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Holter, T. (2020). Völkermord im Parlament. Der schlichte Parlamentsbeschluss des Deutschen Bundestages zur Anerkennung des Völkermords an den Armeniern als Problem zwischen Verfassung und Politik. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55793-6
Holter, Tatjana. Völkermord im Parlament: Der schlichte Parlamentsbeschluss des Deutschen Bundestages zur Anerkennung des Völkermords an den Armeniern als Problem zwischen Verfassung und Politik. Duncker & Humblot, 2020. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55793-6
Holter, T (2020): Völkermord im Parlament: Der schlichte Parlamentsbeschluss des Deutschen Bundestages zur Anerkennung des Völkermords an den Armeniern als Problem zwischen Verfassung und Politik, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-55793-6

Format

Völkermord im Parlament

Der schlichte Parlamentsbeschluss des Deutschen Bundestages zur Anerkennung des Völkermords an den Armeniern als Problem zwischen Verfassung und Politik

Holter, Tatjana

Beiträge zum Parlamentsrecht, Vol. 78

(2020)

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About The Author

Tatjana Holter, 2008 bis 2014 Studium der Rechtswissenschaft in Berlin und London. 2012 bis 2014 studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell. Erstes Juristisches Staatsexamen 2014. 2014 bis 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin WilmerHale, Praxisgruppe Kartellrecht. 2015 bis 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht und Ökonomik, Prof. Dr. Gerhard Wagner. Promotion 2018. 2018 bis 2020 Referendariat am Kammergericht in Berlin. 2020 Associate Hogan Lovells, Praxisgruppe Wirtschaftsstrafrecht. Seit 2021 Rechtsanwältin bei Venedey, Dr. Gysi, Höfler, Strafrecht.

Abstract

»On Genocide in Parliament. The Recognition of the Armenian Genocide by the German Bundestag as a Problem of Politics and the Constitution«

In 2016, the German Bundestag passed a resolution recognizing the Armenian Genocide. This thesis examines the legal and political dimensions of parliamentary resolutions. Despite being only rudimentarily fleshed out in constitutional law, resolutions are found to be self-contained political instruments. While permitted in the constitutional framework, they have no legally binding effect. Their political impact, especially in history-oriented politics can be seen in the Armenian resolution.
Der Deutsche Bundestag hat den sogenannten Völkermord an den Armeniern im Jahr 2016 in Form eines schlichten Parlamentsbeschlusses anerkannt. Die Arbeit nimmt diesen Beschluss zum Anlass einer Untersuchung dieser parlamentarischen Handlungsform. Zunächst wird deutlich, dass eine Anerkennung historischer Ereignisse durch Parlamente nicht zwangsläufig mit einer Subsumtion unter moderne rechtliche Maßstäbe einhergeht. Eine Analyse der Parlamentsstatistik legt die quantitative Bedeutung schlichter Parlamentsbeschlüsse offen. Dogmatisch lassen sich schlichte Parlamentsbeschlüsse als eigenständiges parlamentarisches Handlungsinstrument konturieren, das verfassungsrechtlich grundsätzlich zulässig, rechtlich jedoch unverbindlich ist. Im politischen Kontext entfalten sie hingegen durchaus Autorität. Die Arbeit beleuchtet deshalb auch die Anerkennungsgeschichte und Konsequenzen des Beschlusses, um ihn schließlich in den Kontext vergangenheitsbezogener Politik im Deutschen Bundestag zu rücken.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 9
1. Teil: Einleitung 15
A. Aghet 15
I. Der Völkermord an den Armeniern als deutsches Thema 17
II. Anerkennung als Ende des Verbrechens 18
B. Der Völkermord an den Armeniern als Forschungsgegenstand der Rechtswissenschaft 21
C. Gang der Untersuchung 23
2. Teil: Die Causa Aghet 25
A. Völkermordgeschichte 25
I. Geopolitische und historische Grundlagen 25
1. Christliche Identität des armenischen Volkes 25
2. Das armenische Volk in der heutigen Zeit 26
3. Armenisch-türkische Beziehungen 28
II. Grundlagen der historischen Auseinandersetzung mit dem Völkermord an den Armeniern und seiner Rezeption in Deutschland 29
1. Stand der historischen Forschung 29
2. Völkermord-Debatte 30
3. Rechtslage in Deutschland 32
4. Keine Subsumtion unter heute geltendes Recht 36
5. Aufarbeitung in Deutschland 37
III. Ablauf des Völkermordes 37
1. Vorgeschichte zum Völkermord an den Armeniern 38
a) Ein zerworfenes Volk 38
b) Die Armenier im Osmanischen Reich des 19. und 20. Jahrhunderts 40
c) Unmittelbarer Vorlauf zum Beginn des Völkermords an den Armeniern im engeren Sinne 41
aa) Erste Massaker 1894/95 41
bb) Machtergreifung durch die Jungtürken 42
2. Der Völkermord an den Armeniern im engeren Sinne 44
3. Aghet – Der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts in Europa 48
IV. Deutsche Bezüge zum Völkermord an den Armeniern 48
1. Hitlers Funktionalisierung des Aghet 49
2. Deutsches Kaiserreich und Osmanisches Reich gegen die Triple Entente 50
3. Deutsche Wirtschaft und der Aghet 51
4. Flucht der Hauptverantwortlichen nach Deutschland 51
V. Entwicklungen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs – Die Bedeutung des Völkermords an den Armeniern für Recht und Rechtswissenschaft 52
1. Vertrag von Sèvres 52
2. Vertrag von Lausanne 53
3. Kriegstribunale 53
VI. Der Aghet und die Konvention über die Verhütung und Bestrafung von Völkermorden der Vereinten Nationen 54
1. Talaats Tod und Prozess gegen Tehlirian 54
2. Ein neues Völkerstrafrecht für ein altes Verbrechen – Raphael Lemkins Genozidkonvention 55
a) Aghet – Triebfeder für Lemkins Werk 55
b) Dem Verbrechen einen Namen geben 56
c) Partus des Straftatbestandes Völkermord 57
d) Keine Subsumtion unter die Konvention 59
VII. Fazit 60
B. Anerkennungsgeschichte 61
I. Historische Vorarbeit zur rechtspolitischen Auseinandersetzung mit dem Aghet – Zeitzeugenberichte und ihre Aufbereitung 61
1. Berichterstattung über den Aghet 62
2. Johannes Lepsius und der Völkermord an den Armeniern 63
II. Außerparlamentarische Vorarbeit zur Anerkennung des Völkermords an den Armeniern 66
III. Rechtlicher und rechtspolitischer Umgang mit dem Aghet von 1915 bis 2015 in deutschen Parlamenten 68
1. Erste Anerkennungsbestrebungen 2002 69
2. 90 Jahre Genozid – Anträge aus dem Jahr 2005 70
a) Antrag der Fraktion CDU/CSU vom 22. Februar 2005 70
b) Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP vom 15. Juni 2005 72
3. 95 Jahre Genozid – Begriffsdebatte und neue Eskalationsstufe 73
a) Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE vom 10. Februar 2010 73
b) Antwort der Bundesregierung vom 25. Februar 2010 75
c) Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE vom 19. Mai 2010 (Nachfrage zu Bundestagsdrucksache 17/824) 76
d) Antwort der Bundesregierung vom 4. Juni 2010 78
4. 99 Jahre Genozid – Ein Jahrhundert im Nacken 79
a) Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE vom 9. Dezember 2014 79
b) Antwort der Bundesregierung vom 13. Januar 2015 81
c) Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE vom 5. Februar 2015 82
d) Antwort der Bundesregierung vom 23. Februar 2015 83
5. 100 Jahre Genozid – Keine Anerkennung trotz offener Worte 84
a) Antrag der Fraktion DIE LINKE vom 18. März 2015 84
b) Antrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD vom 21. April 2015 85
c) Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 22. April 2015 86
d) 101. Sitzung des Deutschen Bundestages am 24. April 2015 87
e) Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 25. Februar 2016 87
IV. Anerkennung des Völkermords am armenischen Volk durch Parlamentsbeschluss 90
1. Anerkennungsbeschluss vom 2. Juni 2016 90
2. Stellungnahme der Bundesregierung vom 2. September 2016 91
3. Folgen des Dementi – Kritik aus Deutschland, Lob aus der Türkei 94
4. Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 7. Dezember 2016 (Az. 2 BvR 1383/16) 96
5. Armenische Reaktion auf die Anerkennung des Aghet als Völkermord 96
V. Außenpolitische Erwägungen gegen eine Anerkennung 96
1. Befürchtete Folgen der Anerkennung 97
2. Tatsächliche Folgen der Anerkennung 98
3. Fazit 101
VI. Der Aghet vor dem OVG Berlin/Brandenburg 101
VII. Fazit 103
VIII. Internationaler Umgang mit dem Aghet 104
1. Internationale Anerkennung des Völkermords an den Armeniern 104
a) Anerkennung in Gesetzesform 104
b) Anerkennung durch Parlamentsbeschluss 105
c) Europäische Union 106
d) Vatikan 107
2. Fazit 107
3. Teil: Parlamentarische Anerkennung in Form des schlichten Parlamentsbeschlusses 108
A. Der schlichte Parlamentsbeschluss als parlamentarische Handlungsform 109
I. Schlichte Parlamentsbeschlüsse aus juristischer Sicht 110
II. Begriffsbestimmung 110
1. Lösungsmodelle für eine Kategorisierung schlichter Parlamentsbeschlüsse 111
2. Begriffspaare – Ungeeignete Form für die Systematisierung 113
3. Enges Begriffsverständnis trotz weiter Begriffsbedeutung 114
4. Kreationsakte 115
III. Rezeption schlichter Parlamentsbeschlüsse in der Staatsrechtswissenschaft 117
IV. Schlichte Parlamentsbeschlüsse – Hoheitsakte sui generis 121
V. Parlamentspraxis 122
VI. Fazit 127
B. Kompetenz des Deutschen Bundestages zum Erlass schlichter Parlamentsbeschlüsse 127
I. Schlichte Parlamentsbeschlüsse in der Verfassung 128
1. Art. 42 GG als abstrakte Kompetenzzuweisung 129
2. Keine Ermächtigung aus der Verbandskompetenz 129
3. Keine generelle Ermächtigung aus der Geschäftsordnung des Bundestages 130
4. Fazit 131
II. Rechtsgrundlage aus ungeschriebenem Verfassungsrecht 131
1. Zuständigkeit aus institutioneller Ausformung des Parlaments – Schlichte Parlamentsbeschlüsse im Lichte der Aufgaben des Deutschen Bundestages 133
2. Kompetenz aus Verfassungsgewohnheitsrecht 139
III. Grenzen der Zulässigkeit schlichter Parlamentsbeschlüsse 140
1. Schlichte Parlamentsbeschlüsse im Bereich der Judikative 140
2. Schlichte Parlamentsbeschlüsse im Bereich der Regierung 141
a) Schlichte Parlamentsbeschlüsse im innenpolitischen Bereich 141
b) Schlichte Parlamentsbeschlüsse im außenpolitischen Bereich 144
c) Im Lichte des Gewaltenteilungsgrundsatzes – Schlichte Parlamentsbeschlüsse als Teil der Staatsleitung 145
IV. Fazit 150
C. Verbindlichkeit schlichter Parlamentsbeschlüsse 151
I. Einigkeit bezüglich politischer Wirkung 151
II. Eindeutig rechtsverbindliche Parlamentsbeschlüsse 152
III. Eindeutig nicht rechtsverbindliche schlichte Parlamentsbeschlüsse 153
1. Parlamentsbeschlüsse im Bereich der Judikative 153
2. Keine Bindungswirkung gegenüber dem Einzelnen 153
IV. Verbindlichkeit schlichter Parlamentsbeschlüsse 154
1. Schlichte Parlamentsbeschlüsse wirken nur politisch-faktisch 155
2. Parlamentsbeschlüsse als rechtsverbindliche Weisungen an die Bundesregierung 155
3. Bindungswirkung aus Zielrichtung des Parlaments 156
4. Bindungswirkung aus Vorhandensein eines Adressaten 158
5. Bindungswirkung aus zeitlicher Nähe sowie keine Bindungswirkung im Bereich zustimmungsbedürftiger Gesetze – Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 20. Januar 1961 159
6. Bindungswirkung aus dem Grundsatz der Organtreue 160
7. Bindungswirkung aus parlamentarischer Kontrolle 161
8. Keine Bindungswirkung ohne konkrete Grundlage 162
a) Anforderung an die verfassungsrechtliche Grundlage – Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 12. Juli 1994 164
b) Einfluss der Europäisierung auf die verfassungsrechtlichen Rechte des Parlaments – Neuer Art. 23 Abs. 3 GG 166
V. Fazit 166
D. Tatsächliche Wirkungen schlichter Parlamentsbeschlüsse 167
I. Potential des schlichten Parlamentsbeschlusses 167
II. Hierarchieverständnis 169
III. Politischer Inhalt – rechtliche Konsequenzen: Wahlfreiheit des Parlaments 171
IV. Politische Wirkung schlichter Parlamentsbeschlüsse im Fokus 173
4. Teil: Parlamentarischer Umgang der Bundesrepublik Deutschland mit Geschichte 176
A. Historische Argumentationsmuster im Deutschen Bundestag 177
B. Vergangenheit zwischen Geschichte, Recht und Politik 182
I. Vergangenheitspolitik im Spannungsfeld der Disziplinen 183
II. Aufarbeitung durch Gerichte 186
III. Aufarbeitung jenseits des Gerichtssaals 190
IV. Ergebnis 192
C. Causa Aghet und Faktor Zeit 197
D. Ausblick 201
Zusammenfassung 205
Literaturverzeichnis 209
Stichwortverzeichnis 226