Existenz und Recht
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Existenz und Recht
Perspektiven existenzorientierten Rechtsdenkens
Recht und Philosophie, Vol. 6
(2019)
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Christof Peter, Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und der Philosophie in Hagen (M.A.). Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsches und europäisches Wirtschafts-, Wettbewerbs- und Regulierungsrecht der Freien Universität Berlin sowie Visiting Scholar an der Fordham School of Law in New York. 2018 Promotion bei Prof. Seher, Lehrstuhl für Strafrecht, Strafverfahrensrecht und Rechtsphilosophie an der FU Berlin. Nach Tätigkeit als Wirtschaftsanwalt nunmehr Richter.Abstract
»Existence and Law. Perspectives of Existential Legal Thinking«Existential thinking is currently experiencing an increasing renaissance in the public and academic debate. In the legal discussion, however, existential philosophy has always had a difficult status. As a supposed philosophy of individualism, it seemed too distant from questions of normativity. But is existential philosophy really the anti-normative philosophy as which it was labelled? The present work is intended to explore the potential of existential philosophy for today's legal philosophical discourse.Nach längerer Zeit erlebt existenzphilosophisches Denken derzeit eine zunehmende Renaissance. Autoren wir Kierkegaard, Heidegger oder Sartre werden vermehrt Gegenstand der öffentlichen und akademischen Debatte. In der juristischen Diskussion hatte die Existenzphilosophie dagegen von jeher einen schweren Stand. Abgesehen von einer kurzen Rezeptionsphase während der Mitte des letzten Jahrhunderts, spielte sie im rechtsphilosophischen Diskurs keine nennenswerte Rolle. Zu entfernt schien sie als vermeintliche Philosophie des Individualismus von Fragen der Normativität. Die gegenwärtige Renaissance der Existenzphilosophie wird zum Anlass genommen, das problematische Verhältnis von Existenz- und Rechtsphilosophie erneut in das Blickfeld zu nehmen. Ist die Existenzphilosophie wirklich die anti-normative Philosophie, als die sie abgestempelt wurde? Über welches Potential verfügt die Existenzphilosophie für die heutige rechtsphilosophische Debatte mit ihren aktuellen Fragestellungen?
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einführung und Gang der Untersuchung | 13 | ||
1 Teil: Grundlinien existenzorientierten Denkens | 17 | ||
A. Kierkegaard und die Begründung existenzorientierten Denkens | 17 | ||
B. Hauptströmungen der Existenzphilosophie nach Kierkegaard | 19 | ||
I. Martin Heideggers Seinsphilosophie | 21 | ||
1. Heidegger und die Frage nach dem Sein | 21 | ||
2. Dasein und Existenz | 23 | ||
3. Das „In-der-Welt-sein“ des Daseins und die Eigentlichkeit von Existenz | 24 | ||
4. Die „Kehre“ und das späte Seinsdenken Heideggers | 27 | ||
5. Ausblick: Wege ins Recht | 29 | ||
II. Karl Jaspers’ Philosophie der Existenzerhellung | 30 | ||
1. Jaspers’ „Philosophieren aus möglicher Existenz“ | 30 | ||
2. Dasein und Existenz | 31 | ||
3. Grenzsituationen und Kommunikation | 33 | ||
a) Die Grenzsituationen | 33 | ||
b) Die Kommunikation | 35 | ||
4. Ausblick: Wege ins Recht | 36 | ||
III. Jean-Paul Sartres Philosophie der Freiheit | 38 | ||
1. Die Begründung des Existentialismus | 38 | ||
2. Sartres Ontologie der Freiheit | 39 | ||
3. Die Wahl des eigenen Entwurfes | 41 | ||
4. Exkurs: Sartre und Heidegger | 42 | ||
5. Ausblick: Wege ins Recht | 44 | ||
C. Gemeinsamkeiten existenzorientierten Denkens | 44 | ||
I. Die Ablehnung des kategorial-begrifflichen Denkens | 45 | ||
II. Das „In-der-Welt-Sein“ des Daseins | 45 | ||
III. Die Geschichtlichkeit des Daseins | 46 | ||
IV. Die Abkehr von der Wesensphilosophie | 48 | ||
2. Teil: Zur Eignung der Existenzphilosophie für den rechtsphilosophischen Diskurs | 50 | ||
A. Ablehnende Stimmen und ihre Argumente | 52 | ||
I. Einwand Nr. 1: Der Vorwurf der Ferne von Gemeinschaft und Recht | 52 | ||
1. Vorwurf der Ausblendung von Gemeinschaft und Recht | 52 | ||
2. Dagegen: Dasein nicht ohne Mitsein denkbar | 52 | ||
3. „Im-Recht-Sein“ als Teil von Weltlichkeit | 54 | ||
II. Einwand Nr. 2: Der Vorwurf des Nihilismus | 57 | ||
1. Lebensphilosophie und Werte – das Beispiel Nietzsche | 57 | ||
2. Die Existenzphilosophie als Spielart der Lebensphilosophie? | 60 | ||
3. Nihilistische Tendenzen in der Existenzphilosophie? | 61 | ||
a) Vorüberlegung: Existenzphilosophie und Wertdenken | 62 | ||
b) Sartre und der Vorwurf des Nihilismus | 63 | ||
c) Jaspers und der Vorwurf des Nihilismus | 66 | ||
d) Heidegger und der Vorwurf des Nihilismus | 68 | ||
III. Einwand Nr. 3: Der Vorwurf des Totalitarismus: Existenzphilosophie und der Politische Existentialismus Carl Schmitts | 72 | ||
1. Verbindungslinien von Existenzphilosophie und Politischem Existentialismus? | 72 | ||
a) Vom Existenzbegriff zu Schmitts Lehre des „Politischen“ | 73 | ||
b) Grenzsituation und Dezisionismus | 75 | ||
2. Unterschiede von Existenzphilosophie und Politischem Existentialismus | 77 | ||
a) Unterschiede beim Existenzbegriff | 77 | ||
aa) Der Mensch als Gattungswesen im Politischen Existentialismus | 77 | ||
bb) Reduzierung von Existenz auf „physisch“ und Identifizierung von Einzelnem und Allgemeinheit im Politischen Existentialismus | 79 | ||
b) Keine gemeinsame Machttheorie bzw. kein gemeinsamer Dezisionismus | 81 | ||
3. Heidegger und der Nationalsozialismus | 84 | ||
a) Mitsein, Gemeinschaft und Recht – Von Sein und Zeit zu Heideggers NS-Engagement | 84 | ||
b) Die Politisierung der Existenzialontologie Heideggers – Eine Annäherung an Carl Schmitt? | 87 | ||
IV. Einwand Nr. 4: Der Vorwurf des Rechtspositivismus | 89 | ||
1. Gemeinsames Anliegen: Kritik der Wesensmetaphysik | 89 | ||
2. Divergenzen von Existenzdenken und Rechtspositivismus | 91 | ||
3. Sonderfall Sartre? | 92 | ||
V. Zwischenfazit | 94 | ||
B. Befürwortende Stimmen und ihre Argumente | 96 | ||
I. Vorüberlegung: Verbindung über Ethos und Gewissen? | 97 | ||
II. Strukturelle Kompatibilität von Naturrecht und Existenzdenken? | 99 | ||
1. Existenzphilosophie und transzendentes Wertdenken | 99 | ||
2. Existenzdenken und der naturrechtliche Ordnungsgedanke | 102 | ||
III. Zwischenfazit | 103 | ||
3. Teil: Untersuchung verschiedener Ansätze existenzorientierten Rechtsdenkens | 105 | ||
A. Rechtsphilosophische Perspektiven bei Karl Jaspers | 106 | ||
I. Jaspers und die Frage nach dem Recht | 106 | ||
1. Vorüberlegung | 106 | ||
2. Existenzerhellung in der Spannung von Objektivität und Subjektivität | 107 | ||
3. Der Ort von Staat und Recht in der Existenzphilosophie Jaspers’ | 110 | ||
a) Existenzerhellung und die Gestalten der Objektivität: Kultur, Religion, Staat | 110 | ||
b) Exkurs: Die existentielle Begründung des Staates – Jaspers als Kontraktualist? | 111 | ||
II. Existentieller Geltungsgrund des Rechts – Jaspers’ Philosophie als dritter Weg zwischen Rechtspositivismus und klassischem Naturrecht | 114 | ||
1. Die Rückführung des Rechts auf „Transzendenz“ – Jaspers’ Naturrechtsdenken | 115 | ||
2. Jaspers’ Naturrechtsdenken: Geschichtliches Naturrecht des Abendlandes | 119 | ||
a) Der oberste Grundsatz und seine Ausprägungen | 120 | ||
b) Das Rechtsstaatsprinzip und das Recht der menschlichen Einzelpersönlichkeit | 121 | ||
c) Das Demokratieprinzip und das Recht auf Mitwirkung an der Willensbildung | 123 | ||
d) Jaspers’ Ethos demokratischer Lebensart | 124 | ||
e) Soziale und Gleichheitsrechte? Jaspers’ Haltung zum Wohlfahrtsstaat | 125 | ||
3. „Existentielles Naturrecht“ als Maßstab für die individuelle Rechtsbefolgung | 129 | ||
a) Rechtsbefolgung als existentielles Sollen | 129 | ||
b) Das existentielle Nicht-Sollen: die Ausnahme | 130 | ||
III. Jaspers und Radbruch | 133 | ||
IV. Zwischenfazit | 135 | ||
B. Rechtsdenken im Anschluss an Martin Heidegger: Werner Maihofer und Max Müller | 140 | ||
I. Heidegger und die Frage nach dem Recht | 140 | ||
1. Die normative Begrenztheit von Heideggers Handlungskonzeption | 141 | ||
2. Die normative Begrenztheit des existentiellen Mitseins | 143 | ||
3. Das Recht als Verfallsform – der Ort des Rechts in der Uneigentlichkeit | 146 | ||
4. Vernunft- und Fortschrittsfeindlichkeit in Heideggers Rechtsdenken | 147 | ||
5. Zwischenfazit | 150 | ||
II. Werner Maihofers Recht und Sein: Ansatz einer existentialistischen Rechtsontologie | 152 | ||
1. Das Anliegen Maihofers: Die Herleitung einer (Rechts-)Ordnung aus der Subjektivität des Mensch-seins | 152 | ||
a) Einleitung: Die geistige Situation der Zeit Maihofers | 152 | ||
b) Kritik an Kant und Nietzsche und Hinwendung zum Existenzdenken | 153 | ||
aa) Maihofer und Kant | 154 | ||
bb) Maihofer und Nietzsche | 154 | ||
c) Maihofers Hinwendung zur Existenzphilosophie | 156 | ||
aa) Kritik an Jaspers und Sartre | 156 | ||
bb) Maihofers Hinwendung zu Heidegger | 157 | ||
2. Zur Methode: Der Übergang von der Fundamentalontologie Heideggers zur Rechtsontologie Maihofers | 160 | ||
a) „Was ist Rechtsontologie überhaupt?“ | 161 | ||
b) „Wie ist Rechtsontologie möglich?“ | 162 | ||
3. Grundzüge der Rechtsontologie Maihofers | 164 | ||
a) Das „existenzielle“ Naturrecht | 164 | ||
aa) Die Welt als Umwelt: Die Begründung des Gegenstandsrechts | 164 | ||
bb) Die Welt als Mitwelt: Die Begründung der Privatautonomie | 165 | ||
cc) Individualperson und existenzielles Naturrecht | 167 | ||
dd) Übergang zu einer allgemeinen Ordnung? | 168 | ||
b) Wege zu einer allgemeinen Ordnung: Der Einzelne und die Sozialwelt | 169 | ||
aa) Die Herleitung des „status civilis“ – Das „Alssein“ der Sozialgestalt | 169 | ||
bb) Wege zum Alssein bei Heidegger? | 170 | ||
cc) Der Eintritt des „status civilis“ in die Ordnung | 172 | ||
(1) Vorzeichnung nach Raum und Zeit | 172 | ||
(2) Vorzeichnung des Sinnzusammenhanges | 173 | ||
c) Die Rechtswelt als Ordnung: Das „institutionelle“ Naturrecht | 174 | ||
aa) Begriff und Inhalt des „institutionellen Naturrechts“ | 175 | ||
bb) Struktur und Richtigkeit der positiven Rechtsordnung | 175 | ||
cc) Die konkrete Ausgestaltung der positiven Ordnung – Zur Natur der Sache bei Maihofer | 177 | ||
4. Zwischenfazit | 182 | ||
III. Max Müller: Sein und existenzielles Wesensrecht | 187 | ||
1. Sein und geschichtliche Wesensordnung | 187 | ||
2. Sein und existenzielles Wesensrecht | 190 | ||
3. Zwischenfazit | 193 | ||
C. Georg Cohns Existenzialismus und Rechtswissenschaft als Entwurf einer existenzialen Rechtslehre | 194 | ||
I. Cohns Kritik des traditionellen Rechtsdenkens | 195 | ||
1. Kritik der Verobjektivierung der Gesetze | 197 | ||
2. Kritik des Systemdenkens und der traditionellen Methodenlehre | 198 | ||
3. Kritik des Zweckdenkens | 199 | ||
4. Kritik der traditionellen Geltungslehren | 199 | ||
II. Grundzüge der existenzialen Rechtslehre Cohns | 201 | ||
1. Das Recht in der konkreten Situation – das „wirkliche“ Recht | 201 | ||
2. Methodik der freien Rechtsfindung in der konkreten Situation | 202 | ||
3. Rechtssicherheit und Gerechtigkeit in der existenzialen Rechtslehre –Bindung des Richters an das Gesetz? | 204 | ||
4. Neubestimmung des Verhältnisses von Legislative und Judikative | 205 | ||
III. Kelsens Kritik an der Rechtslehre Cohns | 206 | ||
IV. Zwischenfazit | 209 | ||
4. Teil: Grundlinien existenzorientierten Rechtsdenkens | 213 | ||
A. Ethische Grundlegung eines existenzorientierten Rechtsdenkens: Der Einzelne als individuelles und soziales Dasein | 214 | ||
B. Rechtsethische Prinzipien eines existenzorientierten Rechtsdenkens | 217 | ||
I. Vorüberlegung: Freiheit und die Rolle des Rechts in der Existenzphilosophie | 217 | ||
II. Zwei Prinzipien: Existenzialistischer Imperativ und Kommunikation | 219 | ||
1. Der existenzialistische Imperativ | 219 | ||
2. Kommunikation und Diskurs | 220 | ||
C. Existenzphilosophie in Öffentlichem Recht, Strafrecht und Zivilrecht | 223 | ||
I. Das Öffentliche Recht – Der Einzelne und der Staat | 223 | ||
1. Grundlagen einer existenzorientierten Grundrechtsdenkens | 224 | ||
a) Freiheit und Selbstentfaltung | 224 | ||
b) Technischer Wandel und Kommunikation | 226 | ||
c) Gleichheit | 228 | ||
2. Die Verfasstheit des Staates | 229 | ||
a) Demokratie und Rechtsstaatlichkeit | 229 | ||
b) Sozialstaat und Daseinsvorsorge | 230 | ||
II. Das Strafrecht – Schuld und Solidarität | 234 | ||
1. Vorüberlegung: Existenzphilosophie und Schuld | 234 | ||
2. Zur Legitimation von Strafe | 237 | ||
3. Zur Frage solidarischer Rechtspflichten | 241 | ||
III. Das Zivilrecht – Primat der Selbstbestimmung | 243 | ||
D. Schlusswort | 247 | ||
Literaturverzeichnis | 249 | ||
Sachverzeichnis | 263 |