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Langerhans, T. (2020). Das strafrechtliche Doppeleheverbot. § 172 StGB im Spannungsverhältnis von Kultur und Strafrecht. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58050-7
Langerhans, Tom. Das strafrechtliche Doppeleheverbot: § 172 StGB im Spannungsverhältnis von Kultur und Strafrecht. Duncker & Humblot, 2020. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58050-7
Langerhans, T (2020): Das strafrechtliche Doppeleheverbot: § 172 StGB im Spannungsverhältnis von Kultur und Strafrecht, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-58050-7

Format

Das strafrechtliche Doppeleheverbot

§ 172 StGB im Spannungsverhältnis von Kultur und Strafrecht

Langerhans, Tom

Schriften zum Strafrecht, Vol. 357

(2020)

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About The Author

Tom Langerhans studierte Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt »Grundlagen des Rechts« in Hamburg (Bucerius Law School) und Paris (Sciences Po). Anschließend promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin zu einem strafrechtlichen Thema. Sein Referendariat absolvierte er unter anderem im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz in der Abteilung für Grundrechte. Nach seinem Zweiten Staatsexamen arbeitete er promotionsbegleitend als Rechtsanwalt im Bereich Daten, Medien und Technologie. Seit Ende 2019 ist Tom Langerhans als Richter in Berlin tätig.

Abstract

Strafgesetze zum Schutz kultureller Vorstellungen oder Tabus geraten zunehmend unter Druck. Das gilt auch für das strafrechtliche Doppeleheverbot. Seitdem das Sittengesetz als Begründungsressource weggefallen ist, stellt sich die Frage neu, wie der Gesetzgeber die Kriminalisierung von Polygamie rechtfertigen kann. Der Erklärungsversuch, die Norm schütze die staatliche Eheordnung, ist ein Zirkelschluss, aus dem nicht folgt, weshalb das zivilrechtliche Einehegebot einer strafrechtlichen Absicherung bedarf. In der Arbeit werden, auch mit Blick auf die internationale Debatte, mögliche Schutzgüter von § 172 StGB vorgestellt und hinsichtlich ihrer legitimatorischen Tragfähigkeit kritisch hinterfragt. Unter Berücksichtigung des Gebots der Begründungsneutralität wird im Weiteren untersucht, inwiefern der symbolische Gehalt und der paternalistische Charakter der Norm mit der deutschen Strafrechtsdogmatik vereinbar ist. Im Ergebnis fordert der Autor, die Doppelehe zu entkriminalisieren.»The Criminalization of Polygamy - Section 172 German Criminal Code at the Crossroads between Culture and Criminal Law«

With the criminalization of polygamy, the legislator aims to protect majoritarian cultural values. Taking account of the international debate, the author assesses possible regulatory objectives. In addition, he aims to clarify to what extent the symbolic content and paternalistic character of the norm is compatible with German criminal law doctrine. In conclusion, the author calls for the decriminalization of polygamy.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
A. Problemaufriss und Fragestellungen 11
B. Das strafrechtliche Doppeleheverbot 16
I. Die Doppelehe 16
1. Formen von Doppelehen 16
2. Tradition der Doppelehe 17
3. Ursachen für Doppelehen 19
II. Das strafrechtliche Verbot 21
1. Legislative Genese 21
2. Historische Begründung 23
3. Heutige Bedeutung 27
III. Im Spannungsverhältnis von Kultur und Strafrecht 29
1. Kulturelle Identitäten 30
2. Kultur in der Rechtswissenschaft 33
3. Kultur in der Strafrechtswissenschaft 37
C. Grundlagen staatlichen Strafens 39
I. Richtungsstreit: Rechtsgutslehre gegen Verfassungsmäßigkeit 39
II. Kritik an der Lehre vom Rechtsgut 41
1. Leerformel 41
2. Demokratieferne 43
3. Universalität 44
4. Illiberalität 45
III. Zusammenführung 45
D. Ratio legis 47
I. Schutz Einzelner 48
1. Schutz der Ehepartner 48
a) Versorgungsschutz 48
b) Schutz vor Nötigungen 50
c) Schutz vor Begleiterscheinungen der Polygamie 52
2. Konfrontationsschutz 54
3. Zwischenergebnis 57
II. Schutz der Allgemeinheit 58
1. Verteidigung der staatlichen Eheordnung 58
a) Verfassungsrechtlicher Schutzauftrag 59
b) Bedeutungsverlust des zivilrechtlichen Eheinstituts 62
c) Zirkelschluss 63
2. Vertrauensschutz 65
a) Orientierung stiftende Strafnormen 66
b) Schutz der Orientierungskompetenz 67
3. Tabuschutz 69
a) Die Doppelehe als Tabubruch 70
b) Strafwürdigkeit tabuwidrigen Verhaltens 71
4. Bewahrung kultureller Identitäten 72
a) Die Zerfallsthese 74
b) Parallelen zum Konfrontations-, Vertrauens- und Tabuschutz 75
c) Grenzen des strafrechtlichen Moralismus 76
5. Schutz demokratischer Prinzipien 80
a) Bedingungen einer offenen Bürgergesellschaft 80
b) Kultureller Minderheitenschutz 82
6. Benachteiligung alleinstehender Männer 83
7. Förderung der geschlechtlichen Gleichberechtigung 85
a) Die Doppelehe als emanzipationswidrige Praxis 86
b) Multikulturalismus und Feminismus 87
c) Vielfalt polygamer Lebensgemeinschaften 91
d) Verfassungsrechtlicher Regelungsgehalt 92
III. Zwischenergebnis 93
E. Verfassungsmäßigkeit 95
I. Kontrollumfang 95
II. Betroffene Grundrechte 96
1. Abwehrrechte 96
a) Schutz der Ehe 96
b) Religionsfreiheit 97
c) Allgemeines Persönlichkeitsrecht 100
d) Handlungsfreiheit 101
2. Allgemeines Gleichbehandlungsrecht 103
3. Zwischenergebnis 105
III. Rechtfertigung 106
1. Schranke: Kollidierendes Verfassungsrecht 106
2. Schranken-Schranke: Verhältnismäßigkeit 107
a) Legitimer Zweck 107
b) Geeignetheit 108
aa) Verteidigung der staatlichen Eheordnung 108
bb) Förderung der geschlechtlichen Gleichberechtigung 111
c) Erforderlichkeit 112
aa) Verteidigung der staatlichen Eheordnung 114
bb) Förderung der geschlechtlichen Gleichberechtigung 116
d) Angemessenheit 117
aa) Intensität des Eingriffs 117
bb) Nutzen der Maßnahme 118
cc) Abwägung 118
IV. Zwischenergebnis 119
F. Grundlagenfragen der Kriminalisierung von Polygamie 121
I. Symbolisches Strafrecht 121
1. Legitimität symbolischer Strafgesetzgebung 122
2. Grenzen eines symbolischen Strafrechts 125
3. Symbolischer Gehalt des strafrechtlichen Doppeleheverbots 127
II. Religiös-weltanschauliches Neutralitätsgebot 129
1. Christlich geprägte Strafnormen 131
2. Das Neutralitätsdilemma 135
3. Kulturelles Toleranzgebot 138
4. Zwischenergebnis 144
III. Paternalismus-Problem 144
1. Doppeleheverbote als paternalistische Eingriffe 145
2. Disponibilität der Autonomie 146
3. Staatliche Vorstellungen von einem gelungenen Leben: Perfektionismus 150
4. Ausgleich von Autonomiedefiziten: Weicher Paternalismus 152
a) Kontextabhängigkeit 154
b) Fähigkeit zur Selbstreflexion 155
c) Berücksichtigung des sozialen Umfelds 158
d) Rationalitätsdefizite 161
e) Strafrechtlicher Kontrollumfang 166
5. Zwischenergebnis 169
G. Ergebnisse der Untersuchung 170
H. Ausblick 173
Literaturverzeichnis 176
Stichwortverzeichnis 192