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Ruppert, F. (2020). Die Sozialadäquanz im Strafrecht. Rechtsfigur oder Mythos?. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55844-5
Ruppert, Felix. Die Sozialadäquanz im Strafrecht: Rechtsfigur oder Mythos?. Duncker & Humblot, 2020. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55844-5
Ruppert, F (2020): Die Sozialadäquanz im Strafrecht: Rechtsfigur oder Mythos?, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-55844-5

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Die Sozialadäquanz im Strafrecht

Rechtsfigur oder Mythos?

Ruppert, Felix

Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 291

(2020)

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About The Author

Felix Ruppert studierte von Oktober 2010 bis Juni 2015 Rechtswissenschaften mit wirtschaftswissenschaftlicher Zusatzausbildung und Schwerpunkt Wirtschafts-, Medizin- und Steuerstrafrecht an der Universität Bayreuth. Im Anschluss daran arbeitet er seit August 2015 am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Medizinstrafrecht an der Universität Bayreuth. Dort erfolgte auch seine Promotion unter der Betreuung von Herrn Prof. Dr. Brian Valerius im Juni 2019.

Abstract

Die Arbeit widmet sich der Rechtsfigur der Sozialadäquanz im Strafrecht, welche wie wohl keine Zweite einerseits zuhauf als Heilsbringer herangezogen, andererseits mindestens ebenso häufig in Gänze abgelehnt wird. Dies verwundert indes nur wenig, wird der Sozialadäquanz doch seitens deren Anhänger seit jeher die Kraft zugestanden, die Strafbarkeit trotz formeller Einschlägigkeit des Tatbestandes einzuschränken, wenn sich die zu beurteilende Handlung im Rahmen der gesellschaftlich bedingten Ordnung des Gemeinschaftslebens bewegt. Damit steht die Rechtsfigur freilich vor dem Spagat, die Vorgaben des Sollens nicht durch die Umstände des Seins zu durchbrechen, letztere aber gleichwohl im Strafbarkeitsverdikt zu berücksichtigen. Daher wird die lebhaft umstrittene Sozialadäquanz auf deren Grundlage sowie Berechtigung im Verbrechenssystem hin untersucht und letztlich auf die Straftheorien zurückgeführt, sodass sie als Rechtsfigur sui generis in Gestalt einer metateleologischen Reduktion begriffen wird.»Social Adequacy in German Criminal Law«


German criminal law is based on codified elements of a crime as well as the prohibition of analogy. Accordingly, written law is of utmost importance and criminal judges have no dispensing power. This leads to criminal liability, although an action corresponds to usual business practice or social behavior. The ›Sozialadäquanz‹ is a legal instrument which seeks a way out in order to reduce the risk of criminal liability.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 11
Abkürzungsverzeichnis 17
A. Vom Mythos der Sozialadäquanz 21
B. Entwicklung und Bedeutung der Sozialadäquanz 25
I. Anfänge der Lehre 27
1. Die Fahrt mit der Eisenbahn 27
2. Der Betrieb riskanter Unternehmungen 28
3. Drohungen mit verkehrsmäßigen Übeln 28
4. Tötungen im Krieg 30
5. Fazit 30
II. Weitere Rezeption in der Literatur 32
1. Sozialadäquanz im Besonderen Teil des StGB 32
a) Straftaten gegen die Person 32
aa) Straftaten gegen das (werdende) Leben 32
(1) Folgen des Geschlechtsverkehrs 32
(2) Medizinisch indizierter Schwangerschaftsabbruch 33
(3) Passive Sterbehilfe 35
bb) Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit 37
(1) Ärztlicher Heileingriff 37
(2) Knabenbeschneidung 39
(3) Infektion mit Krankheiten 40
(4) Teilnahme an Sportwettbewerben 41
(5) Züchtigungsrecht 43
(6) Unerhebliche und unangemessene Körperverletzungen 46
(7) Verletzungen der Psyche 48
cc) Straftaten gegen die persönliche Freiheit 49
(1) Freiheitsberaubung 49
(a) Moderner Massenverkehr 49
(b) Unerhebliche Freiheitsbeschränkungen 51
(c) Akte der Strafverfolgung 52
(2) Nötigung 53
(a) Verwerflichkeitsklausel 53
(b) Sozialadäquate Drohungen 54
(3) Sittlichkeitsdelikte 56
dd) Straftaten gegen die Ehre 57
(1) Beleidigungsfreie Sphäre 57
(2) Beleidigungen an Karneval 58
ee) Straftaten gegen den persönlichen Geheimbereich 59
b) Straftaten gegen die Allgemeinheit 61
aa) Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen 61
bb) Verstrickungsbruch 61
cc) Falsche Verdächtigung und Verfolgung Unschuldiger 62
dd) Strafvereitelung 63
(1) Alltägliche Handlungen ohne ausschließliche Vereitelungstendenz 63
(2) Schenkungen an den zu einer Geldstrafe Verurteilten 64
(3) Handlungen des Strafverteidigers 65
ee) Geldwäsche 66
(1) Alltägliche Handlungen 66
(2) Entgegennahme durch Strafverteidiger 67
ff) Unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels 68
gg) Bestechung 70
c) Straftaten gegen das Vermögen 72
aa) Diebstahl 72
(1) Diebstahl geringwertiger Sachen 72
(2) Maibaumdiebstahl 72
(3) Diebstahl mit einem gefährlichen Werkzeug 73
bb) Unterschlagung 74
cc) Erpressung 74
dd) Betrug 75
(1) Anpreisungen und Reklame 75
(2) Verbergen eines Liebhaberinteresses 77
(3) Handeln im Rahmen beruflicher Ordnung 77
ee) Untreue 78
ff) Sachbeschädigung 79
2. Sozialadäquanz im Allgemeinen Teil des StGB 80
a) „Neutrale Beihilfe“ 80
aa) Sozialadäquanz und andere Ansätze 80
bb) Konkretisierung der Sozialadäquanz? 83
b) Wahrnehmung einzelner Aufgaben des Betriebsinhabers 84
c) Garantenpflicht 86
3. Sozialadäquanz im Strafprozessrecht 86
III. Rezeption in der Rechtsprechung 88
1. Zurückhaltende Anwendung? 88
2. Tatsächliche Relevanz in der strafgerichtlichen Rechtsprechung 90
3. Synthese 92
IV. Rezeption in der Gesetzgebung 92
V. Fazit 94
1. Relevanz der Sozialadäquanz 94
a) Originäre Sozialadäquanz 94
b) „Surrogate“ der Sozialadäquanz 95
2. Funktionen der Sozialadäquanz 97
a) Ausscheidung sozial üblicher Handlungen 97
b) „Zwischenlager“ der Strafrechtsdogmatik 98
c) Inhaltliche Begründung anderer Lösungsansätze 100
d) Antonym zur Strafbarkeit 100
e) Implementierung einer Bagatellgrenze 101
3. Resultierendes Forschungsziel 101
C. Bisherige Lösungsansätze zur Dogmatik der Sozialadäquanz 103
I. Begründung 103
1. Begründungsansätze 103
a) Sozialadäquanz als mangelnde Unrechtskomponente 104
aa) Ausgangspunkt des Ansatzes 104
bb) Konzeption des Ansatzes 106
cc) Kontext des Ansatzes – Verständnis des Unrechtsgefüges 107
dd) Abschließende Stellungnahme 108
b) Sozialadäquanz als „scheinbare strafrechtliche Relevanz der Handlung“ 110
aa) Konzeption des Ansatzes 110
bb) Dogmatische Grundlage des Ansatzes 112
cc) Abschließende Stellungnahme 116
c) Sozialadäquanz als überpositives Strafbarkeitskorrektiv 116
aa) Konzeption des Ansatzes 116
bb) Dogmatische Grundlage des Ansatzes 119
cc) Abschließende Stellungnahme 120
d) Sozialadäquanz als historisch-soziologische Reduktion 121
aa) Konzeption des Ansatzes 121
bb) Dogmatische Grundlage des Ansatzes 124
cc) Abschließende Stellungnahme 128
2. Kritik der Literatur 129
3. Fazit 131
II. Verortung 131
1. Sozialadäquanz als Tatbestandsausschluss 134
a) Zugrundeliegendes Verständnis 134
b) Kritik 136
2. Sozialadäquanz als Auslegungsaspekt 137
a) Zugrundeliegendes Verständnis 137
b) Kritik 138
3. Sozialadäquanz als Element der objektiven Zurechnung 139
a) Zugrundeliegendes Verständnis 139
b) Kritik 140
4. Sozialadäquanz als Rechtfertigungsgrund 141
a) Zugrundeliegendes Verständnis 141
b) Kritik 142
5. Sozialadäquanz als Schuldausschlussgrund 143
a) Zugrundeliegendes Verständnis 143
b) Kritik 144
6. Fazit 145
III. Kriterien 147
1. Konturen der Sozialadäquanz 147
a) Welzels Hypothese: gesellschaftliche Akzeptanz 147
b) Präzisierung durch die Rechtsprechung? 150
aa) Rahmen sozialer Handlungsfreiheit 150
bb) Soziale Unverdächtigkeit in strafrechtlicher Hinsicht 151
cc) Billigung der Allgemeinheit 152
dd) Üblichkeit 152
c) Zwischenfazit: Symbiose oder Antagonismus der Ansätze? 153
2. Resultierende Kritik 153
3. Alternative Konkretisierungsversuche 156
a) Auslegung des Begriffes 156
b) Werthaltigkeit der Handlungen 158
c) Einfluss des Rechtsgutes 160
d) Erfüllung rechtlich anerkannter Funktionen 161
e) Soziales Mindestmaß und gesetzliche Verbote 162
f) Hinzunahme subjektiver Kriterien 163
g) Konkretisierung in Form professioneller Adäquanz 164
4. Fazit 167
D. Eigener Lösungsansatz zur Dogmatik der Sozialadäquanz 168
I. Begründung 168
1. Die Handlungslehre als Ausgangspunkt der Sozialadäquanz? 168
a) Die Handlungslehre und deren Aufgaben 169
aa) Handlung im Strafrecht 169
bb) Klassische Handlungslehre 171
cc) Finale Handlungslehre 172
dd) Soziale Handlungslehre 175
b) Tragfähigkeit der Handlungslehre für ein Konzept der Sozialadäquanz 178
2. Sozialadäquanz als Ausfluss des rechtsfreien Raums? 179
3. Sozialadäquanz als entgegenstehende Rechtsausprägung? 181
a) § 242 BGB und § 240 StGB als Belege der Sozialadäquanz? 182
b) Sozialadäquanz als Rechtsfortbildung 183
aa) Lücken im Gesetz 184
bb) Sozialadäquanz als Lückenfüllung? 185
c) Sozialadäquanz als Naturrecht oder Gewohnheitsrecht? 187
aa) Sozialadäquanz als Naturrecht 188
bb) Sozialadäquanz als Gewohnheitsrecht 192
4. Eigener Ansatz zur Begründung der Sozialadäquanz 195
a) Abstraktes und bestimmtes Gesetz 195
aa) Abstrakt-generelle Regelungstechnik des Gesetzes 195
bb) Bestimmtheit des Gesetzes 197
(1) Bestimmtheitsgrundsatz 197
(2) Theoretisches Maß der Bestimmtheit 199
(3) Praktisches Maß der Bestimmtheit 201
cc) Konsequenzen 204
b) Fragmentarisches und bestimmtes Strafrecht 206
aa) Fragmentarietät und ultima ratio 206
bb) Verhältnis zur Regelungstechnik und Bestimmtheit der Gesetze 207
c) Zweckerfüllendes Strafrecht 209
aa) Erfordernis eines Korrektivs 209
bb) Zweck der Strafe 209
(1) Vergeltung oder Prävention 211
(2) Vereinigungstheorien 216
cc) Sozialadäquanz als Zweckerfüllung 218
dd) Sozialadäquanz zwischen Sein und Sollen 220
d) Sozialadäquanz als Metateleologische Reduktion 222
e) Sozialadäquanz als Angleichung des strafrechtlichen Systems an die Funktionsweise des gesamten Rechtssystems 226
II. Verortung 229
1. Folgen des Wesens der Sozialadäquanz für deren Verortung 229
2. Metateleologische Reduktion als Auslegung oder Rechtsfigur sui generis 230
III. Kriterien 232
1. Sozialadäquanz als unbestimmte Figur 232
2. Konkretisierung des Unbestimmten 233
a) Metateleologische Reduktion als Ausgangspunkt 233
b) Gesichtspunkte für eine metateleologische Reduktion 234
aa) Straftheorien als Konkretisierungshilfe? 234
bb) Geschichtlich bedingte Ordnung des Gemeinschaftslebens 235
cc) Rahmen sozialer Handlungsfreiheit, Werthaltigkeit und Funktionserfüllung 236
dd) Soziale Unverdächtigkeit (in strafrechtlicher Hinsicht) 237
ee) Üblichkeit 238
ff) Einfluss des Rechtsgutes 238
gg) Fazit: Metatelos als Leitlinie 239
c) Relativität der Sozialadäquanz 240
d) Subjektivität der Sozialadäquanz 243
3. Fazit 248
IV. Fazit 249
E. Ausgewählte Anwendungsfälle der Sozialadäquanz 251
I. Infektion mit Krankheiten 251
1. Meinungsbild 251
2. Soziale Adäquanz der Übertragung von Krankheiten 252
II. Teilnahme an Sportwettbewerben 255
1. Meinungsbild 255
2. Soziale Adäquanz der Teilnahme an Sportwettbewerben 258
III. Moderner Massenverkehr 262
1. Meinungsbild 262
2. Soziale Adäquanz des modernen Massenverkehrs 265
IV. Beleidigungsfreie Sphäre 268
1. Meinungsbild 268
2. Soziale Adäquanz der Beleidigungen innerhalb der sog. beleidigungsfreien Sphäre 271
V. Alltägliche Handlungen und Strafvereitelung 274
1. Meinungsbild 274
2. Soziale Adäquanz alltäglicher Handlungen 276
VI. Bestechung 277
1. Meinungsbild 277
2. Soziale Adäquanz der Bestechung 282
F. Zusammenfassung 286
I. Dogmatik 286
II. Funktionen 287
III. Vom Mythos zur Rechtsfigur 289
Literaturverzeichnis 290
Stichwortverzeichnis 329