser Untersuchung ist es, die Frage nach dem Wesen und dem Begriff der menschlichen Freiheit als ein philosophisches Grundproblem vor den phänomenologischen Blick zu bringen und nicht nur im Rahmen einer bereits vorausgesetzten philosophischen Teildisziplin - wie etwa in der Ethik oder als Gegenstand einer praktischen Philosophie - abzuhandeln. Diese Aufgabe führt uns in das Zentrum von Heideggers Philosophie. Heidegger gewinnt seinen eigenen Freiheitsbegriff jedoch in der grundlegenden Auseinandersetzung mit den großen Denkern des Abendlandes.Auch und gerade bei Leibniz wird der Freiheitsbegriff in einer weit ausgreifenden Auseinandersetzung mit der philosophischen und theologischen Überlieferung eingeführt und auf dem Boden seines eigenen Denkens, der Monadenlehre, neu positioniert. Durch die Entgegensetzung der beiden Denker kann der jeweilige Standpunkt zum Freiheitsproblem noch schärfer in den Blick gebracht und im Rahmen der abendländisch-europäischen Geistesgeschichte erörtert werden. Zudem ermöglicht es gerade die Auseinandersetzung mit Leibniz, die Frage nach dem Wesen und dem Begriff der menschlichen Freiheit und andere wesentliche Fragen, die sich daraus ergeben, auf unsere Gegenwartsprobleme, insbesondere die Deutung oder gar Leugnung der Freiheit durch die Neurowissenschaften, zu beziehen und anzuwenden.»The Concept of Freedom Propounded by Gottfried Wilhelm Leibniz and Martin Heidegger«The main purpose of this study is the question of how the concept of human freedom can be viewed phenomenologically as a basic problem of philosophy. This challenge leads us to the crux of Heidegger’s philosophy. Heidegger’s concept of freedom is, however, realised by the way of a fundamental dispute with the great occidental thinkers. Leibniz likewise establishes his own concept of freedom with respect to a wide range of traditional answers and enables us to relate the question of freedom to present-day problems caused by neuroscience.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Einleitung | 9 | ||
§ 1 Problemstellung und thematische Eingrenzung | 9 | ||
§ 2 Der Aufriss der Untersuchung | 21 | ||
1. Kapitel: Der Freiheitsbegriff bei Leibniz | 25 | ||
§ 3 Leibniz' Auseinandersetzung mit dem Spinozismus | 25 | ||
a) Der Gegensatz von Freiheit und Notwendigkeit | 25 | ||
b) Freiheit und Kontingenz – Leibniz' Überwindung des Nezessitarismus? | 27 | ||
c) Der Satz vom (zureichenden) Grund als Bedingung der Freiheit – Heideggers radikalisierende Frage nach dem Satz vom Grund | 29 | ||
§ 4 Die Frage nach der Existenz möglicher Welten in Ansehung der göttlichen Wesenheit | 35 | ||
a) Schellings Kritik an Leibniz' Begriff möglicher Welten | 35 | ||
b) Das Prinzip des zureichenden Grundes als Bedingung für Gottes Wahl der besten aller möglichen Welten | 36 | ||
c) Die Mathematik als das Modell der Maximierung | 39 | ||
d) Gott rechnet – Deus calculat | 39 | ||
§ 5 Der Gottesbegriff als Grund der Leibniz'schen Ontologie und Metaphysik | 41 | ||
a) Heideggers Kritik an Leibniz' Wesensbestimmung des Menschen und der menschlichen Erkenntnis | 41 | ||
b) Die onto-theo-logische Verfassung der Leibniz'schen Metaphysik | 42 | ||
§ 6 Die Frage nach der Vereinbarkeit von Vorherbestimmung und menschlicher Freiheit | 43 | ||
a) Die Kompatibilität von hypothetischer Notwendigkeit und Freiheit (Kontingenz) | 43 | ||
b) Freiheit als Selbstbestimmung und Selbstständigkeit des Menschen | 45 | ||
c) Die Unterscheidung von „incliner“ (geneigt machen) und „nécessiter“ (nötigen) | 46 | ||
d) Das göttliche Vorherwissen und Vorhersehen der menschlichen Handlungen „als freie“ | 47 | ||
e) Freiheit als Wesensbestimmung der geistigen Monaden | 48 | ||
f) Denken als Selbstbewusstsein in Abgrenzung gegen jede Art von mechanischer Hypothese – Vergleich mit den heutigen Neurowissenschaften | 49 | ||
§ 7 Die menschliche Freiheit als unvollkommene Seinsweise der idealen göttlichen Freiheit – Die Grade der Vollkommenheit oder Freiheit | 50 | ||
§ 8 Der von Gott vollkommen erkannte Begriff einer einzelnen Substanz auf der Grundlage des urteilstheoretischen praedicatum-inesse-subjecto-Prinzips | 53 | ||
a) Der vollständige oder vollkommene Begriff einer einzelnen Substanz | 53 | ||
b) Leibniz' Radikalisierung der aristotelisch-scholastischen Substanzenontologie im Sinne einer mathematisch-gesetzhaften Rationalität | 55 | ||
§ 9 Die Frage nach der Vereinbarkeit der essentialistischen Begriffstheorie mit Kontingenz und Freiheit | 56 | ||
a) Der Primat des vollständig determinierten Begriffs einer einzelnen Substanz | 56 | ||
b) Der Essentialismus der göttlichen Urmonade | 59 | ||
§ 10 Die Frage nach der göttlichen Prädestination des in die Welt geworfenen Individuums | 60 | ||
§ 11 Das Theodizeeproblem | 63 | ||
a) Laktanz' ursprüngliche Formulierung des Problems | 63 | ||
b) Die metaphysischen Voraussetzungen zur Lösung des Theodizeeproblems bei Leibniz | 64 | ||
§ 12 Die dreifache Art des Guten und des Übels: das metaphysische, das physische und das moralische | 67 | ||
§ 13 Die Gründe für Gottes Zulassung des moralischen Übels und der Zusammenhang von Freiheit und Sünde | 69 | ||
§ 14 Die drei Grundbedingungen von Freiheit: Vernunfteinsicht, Spontaneität und Kontingenz | 75 | ||
a) Der Zusammenhang der drei Freiheitsbedingungen | 75 | ||
b) Freiheit als Spontaneität mit Wahl | 76 | ||
§ 15 Das Problem der Freiheit und die Einteilung der verschiedenen Formen von Freiheit in den „Nouveaux Essais“ – Leibniz' Auseinandersetzung mit John Locke | 78 | ||
§ 16 Freiheit als Herrschaft der Vernunft über die Leidenschaften und als Vervollkommnung unserer eigenen menschlichen Natur als Vernunftwesen | 82 | ||
§ 17 Deutliche und verfließende Perzeptionen und die Bedeutung der „kleinen Perzeptionen“ („petites perceptions“) | 84 | ||
§ 18 Das Problem der göttlichen Erkenntnis und Voraussicht unserer undeutlichen Perzeptionen für die prästabilierte Harmonie | 86 | ||
§ 19 Die philosophiegeschichtliche Einordnung der Leibniz'schen „Théodicée“ | 90 | ||
2. Kapitel: Heideggers Leibniz-Auslegung im Hinblick auf den Begriff der Zeit und der Zeitlichkeit | 91 | ||
§ 20 Die Abhebung des „Ungesagten“ als die eigentliche Aufgabe der Auslegung | 91 | ||
§ 21 Die Übersetzung als hermeneutische Aufgabe | 93 | ||
§ 22 Der Leitfaden für Heideggers Leibniz-Auslegung | 95 | ||
§ 23 Die substanziale Zeit der Monade und die existenziale Zeitlichkeit des Daseins | 96 | ||
§ 24 Die Monade als ursprüngliches Einssein | 100 | ||
a) Die Zeit als die einigende Einheit | 100 | ||
b) Die Einheit der Monade als das Gesetz der Reihe (lex seriei) | 103 | ||
§ 25 Zusammenfassung der Leibniz-Auslegung Heideggers | 103 | ||
§ 26 Exkurs: Die Asymmetrie der Zeit und Gottes Erkenntnis des zukünftigen Kontingenten nach Thomas von Aquin | 111 | ||
3. Kapitel: Der Freiheitsbegriff bei Heidegger | 114 | ||
§ 27 Heideggers Auslegung der beiden Freiheitsbegriffe Descartes' unter besonderer Berücksichtigung des Molinismus | 114 | ||
a) Die beiden Freiheitsbegriffe in Descartes' vierter Meditation vor dem Hintergrund theologischer Kontroversen | 114 | ||
b) Heideggers und Leibniz' Auseinandersetzung mit dem Freiheitsbegriff von Luis de Molina | 118 | ||
§ 28 Exkurs: Der heutige universale Deutungsanspruch der Neurowissenschaften als Herausforderung für die Rechtsphilosophie | 124 | ||
§ 29 Der methodische Leitfaden und die Aufgabe der Auslegung des Freiheitsbegriffes in „Sein und Zeit“ in der Abgrenzung von anderen Interpretationen | 129 | ||
a) Heideggers Vorlesungen und Schriften auf dem Weg zu „Sein und Zeit“ | 129 | ||
b) Der existenzial-ontologische Begriff der Freiheit in „Sein und Zeit“ | 132 | ||
§ 30 Der existenzial-ontologische Schuldbegriff und seine Bedeutung für die Rechtsphilosophie | 146 | ||
a) Schuld und Verantwortung im Spannungsfeld von Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit | 146 | ||
b) Eine Kritik der Kritik: Bernd Irlenborns Interpretation der existenzialen Schuld in § 58 von „Sein und Zeit“ | 153 | ||
§ 31 Ausblick: Wahrheit und Freiheit auf dem Weg zum Ereignis-Denken | 158 | ||
Literaturverzeichnis | 162 | ||
Vorbemerkung | 162 | ||
1. Gottfried Wilhelm Leibniz | 162 | ||
a) Akademie-Ausgabe | 162 | ||
b) Sonstige Schriften von Leibniz | 163 | ||
c) Zweisprachige Ausgaben und Übersetzungen | 164 | ||
d) Briefwechsel (zweisprachig und Übersetzungen) | 165 | ||
e) Leibniz-Bibliographie und weitere Hilfsmittel | 165 | ||
2. Martin Heidegger | 166 | ||
a) Gesamtausgabe | 166 | ||
b) Einzelausgaben | 168 | ||
c) Briefwechsel | 169 | ||
d) Mitschriften zu Heideggers Seminaren | 169 | ||
e) Register, Indizes und Konkordanzen zu Heideggers Schriften | 169 | ||
f) Allgemeine Heidegger-Bibliographien | 169 | ||
g) Bibliographie (und Stellenindex) zu Heideggers Leibniz-Rezeption | 170 | ||
3. Enzyklopädien, Handbücher, Wörterbücher, Die Bibel (Vulgata) | 170 | ||
4. Sonstige benutzte Literatur (Primärtexte und Sekundärliteratur) | 171 | ||
Personenverzeichnis | 189 | ||
Sachwortverzeichnis | 192 |