Strafprozessuale Pragmatik und Normdeutung
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Strafprozessuale Pragmatik und Normdeutung
Zur Bedeutung von Rechtsfragen bei § 153a StPO. Zugleich ein Beitrag zur normativen Seite des Tatverdachts und zur Legitimation der Einstellung unter Auflagen
Schriften zum Strafrecht, Vol. 359
(2020)
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About The Author
Fabian Afshar studierte Rechtswissenschaften an der Bucerius Law School in Hamburg. Während des Studiums absolvierte er ein Auslandssemester an der University of Virginia School of Law. Nach der Ersten Juristischen Prüfung war er von 2014 bis 2019 promotionsbegleitend als wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit 2017 zugleich als Redaktionsassistent der medstra am Lehrstuhl von Professor Dr. Karsten Gaede an der Bucerius Law School tätig. Anfang 2020 wurde er zum Dr. iur. promoviert. Seit 2018 ist er Referendar am Hanseatischen Oberlandesgericht, u.a. mit Stationen im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und am Bundesverfassungsgericht.Abstract
Die Einstellung unter Auflagen nach § 153a StPO ist in den letzten Jahrzehnten zu einer der praktisch wichtigsten, doch zugleich kontroversesten Instrumente der Strafverfolgung in Deutschland avanciert. Ihre Befürworter bewerben die Entlastungs- und Entkriminalisierungseffekte der Vorschrift. Kritiker mahnen den vermeintlich konturenlosen Anwendungsbereich und die Möglichkeit eines »Freikaufs vom Verfolgungsrisiko« an. Vor diesem Hintergrund nimmt die Arbeit das umstrittene Anwendungsfeld der Einstellung aufgrund schwieriger Rechtslage zum Anlass, um Fragen der Verdachtsdogmatik bei ›hard cases‹ im Strafrecht und nach den legitimatorischen Grundlagen von § 153a StPO zu untersuchen. Auf Basis einer historisch, verfassungs- und strafverfahrensrechtlich abgesicherten und zugleich eingegrenzten Interpretation dieser Vorschrift werden sodann Vorschläge für die Auslegung der gesetzlich normierten Einstellungsvoraussetzungen entwickelt.»Deferred Prosecution Agreements and Statutory Interpretation. How to Apply § 153a StPO in ›Hard Cases‹«This study explores the possibilities and limits of a Deferred Prosecution Agreement under § 153a StPO (German Code of Criminal Procedure) in ›hard cases‹. For this purpose it illustrates the historical background of § 153a StPO. It then applies relevant principles of the ›Grundgesetz‹ and of criminal procedure law to outline a legal framework and to offer guidelines for practical application.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einführung | 21 | ||
I. Von Contergan zu Kohl: Das Phänomen der Rechtsfragen | 22 | ||
II. Zentrale Thesen und Gang der Untersuchung | 25 | ||
1. Normative und normspezifische Präzisierung der Rechtsfragen | 25 | ||
2. Zu einer Vorschrift, die ihren Faden verlor | 26 | ||
3. Idee, Gang und Grenzen der Untersuchung | 27 | ||
Kapitel 1: Genom des § 153a StPO | 30 | ||
A. Motive des historischen Gesetzgebers | 31 | ||
I. Vorgeschichte | 32 | ||
1. Abschaffung der Übertretungen | 33 | ||
2. Tatbestandsmäßigkeit als Strafwürdigkeit | 37 | ||
II. Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch vom 2. März 1974 | 39 | ||
1. Justizentlastung | 40 | ||
a) Entlastung der Gerichte | 42 | ||
b) Entlastung der Staatsanwaltschaft | 43 | ||
2. Verfahrensbeschleunigung | 46 | ||
3. Kapazitätslenkung durch Priorisierung von Verfahren | 48 | ||
4. Entkriminalisierung: Gesetzgeberischer Wille, Reflex oder Leerformel? | 50 | ||
a) Entkriminalisierung als Reaktion auf die Abschaffung der Übertretungen? | 53 | ||
b) Entkriminalisierung als intendierte Vermeidung des Strafmakels? | 57 | ||
aa) Vermeintliche Indizien für einen Entkriminalisierungswillen | 57 | ||
bb) Widersprechende Indizien – § 153a StPO als rechtsstaatlicher Drahtseilakt | 60 | ||
(1) Tenor und Terminologie der Materialien | 61 | ||
(2) Kostenregelung in § 467 V StPO | 62 | ||
(3) Streit um Registrierungspflicht der Einstellungen | 63 | ||
c) Missbrauchsanfälligkeit und Legitimationsbedürftigkeit – Entkriminalisierung als dogmatische Leerformel | 66 | ||
aa) Entkriminalisierung als ein Vorwand der Rechtsprechung | 66 | ||
bb) Nauckes Begriff der scheinbaren Entkriminalisierung | 69 | ||
(1) Reine, wirkliche und scheinbare Entkriminalisierung | 69 | ||
(2) Legitimationsstruktur und § 153a StPO als scheinbare Entkriminalisierung | 71 | ||
d) Absage an die Entkriminalisierung als Normzweck | 73 | ||
5. Proportionalität des Strafverfahrens | 75 | ||
a) Vermeidung eines disproportionalen Strafverfahrens | 75 | ||
b) Disposition von Abschnitten des Verfahrens, Variabilität staatlicher Reaktionen | 78 | ||
aa) Strafverfahren als „Baukasten“ | 78 | ||
bb) Historischer Kontext der staatsanwaltschaftlichen Dispositionsbefugnis | 79 | ||
cc) Variabilität staatlicher Reaktionen: Auflage statt Strafe | 80 | ||
c) Schwere der Tat als Bezugsgröße und Anwendungsgrenze | 82 | ||
d) Sachgerechte Handhabung durch freiwillige Zustimmung und Vertrauen | 83 | ||
6. Zwischenergebnis | 85 | ||
III. Rechtspflegeentlastungsgesetz vom 11. Januar 1993 | 86 | ||
1. Bestätigung bekannter Normzwecke | 88 | ||
2. Kontinuität als Legitimationsersatz | 90 | ||
IV. Jüngere Entwicklungen | 90 | ||
B. Deutungsansätze des Bundesverfassungsgerichts | 93 | ||
I. Konkretisierung der (fragilen) Unschuldsvermutung | 94 | ||
II. Strafklageverbrauch und Zustimmungspflicht | 97 | ||
III. §§ 153, 153a StPO als strafprozessuale Ausprägungen des Übermaßverbots | 98 | ||
1. Status quo ante: Bestätigung gesetzgeberischer Prämissen | 99 | ||
2. Verfahrenseinstellung als Korrektiv des Übermaßes der Justiz | 100 | ||
3. Verfahrenseinstellung als Korrektiv des Übermaßes der Legislative | 104 | ||
C. Metamorphose – Mutation? | 109 | ||
Kapitel 2: Rechtsfragen in der Struktur des § 153a StPO | 112 | ||
A. Normstruktur des § 153a StPO | 113 | ||
B. Dogmatische Verortung der Rechtsfragen | 114 | ||
I. Verdacht der Tat: Verfahrensgegenstand | 114 | ||
1. Hinreichender Tatverdacht und seine tatsächliche Seite | 115 | ||
a) Varianten des hinreichenden Tatverdachts | 116 | ||
aa) Einstellungsreife als Anklagereife | 117 | ||
bb) Einstellungsreife bei hoher Wahrscheinlichkeit der Verurteilung | 118 | ||
cc) Einstellungsreife bei Möglichkeit einer zuverlässigen Beurteilung | 119 | ||
b) Dynamisierung der Einstellungsreife | 120 | ||
2. Normative Seite des hinreichenden Tatverdachts | 121 | ||
a) Grundlagen der Schlüssigkeitsprüfung | 122 | ||
b) Einstellung im Verfahren Kohl als dogmatische Kontroverse | 126 | ||
aa) Beschluss des LG Bonn vom 28. Februar 2001 | 126 | ||
bb) Erste und vorläufige Würdigung des Beschlusses | 128 | ||
3. Zwischenergebnis und Kritik: Unbehagen in einer irrealen Verdachtsdogmatik | 130 | ||
II. Vergehensqualität der Tat | 133 | ||
1. Funktionsweise des Merkmals | 134 | ||
2. Verdacht eines Vergehens? | 134 | ||
III. Öffentliches Interesse an der Strafverfolgung | 136 | ||
1. Grundlagen | 137 | ||
2. Öffentliches Interesse an der Klärung einer Rechtsfrage | 139 | ||
3. Rechtsfragen als (Vor-)Fragen der Straftat | 144 | ||
IV. Schwere der Schuld | 146 | ||
V. Offene Rechtsfragen als Einstellungsgrund? | 149 | ||
C. Präzisierung der Untersuchungsfragen und -ziele | 150 | ||
I. Begriff der Rechtsfrage | 151 | ||
II. Wert (und Last) der Normkonkretisierung und Streitfragen im Rechtsstaat | 151 | ||
III. Funktion und auslegungsleitender Zweck ndes § 153a StPO | 152 | ||
Kapitel 3: Begriff und Bedeutung der Rechtsfragen | 155 | ||
A. Rechtsfragen als Definitionsproblem | 155 | ||
I. Rechtstheoretische Annäherung | 156 | ||
1. Semantische Struktur von Rechtssätzen und der Subsumtion | 156 | ||
2. Hard Cases | 158 | ||
II. Verfassungsrechtliche Präzisierung | 161 | ||
1. Grundsatz der Gesetzesbindung | 162 | ||
2. Grundsatz der Gewaltenteilung | 163 | ||
3. Unabhängigkeit der Richter (Art. 97 GG) | 164 | ||
4. Oberste Gerichtshöfe und Vereinheitlichung des Rechts (Art. 95 GG) | 166 | ||
5. Präjudizien als Gegenstand einer konstitutionellen Berücksichtigungspflicht | 169 | ||
III. Erscheinungsformen im Strafverfahrensrecht | 170 | ||
1. Tat- und Rechtsfrage im Revisionsverfahren | 170 | ||
2. Divergenzvorlagen nach dem GVG | 172 | ||
3. Verfahrenssicherungen: Beiordnung eines dritten Berufsrichters (§ 76 II 3 Nr. 3 GVG) und Anordnung der notwendigen Verteidigung (§ 140 II StPO) | 173 | ||
4. Erörterung des Verfahrensstandes (§§ 160b, 202a, 212, 257b StPO) | 176 | ||
5. „Einfache Strafsachen“: Beschleunigtes Verfahren (§ 417 StPO) und Strafbefehl (§ 407 StPO) | 177 | ||
IV. Fazit: Konstitutionelle Uneinheitlichkeit der Rechtspflege als Veto gegen die Maßgaben der Schlüssigkeitsprüfung und die Figur eines reinen Justizinteresses | 179 | ||
B. Rechtsfragen als Legitimationsproblem | 181 | ||
I. Fehlgehende Topoi zur Begründung eines Entscheidungszwangs | 182 | ||
1. Verbot der Rechtsverweigerung und des non liquet | 182 | ||
a) Inhalt des Rechtsverweigerungsverbots | 183 | ||
b) Geltungsgrund des Rechtsverweigerungsverbots | 185 | ||
aa) Spezialfall des Willkürverbots? | 185 | ||
bb) Verfassungsrechtliche Grundlage | 186 | ||
c) Konsequenzen für das Strafverfahren | 188 | ||
2. Iura novit curia | 191 | ||
a) Prozessuale und materielle Deutung | 191 | ||
b) Legitimation von iura novit curia? | 192 | ||
3. Zwischenergebnis | 195 | ||
II. Exkurs: Rechtsfragen bei der tatsächlichen Verständigung im Steuerrecht | 196 | ||
1. Grundlagen der tatsächlichen Verständigung | 196 | ||
2. Verbot der Verständigung über Rechtsfragen | 198 | ||
3. Vergleichbarkeit mit Einstellungen nach § 153a StPO | 201 | ||
III. Strenge Gesetzlichkeit des Strafrechts: Entscheidungs- als Konkretisierungszwang | 204 | ||
1. Inhalt und Adressatenkreis des parlamentarischen Bestimmtheitsgebots | 206 | ||
a) Freiheitsgewährleistende Funktion | 207 | ||
b) Kompetenzwahrende Funktion | 209 | ||
2. Bestimmtheitsgebot als Ausprägung des strengen Vorbehalts des Gesetzes | 210 | ||
a) Erweitertes Bestimmtheitsgebot als Grundthese | 212 | ||
b) Konsequenzen für die gerichtliche Verurteilung | 216 | ||
aa) Konkretisierung und eingrenzende Auslegung als Rechtsanwendung des Gerichts | 216 | ||
(1) Kompensation für latent unbestimmte Strafnormen: Präzisierungsgebot | 216 | ||
(2) Strafzumessung als Voraussetzung der Tatbestandskonkretisierung? | 219 | ||
(a) Grundthese von Kausch | 220 | ||
(b) Kritik an der Strafzumessung als bestimmtheitsrelevante Normkonkretisierung | 222 | ||
(3) Strukturelle Erkenntnisse zu Art. 103 II GG und § 153a StPO | 224 | ||
bb) „Überzeugung“ in Rechtsanwendungsfragen | 225 | ||
cc) Bestimmtheit der Rechtsanwendung und Konsens der Beteiligten | 227 | ||
c) Konsequenzen für die Durchführung von Verdachtsmaßnahmen | 229 | ||
aa) Tatverdacht als blankettähnliche Rechtsfigur | 230 | ||
bb) Bedenken gegen eine vermeintlich irreale Bestimmtheit der Rechtsanwendung | 232 | ||
(1) Normtext von Art. 103 II GG | 232 | ||
(2) Verfassungsgerichtliche Bezugnahme auf die „vollziehende Gewalt“ | 232 | ||
(3) Funktionsweise des Bestimmtheitsgebots: Schutz durch Vorhersehbarkeit | 233 | ||
(4) Praktische und methodische Unmöglichkeit einer präzisen Normkonkretisierung | 234 | ||
cc) Bestimmtheit des Tatverdachts als Ausprägung der strengen Gesetzlichkeit im Strafrecht | 235 | ||
(1) Schutz vor einer zwecklosen und willkürlichen Strafverfolgung | 235 | ||
(2) Gefahr eines inakzeptablen Schutzvakuums | 238 | ||
(3) Vorhersehbarkeitsförderung als dynamisches Ziel und Argument | 239 | ||
(4) Art. 13 II GG als etablierte, jedoch noch unvollständige Begründung für die Garantie einer bestimmten (Straf-)Rechtsanwendung | 242 | ||
dd) Fazit: Konstitutionalisierung statt „Blackbox“ des Tatverdachts | 244 | ||
3. Vorgaben und Leitlinien für die strafprozessuale Verdachtsdogmatik | 249 | ||
a) Normative Struktur des Tatverdachts und Fortsetzungshypothese | 250 | ||
aa) Maßstäbe der Rechtsprechung und des Schrifttums | 250 | ||
bb) Tatsachenabhängiger Bestimmtheitsmaßstab | 253 | ||
cc) Absicherung einer nur temporär zulässigen Vagheit: Fortsetzungshypothese | 254 | ||
dd) Institutionalisiertes Verständnis von rechtlicher Vertretbarkeit | 256 | ||
b) Allgemeines Kompensationsgebot | 258 | ||
IV. Fazit: Bestimmtheit als konstitutionelles Handlungsgebot | 261 | ||
C. Anwendungssituationen für Einstellungen nach § 153a StPO | 263 | ||
I. Terminologische Grundlegung | 263 | ||
II. Anwendungssituationen und Fallbeispiele | 265 | ||
Kapitel 4: Legitimation des § 153a StPO und Bewertung der Rechtsfragen | 269 | ||
A. Legitimation und Zwecke des § 153a StPO | 270 | ||
I. Zur Methode und Prüfung: Primat der Verfassung statt Prinzipientreue | 273 | ||
1. Grundgesetz statt Legalitätsprinzip als Ausgangspunkt | 274 | ||
a) Legalität und Opportunität als methodisch problematische Prämissen | 274 | ||
b) Dach der Verfassung als Anfangspunkt | 278 | ||
2. Legitimation durch Identifizierung noch annehmbarer Spannungsverhältnisse | 280 | ||
a) Vorab: Verhältnismäßigkeit als fragwürdiges Leitprinzip von § 153a StPO | 280 | ||
b) Verfassungs- und verfahrensrechtliche Spannungsverhältnisse | 281 | ||
aa) Historisches Legitimationsvakuum | 281 | ||
bb) Eigenart des § 153a StPO als Ausnahmevorschrift | 282 | ||
(1) Verfassungsrechtliche Rahmensetzung | 283 | ||
(2) Strafverfahrensrechtliche Rahmensetzung | 283 | ||
c) Annahmen und Limitierungen des Prüfprogramms | 285 | ||
3. Regelanwendungsfall als methodisches Hilfsmittel zur Absicherung einer normkonzeptionell kohärenten Anwendungspraxis | 289 | ||
a) Konkretisierung der Spannungsverhältnisse als methodisches Problem | 289 | ||
b) Verfassungsorientierte Auslegung für eine verfassungsorientierte Praxis | 290 | ||
c) Begriff und Bedeutung des Regelanwendungsfalls | 291 | ||
II. Vorgaben des Grundgesetzes | 291 | ||
1. Ziele des historischen Gesetzgebers | 291 | ||
2. Einordnung und Eingrenzung der gesetzgeberischen Ziele | 292 | ||
a) Maßstabsprägender Ausgangspunkt der Zweckbewertung: Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers | 293 | ||
aa) Maßgaben des Bundesverfassungsgerichts | 294 | ||
bb) Grund und Grundzüge der Gestaltungsfreiheit im Strafverfahrensrecht | 295 | ||
cc) Bedingungen der Gestaltungsfreiheit | 298 | ||
(1) Nachträgliche Evaluation als Kehrseite anfänglicher Prognosen | 298 | ||
(2) Rationalität des Gesetzgebungsverfahren | 300 | ||
(3) Kritische Bewertung der Normzwecke | 300 | ||
dd) Folgerungen zur Normgenese von § 153a StPO | 301 | ||
b) Justizentlastung | 303 | ||
aa) Interpretationsmöglichkeiten | 304 | ||
bb) Funktionstüchtigkeit der Rechtspflege als normlegitimierender und auslegungsleitender Zweck: Faules Ei oder Ei des Kolumbus? | 305 | ||
(1) Bedenkliche Gegenüberstellungen | 307 | ||
(2) „Durchsetzung“ des Strafanspruchs | 308 | ||
(3) Terminologische Diffusität | 310 | ||
(4) Zwischenergebnis | 311 | ||
cc) Entlastung, Effizienz und Funktionstüchtigkeit als unmögliche Normzwecke | 312 | ||
c) Verfahrensbeschleunigung | 313 | ||
d) Kapazitätslenkung durch prozessuale Priorisierung | 317 | ||
e) Proportionalität des Strafverfahrens | 318 | ||
aa) Rechtsstaatlicher Drahtseilakt | 319 | ||
bb) Sektorale Lösung, Freiwilligkeit und Dysfunktionalität des Verfahrens | 320 | ||
3. Beeinträchtigungen oder Verstöße: Einschränkungen der Proportionalitätsidee | 321 | ||
a) Gewaltenteilung und Rechtsprechungsmonopol | 321 | ||
aa) Monopol der rechtsprechenden Gewalt: Auflage als strafähnliche Maßnahme? | 321 | ||
(1) Ergänzung der tradierten Maßstäbe aus Art. 92 GG | 322 | ||
(2) Verfahrensbeendende Sanktion nach Tatverdacht als normkonzeptionelles Dilemma | 326 | ||
(3) Verfassungsrechtliche Begrenzung: Verbot der Verfolgung von Strafzwecken | 327 | ||
(4) Verfassungsrechtliche Bedingung: Freiwilligkeit als Abgrenzungsmerkmal | 330 | ||
(a) Potentiale einer normativ definierten und real wirksamen rFreiwilligkeit | 330 | ||
(b) Gefahren für eine real wirksame Freiwilligkeit | 334 | ||
(5) Zwischenergebnis | 337 | ||
bb) Gewaltenteilungsgrundsatz als Idee der Funktionsgerechtigkeit | 338 | ||
b) Gesetzlichkeitsprinzip im Strafrecht (Art. 103 II GG) | 339 | ||
aa) Parlamentarisches Bestimmtheitsgebot: Bestimmtheit des Normtextes | 339 | ||
bb) Beeinträchtigung des erweiterten Bestimmtheitsgebots? | 341 | ||
cc) Beeinträchtigung des Kompensationsgebots? | 341 | ||
(1) Präjudizienbindung bei Straflosigkeit nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung | 342 | ||
(2) Weitere Konstellationen | 344 | ||
c) Unschuldsvermutung | 345 | ||
d) Gleichheit der Strafverfolgung | 348 | ||
aa) Allgemeiner Gleichheitssatz und Strafverfahren | 348 | ||
bb) Spannungsverhältnis zwischen Gleichmäßigkeit und sachgerechter Differenzierung | 352 | ||
e) Fairness des Verfahrens | 353 | ||
f) Grundrechtlicher Anspruch auf effektive Strafverfolgung? | 356 | ||
aa) Verfassungsgerichtliche Herleitung eines Anspruchs auf effektive Strafverfolgung | 357 | ||
bb) Bewertung der dogmatischen Konstruktion | 359 | ||
(1) Begründungsdefizite der Entscheidungen | 359 | ||
(2) Unüberschaubare Reichweite eines tendenziell eingriffsverstärkenden Topos | 360 | ||
(3) Verfassungsrecht und legitime Opferinteressen | 362 | ||
cc) Alternative Konzepte für einen verfassungsrechtlichen Schutz des Verletzten | 366 | ||
dd) Folgerungen für die Einstellung unter Auflagen nach § 153a StPO | 369 | ||
(1) Legitime Begrenzung des Rechtswegs innerhalb der fest umgrenzten Ausnahme | 369 | ||
(2) Effektiver Rechtsschutz des Verletzten außerhalb der fest umgrenzten Ausnahme | 370 | ||
III. Vorgaben des Strafverfahrensrechts | 371 | ||
1. Zielbestimmung im Strafverfahren | 372 | ||
2. Tragfähigkeit einer Konvergenzthese | 372 | ||
a) Findung der materiellen Wahrheit | 373 | ||
b) Rechtsförmigkeit | 376 | ||
c) Rechtsfrieden | 377 | ||
aa) Rechtsfrieden durch justizförmige Verdachtsklärung? | 380 | ||
bb) Rechtsfrieden durch Konsens? | 381 | ||
cc) Zusammenführung: Rechtsfrieden als Idee gesamtgesellschaftlicher Fairness | 382 | ||
(1) Vorzüge und Kritikpunkte beider Interpretationen | 382 | ||
(2) Versuch einer umsichtigen Begriffserweiterung durch den Schleier des Nichtwissens | 384 | ||
(3) Rechtsfrieden und normative Struktur von § 153a StPO | 386 | ||
3. § 153a StPO als Abbruch des Strafverfahrens mit Verkürzung seiner Ziele | 388 | ||
IV. (Re-)Konstruktion von Regelungskonzept, Normzweck und Regelanwendungsfall | 389 | ||
1. Zentrale Prämissen und Begrenzungen der Zweckbestimmung | 389 | ||
2. Proportionalität wegen fehlender Notwendigkeit und durch Suspens des Verfahrens | 390 | ||
a) Fehlende Notwendigkeit des gerichtlichen Verfahrens | 390 | ||
b) Beschuldigter als autonomes Subjekt der Auflagenleistung | 391 | ||
c) Straftheoretische Einpassung: Legitimes Desinteresse des Staates durch Abstinenz der Vergeltung und personale Relativität der Spezialprävention | 392 | ||
aa) Gesetzeshistorische Grundlegung | 393 | ||
bb) Präventionsorientierung und personale Relativität der Spezialprävention | 394 | ||
cc) Berücksichtigung von Strafzwecken über das öffentliche Interesse und die Eignungsklausel | 397 | ||
d) Zur Rechtsnatur der Auflagenleistung: Sicherheitsleistung und Suspens | 398 | ||
e) Proportionalitätsidee und Rechtsfrieden | 399 | ||
aa) Perspektive der Allgemeinheit | 400 | ||
bb) Perspektive des Beschuldigten | 402 | ||
cc) Perspektive des Verletzten | 403 | ||
3. Normspezifische Dimension und Absicherung der Freiwilligkeit | 405 | ||
a) Grundsatz der Informationssymmetrie | 406 | ||
b) Schuldschwere, Problem der Untersuchungshaft und Koppelungsverbot | 408 | ||
c) Gegenseitige Zustimmung: „Dritter“ als procedural safeguard | 410 | ||
4. Regelanwendungsfall: kleine und einfachere Verfahren | 413 | ||
5. Argumente gegen die Proportionalitätsidee und das Regelungskonzept | 414 | ||
a) Konzeptioneller Kern und „Auswüchse“ der Praxis | 414 | ||
b) Gerichtliche Einstellung als systematische Irritation? | 415 | ||
c) Fiskalisierung des Strafrechts? | 417 | ||
B. Rechtsanwendungs- und Streitfragen im Normprogramm des § 153a StPO | 419 | ||
I. Verdacht der Tat: Auflageneinstellungsverdacht | 420 | ||
1. Grundlagen | 420 | ||
a) Fortsetzungshypothese und Fixierung der Maximalhypothese | 421 | ||
b) Konkretisierung der Maximalhypothese im Auflageneinstellungsverdacht | 423 | ||
aa) Skizze zur tatsächlichen Seite des Verdachts und der Beweisprognose | 423 | ||
(1) Verdachtsprüfung als Informationsgrundlage | 423 | ||
(2) Einwände zugunsten vermeintlich strengerer Maßstäbe | 424 | ||
bb) Normative Seite der Maximalhypothese: bestandsfähige Normdeutung | 428 | ||
2. Bedeutung von Streitfragen bei Prüfung des Tatverdachts | 429 | ||
a) Höchstrichterliche Rechtsprechung führt zur Straflosigkeit (konkrete Streitfrage) | 429 | ||
b) Höchstrichterliche Rechtsprechung führt zur Strafbarkeit (konkrete Streitfrage) | 430 | ||
c) Potentielle Streitfragen | 431 | ||
d) Unzulässige Vagheit im Umgang mit Streitfragen: Einordnungsgebot | 431 | ||
3. Besondere Fallgruppen | 432 | ||
a) Sonderfall I: Unvermeidbarer Verbotsirrtum | 433 | ||
b) Sonderfall II: Verdachtsprüfung nach revisionsgerichtlicher Entscheidung | 435 | ||
c) Sonderfall III: Verdachtsprüfung im revisionsgerichtlichen Verfahren | 436 | ||
II. Schwere der Schuld | 436 | ||
1. Grundlagen | 437 | ||
a) Orientierung an der Strafzumessungs- oder der Einzeltatschuld? | 437 | ||
b) Freiheitsstrafe als absolute Grenze der Schuldschwere | 438 | ||
2. Bedeutung von Streitfragen bei Beurteilung der Schuldschwere | 440 | ||
a) Gefestigte Rechtsprechung bestimmt Strafbarkeit (konkrete Streitfrage) | 441 | ||
b) Potentielle Streitfragen | 441 | ||
III. Öffentliches Interesse an der Strafverfolgung und Eignung der Auflage | 442 | ||
1. Grundlagen | 442 | ||
a) Funktionale Auslegung: Interesse an der Bestrafung und Verfolgung | 443 | ||
b) Bestrafungsinteressen | 445 | ||
aa) Adaption von general- und spezialpräventiv begründeten Strafzwecken | 445 | ||
bb) Vergeltung oder Genugtuung als beachtliche „Interessen“? | 449 | ||
(1) Absolute Theorien und konkrete Bestrafungsinteressen | 450 | ||
(2) Absolute Theorien und konkrete Bestrafungsgrenzen | 451 | ||
cc) Präventive Bestrafungsinteressen | 452 | ||
dd) Bestrafungsinteressen und expressive Straftheorien | 454 | ||
c) Verfolgungsinteressen | 456 | ||
aa) Trentmanns These eines Strafprozessführungsinteresses | 456 | ||
bb) Kritische Würdigung | 457 | ||
cc) Regelungskonzeptorientierte Deutung: Interesse an den Mitteln des Strafverfahrens | 460 | ||
d) Konturen der Eignungsklausel | 461 | ||
2. Bedeutung von Streitfragen bei der Beurteilung des öffentlichen Interesses | 463 | ||
a) Spezialpräventive Bestrafungsinteressen: Sozialprognose und Gesamtwürdigung | 463 | ||
b) Generalpräventive und expressiv-orientierte Bestrafungsinteressen: Gerichtliche Entscheidung der Streitfrage zur Verteidigung der Rechtsordnung? | 464 | ||
aa) Verteidigung der Rechtsordnung: Grundsätze | 464 | ||
bb) Normspezifische Adaption für die Einstellung nach § 153a StPO | 465 | ||
cc) Spezifizierung der legitimen Justizinteressen | 467 | ||
(1) Grundsatz: Unbeachtlichkeit der Interessiertheit des Normadressaten | 467 | ||
(2) Legitime Justizinteressen I: Streitfragen und Zunahme von Straftaten | 468 | ||
(3) Legitime Justizinteressen II: Streitfragen und Zunahme von Verdachtsfällen | 469 | ||
(4) Legitime Justizinteressen III: konkrete Streitfrage und höchstrichterliche Rechtsprechung | 470 | ||
(5) Streitfragen und Interessen des Verletzten? | 472 | ||
c) Verfolgungsinteressen | 473 | ||
aa) Höchstrichterliche Rechtsprechung: Strafbarkeit (konkrete Streitfrage) | 473 | ||
bb) Abweichende gerichtliche Entscheidung: Strafbarkeit (potentielle Streitfrage) | 474 | ||
cc) Abweichende gerichtliche Entscheidung: Straflosigkeit (potentielle Streitfrage) | 475 | ||
dd) Keine gerichtliche Entscheidung: ungeklärte Rechtslage (potentielle Streitfrage) | 476 | ||
3. Besondere Fallgruppen | 476 | ||
a) Sonderfall I: Interesse an der Klärung außerstrafrechtlicher Rechtsverhältnisse | 476 | ||
b) Sonderfall II: Interesse nach einer revisionsgerichtlichen Klärung | 478 | ||
c) Sonderfall III: Interesse innerhalb eines revisionsgerichtlichen Verfahrens | 478 | ||
IV. Funktion der justiziellen Zustimmungserfordernisse | 479 | ||
C. Folgeüberlegungen | 480 | ||
I. Konsequenzen de lege lata | 480 | ||
1. Harmonisierung flankierender Vorschriften in der Strafprozeßordnung | 481 | ||
a) Erörterungen im Strafverfahren (§§ 160b, 202, 212 StPO) | 481 | ||
b) Notwendige Verteidigung im Ermittlungsverfahren (§§ 140 II, 141 III StPO) | 482 | ||
c) Uneingeschränkte Akteneinsicht (§ 147 StPO) | 482 | ||
2. Anpassungen in den RiStBV | 483 | ||
3. Korrekturen der Rechtsprechung zu § 153a StPO | 485 | ||
4. Beobachtungspflicht des Gesetzgebers | 486 | ||
II. Überlegungen de lege ferenda | 487 | ||
1. Einführung einer normspezifischen Belehrungspflicht | 487 | ||
2. Potentiale und Funktion einer Begründungspflicht | 489 | ||
3. Begrenzung der Auflagenhöhe? | 490 | ||
4. Reevaluation der (revisions-)gerichtlichen Einstellung nnach § 153a II StPO | 491 | ||
5. Neufassung von § 153a StPO | 492 | ||
Zusammenfassung und Ausblick | 496 | ||
Literaturverzeichnis | 503 | ||
Stichwortverzeichnis | 537 |