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Begass, C. (2020). Armer Adel in Preußen 1770–1830. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55652-6
Begass, Chelion. Armer Adel in Preußen 1770–1830. Duncker & Humblot, 2020. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55652-6
Begass, C (2020): Armer Adel in Preußen 1770–1830, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-55652-6

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Armer Adel in Preußen 1770–1830

Begass, Chelion

Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Vol. 52

(2020)

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About The Author

Studium der Neueren Geschichte, Alten Geschichte und Soziologie an den Universitäten Avignon, Aix-Marseille und Tübingen. 2004–2005 Stipendiatin des bilingualen Studiengangs der Deutsch-Französischen Hochschule (»TübAix«). 2016 Auszeichnung mit dem Fritz-Stern-Stipendium der Deutschen Nationalstiftung. 2018 Promotion an der Eberhard Karls Universität Tübingen in Neuerer Geschichte mit einer Arbeit über den armen Adel in Preußen (1770–1830). Chelion Begass arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am SFB 923 der Universität Tübingen.

Abstract

Ruinierte Grundbesitzer, hungernde Steuerbeamte, arbeitende Frauen und kriminelle Tagelöhner am Existenzminimum. Tausende Einzelbiografien adliger Personen und Familien zeugen von einer Lebenswirklichkeit jenseits weitläufigen Großgrundbesitzes, prächtiger Schlösser und erfolgreicher Offizierskarrieren. Wie diese Untersuchung erstmals systematisch anhand neu gesichteter Quellen nachweist, war Armut im Adel Preußens um 1800 weit verbreitet und strukturell bedingt. Sie nahm seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert deutlich zu, wanderte vermehrt vom Land in die Städte und veränderte mit der Herausbildung eines versorgungsabhängigen Dienstadels ihre Ausdrucksformen. Die schleichende Transformation der Lebensgrundlagen des Adels bedrohte nicht nur seine innere Kohäsion, sondern stellte den Führungsanspruch des gesamten Standes in Frage und zeitigte damit weitreichende Folgen für die deutsche Politik und Gesellschaft auf ihrem Weg in die Moderne.»Poor Nobility in Prussia, 1770-1830«

Destitute landowners, starving officers, working women - considering neglected sources, this study is the first to center the experience of impoverished nobility in Prussia. Nobles lost their estates, ended up in towns, and were forced to assume low-paid positions. Structurally caused and widespread, poverty was constantly increasing since the 18th century and became a serious threat to both the inner cohesion of the nobility and to the aristocracy’s claim to leadership, and thus had a serious impact on 19th-century German politics and society.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abbildungsverzeichnis 13
Abkürzungsverzeichnis 15
A. Einleitung 17
I. Fragestellung und Aufbau der Untersuchung 24
II. Methode und Quellen 27
III. Bittschriften als neuer Zugang zur Adelsgeschichte 28
B. Sozioökonomische Transformationsprozesse am unteren Rand des Adels (1750–1830) 35
I. Kleingrundbesitz, karge Böden, Überschuldungen: Der Kleinadel in Preußen während der Frühen Neuzeit 36
1. Die Dominanz adligen Kleingrundbesitzes im östlichen Preußen 37
2. Hohe Vulnerabilität und permanentes Armutsrisiko des Kleinadels in Preußen 52
II. Von der Adelsschutzpolitik des 18. Jahrhunderts zur Dienst- und Versorgungsabhängigkeit des Adels im 19. Jahrhundert 60
1. Das Aufziehen von Immobilienblasen infolge staatlicher Maßnahmen 62
2. Entwurzelung vom Landbesitz und Urbanisierung kleinadliger Familien 70
a) Hohe Bodenmobilität am unteren Rand des Adels 74
b) Die Verlierer der Bodenmobilität: Zwangsverkäufe aus wirtschaftlicher Not 77
c) Die Napoleonischen Kriege als Beschleuniger: Verwüstungen und hohe Verluste 88
d) Adel ohne Besitz und Vermögen 96
e) Urbanisierung des güter- und vermögenslosen Adels 104
3. Die Herausbildung eines versorgungsabhängigen Dienstadels 116
a) Der Ausbau des absolutistischen Staatsapparats 117
b) Die Herausbildung eines militärischen Dienstadels 119
c) Das preußische Offizierskorps als Sammelbecken armer Adliger 127
d) Armut und Not greifen um sich: Der versorgungsabhängige Dienstadel nach 1806 129
e) Staatliche Gehälter und Transferleistungen als Existenzgrundlage adliger Familien 137
III. Zusammenfassung 141
C. Erscheinungsformen adliger Armut 145
I. Armutssemantik 146
1. „Armut“ – begriffliche und konzeptionelle Bemerkungen 146
2. Armutssemantik in adligen Selbst- und Fremdbeschreibungen 152
a) Armutssemantik in Selbstzeugnissen armer Adliger 154
b) Armut als kommunikativer Aushandlungsprozess 166
II. Armutsrisikogruppen 177
1. Adlige Kleingrundbesitzer 178
2. Der versorgungsabhängige Dienstadel: Offiziere und Subalternbeamte 180
3. Adlige Frauen 184
III. Armutsepisoden im Lebensverlauf 188
1. Kinderarmut im Kinderreichtum 193
2. Lehrjahre sind keine Herrenjahre 201
a) Zivile Ausbildung 202
b) Militärische Ausbildung 208
3. Hochrisikojahre nach der Familiengründung: Einkommensarmut und Kindererziehung 212
4. Altersarmut 214
5. Weibliche Armut: Töchter, Ledige, Witwen 217
IV. Zusammenfassung 222
D. Handlungs(un)möglichkeiten und Bewältigungsstrategien armer Adliger 225
I. Standesgemäße Bewältigungsstrategien 226
1. Die Erziehung armer adliger Kinder 226
a) Staatliche „Erziehungsgelder“ 232
b) Die militärische Ausbildung der Söhne als erste Bewältigungsstrategie 234
2. Handlungsmöglichkeiten und -begrenzungen armer adliger Frauen 241
a) Adlige Damenstifte 242
b) Erste Versuche einer Berufsbildung armer adliger Töchter um 1800 248
aa) Das Offizierstöchterinstitut im Militärwaisenhaus zu Potsdam 250
bb) Die Luisenstiftung zu Berlin 252
c) Erwerbstätigkeit adliger Frauen aus ökonomischer Notwendigkeit 256
aa) Erwerbsarbeit als Erzieherinnen und Gesellschaftsdamen 257
bb) Verstetigter Ausnahmezustand und verschämte Armut: Das Anfertigen von Handarbeiten 259
d) Die Erziehung adliger Töchter zur Selbstversorgung und Mithilfe 263
3. Familien- und Standessolidarität? 265
a) Adlige Stiftungen und Familienverbände 265
b) Armut innerhalb der adligen Kernfamilie als Regelfall 270
4. Der „rettende König!“: Mobilität, Unsicherheit und Abhängigkeit 274
a) „…in der niedrigsten Sphäre des Steuerdienstes herumschlagen“: Arme Adlige als königliche Subalternbeamte 274
b) Königliche Pensionen für arme Adlige: Das löchrige Netz der Versorgung 289
aa) Das löchrige Versorgungsnetz der Allgemeinen Witwenkassen 290
bb) Der Meliorationszinsenpensionsfonds für arme adlige Witwen und Waisen 293
c) Königliche Unterstützungen und Gnadengelder für arme Adlige: Verstetigter Ausnahmezustand 300
aa) Unterstützungen an arme Adlige aus dem Dispositionsfonds bei der Generalstaatskasse: Umfang, regionale Verteilung, Personengruppen 304
II. Unstandesgemäße Bewältigungsstrategien: Das Unterschreiten von sozialnormativen und rechtlichen Standesgrenzen 311
1. Lohnarbeiter ohne Landbesitz: Adliges Leben an den Standesgrenzen 313
a) Das Beispiel der Familie von Blum 313
b) Arme Adlige in bürgerlichen und bäuerlichen Berufen 318
c) Soziale Deklassierung und schleichender Abschied aus dem Adel 326
2. Adelsverlust als Option: Ständische Abstiegsmobilität am unteren Rand 329
a) Armutskriminalität und Adelsentsetzung 333
b) Verlust des Adels infolge einer unstandesgemäßen Lebensweise? 339
aa) Das Beispiel der Grafen von Schellard aus der Rheinprovinz: Möglichkeiten und Grenzen königlicher Regulierungsversuche 341
c) „Freiwilliges“ Abtauchen in den Schutz der Anonymität 349
d) Unstandesgemäße Eheschließungen 353
III. Offene Armutskarrieren zwischen Abstiegs- und Aufstiegserfahrungen 360
1. Die fortgesetzt bedrohten „Pendlerkarrieren“ 364
2. Die „Absteigerkarrieren“ 365
3. Die „Wiederaufsteigerkarrieren“ 368
E. Schluss: Vom Aufbrechen tradierter Gewissheiten. Die Armut des Adels als gesellschaftliche und politische Herausforderung am Beginn der Moderne 371
I. Die Armut des Adels im Ringen um eine neue Gesellschafts- und Machtordnung um 1800 373
II. Vom „Oben bleiben“ und „Unten sein“: Der Adel im 19. Jahrhundert 393
Quellen- und Literaturverzeichnis 396
I. Quellenverzeichnis 396
1. Ungedruckte Quellen 396
2. Gedruckte Quellen 398
II. Literaturverzeichnis 407
Personenregister 442
Ortsregister 454