Der europäische Pflichtverteidiger
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Der europäische Pflichtverteidiger
Die Anforderungen an Prozesskostenhilfe in nationalen und transnationalen Strafverfahren aus europäischer Perspektive
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 259
(2020)
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Carolin Bannehr (geb. Castorf): Studium der Rechtswissenschaften von 2008 bis 2013 an der Bucerius Law School (Hamburg) und an der Waseda Law School (Tokio). 2013 Erste Juristische Prüfung. Referendariat im Bezirk des Kammergerichts. 2016 Zweite Juristische Prüfung. 2018 Zulassung zur Rechtsanwaltschaft und Tätigkeit als angestellte Strafverteidigerin im Wirtschaftsstrafrecht in Berlin. 2019 Promotion. Seit 2020 Richterin in Berlin.Abstract
Aus Anlass der Ende 2016 erlassenen Richtlinie über Prozesskostenhilfe für Verdächtige und beschuldigte Personen in Strafverfahren (PKH-RL) untersucht die Arbeit, ob und inwiefern die Europäisierung durch europäische Menschenrechtsinstrumente und Richtlinien den Zugang des Beschuldigten zu strafrechtlicher Prozesskostenhilfe verbessern kann. Dazu wird zunächst eine europäische Konzeption strafrechtlicher Prozesskostenhilfe erarbeitet, deren Grundlage die menschenrechtlichen Garantien von Art. 6 Abs. 3 lit. c EMRK und Art. 48 Abs. 2 GRCh sind und die um die Inhalte und Garantien der PKH-RL ergänzt werden. Ausgehend von dieser europäischen Konzeption ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Status quo des deutschen Rechts der notwendigen Verteidigung möglich. Aus diesem Vergleich kann eine Verbesserung des Zugangs und der Wirksamkeit strafrechtlicher Prozesskostenhilfe für den Beschuldigten eines Strafverfahrens abgeleitet werden.»The European Public Defender - Requirements for legal aid in national and transnational criminal proceedings from a European perspective«The thesis investigates whether Europeanisation, i.e. the influence of the ECHR, the CFR and the EU Directive 2016/1919, improves the status of defence rights at the EU and the national level. After establishing a European concept of legal aid, derived from the guarantees of the ECHR, the CFR and EU Directive 2016/1919, the effects of this concept of a »European public defender« are exemplified by investigating the effects on the German system of legal aid in criminal proceedings.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis | 17 | ||
Kapitel 1: Einleitung | 19 | ||
A. Einführung und Forschungsansatz | 19 | ||
I. Erkennbare Mängel strafrechtlicher Prozesskostenhilfe auf mitgliedstaatlicher Ebene – am Beispiel Deutschlands | 20 | ||
II. Verschlechterung dieser Situation über die zusätzliche Dimension transnationaler Strafverfolgung in der EU | 23 | ||
1. Erhöhte Schutzbedürftigkeit des Beschuldigten bei grenzüberschreitender Strafverfolgung | 25 | ||
2. Notwendigkeit der Erstreckung strafrechtlicher Prozesskostenhilfe auf grenzüberschreitende Verfahren | 29 | ||
III. Europäisierung der Pflichtverteidigung als Verbesserung der Verteidigungsrechte in den Mitgliedstaaten? | 31 | ||
IV. Forschungsfrage | 32 | ||
V. Gang der Untersuchung | 33 | ||
B. Definitionen und thematische Begrenzungen | 35 | ||
I. Das Strafverfahren | 35 | ||
II. Nationalität und Transnationalität – Rechtshilfe | 35 | ||
1. Nationalität und Transnationalität | 35 | ||
2. Rechtshilfe | 37 | ||
III. Strafrechtliche Prozesskostenhilfe – Pflichtverteidigung – notwendige Verteidigung? | 40 | ||
IV. Das Prozesssubjekt des Strafverfahrens | 42 | ||
C. Methodik | 43 | ||
Kapitel 2: Die menschenrechtliche Konzeption strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 45 | ||
A. Die Konzeption der EMRK | 46 | ||
I. Strafrechtliche Prozesskostenhilfe als Rückgrat der Verteidigungsrechte in Art. 6 Abs. 3 EMRK | 46 | ||
II. Voraussetzungen strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 47 | ||
1. Rechtspflegeinteresse als primär im staatlichen Interesse stehende Voraussetzung | 48 | ||
a) Betrachtung der potenziellen Folgen eines Strafverfahrens gegen den Angeklagten | 50 | ||
b) Betrachtung der Umstände des Strafverfahrens im Verhältnis zu den konkreten Fähigkeiten des Angeklagten | 53 | ||
aa) Objektive Komplexität des Verfahrens | 54 | ||
bb) Abgleich mit den persönlichen Fähigkeiten des Angeklagten | 55 | ||
(1) Feststellung der an den Angeklagten zu stellenden Anforderungen | 55 | ||
(2) Bewertung der Kompetenzen des Angeklagten | 56 | ||
2. Bedürftigkeit als primär im Angeklagteninteresse stehende Voraussetzung | 58 | ||
3. Das Überwiegen des staatlichen Fürsorgeansatzes im Sinne eines Rechtspflegeinteresses | 60 | ||
a) Verzicht | 61 | ||
b) Die Garantenpflicht des Staates als subsidiärer Absicherungsmechanismus für effektive Verteidigung | 68 | ||
c) Antragsrechte als vernachlässigte Materie in der Rechtsprechung des EGMR | 72 | ||
III. Der „Angeklagte“ im „strafrechtlichen Verfahren“ | 73 | ||
1. Strafverfahren als auf die Territorialgrenzen beschränktes Verfahren zur Bestimmung von Schuld oder Unschuld des Angeklagten | 74 | ||
a) „Charged with a criminal offence“: Determination von Schuld oder Unschuld als Kernelement des Strafverfahrens | 74 | ||
aa) Strafrechtlicher Vorwurf | 74 | ||
bb) Strafverfahren als Rahmen der unmittelbaren Feststellung eines strafrechtlichen Vorwurfs | 77 | ||
b) Transnationale Verfahrensteile als den Verteidigungsgarantien entzogene Verfahrensteile | 81 | ||
aa) Ursprung der Problematik | 82 | ||
(1) Grundsätzlich fehlende Hoheitsgewalt des Anordnungsstaates | 84 | ||
(2) Verwaltungsverfahrensrechtliche Natur des Rechtshilfeverfahrens aus Sicht des Vollstreckungsstaats | 86 | ||
(3) Grundsätzlich keine Zurechnung von Rechtsverletzungen des Anordnungsstaats – der „flagrant denial“-Test | 88 | ||
bb) Bewertung | 90 | ||
cc) Subsumtion: Überlappende Verantwortlichkeiten von Anordnungs- und Vollstreckungsstaat im transnationalen Strafverfahren | 94 | ||
(1) „Control and authority“ des Vollstreckungsstaats für drohende Rechtsverletzungen im Anordnungsstaat | 94 | ||
(2) Strafrechtliche Natur des Rechtshilfeverfahrens auch aus Perspektive des Vollstreckungsstaates | 96 | ||
(a) Ausbau der in Stojkovic angedeuteten weiten Auslegung des strafrechtlichen Konnexes | 96 | ||
(b) Auslieferungsuntersuchungshaft: Anerkennung als Kombination von Untersuchungs- und Auslieferungshaft im transnationalen Strafverfahren | 97 | ||
(c) Schlussfolgerungen aus der zunehmenden Ausbildung eines einheitlichen Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts in der EU | 98 | ||
(d) Praktisch wirksame Auslegung von Art. 6 Abs. 3 EMRK im transnationalen Strafverfahren | 100 | ||
(3) „Control and authority“ des Anordnungsstaates bei Verletzungen der Verteidigungsrechte des Angeklagten im Vollstreckungsstaat | 101 | ||
2. Angeklagter als Akteur eines partizipatorischen Ermittlungsverfahrens | 102 | ||
a) Von der Beschuldigung bis zur rechtskräftigen Verurteilung – der weite Anklagebegriff | 103 | ||
b) Partizipatorische Ausgestaltung der Stellung des Angeklagten im Ermittlungsverfahren | 106 | ||
aa) Partizipationsrechte des Beistands in strafprozessualen Zwangssituationen als vermittelte Teilhabe für den Angeklagten | 108 | ||
(1) Partizipationsrechte in allen wesentlichen Verfahrenssituationen | 109 | ||
(2) Haftprüfungstermin als Sonderfall der Vernehmung | 112 | ||
bb) Berücksichtigungspflicht bezüglich des vom Angeklagten benannten Beistands seines Vertrauens | 113 | ||
c) Absicherung der Akteursstellung über ein wirksames Fehlerfolgenregime | 115 | ||
aa) Vortrag eines Grundes für die Beschränkung einer Gewährleistung aus Art. 6 Abs. 3 lit. c EMRK | 116 | ||
(1) Beschränkung oder Verzögerung des Zugangs zu einem Verteidiger im Ermittlungsverfahren nur aus „zwingenden Gründen“ | 116 | ||
(a) Konkrete Gefährdung von Leib, Leben oder persönlicher Freiheit anderer Menschen | 117 | ||
(b) Prozessuale Sicherungsmechanismen | 118 | ||
(2) Missachtung des Wunsches des Angeklagten bezüglich der Person des Verteidigers | 120 | ||
(3) Übertragung dieser Maßstäbe auf die Beschränkung bzw. Verzögerung des Zugangs zu strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 122 | ||
bb) Keine unbillige Beschränkung der Verteidigung – Gesamtfairnessbetrachtung des EGMR | 123 | ||
IV. Der Staat als Garant der Rahmenbedingungen effektiver strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 126 | ||
1. Kostenfreiheit | 126 | ||
2. Die durch die Anforderungen effektiver Verteidigung vorgegebene Qualität des rechtlichen Beistands | 130 | ||
a) Rechtliche Qualität der Beratung | 130 | ||
b) Unabhängigkeit des rechtlichen Beistands von staatlicher Beeinflussung | 132 | ||
V. Zwischenergebnis: Der europäische Pflichtverteidiger nach Maßgabe der EMRK | 134 | ||
1. Voraussetzungen strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 135 | ||
2. Der „Angeklagte“ im „strafrechtlichen Verfahren“ | 136 | ||
3. Der Staat als Garant der Rahmenbedingungen effektiver strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 139 | ||
B. Die Konzeption der Grundrechtecharta | 140 | ||
I. Die neue Bedeutsamkeit der GRCh im Strafverfahren: dynamische Erweiterung des Anwendungsbereichs der Grundrechtecharta | 141 | ||
1. Der verschiebliche Maßstab der „Durchführung des Rechts der Union“ | 142 | ||
a) Erforderlichkeit einer anwendbaren Ermächtigungs- oder Auftragsnorm des Primär- oder Sekundärrechts | 142 | ||
b) „Durchführung“ | 144 | ||
2. Rechtsfolge: Menschenrechtliche Fragmentierung einheitlicher (strafrechtlicher) Sachverhalte | 147 | ||
II. Anforderungen der GRCh zwischen Kohärenz und autonomer Gestaltung | 150 | ||
III. Die eigenständige Bedeutung der Grundrechtecharta | 154 | ||
1. Das ganzheitliche Verständnis des Strafverfahrens der Grundrechtecharta | 154 | ||
a) Haftprüfungsverfahren und ähnliche begleitende Verfahren | 155 | ||
b) Einbezug aller Abschnitte des transnationalen Strafverfahrens | 156 | ||
aa) Einbezug grenzüberschreitender Verfahrensabschnitte in den Begriff des „strafrechtlichen Verfahrens“ | 157 | ||
bb) Zurechnung von Rechtsverletzungen im Anordnungs- oder Vollstreckungsstaat | 158 | ||
(1) Unzureichende Berücksichtigung der Grundrechte in den harmonisierenden Rechtsakten de lege lata | 158 | ||
(2) Verteidigungsrechte als Vollstreckungshindernis aus Perspektive des Vollstreckungsstaats? | 160 | ||
(a) Wechselhafte Rechtsprechungslinien | 161 | ||
(b) Die Rechtssache „Aranyosi u. Căldăraru“ – C-404/15 u. C-659/15 PPU | 164 | ||
(c) Übertragung der Argumentation aus „Aranyosi u. Căldăraru“ auf die Verletzungen von Verteidigungsrechten? | 167 | ||
2. Auswirkungen der transnationalen Dimension der Charta auf die Voraussetzungen strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 170 | ||
a) Transnationale Prägung des Rechtspflegeinteresses | 170 | ||
aa) Vermutung der tatsächlichen Komplexität in transnationalen Strafverfahren | 171 | ||
bb) Vermutung der rechtlichen Komplexität in transnationalen Strafverfahren | 172 | ||
cc) Vermutung des Rechtspflegeinteresses in bestimmten Auslieferungssituationen im Rahmen des Europäischen Haftbefehls | 173 | ||
dd) Zwischenergebnis | 174 | ||
b) Transnationale Auslegung der Bedürftigkeit | 175 | ||
3. Die zusätzlich marktrechtliche Prägung von Art. 48 Abs. 2 GRCh durch die Dienstleistungsfreiheit in transnationalen Strafverfahren | 177 | ||
a) Die Frage der Kostenfreiheit als marktrelevanter, staatlicher Eingriff | 177 | ||
b) Übernahme von Doppelverteidigung | 182 | ||
aa) Maßstäbe der Dienstleistungsfreiheit | 182 | ||
(1) Die Regelung einer Kostenübernahme für Doppelverteidigung im Rahmen des Europäischen Haftbefehls | 183 | ||
(2) Anforderungen der Dienstleistungsfreiheit in den übrigen Fällen transnationaler Kooperation | 185 | ||
bb) Maßstäbe von Art. 48 Abs. 2 GRCh | 185 | ||
cc) Zusammenführende Auslegung | 187 | ||
c) Umfang der Übernahme als Konfliktfall zwischen Kostenvorhersehbarkeit und dem Erfordernis effektiver Verteidigung | 188 | ||
aa) Umfang der Kostentragung nach den Maßgaben der Dienstleistungsfreiheit | 189 | ||
bb) Umfang der Kostentragung nach Maßgabe von Art. 48 Abs. 2 GRCh | 191 | ||
cc) Ausgleich beider Positionen | 192 | ||
4. Unabhängigkeit des Rechtsbeistands | 195 | ||
a) Standesrechtliche Verpflichtungen | 196 | ||
b) Fehlende Weisungsabhängigkeit | 197 | ||
c) Stellungnahme | 199 | ||
5. Die eigene Schrankensystematik in Art. 52 Abs. 1 GRCh | 201 | ||
a) Einschränkung auf gesetzlicher Grundlage | 202 | ||
b) Wesensgehaltsgarantie: Keine systematische Beschränkung von Verteidigungsrechten | 204 | ||
c) Besondere Ausprägung der Verhältnismäßigkeit im Rahmen von Art. 48 Abs. 2 GRCh im Fall strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 205 | ||
aa) Legitimes Ziel der Einschränkung | 206 | ||
bb) Das Erforderlichkeitskriterium als Hebel einer verteidigungsfreundlicheren Auslegung | 207 | ||
cc) Angemessenheit und Bedeutung der Kausalität des Verfahrensverstoßes | 210 | ||
IV. Zwischenergebnis: Der europäische Pflichtverteidiger nach der Grundrechtecharta | 212 | ||
1. Die neue Bedeutsamkeit der Grundrechtecharta im Strafverfahren | 212 | ||
2. Anforderungen der Grundrechtecharta zwischen Kohärenz und autonomer Gestaltung | 213 | ||
3. Selbständige Bedeutung der Grundrechtecharta | 214 | ||
C. Zusammenführung der Ergebnisse aus EMRK und GRCh für ein einheitliches menschenrechtliches Verständnis des europäischen Pflichtverteidigers | 216 | ||
I. Umfassende und transnational offene Definition des Strafverfahrens | 216 | ||
II. Voraussetzungen strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 217 | ||
III. Der Angeklagte als Akteur des gesamten Strafverfahrens | 217 | ||
IV. Rahmenbedingungen strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 219 | ||
V. Strafrechtliche Prozesskostenhilfe nach EMRK und GRCh in einer zusammenfassenden Definition | 220 | ||
Kapitel 3: Implementation und Ergänzung der menschenrechtlichen Vorgaben durch die PKH-RL | 221 | ||
A. Strafrechtliche Prozesskostenhilfe nach Maßgabe der PKH-RL | 223 | ||
I. Die Effektuierung der Verteidigungsbeistands-RL als Ziel der PKH-RL | 224 | ||
1. Recht auf Zugang zu einem Rechtsbeistand nach Maßgabe der Verteidigungsbeistands-RL | 225 | ||
a) Anwendungsbereich gem. Art. 2 Verteidigungsbeistands-RL | 225 | ||
b) Voraussetzungen gem. Art. 3 Verteidigungsbeistands-RL | 226 | ||
2. Prozessuale und gesetzliche Auslöser des Anwendungsbereichs der PKH-RL | 227 | ||
a) Vorgeschriebene Unterstützung durch einen Rechtsbeistand nach unionalem oder nationalem Recht | 228 | ||
aa) Nach Maßgabe des Unionsrechts | 228 | ||
(1) Aktueller Besitzstand des Unionsrechts | 228 | ||
(2) Dynamischer Verweis auf künftige Rechtsakte | 231 | ||
bb) Nach Maßgabe des nationalen Rechts | 232 | ||
b) Vorgeschriebener Zugang zu einem Rechtsbeistand bei bestimmten Ermittlungs- oder Beweiserhebungshandlungen und nach Entzug der Freiheit | 232 | ||
II. Autonome Begriffsbestimmung des „Strafverfahrens“ | 234 | ||
1. Einbezug justizieller Entscheidungen | 235 | ||
2. Einbezug transnationaler Strafverfahren? | 235 | ||
III. Voraussetzungen strafrechtlicher Prozesskostenhilfe gem. Art. 4 PKH-RL | 237 | ||
1. Erforderlichkeit im Interesse der Rechtspflege | 238 | ||
a) Vermutungswirkung bei Inhaftierung | 239 | ||
b) Vermutungswirkung bei drohender Haftstrafe | 240 | ||
c) Vermutung der Beiordnungspflicht bei Kindern | 241 | ||
2. Bedürftigkeit | 243 | ||
IV. Ermittlungsverfahren als Ausgangspunkt der Partizipationsrechte des Verdächtigen oder der beschuldigten Person | 243 | ||
1. Die Begriffe des Verdächtigen und der beschuldigten Person als Indikator einer frühzeitigen Gewährleistung | 244 | ||
2. Zeitliche Abdeckung des gesamten Strafverfahrens | 246 | ||
a) Beginn der Gewährleistung nach der PKH-RL | 247 | ||
aa) Auslösende Situationen | 247 | ||
bb) Unverzüglichkeit der Bestellung | 248 | ||
b) Zeitliche Beschränkung der PKH-RL bei geringfügigen Zuwiderhandlungen | 249 | ||
c) Ende | 252 | ||
3. Partizipationsrechte des Verdächtigen als Kernstück strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 252 | ||
a) Antragsrechte und spiegelbildliche Fürsorgepflichten | 253 | ||
b) Die Entscheidungsfreiheit des Verdächtigen bzw. der beschuldigten Person zur Eigenverteidigung | 255 | ||
4. Ausreichendes Fehlerfolgensystem bei Beschränkung des Rechts auf strafrechtliche Prozesskostenhilfe? | 257 | ||
a) Zulässige Ausnahmen gem. Art. 3 Abs. 5, 6 Verteidigungsbeistands-RL | 258 | ||
aa) Verzögerung des Zugangs zu einem Rechtsbeistand wegen geografischer Entfernung, Art. 3 Abs. 5 Verteidigungsbeistands-RL | 258 | ||
bb) Verzögerung des Zugangs zu einem Rechtsbeistand wegen zwingender Gründe, Art. 3 Abs. 6 Verteidigungsbeistands-RL | 261 | ||
cc) Strengere Anforderungen für Kinder gem. Art. 6 Jugendstrafverfahrens-RL | 263 | ||
b) Prozessuale Sicherungsmaßnahmen | 265 | ||
V. Gestaltungsaufgaben bezüglich der Rahmenbedingungen strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 266 | ||
1. Vorrang der Unterstützungsleistung vor umfassender Kostenfreiheit | 266 | ||
a) Erheblicher Gestaltungsspielraum der Mitgliedstaaten bezüglich des Umsetzungsmodus | 267 | ||
b) Umfang der Kostenübernahme | 268 | ||
2. Anforderungen der PKH-RL an die Qualitätssicherung | 270 | ||
a) Qualität des Systems strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 270 | ||
b) Qualität durch die Beschränkung des für strafrechtliche Prozesskostenhilfe zugelassenen Personenkreises | 272 | ||
c) Qualität der mit der Prozesskostenhilfe verbundenen Dienstleistung | 273 | ||
d) Das Recht auf einen Verteidiger des Vertrauens | 274 | ||
3. Unabhängigkeit der mit der Gewährung strafrechtlicher Prozesskostenhilfe befassten Entscheidungsinstanz | 276 | ||
VI. Der Europäische Haftbefehl als geregelter Sonderfall des transnationalen Strafverfahrens | 278 | ||
1. Der Anwendungsbereich der PKH-RL für „gesuchte Personen“ | 279 | ||
2. Festlegung eigener Voraussetzungen und Gewährleistungen | 280 | ||
a) Voraussetzungen im transnationalen Strafverfahren | 280 | ||
aa) Die zwingende Beiordnung eines Beistands im Vollstreckungsstaat | 281 | ||
bb) Gesonderte Voraussetzungen für strafrechtliche Prozesskostenhilfe im Anordnungsstaat | 282 | ||
cc) Bedürftigkeit im Rahmen des Europäischen Haftbefehls | 284 | ||
dd) Zeitraum der Gewährleistung | 284 | ||
b) Sonderregelung des Beistands und der Kostenfreiheit | 285 | ||
aa) Mehrfacher Beistand im Rahmen des transnationalen Strafverfahrens | 286 | ||
bb) Umfang der Kostentragung | 288 | ||
B. Zusammenfassung: Die Konzeption des europäischen Pflichtverteidigers nach Maßgabe der PKH-RL | 289 | ||
I. Der Anwendungsbereich der PKH-RL | 289 | ||
II. Voraussetzungen strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 290 | ||
III. Frühzeitige Partizipationsrechte | 291 | ||
IV. Rahmenbedingungen strafrechtlicher Prozesskostenhilfe | 292 | ||
C. Der europäische Pflichtverteidiger im Zusammenspiel zwischen EMRK, GRCh und maßgeblichem Sekundärrecht der EU | 293 | ||
Kapitel 4: Ausblick auf die mitgliedstaatliche Ebene am Beispiel des deutschen Rechts | 300 | ||
A. Grundlagen der notwendigen Verteidigung | 301 | ||
I. Strafsachen | 303 | ||
II. Prozessualer Rahmen der Wahrheitsermittlung – das Strafverfahren | 304 | ||
B. Die allein an den Interessen der Rechtspflege orientierten Voraussetzungen notwendiger Verteidigung | 307 | ||
I. Beiordnung erst ab „Vollstreckung“ der Untersuchungshaft | 309 | ||
II. Beiordnung bei Schwere der Straftat sowie schweren drohenden Rechtsfolgen | 313 | ||
1. Beiordnung wegen drohender Freiheitsstrafe | 313 | ||
a) Status quo der deutschen Regelung in § 140 Abs. 1 Nr. 1, 2, Abs. 2 S. 1 StPO sowie in §§ 418 Abs. 4, 408b StPO | 314 | ||
b) Richtlinienkonformität durch eine erweiterte Auslegung der „Schwere der Tat“ in § 140 Abs. 2 S. 1 StPO | 316 | ||
c) Die vom BMJV vorgeschlagene Neuregelung in § 140 Abs. 1 StPO-E | 317 | ||
2. Mögliche Umwandlung einer Geldstrafe in Ersatzfreiheitsstrafe als Drohen von Freiheitsstrafe? | 319 | ||
III. Vermutung der Beiordnungspflicht bei jugendlichen Beschuldigten | 322 | ||
1. Der derzeitige Rechtsstand und Novellierungsvorschläge | 323 | ||
2. §§ 68, 68a JGG-E nach dem Umsetzungsvorschlag des BMJV | 325 | ||
IV. Zwischenergebnis: Erforderlichkeit von Anpassungen in § 140 Abs. 1 StPO und § 68 JGG | 327 | ||
C. Die eng gefasste Akteursstellung des Beschuldigten | 327 | ||
I. Strafrechtliche Prozesskostenhilfe im Ermittlungsverfahren als Ausnahmefall | 328 | ||
1. Beiordnungszeitpunkt | 328 | ||
2. Fehlendes Antragsrecht des Beschuldigten | 330 | ||
3. Erforderliche Aufnahme zusätzlicher auslösender zeitlicher Momente | 332 | ||
a) Vernehmungen | 333 | ||
b) Identifizierungs- und Vernehmungsgegenüberstellungen | 335 | ||
c) Tatortrekonstruktionen | 336 | ||
4. Unverzüglichkeit der Beiordnung | 338 | ||
II. Fehlerfolgen | 340 | ||
1. Gesetzlich geregelte Gründe der Zugangsbeschränkung | 340 | ||
a) Die Zugangsbeschränkung gem. §§ 31 ff. EGGVG | 341 | ||
b) Die Zugangsbeschränkungen gem. § 141 Abs. 3 StPO-E und § 68a Abs. 2 JGG-E der Referentenentwürfe des BMJV | 343 | ||
aa) Missverständnis bezüglich des Kriteriums der „zwingenden Gründe“ für die Vernehmung eines unverteidigten Beschuldigten | 344 | ||
bb) Zu weitgehende Ermöglichung von Vernehmungen und Gegenüberstellungen | 345 | ||
2. Verwertung von unter Verletzung der Vorschriften der notwendigen Verteidigung erhobenen Beweismitteln? | 347 | ||
a) Beweisverwertungsverbot bei Beschränkung des Zugangs zu einem notwendigen Verteidiger | 348 | ||
b) Beweisverwertungsverbot bei fehlerhafter oder unterbliebener Belehrung gem. § 136 Abs. 1 S. 5 Hs. 2 StPO | 350 | ||
D. Unzureichende Rahmenbedingungen der Pflichtverteidigung | 352 | ||
I. Vorläufige Kostenübernahme | 352 | ||
II. Pflichtverteidiger: Qualitätssicherung und Auswahlverfahren | 354 | ||
1. Beschränkung der für die Pflichtverteidigung zugelassenen Rechtsbeistände | 355 | ||
a) Beschränkung des für Pflichtverteidigung zugelassenen Personenkreises | 355 | ||
b) Exkurs zur Pflichtverteidigervergütung | 358 | ||
2. Auswahl durch eine unabhängige Entscheidungsinstanz und im Rahmen eines transparenten Verfahrens? | 360 | ||
3. Wahl- und Auswechslungsrecht des Beschuldigten | 366 | ||
a) Wahlrecht des Beschuldigten | 366 | ||
b) Auswechslungsrecht des Beschuldigten | 368 | ||
E. Notwendiger Beistand im transnationalen Strafverfahren | 371 | ||
I. Beistand i. S. v. § 40 IRG als Regelung für den Europäischen Haftbefehl | 371 | ||
1. Die Vollstreckung eines Europäischen Haftbefehls | 372 | ||
a) Zu strenge Voraussetzungen der Beiordnung | 372 | ||
b) Zeitraum der Bestellung | 375 | ||
2. Die Anordnung eines Europäischen Haftbefehls | 376 | ||
II. Regelung anderer strafprozessualer Zwangsmaßnahmen im transnationalen Strafverfahren | 377 | ||
1. Beistand im Vollstreckungsstaat | 377 | ||
2. Doppelverteidigung durch Unterstützung im Anordnungsstaat | 379 | ||
III. Rahmenbedingungen des Beistands in transnationalen Strafverfahren | 380 | ||
F. Ergebnis: Erheblicher Nachbesserungsbedarf für die kommende Novelle der Pflichtverteidigung | 381 | ||
I. Erweiterung des Beiordnungskatalogs in § 140 Abs. 1 StPO | 382 | ||
II. Frühzeitige Partizipationsrechte des Beschuldigten über notwendige Verteidigung | 383 | ||
III. Reformbedürftige Rahmenbedingungen der Pflichtverteidigung | 385 | ||
IV. Neue Beistandsregelungen im transnationalen Strafverfahren | 387 | ||
Kapitel 5: Zusammenfassung | 389 | ||
Literaturverzeichnis | 398 | ||
Sachregister | 432 |