Zucht und Ordnung
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Zucht und Ordnung
Gewalt gegen Kinder in historischer Perspektive
Editors: Grüner, Stefan | Raasch, Markus
Historische Forschungen, Vol. 120
(2019)
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Stefan Grüner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte und war zuvor Lehrstuhlvertreter u.a. an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er publizierte über die Geschichte des europäischen Liberalismus, den sozialökonomischen Wandel in Deutschland und über Gewalt gegen Kinder. Markus Raasch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Zeitgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und war zuvor Lehrstuhlvertreter an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er publizierte zu Wirtschaftskulturen, Adel, Katholizismus und Gesellschaften – insbesondere Kindern und Familien – im Krieg.Abstract
Die weitgehende soziale Ablehnung und die rechtliche Ächtung von Gewalt gegen Kinder, wie sie etwa in der UN-Kinderrechtskonvention von 1989/90 zum Ausdruck kommt, stellen zugleich historisch junge, wie offenkundig immer noch fragile Errungenschaften moderner Gesellschaften dar. So deuten die Ergebnisse einer im Jahr 2003 veröffentlichten Studie von UNICEF darauf hin, dass allein in den OECD-Ländern jährlich etwa 3500 Kinder unter 15 Jahren aufgrund von Misshandlung oder Vernachlässigung zu Tode kommen.Der Sammelband geht den geschichtlichen Wurzeln und Erscheinungsformen von Gewalt gegen Kinder in systematischem und epochenübergreifendem Ansatz für die Zeit seit der Antike nach. In 15 Beiträgen thematisieren deutsche, schweizerische und US-amerikanische Autorinnen und Autoren soziale Praxis, Rechtfertigungsstrategien und wissenschaftliche Deutungsmuster, aber auch Konzepte zur Eindämmung von kindgerichteter Gewalt. Dabei wird deutlich, dass sich deren Geschichte weder als quasi-naturhaft gegebenes intergenerationelles Verhaltensmuster noch als Erfolgshistorie modernen Kinderschutzes hinreichend erfassen lässt.»Discipline and Order. Violence against Children from a Historical Perspective«This anthology addresses the phenomenon of violence against children in its historical roots and manifestations since antiquity. The 15 contributions provided by German, Swiss and American authors discuss questions of social practice, strategies of legitimation and interpretative models as well as historical concepts for preventing this kind of violence. They make clear that the history of violence against children can neither be convincingly interpreted as a »natural« inter-generational pattern of behaviour nor as a success story of modern child protection.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhalt | 5 | ||
Einleitung | 7 | ||
Stefan Grüner: Gewalt als Erziehungsmittel, Kindesrechte und Kinderschutz. Historische Grundlinien seit der Aufklärung | 31 | ||
I. Gewalt in Schule und Familie | 81 | ||
Stephanie Kirsch: „Schulen“ in Rom und die Kritik an der kindbezogenen Gewalt in der Literatur des ersten nachchristlichen Jahrhunderts | 83 | ||
Christiane Richard-Elsner: Gewalt gegen Kinder im Mittelalter. Züchtigung von Kindern in der Lateinschule | 109 | ||
Markus Raasch: Erziehung und häusliche Gewalt. Ein Beitrag zur Gesellschaftsgeschichte des Katholizismus im 19. Jahrhundert | 137 | ||
Sarina Hoff: Vom Ende der „Prügelpädagogen“. Der Weg zur Ächtung von körperlichen Schulstrafen in Hessen und Rheinland-Pfalz 1945–1974 | 169 | ||
II. Heime und Kliniken | 193 | ||
Rudolf Oswald: „Der Stock ist doch wirklich nicht der Erziehung größte Weisheit“. Die Gewaltdebatte in der katholischen Anstaltspädagogik, 1900–1933 | 195 | ||
Silke Fehlemann / Frank Sparing: Wiederkehrende Gewalt. (Kriegs-)Kinder in den psychiatrischen Einrichtungen des Rheinlandes 1945–1954 | 213 | ||
Isabel Richter: Jugendwerkhöfe in Thüringen. Sozialistische Umerziehung zwischen Anspruch und Realität | 241 | ||
III. Recht und medizinisch-psychologische Wissenschaften | 267 | ||
Anne Purschwitz: Gewalt als Phänomen oder die Schutzwürdigkeit des Kindes. Das Beispiel Sachsen (1680–1860) | 269 | ||
Sace E. Elder: Ein gerechtes Maß an Schmerz. Körperliche Züchtigung, die Subjektivität von Kindern und die Grenzen vertretbarer Gewalt im Kaiserreich und der Weimarer Republik | 299 | ||
Stefan Grüner: Kinder und Trauma. Zur wissenschaftlichen Konzeptionalisierung von kindlicher Kriegs- und Gewalterfahrung seit dem 19. Jahrhundert | 321 | ||
IV. Sexuelle Gewalt gegen Kinder | 371 | ||
Rebecca Heinemann: Im Zweifel für das Kind? Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Kaiserreich und in der Weimarer Republik | 373 | ||
Dagmar Lieske: Von „Gemeingefährlichen“, „Sittlichkeitsverbrechern“ und „Geschändeten“. Die Verfolgung von sexuellem Kindesmissbrauch im Nationalsozialismus | 403 | ||
Sonja Matter: Das „unschuldige“, das „verdorbene“ und das „traumatisierte“ Kind. Die Prekarität des Opferstatus bei sexueller Misshandlung in österreichischen Strafprozessen (1950–1970) | 431 | ||
Michael Mayer: Gewalt gegen Kinder und gesellschaftlicher Wandel. Die „Sex Crime Panic“ in den USA in den 1950er Jahren | 457 | ||
Autorinnen und Autoren | 483 | ||
Personen- und Ortsregister | 484 |