Die Klage unter gesamtschuldnerisch haftenden Streitgenossen
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Die Klage unter gesamtschuldnerisch haftenden Streitgenossen
Prozessuale Neuregelung des Gesamtschuldnerausgleichs im Baurecht
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 260
(2020)
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About The Author
Kathrin Spangenberg studierte von 2002 bis 2007 Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg. Ihr Referendariat absolvierte sie im Anschluss am Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg. Von 2010 bis 2016 arbeitete sie als Rechtsanwältin in einer auf das Immobilienwirtschaftsrecht spezialisierten Kanzlei. Ihre von Prof. Dr. Bork betreute Dissertation wurde durch ein von dem Gleichstellungsreferat der Fakultät für Rechtswissenschaften der Universität Hamburg vergebenen Stipendium unterstützt. Seit März 2019 ist sie als Richterin in Hamburg tätig.Abstract
Die seit ihrer Etablierung durch das Grundsatzurteil des BGH seitens der Architekten kritisierte gesamtschuldnerische Haftung des bauüberwachenden Architekten und des ausführenden Bauunternehmens stand bei den Beratungen über das Gesetz zur Reform des Bauvertragsrechts zur Diskussion. Doch obwohl der Gesetzgeber eingeräumt hat, dass eine wirtschaftlich stärkere Belastung der Architekten und damit ein Ungleichgewicht vorliege, das beseitigt werden müsse, hat er an der gesamtschuldnerischen Haftung zum Schutz des Bestellers festgehalten und mit der Einführung des § 650t BGB eine wenig wirksame Minimallösung gefunden.Die Untersuchung zeigt, wie unter Beibehaltung der materiell-rechtlichen Grundsätze der gesamtschuldnerischen Haftung durch das Prozessrechtsinstitut der gesamtschuldnerischen Befreiungsklage die Stellung des Architekten gestärkt werden kann und muss. Grundlage ist eine prozessuale Privilegierung des Befreiungsanspruchs aus § 426 BGB, der derzeit in der Baurechtspraxis mangels Möglichkeiten der rechtzeitigen prozessualen Durchsetzung ein Schattendasein führt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vowort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
Einleitung | 17 | ||
A. Materiell-rechtliche Grundlagen der prozessualen Neuregelung | 17 | ||
I. Gesamtschuldverhältnisse am Bau | 17 | ||
1. Rechtsprechung des BGH zur gesamtschuldnerischen Haftung des bauüberwachenden Architekten und des ausführenden Bauunternehmens | 18 | ||
2. Kritik an der Rechtsprechung des BGH und Änderungen durch das Gesetz zur Reform des Bauvertragsrechts | 19 | ||
II. Der Befreiungsanspruch aus § 426 BGB | 20 | ||
1. Anspruchsinhalt | 21 | ||
2. Geltendmachung in der baurechtlichen Praxis | 23 | ||
III. Ausgangsfall der Untersuchung | 24 | ||
B. Gang der Untersuchung | 26 | ||
Kapitel 1: Die Klage unter gesamtschuldnerisch haftenden Streitgenossen als Drittwiderklage | 27 | ||
A. Streitgenosse als „Dritter“ im Sinne der Drittwiderklage | 27 | ||
I. Die Rechtsprechung des BGH | 27 | ||
II. Die herrschende Literaturansicht | 28 | ||
III. Die Ansicht Lükes | 29 | ||
IV. Die Ansicht Kählers | 29 | ||
V. Stellungnahme | 30 | ||
1. Die Rechtsprechung des BGH | 30 | ||
2. Die herrschende Literaturansicht | 34 | ||
3. Die Ansicht Lükes | 34 | ||
4. Die Ansicht Kählers | 36 | ||
VI. Fazit | 36 | ||
B. Der Inhalt des zwischen den gesamtschuldnerisch haftenden Streitgenossen geltend gemachten Anspruchs und sein Bezug zum Hauptklagebegehren | 37 | ||
I. Doppelte Gesamtschuldnerschaft im Dreipersonenverhältnis | 37 | ||
1. Streitgenössische Drittwiderklage | 38 | ||
2. Isolierte Drittwiderklage | 38 | ||
3. Fazit | 39 | ||
II. Befreiungsanspruch aus § 426 BGB | 40 | ||
1. Thesen und Rechtsprechung zur Befreiungsklage aus § 426 BGB als Drittwiderklage | 40 | ||
a) Inhalt | 40 | ||
aa) Die Ansicht Schweer / Todorows | 40 | ||
bb) Die Ansicht Damraus | 41 | ||
cc) Urteil des OLG Köln vom 13. März 2013 | 42 | ||
dd) Urteil des BGH zur isolierten Drittwiderklage bei einer werkvertraglichen Leistungskette | 43 | ||
b) Bewertung | 44 | ||
aa) Die Ansicht Schweer / Todorows | 44 | ||
(1) Beschränkung auf Konstellation des einzeln verklagten Gesamtschuldners | 44 | ||
(2) Vorliegen einer tatsächlichen und rechtlichen engen Verknüpfung | 45 | ||
(3) Zwischenergebnis | 46 | ||
bb) Die Ansicht Damraus | 46 | ||
(1) Präjudizialität als besondere Form der Konnexität | 46 | ||
(2) Erfordernis einer gesteigerten Konnexität | 47 | ||
(3) Zwischenergebnis | 47 | ||
cc) OLG Köln | 48 | ||
(1) Streitgenössische Drittwiderklage | 48 | ||
(a) Hauptgläubiger und Befreiungsschuldner als Streitgenossen nach § 60 ZPO | 48 | ||
(b) Auseinandersetzung mit der Ansicht Kählers | 50 | ||
(2) Isolierte Drittwiderklage | 50 | ||
(3) Zwischenergebnis | 50 | ||
dd) BGH | 51 | ||
c) Zwischenergebnis | 51 | ||
2. Übertragung von Ansätzen in der Literatur zur Zulässigkeit der isolierten Drittwiderklage auf die Befreiungsklage aus § 426 BGB | 51 | ||
a) Riehm / Bucher: Ableitung aus materiellem Recht | 52 | ||
aa) Inhalt | 52 | ||
bb) Übertragung auf Befreiungsklage aus § 426 BGB | 53 | ||
(1) Sinn und Zweck des Befreiungsanspruchs aus § 426 BGB | 53 | ||
(2) Prozessuale Möglichkeiten zur wirksamen Durchsetzung des Befreiungsanspruchs aus § 426 BGB | 54 | ||
(3) Erfordernis einer konnexen Gegenforderung | 54 | ||
cc) Zwischenergebnis | 55 | ||
b) Leifeld und Baumstark: Parteibezogene Konnexität | 55 | ||
aa) Inhalt | 55 | ||
bb) Übertragung auf Befreiungsklage aus § 426 BGB | 57 | ||
cc) Zwischenergebnis | 58 | ||
c) Mantzouranis: Ausschöpfung und Bereinigung des historischen Sachverhalts | 58 | ||
aa) Inhalt | 58 | ||
bb) Übertragung auf Befreiungsklage aus § 426 BGB | 60 | ||
(1) Derselbe Klagegrund nach § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO | 60 | ||
(2) Erfordernis eines konnexen Gegenangriffs | 61 | ||
cc) Zwischenergebnis | 62 | ||
d) Uhlmannsiek: Personelle Verknüpfung und sachlicher Zusammenhang | 62 | ||
aa) Inhalt | 62 | ||
bb) Übertragung auf Befreiungsklage aus § 426 BGB | 63 | ||
cc) Zwischenergebnis | 63 | ||
3. Stellungnahme | 63 | ||
III. Zwischenergebnis | 65 | ||
C. Fazit | 66 | ||
Kapitel 2: Die Klage unter gesamtschuldnerisch haftenden Streitgenossen als streitgenössische Erweiterungsklage | 68 | ||
A. Waffengleichheit als Hauptargument für die Zulässigkeit der streitgenössischen Erweiterungsklage | 68 | ||
I. Inhalt | 68 | ||
II. Stellungnahme | 69 | ||
B. Regelungslücke in der ZPO: Abgrenzung der streitgenössischen Erweiterungsklage von der Garantieklage | 70 | ||
I. Formelle Parteistellung des Erweiterungsbeklagten als taugliches Abgrenzungsmerkmal | 70 | ||
1. Anwendungsbereich der Garantieklage | 71 | ||
2. Anwendungsbereich der Erweiterungsklage | 71 | ||
3. Überschneidung der Anwendungsbereiche | 71 | ||
4. Zwischenergebnis | 72 | ||
II. Rechtfertigung der formellen Parteistellung des Erweiterungsbeklagten als Zulässigkeitsvoraussetzung für die Erweiterungsklage | 72 | ||
1. Dem Kläger wird kein Unbekannter aufgedrängt | 72 | ||
2. Kein Unbeteiligter wird in Verfahren einbezogen | 73 | ||
3. Zwischenergebnis | 74 | ||
III. Keine Regelungslücke mangels Abgrenzbarkeit der streitgenössischen Erweiterungsklage von der Garantieklage | 74 | ||
C. Fazit | 75 | ||
Kapitel 3: Die Klage unter gesamtschuldnerisch haftenden Streitgenossen als Prozessrechtsinstitut eigener Art („gesamtschuldnerische Befreiungsklage“) | 77 | ||
A. Notwendigkeit der gesamtschuldnerischen Befreiungsklage | 77 | ||
I. Sinn und Zweck des Befreiungsanspruchs aus § 426 BGB | 77 | ||
1. Verhinderung der Vorleistung für internen Anteil des Befreiungsschuldners | 78 | ||
2. Pflicht zur Abwehr unbegründeter Ansprüche | 79 | ||
3. Zwischenergebnis | 79 | ||
II. Prozessuale Möglichkeiten zur Durchsetzung des Befreiungsanspruchs aus § 426 BGB | 80 | ||
1. Rechtsprechung des BGH zur prozessualen Durchsetzung von Befreiungsansprüchen bei streitiger Hauptforderung | 80 | ||
a) Inhalt | 80 | ||
b) Stellungnahme | 82 | ||
2. Literatur | 84 | ||
a) Inhalt | 84 | ||
b) Stellungnahme | 86 | ||
3. Zwischenergebnis | 86 | ||
III. Zwischenergebnis | 87 | ||
B. Herleitung der gesamtschuldnerischen Befreiungsklage als Prozessrechtsinstitut eigener Art | 88 | ||
I. Einfügen in das System der ZPO | 88 | ||
1. Anspruch auf effektiven Rechtsschutz: Verwirklichung des materiellen Rechts als Ziel des Zivilverfahrens | 88 | ||
2. Zweiparteienprinzip | 89 | ||
3. Wahrheitspflicht nach § 138 ZPO und widersprüchlicher Vortrag | 90 | ||
a) Bedingte Erhebung der gesamtschuldnerischen Befreiungsklage | 90 | ||
b) Möglichkeit widersprüchlichen Vortrags bei unbedingter Erhebung der gesamtschuldnerischen Befreiungsklage | 92 | ||
aa) Praktisches Bedürfnis der Parteien aufgrund der Unsicherheit des Beweises | 92 | ||
bb) Notwendigkeit eines Eventualverhältnisses bei widersprüchlichem Vortrag | 93 | ||
cc) Kein Vortrag wider besseres Wissen | 94 | ||
dd) Zwischenergebnis | 95 | ||
c) Zwischenergebnis | 95 | ||
4. Vereinbarkeit mit den Prinzipien der §§ 147, 148, 263 ZPO | 95 | ||
a) Vereinbarkeit mit den Prinzipien der §§ 147, 148 ZPO | 96 | ||
b) Vereinbarkeit mit den Prinzipien des § 263 ZPO | 96 | ||
5. Zwischenergebnis | 97 | ||
II. Die Interessen der Parteien | 97 | ||
1. Die Interessen des Befreiungsgläubigers | 97 | ||
a) Anspruch auf effektiven Rechtsschutz nach Art. 2 Abs. 1 GG i. V. m. Art. 20 Abs. 3 GG | 98 | ||
b) Schutz vor doppeltem Insolvenzrisiko | 98 | ||
aa) Risiko der Insolvenz des Befreiungsgläubigers | 98 | ||
bb) Risiko der Insolvenz des Befreiungsschuldners | 98 | ||
c) Zwischenergebnis | 99 | ||
2. Die Interessen des Befreiungsschuldners | 100 | ||
a) Interesse, nicht verklagt zu werden | 100 | ||
b) Bindung an Prozessergebnisse des Hauptverfahrens | 100 | ||
c) Örtliche Zuständigkeit des Gerichts der Hauptklage für die Befreiungsklage | 101 | ||
aa) Zuständigkeit nach §§ 12, 13, 17 ZPO | 101 | ||
bb) Zuständigkeit nach § 29 ZPO | 102 | ||
cc) Zuständigkeit nach § 36 Abs. 1 Nr. 3 ZPO analog | 103 | ||
(1) Entsprechende Anwendung des § 36 Abs. 1 Nr. 3 ZPO im Zusammenhang mit der isolierten Drittwiderklage | 104 | ||
(2) Entsprechende Anwendung des § 36 Abs. 1 Nr. 3 ZPO im Zusammenhang mit der gesamtschuldnerischen Befreiungsklage | 105 | ||
d) Zwischenergebnis | 106 | ||
3. Die Interessen des Hauptgläubigers | 106 | ||
a) Unverzögerte Durchführung des Hauptverfahrens | 107 | ||
b) Belastung mit Insolvenzrisiken | 107 | ||
c) Wahrung der „Paschastellung“ nach § 421 BGB | 107 | ||
d) Zwischenergebnis | 107 | ||
4. Abwägung der Parteiinteressen | 108 | ||
a) Konträre Interessen von Hauptgläubiger und Befreiungsgläubiger | 108 | ||
aa) Verteilung der Insolvenzrisiken | 108 | ||
bb) Schützenswertes Klägerinteresse an der unverzögerten Durchführung des Hauptverfahrens | 108 | ||
(1) Rechtsprechung | 108 | ||
(2) Auswirkung der besonderen Konzeption der Gesamtschuld auf die Interessenabwägung | 109 | ||
cc) Zwischenergebnis | 111 | ||
b) Konträre Interessen von Befreiungsschuldner und Befreiungsgläubiger | 111 | ||
aa) Bindung an Prozessergebnisse des Hauptverfahrens | 111 | ||
bb) Zustimmung bei Erhebung der Befreiungsklage in der Berufungsinstanz | 112 | ||
cc) Örtliche Zuständigkeit | 113 | ||
dd) Zwischenergebnis | 114 | ||
5. Zwischenergebnis | 115 | ||
III. Fazit | 115 | ||
C. Abgrenzung zur Garantieklage | 116 | ||
D. Prozessuale Folgefragen | 117 | ||
I. Zurückbehaltungsrechte und Befreiungswiderklage | 117 | ||
1. Befreiungsklage des Befreiungsgläubigers und Zurückbehaltungsrecht des Befreiungsschuldners | 117 | ||
2. Befreiungswiderklage des Befreiungsschuldners und Zurückbehaltungsrecht des Befreiungsgläubigers | 118 | ||
3. Zwischenergebnis | 119 | ||
II. Zusätzliche Streitverkündung im Hauptverfahren aufgrund Einzelwirkung nach § 425 Abs. 2 BGB | 119 | ||
III. Prozessuale Trennung von Haupt- und Befreiungsverfahren | 120 | ||
1. Teilurteil nach § 301 ZPO | 120 | ||
2. Prozesstrennung nach § 145 ZPO | 121 | ||
3. Zwischenergebnis | 122 | ||
IV. Berufung | 123 | ||
V. Exkurs: Anspruch auf Erstattung der Hauptverfahrenskosten | 124 | ||
1. Kostenerstattung aus § 426 BGB | 124 | ||
2. Kostenerstattung aus § 100 Abs. 4 ZPO | 125 | ||
3. Kostenerstattung aus Sekundäransprüchen | 125 | ||
a) Rechtsprechung des BGH | 125 | ||
b) Literatur | 126 | ||
c) Stellungnahme | 127 | ||
4. Fazit | 128 | ||
E. Zwangsvollstreckungsverfahren | 128 | ||
I. Vollstreckung gegen Gesamtschuldner | 129 | ||
II. Vollstreckung unter Gesamtschuldnern | 129 | ||
1. Vollstreckung des Befreiungsanspruchs aus § 426 BGB als Handlungsvollstreckung nach § 887 Abs. 1, Abs. 2 ZPO | 129 | ||
a) Rechtsprechung des BGH | 129 | ||
b) Literatur | 130 | ||
c) Stellungnahme | 131 | ||
2. Auswirkung der Zug-um-Zug-Verurteilung auf das Vollstreckungsverfahren unter Gesamtschuldnern | 132 | ||
3. Verhinderung der Vorleistung durch den Befreiungsgläubiger im Vollstreckungsverfahren | 133 | ||
a) Problemaufriss | 133 | ||
b) Möglichkeit der Verbindung der Zwangsvollstreckungsverfahren im Außen- und Innenverhältnis | 134 | ||
c) Ermächtigung zur Ersatzvornahme nach § 887 Abs. 1 ZPO trotz erfolgreicher Vollstreckung gegen den Befreiungsgläubiger im Außenverhältnis | 135 | ||
d) Klage auf Leistung des Interesses nach § 893 ZPO | 136 | ||
e) Zwischenergebnis | 138 | ||
III. Fazit | 138 | ||
F. Auswirkung auf das selbstständige Beweisverfahren nach §§ 485 ff. ZPO | 139 | ||
I. Funktion des selbstständigen Beweisverfahrens | 140 | ||
II. Parteien | 140 | ||
III. Beweisaufnahme | 142 | ||
IV. Kosten | 142 | ||
V. Fazit | 142 | ||
G. Fazit | 143 | ||
Zusammenfassung und Ausblick | 145 | ||
A. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse | 145 | ||
B. Ausblick | 147 | ||
Literaturverzeichnis | 149 | ||
Sachwortverzeichnis | 154 |