Die deutsche Archivwissenschaft und das »Dritte Reich«
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Die deutsche Archivwissenschaft und das »Dritte Reich«
Disziplingeschichtliche Betrachtungen von den 1920ern bis in die 1950er Jahre
Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz. Forschungen, Vol. 17
(2018)
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Tobias Winter hat an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Germanistik und Geschichte studiert. Nach dem Ersten Staatsexamen entstand seine Dissertationsschrift »Die deutsche Archivwissenschaft und das ›Dritte Reich‹«. Während dieser Zeit war er an verschiedenen Lehrstühlen des Historischen Seminars beschäftigt, unter anderem als Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte. Lehrtätigkeiten zur Geschichte des Bildungsbürgertums in Kaiserreich und Republik, zur NS-Wissenschaftsgeschichte, zur Biografik als Methode der Historiografie sowie zur Geschichte der Archivwissenschaft. Seit Abschluss der Dissertation 2017 ist er als Projektmanager in der IT-Branche tätig.Abstract
Es ist inzwischen hinlänglich bekannt, dass Untersuchungen von ›NS-Vergangenheiten‹ sich nicht auf die Jahre 1933 bis 1945 beschränken dürfen, sondern durch die Berücksichtigung der jeweiligen Vor- und Nachgeschichte auch potentiellen Pfadabhängigkeiten, Kontinuitäten wie auch Brüchen nachspüren sollten. Die vorliegende Studie nimmt deshalb die Disziplin der Archivwissenschaft vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die frühen Jahre von Bundesrepublik und DDR in den Blick.Dabei werden nicht ausschließlich disziplininterne Konstellationen und Diskussionen, Institutionen und Personen berücksichtigt, sondern diese in einem breiten wissenschaftspolitischen wie auch gesellschaftlichen Kontext betrachtet. Im so entstandenen Narrativ einer deutschen Archivgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden erstaunliche Kontinuitäten sowohl personeller wie auch institutioneller Art deutlich.»German Archival Science and the ›Third Reich‹«For too long, the discipline of archival science - often ignored by institutionalized historical science and perceived as merely an »auxiliary science« - has been a desideratum in the field of research. This is especially true of the review of the discipline's Nazi past. In this study, the close analysis of said past is also embedded in a narrative of an archival history of the first half of the 20th century, revealing astonishing continuities.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhalt | 7 | ||
Abkürzungen | 13 | ||
A. Einleitung, Fragestellung, Forschungsstand, Methodik | 17 | ||
I. Einleitung | 19 | ||
1. Fragestellungen | 23 | ||
2. Forschungsstand und Quellenlage | 27 | ||
a) Forschungsstand | 27 | ||
b) Quellenlage | 32 | ||
3. Methodik | 34 | ||
B. Rahmenbedingungen, Weichenstellungenund Wendepunkte. Archivwesen und -wissenschaftüber das ,lange 19. Jahrhundert‘bis zum Ende des Ersten Weltkriegs | 41 | ||
II. Die Vorgeschichte bis zum Ende des ‚langen 19. Jahrhunderts‘ | 43 | ||
III. Der Erste Weltkrieg, 1914–1918 | 52 | ||
1. Deutsche Archivare in Polen | 53 | ||
2. Deutsche Archivare in den besetzten Gebieten des Westens | 59 | ||
3. Deutscher ‚Kunstschutz‘ im Ersten Weltkrieg | 61 | ||
4. Tätigkeit und Selbstsicht deutscher Archivare im Ersten Weltkrieg | 64 | ||
C. Krisenerfahrungen und AufschwungDie Zwischenkriegszeitin Republik und Diktatur – | 69 | ||
IV. Hypotheken des Krieges, Aufschwung undinterdisziplinäre Forschung. Das erste Jahrzehnt der Weimarer Republik, 1919–1929 | 71 | ||
1. Institutionelle und politische Rahmenbedingungen | 71 | ||
a) Folgen des Weltkriegs I: Die Kriegsschuldfrage und der Versailler Vertrag | 71 | ||
b) Folgen des Weltkriegs II: Personelle und finanzielle Einbußen | 78 | ||
2. Disziplininterne Formation und Konstitution der Archivwissenschaft | 83 | ||
a) Die Institutionen der Disziplin | 82 | ||
b) Die Archivarsausbildung | 93 | ||
c) Archivare – Beamte, Bildungsbürger, Gelehrte? | 96 | ||
V. Professionalisierung und Ausrichtung gen Osten.Der Beginn der Ära Brackmann inder spätenWeimarer Republik, 1929–1933 | 108 | ||
1. Albert Brackmann, Generaldirektor der preußischen Archivverwaltung | 108 | ||
2. Das Institut für Archivwissenschaft und geschichtswissenschaftlicheFortbildung 1930–1933. Gründung, Aufgaben, Personen | 117 | ||
a) Gründung, Struktur und Zulassungsbedingungen des IfA | 117 | ||
b) Das Lehrpersonal des IfA | 120 | ||
c) Die Teilnehmer der ersten IfA-Kurse | 127 | ||
3. Die Publikationsstelle Berlin-Dahlem (PuSte) | 131 | ||
a) Gründung, Struktur und Aufgaben der PuSte | 131 | ||
b) Die Leitung der PuSte – Brackmann, Papritz, Kohte | 137 | ||
4. Die Institutionen der Disziplin | 141 | ||
VI. Erzwungene Kollaboration oder Selbstindienststellung?Arbeiten in den ersten Jahren der Diktatur, 1933–1936 | 144 | ||
1. Machtübernahme, Gleichschaltung und NS-Gesetzgebung | 144 | ||
2. Verordnete Gleichschaltung oder Selbstindienststellung der Archivwissenschaft?r | 149 | ||
3. Disziplininterne Entwicklungen | 155 | ||
a) Wissenschaftliche Tagungen und das PuSte-Vademecum | 155 | ||
aa) Der Warschauer Historikerkongress und das vertrauliche Vademecum der PuSte | 155 | ||
bb) Die deutschen Archivtage nach der Machtübernahme 1933 | 161 | ||
b) Das IfA nach der Machtübernahme | 169 | ||
4. Institutionen und Arbeiten der Ost- und Westforschung | 178 | ||
5. Generationelle Veränderungen und das Ende der Ära Brackmann | 187 | ||
VII. Radikalisierung und Mobilmachung? Vom Vierjahresplanbis zum Beginn des Weltkriegs, 1936–1939 | 197 | ||
1. Ernst Zipfel und das deutsche Archivwesen | 197 | ||
2. Selbstvergewisserung, Abschottung und neue Herausforderungen | 202 | ||
a) „Streben nach Zusammenarbeit mit allen Dienststellen der Parteiund des Staates“. Archivtage ab 1936 | 202 | ||
b) Die Verdrängung ausländischer und ‚nichtarischer‘ Benutzer aus deutschen Staatsarchiven | 205 | ||
c) Die Auswirkungen des Vierjahresplans auf die Archivwissenschaft | 209 | ||
d) Die Archivarsausbildung unter Zipfel | 213 | ||
e) Der Anschluss Österreichs und die Auswirkungen auf die Archivwissenschaft | 214 | ||
3. Archivwissenschaft und Ostforschung, 1936–39 | 219 | ||
a) Die Zeitschrift Jomsburg der PuSte | 222 | ||
b) Gutachter- und Beratertätigkeiten | 227 | ||
4. Gelehrte Experten in Archivwissenschaft und Ostforschung? | 237 | ||
5. Kriegsvorbereitungen und Mobilmachung | 242 | ||
D. „Mit einem Schlage alle technischen Schwierigkeiten und Rücksichten beiseite geräumt" - Deutsche Archivare im Zweiten Weltkrieg | 245 | ||
VIII. Osteinsatz I: „Nicht wissenschaftliche oder fachliche“,sondern „vornehmlich politische Richtlinien“.Deutsche Archivare in Polen und im Baltikum, 1939–41 | 247 | ||
1. Eine Archivgeschichte des Zweiten Weltkriegs? | 247 | ||
2. Der Überfall auf Polen und die deutsche Besatzungs- und Kulturpolitik | 249 | ||
3. Deutsche Archivare in Polen | 257 | ||
a) Konflikte mit konkurrierenden Dienststellen im GG | 261 | ||
b) Die polnischen Archivare | 270 | ||
4. Die Archivkommission im Baltikum | 274 | ||
IX. „Höhere Formen des Plünderns“? – Archivare in den besetzten Gebieten des Westens | 280 | ||
1. Weserübung, Fall Gelb und Fall Rot. Der Westfeldzug 1940 | 280 | ||
2. Deutsche Archivare in Frankreich | 283 | ||
a) Besatzungspolitik, Kulturgutraub und ‚Polykratie‘ | 284 | ||
aa) Besatzungsverwaltung und Archivkommission | 284 | ||
bb) Kulturgutraub in ‚polykratischen‘ Strukturen | 293 | ||
b) Die Arbeiten der deutschen Archivkommission in Frankreich | 302 | ||
aa) Nutzen und Nachteil ‚polykratischer‘ Strukturen für die Archivkommission | 302 | ||
bb) Moralische und wissenschaftliche Grenzverschiebungen während der Besatzungszeit? | 310 | ||
cc) Kulturpolitische Ambitionen – das Deutsche Institut in Paris | 316 | ||
dd) Leben und arbeiten während der Besatzung | 324 | ||
X. Osteinsatz II: Neue Herausforderungen und zwiespältige Erfolgeim Ostkrieg, 1941–1945 | 331 | ||
1. Der Balkanfeldzug – deutsche Archivare in Südosteuropa | 331 | ||
2. Der Ostfeldzug und die deutsche Archivwissenschaft | 336 | ||
a) Unternehmen Barbarossa | 336 | ||
b) Deutsche Archivare in den besetzten Gebieten des Ostens | 338 | ||
XI. Kriegsalltag in Archivwesen und -wissenschaft –Archivare an der Heimatfront | 351 | ||
1. Das Selbstverständnis der Disziplin in Zeiten des Zweiten Weltkriegs | 351 | ||
2. „Auch die Schwaben müssen Polnisch lernen.“ –Die Archivarsausbildung im Zweiten Weltkrieg | 356 | ||
3. „Im Dienste der deutschen Interessen“ – Archivwissenschaft, Ost- und Westforschung im Krieg, 1940–1945 | 360 | ||
a) Eine Festschrift für Brackmann: Deutsche Ostforschung | 373 | ||
b) Geisteswissenschaften im ‚Kriegseinsatz‘ – Die Aktion Ritterbusch | 375 | ||
4. Kriegsauswirkungen an der ‚Heimatfront‘ | 380 | ||
a) Archive im Luftkrieg | 380 | ||
b) Personalfragen und Kriegsopfer | 393 | ||
E. ‚Stunde Null‘, Entnazifizierung undWiederaufbau | 397 | ||
XII. Desillusionierung – Entnazifizierung – Neuformierung.Die frühe Nachkriegszeit, 1945–1949 | 399 | ||
1. Das Jahr 1945 | 399 | ||
2. „Im Fegefeuer der Entbräunung“.Entnazifizierung und berufliche Neuanfänge | 409 | ||
a) Die Entnazifizierung | 409 | ||
b) Persilscheine, Rückhalt und Kollegenschelte. Netzwerkbildung zur Bewältigung der Nachkriegszeit? | 414 | ||
3. Wiederaufbau und Neuanfang | 434 | ||
a) Bestandsanalyse und Wiederaufnahme fachlicher Arbeit | 434 | ||
b) Institutionen der Disziplin | 441 | ||
c) Stätten archivarischer Ausbildung nach 1945 | 444 | ||
XIII. Ausblick: Die ‚doppelte Staatsgründung‘.Archivwesen in Bundesrepublik und DDR, 1949–1952 | 449 | ||
1. Die ‚doppelte Staatsgründung‘ 1949 | 449 | ||
2. Personal- und wissenschaftspolitische Herausforderungenin der frühen Bundesrepublik | 451 | ||
a) Die Entstehung des Bundesarchivs und dessen personelle Besetzung | 452 | ||
b) Archivwissenschaft und Ostforschung in der frühen Bundesrepublik | 462 | ||
3. Archiv- und Geschichtswissenschaften in der frühen DDR und das Verhältnis zum Westen | 471 | ||
a) Die Rezeption westdeutscher Ostforschung in der DDR | 471 | ||
b) Archivwissenschaft in der DDR der 1950er Jahre | 476 | ||
F. Schluss | 491 | ||
XIV. Fazit und Ausblick | 493 | ||
G. Anhang | 509 | ||
Quellen und Literatur | 511 | ||
Ungedruckte Quellen | 511 | ||
Gedruckte Quellen und Forschungsliteratur | 514 | ||
Personenverzeichnis | 601 |