Ambulante Interventionen der DDR-Jugendhilfe in die Familien in den 1960er bis 1980er Jahren
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Ambulante Interventionen der DDR-Jugendhilfe in die Familien in den 1960er bis 1980er Jahren
Rechtliche Normierung sowie tatsächliche Anlässe
Schriften zur Rechtsgeschichte, Vol. 189
(2020)
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About The Author
Iris Riege studierte an der Universität Regensburg Rechtswissenschaften und legte 2011 das Erste Juristische Staatsexamen ab. Sie promovierte bei Prof. Dr. Martin Löhnig, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, an der Universität Regensburg. Im Dezember 2016 legte sie das Rigorosum ab. Nach dem Rechtsreferendariat am Oberlandesgericht Nürnberg bis November 2019 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bayreuth am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Rechtsdogmatik und Rechtsdidaktik bei Prof. Dr. Kay Windthorst. Seit Anfang 2020 arbeitet sie als Referentin für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.Abstract
Die vorliegende Arbeit leistet einen neuen Ansatz zur Darstellung der DDR-Jugendhilfe und damit exemplarisch zum öffentlichen Recht der DDR, indem sie fern von rechtsstaatlichen Maßstäben den Charakter des DDR-Rechts selbst analysiert. Zentral dafür ist die Exegese von Schlüsselquellen des öffentlichen DDR-Familien- und Jugendhilferechts mittels einer eigens hierfür entwickelten Terminologie, mit dem Ergebnis, dass kaum klare verbindliche Voraussetzungen für die Arbeit der Jugendhilfe normiert wurden. Daher wird empirisch untersucht, welche tatsächlichen Anlässe für diese staatlichen Interventionen in Familien aus Einzelfallakten der Jugendhilfe selbst feststellbar sind. Auf dieser Basis entwickelt die Autorin eine eigene These zum Rechtsbegriff des öffentlichen DDR-Familienrechts. Demzufolge stellt sich dieses als Kompetenzzuweisungs- bzw. Organisationsrecht dar, welches der DDR-Jugendhilfe eine Art »Generalermächtigung« einräumte.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort und Danksagung | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 13 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 18 | ||
Einführung | 19 | ||
I. Erkenntnisinteresse | 19 | ||
II. Forschungsstand | 20 | ||
III. Untersuchungsgegenstand und Begriffsklärung | 22 | ||
IV. Forschungsleitende Fragestellung | 26 | ||
V. Gang der Untersuchung: Quellen, Methoden und Vorgehensweise | 27 | ||
1. Primärquellen | 27 | ||
a) Rechtliche Primärquellen | 28 | ||
b) Archivalische Quellen | 29 | ||
c) Interview mit Prof. Mannschatz | 30 | ||
2. Methoden | 30 | ||
a) Exegese der Rechtsnormen | 31 | ||
b) Empirische Auswertung | 32 | ||
c) Ergebnisse | 33 | ||
3. Vorgehensweise | 33 | ||
1. Kapitel: Exegese zentraler Rechtsnormen | 35 | ||
A. Familie und Erziehung in der Verfassung der DDR und im FGB | 36 | ||
I. Art. 38 der Verfassung der DDR von 1968 | 36 | ||
1. Wortlaut und Auslegung anhand des Verfassungskommentars | 37 | ||
2. Normierter Gesellschaftsbegriff des Verfassungskommentars | 41 | ||
3. Verständnis von sozialistischen Grundrechten und Grundpflichten nach dem amtlichen Lehrbuch von 1980 | 42 | ||
a) Sozialistische Grundrechte | 43 | ||
b) Sozialistische Grundpflichten | 44 | ||
c) Garantien und subjektive Rechte | 47 | ||
4. Fazit zum Familien- und Erziehungsverständnis anhand der Verfassung der DDR | 49 | ||
II. Zentrale Normen des FGB von 1965 | 50 | ||
1. Grundsätze des FGB | 50 | ||
a) Präambel des FGB | 51 | ||
aa) Legaldefinition von Familie | 51 | ||
bb) Die Stellung der Familie in der sozialistischen Gesellschaft | 53 | ||
(1) Hauptaufgabe bzw. Hauptfunktion der Familie | 54 | ||
(2) Entwicklungsprozess zur sozialistischen Familie | 55 | ||
(3) Sozialistische Idealgesellschaft | 55 | ||
cc) Aufgaben des FGB | 56 | ||
b) § 1 FGB | 59 | ||
aa) In der Kommentierung zu § 1 FGB keine direkte Nennung von Rechten der Bürger | 61 | ||
bb) Ergeben sich indirekt aus den Kommentierungen zu § 1 FGB „Rechte“ der Bürger? | 62 | ||
(1) Bestehen Rechtspflichten der staatlichen bzw. gesellschaftlichen Organe? | 62 | ||
(2) Bestehen Schranken bei der Umsetzung des Schutzes und der Förderung? | 62 | ||
(3) Die Auslegung der Begriffe Schutz und Förderung | 63 | ||
c) § 3 FGB | 64 | ||
aa) Sozialistisches Familienbild | 65 | ||
bb) Sozialistisches Erziehungsverständnis | 66 | ||
d) Fazit zu den Grundsätzen des FGB | 68 | ||
2. §§ 42, 43 und 49 FGB | 69 | ||
a) § 42 FGB | 69 | ||
aa) Inhalt und Aufgaben des Erziehungsziels | 70 | ||
(1) Umsetzung der Aufgaben aus dem Erziehungsziel | 72 | ||
(2) Erziehungsprozess gem. § 42 Abs. 3 FGB | 73 | ||
(3) Entwicklungstendenzen in der Kommentierung zum Erziehungsprozess | 75 | ||
bb) Erziehungsrecht gemäß den Kommentierungen zu § 42 FGB | 75 | ||
b) § 43 FGB | 78 | ||
aa) Befriedigung der Bedürfnisse des Kindes, § 43 S. 1 FGB | 79 | ||
bb) Betreuung und Beaufsichtigung des Kindes, § 43 S. 1 FGB | 79 | ||
cc) Betreuung | 80 | ||
dd) Beaufsichtigung | 81 | ||
ee) Rechtliche Vertretung des Kindes | 82 | ||
ff) Regelung der Vermögensangelegenheiten des Kindes | 83 | ||
gg) Bestimmung des Aufenthalts des Kindes | 83 | ||
c) § 49 FGB | 85 | ||
d) Fazit zu den §§ 42, 43 und 49 FGB | 87 | ||
3. Fazit zu den zentralen Normen des FGB | 87 | ||
III. Zwischenergebnis: Normiertes sozialistisches Familienverständnis und Erziehungsideal sowie Gesellschafts- bzw. Staatsbegriff | 88 | ||
1. Entwicklung der zentralen Begrifflichkeiten im Untersuchungszeitraum | 89 | ||
2. Sozialistischer Familienbegriff | 90 | ||
3. Sozialistisches Erziehungsverständnis | 91 | ||
4. Sozialistischer Staats- und Gesellschaftsbegriff | 93 | ||
5. Aufgaben statt Rechte für die Eltern | 93 | ||
6. Fazit | 95 | ||
B. Rechtliche Normierung der Tätigkeit und Organisation der Jugendhilfe | 96 | ||
I. Die Jugendhilfe als staatliches Organ: Grundsätzliche Normierung staatlicher bzw. gesellschaftlicher Tätigkeit im Bereich der Familie nach dem FGB | 97 | ||
1. Staatliche bzw. gesellschaftliche Tätigkeit anhand der unter Kap. 1 A. analysierten Normen | 97 | ||
2. Staatliche bzw. gesellschaftliche Tätigkeit anhand der §§ 4 und 44 FGB | 103 | ||
a) § 4 FGB | 104 | ||
aa) § 4 Abs. 1 S. 1 FGB: Die Pflichten der staatlichen Organe | 104 | ||
bb) § 4 Abs. 1 S. 2 FGB: Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Organisationen und Kollektiven | 105 | ||
b) § 44 FGB | 108 | ||
II. Organisation und Rechtsgrundlagen der Tätigkeit der Jugendhilfe | 113 | ||
1. Organe auf unterer Verwaltungsebene (Kreise, Stadtkreise, Stadtbezirke) | 113 | ||
a) Das Referat Jugendhilfe | 113 | ||
b) Der Jugendhilfeausschuss | 114 | ||
c) Die Jugendhilfekommission | 115 | ||
d) Der Vormundschaftsrat | 116 | ||
2. Organe auf Bezirksebene | 117 | ||
3. Organe auf Ministerialebene | 117 | ||
4. Leitung und Kontrolle der örtlichen Organe | 117 | ||
5. Verfahrens- und Formvorschriften der JHVO | 119 | ||
III. Zwischenergebnis: Normierte Tätigkeit der Jugendhilfe | 120 | ||
C. Rechtliche Normierung der Interventionen der Jugendhilfe | 121 | ||
I. Rechtliche Normierung der Interventionen der Jugendhilfe, insbesondere nach dem FGB | 122 | ||
1. Rechtsgrundlagen für Interventionen der Jugendhilfe | 123 | ||
2. Wortlaut der §§ 49 Abs. 2, 50 FGB und § 1 JHVO | 125 | ||
3. Auslegung der §§ 49 und 50 FGB anhand des FGB-Kommentars | 129 | ||
a) Auslegung des § 49 FGB, insbesondere Absatz 2 | 129 | ||
aa) Kommentierung von 1966 | 129 | ||
bb) Kommentierung von 1970 | 130 | ||
cc) Kommentierung von 1973 | 131 | ||
dd) Kommentierung von 1982 | 132 | ||
b) Auslegung des § 50 FGB | 133 | ||
aa) „Allgemeines“ | 133 | ||
(1) Kommentierung von 1966 | 134 | ||
(2) Kommentierung von 1970 | 135 | ||
(3) Kommentierung von 1973 | 136 | ||
(4) Kommentierung von 1982 | 137 | ||
(5) Fazit zu den Kommentierungen zu § 49 Abs. 2 FGB (i.R.d. § 49 Abs. 2 FGB und auch i.R.d. § 50 FGB) | 138 | ||
Exkurs: Begriff der Erziehungsschwierigkeiten i.S.d. § 49 Abs. 2 FGB | 139 | ||
Exkurs: Erkenntnisse zum sozialistischen „Eingriffs“-Begriff und zur gesellschaftlichen Hilfe | 141 | ||
bb) Voraussetzungen des § 50 FGB | 144 | ||
(1) Auslegung des Begriffs der „Gefährdung“ sowie der „Gefährdung der Erziehung und Entwicklung“ im Speziellen i.S.v. § 50 FGB | 144 | ||
(2) Kein Verschulden der Eltern für die Gefährdung, § 50 S. 1 FGB | 154 | ||
4. Fazit zu den §§ 49 Abs. 2, 50 FGB und § 1 JHVO | 156 | ||
II. Zwischenergebnis: Rechtliche Normierung von Interventionen und Bedeutung vor dem Hintergrund der generellen Konzeption der Jugendhilfe | 158 | ||
1. Rechtliche Normierung von Interventionen | 158 | ||
2. Bedeutung vor dem Hintergrund der generellen Konzeption der Jugendhilfe | 159 | ||
D. Ergebnisse der Exegese und Notwendigkeit einer empirischen Untersuchung | 162 | ||
2. Kapitel: Empirische Analyse von Einzelfallakten der Jugendhilfe des ehemaligen Kreises Hoyerswerda | 166 | ||
A. Vorgehen | 168 | ||
I. Aktenbestand: Einzelfallakten der Jugendhilfe aus dem ehemaligen Kreis Hoyerswerda | 168 | ||
1. Aktenlage und Auswahl des Aktenbestandes | 168 | ||
2. Beschreibung des Quellenmaterials und datenschutzrechtliche Anforderungen | 171 | ||
II. Gang der Auswertung, Begrifflichkeiten und Auswertungsmethoden | 178 | ||
III. Kritische Beleuchtung der Valenz der zu erzielenden Ergebnisse | 179 | ||
B. Ermittlung der relevanten Einzelfallakten: Untersuchungszeitraum, „Arbeiterschicht“ und ambulante Tätigkeit der Jugendhilfe | 181 | ||
I. Geburtenjahrgänge 1955–1980 | 181 | ||
II. Arbeitergeber der Eltern bzw. Wohnort der Familie | 181 | ||
III. Akte dokumentiert ambulante Maßnahmen | 182 | ||
IV. Relevante Akten | 182 | ||
C. Auswertung: Tatsächliche Anlässe der Interventionen der Jugendhilfe | 183 | ||
I. Auswertung des Aktenbestandes nach quantitativen Verfahren: Erforschung der Rechtspraxis der Jugendhilfeverfahren | 183 | ||
1. Erarbeitung von auswertungsleitenden Fragen und Indikatoren bezüglich der Rechtspraxis der Verfahren | 184 | ||
2. Ergebnisse der statistischen Auswertung | 184 | ||
3. Fazit zur quantitativen Analyse | 186 | ||
II. Auswertung nach qualitativen Verfahren: Analyse der Lebenssachverhalte | 187 | ||
1. Deduktive Erarbeitung einer qualitativen Auswertungsmethode | 189 | ||
2. Erarbeitung von objektiven Kriterien für eine Typisierung der Akten | 190 | ||
Exkurs: Verhältnis des Quellenmaterials zu den geltenden Normen einerseits und dem zu ermittelnden tatsächlichen Lebenssachverhalt andererseits | 191 | ||
a) Soziale Ausgangssituation in der Familie zum Zeitpunkt der Eröffnung des Verfahrens | 193 | ||
b) Gegenstand des Schwerpunktes der Interventionen der Jugendhilfe | 195 | ||
3. Ergebnisse der qualitativen Analyse | 196 | ||
a) „Typisierbare“ und „komplexe“ Akten | 196 | ||
b) Die Stichprobenlänge als Ergebnis | 198 | ||
c) Typenmodell der durch die Kriterien abbildbaren Akten | 199 | ||
d) Akten mit „komplexerem“ Lebenssachverhalt bzw. nicht typisierbare Akten | 207 | ||
4. Fazit zur qualitativen Analyse | 215 | ||
a) „Typisierbare“ Akten | 215 | ||
b) „Komplexe“ Akten | 216 | ||
D. Ergebnis: Tatsächliche Anlässe der dokumentierten Interventionen | 217 | ||
Schlussbetrachtung: Rechtsbegriff des „öffentlichen“ DDR-Familienrechts | 221 | ||
Anhang I: Interview mit Prof. Dr. Eberhard Mannschatz am 21.03.2012 in Berlin | 228 | ||
Anhang II: Auszüge aus den Gesetzestexten der DDR sowie Art. 6 GG | 237 | ||
Anhang III: Liste der von der Untersuchung ausgeschlossenen Akten | 244 | ||
Anhang IV: Ergebnisse der statistischen Auswertung | 249 | ||
Anhang V: Ergebnisse der qualitativen Auswertung | 254 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 257 | ||
I. Quellen | 257 | ||
II. Literatur | 258 | ||
Stichwortverzeichnis | 261 |