Universalisierung des Europäischen Zivilverfahrensrechts
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Universalisierung des Europäischen Zivilverfahrensrechts
Die unilaterale Erstreckung des Europäischen Zivilverfahrensrechts auf Drittstaatensachverhalte
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 268
(2020)
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Johannes F. Bachmann studierte Rechtswissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen und war anschließend an der Professur für Bürgerliches Recht, nationales und internationales Zivilverfahrensrecht und Sportrecht – Prof. Dr. Jens Adolphsen – tätig. Nach seinem Referendariat im Bezirk des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main trat er Anfang 2017 in den hessischen Landesdienst ein. Nach Verwendungen am Polizeipräsidium Mittelhessen und dem Hessischen Ministerium des Inneren und für Sport ist er nunmehr am Regierungspräsidium Gießen tätig. Seit 2019 unterrichtet er überdies an der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung.Abstract
Mit dem EuZVR hat sich in den letzten Jahrzehnten eine justizielle Infrastruktur für den Europäischen Binnenmarkt herausgebildet: Einheitliches Internationales Verfahrensrecht gewährt heute allen Marktteilnehmern innerhalb der EU freien Zugang zum Recht und Urteilsfreizügigkeit. Im Verhältnis zu Drittstaaten stellt sich die Situation unübersichtlicher dar: Hier kommen die autonomen Verfahrensrechte der Mitgliedstaaten und völkerrechtliche Verträge zur Anwendung; teilweise aber auch Regelungen des EuZVR. Rechtsschutzlücken, Rechtsunsicherheit und Rechtsunklarheit sind die Folge.Johannes F. Bachmann untersucht die Möglichkeit einer einseitigen Erstreckung des EuZVR auf Drittstaatensachverhalte. Den zentralen Untersuchungsgegenstand bildet dabei die Brüssel Ia-Verordnung. Er kommt zu dem Ergebnis, dass eine Universalisierung des europäischen Rechts nicht nur rechtlich durchführbar ist, sondern gegenüber einer staatsvertraglichen Rechtsvereinheitlichung viele Vorzüge genießt.»Universalization of European Civil Procedural Law. The Unilateral Extension of the European Civil Procedural Law on Third State Situations«Johannes F. Bachmann examines the possibility of a unilateral extension of the EuZVR to third state situations. The central subject of investigation is the Brussels Ia Regulation. He comes to the conclusion that a universalization of European law is not only legally possible, but has many advantages compared to harmonization on basis of international treaties or conventions.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 17 | ||
A. Einführung | 17 | ||
B. Die Aufspaltung des Internationalen Zivilverfahrensrechts in Binnenmarktverfahren und Drittstaatenverfahren | 18 | ||
C. Das autonome Internationale Zivilverfahrensrecht als Störfaktor | 19 | ||
D. Universalisierung des Europäischen Zivilverfahrensrechts | 21 | ||
E. Die Drittstaatenproblematik des Europäischen Zivilverfahrensrechts | 22 | ||
F. Universalisierungsbestrebungen in der Praxis | 24 | ||
G. Staatsvertragliche Rechtsvereinheitlichung als Alternative? | 27 | ||
H. Untersuchungsgegenstand | 29 | ||
I. Aufbau der Arbeit | 29 | ||
Kapitel 1: Grundlagen | 30 | ||
A. Grundzüge des Internationalen und Europäischen Zivilverfahrensrechts | 30 | ||
I. Grundlagen des Internationalen Zivilverfahrensrechts | 30 | ||
1. Herkunft des Internationalen Zivilverfahrensrechts | 30 | ||
2. Regelungsgegenstände des Internationalen Zivilverfahrensrechts | 31 | ||
a) Internationale Zuständigkeit | 31 | ||
b) Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Entscheidungen | 33 | ||
c) Verfahrenskoordination z. B. durch Rechtshängigkeitsregelungen | 35 | ||
d) Regelungsbereiche die Durchführung von auslandsbezogenen Verfahren betreffend | 36 | ||
3. Internationalisierung des autonomen Internationalen Zivilverfahrensrechts | 37 | ||
4. Europäisierung des Internationalen Zivilverfahrensrechts | 40 | ||
II. Das IZVR zwischen Staats- und Parteiinteressen | 40 | ||
1. Das Gegenseitigkeitsprinzip | 41 | ||
2. Der Justizgewährungsanspruch des Klägers | 43 | ||
3. Die Gerichtspflichtigkeit des Beklagten | 44 | ||
4. Das Spannungsfeld der Parteiinteressen | 44 | ||
III. Die Entwicklung des Europäischen Zivilverfahrensrechts | 45 | ||
B. Universalisierung des Europäischen Zivilverfahrensrechts | 48 | ||
I. Universalisierung durch Erstreckung des räumlichen Geltungsbereichs | 49 | ||
1. Räumlicher Geltungsbereich: Allgemeine Begriffsbestimmung | 50 | ||
2. Räumlicher Geltungsbereich des EuZVR | 50 | ||
a) Grundsatz | 51 | ||
b) Ausnahmen | 52 | ||
aa) Dänemark | 52 | ||
bb) Großbritannien und Irland | 53 | ||
3. Multilaterale Universalisierung des räumlichen Geltungsbereichs | 53 | ||
a) Das Spannungsfeld staatsvertraglicher Rechtsvereinheitlichung | 54 | ||
aa) Die Europäische Union als Wertegemeinschaft | 54 | ||
bb) Heterogenität auch innerhalb der Wertegemeinschaft „Europäische Union“: Die Auswirkungen auf das Primär- und das Sekundärrecht | 55 | ||
(1) Auswirkungen auf das Primärrecht | 55 | ||
(2) Auswirkungen auf das Sekundärrecht: Der Mechanismus der Verstärkten Zusammenarbeit | 56 | ||
cc) Zwischenergebnis | 58 | ||
b) Die Bemühungen der Haager Konferenz um ein weltweites Übereinkommen zur Internationalen Zuständigkeit, Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Entscheidungen | 59 | ||
c) Die Gemeinschaftskompetenz als Ende staatsvertraglicher Rechtsvereinheitlichung – auch in Bezug auf Drittstaatensachverhalte? | 64 | ||
aa) Die Abendstunde der „europäischen Staatsverträge“? | 65 | ||
bb) Marginalisierung der Haager Konferenz auch bei Drittstaatensachverhalten? | 66 | ||
cc) Ausschließliche Außenkompetenz der Union: Das Ende staatsvertraglicher Rechtsvereinheitlichung durch die Mitgliedstaaten? | 67 | ||
II. Universalisierung durch Erstreckung des räumlich-persönlichen Anwendungsbereichs | 69 | ||
1. Der räumlich-persönliche Anwendungsbereich: Allgemeine Begriffsbestimmung | 70 | ||
2. Räumlich-persönlicher Anwendungsbereich des EuZVR | 70 | ||
3. Unilaterale Universalisierung des räumlich-persönlichen Anwendungsbereichs | 70 | ||
4. Die Universalisierung des Internationalen Privatrechts als Vorbild? | 71 | ||
a) Universalisierung des IPR durch allseitige Kollisionsnormen als Regelfall | 72 | ||
b) Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen IZVR und IPR | 75 | ||
C. Zusammenfassung | 77 | ||
Kapitel 2: Kompetenz für eine Universalisierung des EuZVR | 78 | ||
A. Die allgemeinen Kompetenzausübungsvoraussetzungen des Art. 81 AEUV | 80 | ||
I. Der grenzüberschreitende Bezug | 81 | ||
1. Einschränkende Auslegung: Beschränkung auf intrakommunitäre Sachverhalte | 81 | ||
2. Wortlautauslegung: Umfassendes Begriffsverständnis | 82 | ||
3. Erweiternde Auslegung: Potentiell grenzüberschreitende Sachverhalte | 82 | ||
4. Bewertung der „primärrechtlichen Drittstaatenproblematik“ | 83 | ||
5. Exkurs: (Keine) Kompetenz zur Regelung von Inlandssachverhalten? | 85 | ||
II. Der Binnenmarktbezug | 87 | ||
III. Zwischenergebnis | 89 | ||
B. Kompetenztitel für eine Universalisierung des EuZVR | 89 | ||
I. Internationale Zuständigkeit, Rechtshängigkeit, weitere Regelungsgebiete des IZVR | 90 | ||
II. Anerkennung und Vollstreckung drittstaatlicher Entscheidungen | 90 | ||
1. Art. 81 II lit. a AEUV als lex specialis? | 92 | ||
2. Art. 81 II lit. f und e AEUV | 93 | ||
C. Beschränkung der Kompetenzausübung durch Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsprinzip | 93 | ||
I. Beschränkungen durch das Subsidiaritätsprinzip, Art. 5 III EUV | 94 | ||
II. Beschränkungen durch Verhältnismäßigkeitsprinzip, Art. 5 IV EUV | 96 | ||
D. Zusammenfassung | 100 | ||
Kapitel 3: Die Universalisierung der Brüssel Ia-Verordnung | 101 | ||
A. Vorbemerkungen | 101 | ||
I. Untersuchungsgegenstand | 101 | ||
II. Untersuchungsmethode | 101 | ||
III. Der räumlich-persönliche Anwendungsbereich der Brüssel Ia-Verordnung | 101 | ||
B. Das Zuständigkeitssystem der Brüssel Ia-Verordnung | 102 | ||
I. Überblick | 103 | ||
II. Allgemeine Funktionsweise | 104 | ||
III. Der Beklagtenwohnsitz als zentraler Anknüpfungspunkt des Zuständigkeitssystems | 104 | ||
1. Der Beklagtenwohnsitz als Regelanknüpfung für den allgemeinen Gerichtsstand | 105 | ||
2. Der Beklagtenwohnsitz als bestimmendes Prinzip für die besonderen Gerichtsstände | 106 | ||
a) Sinn und Zweck besonderer Gerichtsstände: Besonderheit der Brüssel Ia-VO | 107 | ||
aa) Exkurs: Gründe für die Schaffung von Gerichtsständen, die vom allgemeinen Gerichtsstand abweichen | 107 | ||
bb) Besonderheit bei der Ausgestaltung der besonderen Gerichtsstände in der Brüssel Ia-Verordnung | 108 | ||
b) Modifikation der besonderen Gerichtsstände in der Brüssel Ia-VO | 110 | ||
aa) Privilegierung von Beklagten mit mitgliedstaatlichem Wohnsitz | 111 | ||
bb) Nachteile für den Kläger mit mitgliedstaatlichem Wohnsitz | 112 | ||
cc) Diskriminierung von Beklagten mit Drittstaatenwohnsitz | 113 | ||
(1) Diskriminierung von Drittstaatenangehörigen | 114 | ||
(2) Diskriminierung von Unionsbürgern | 114 | ||
IV. Zuständigkeiten, bei denen der Wohnsitz irrelevant ist | 115 | ||
1. Die ausschließlichen Gerichtsstände des Art. 24 Brüssel Ia-VO | 115 | ||
2. Die Gerichtsstandsvereinbarung als grundsätzlich ausschließlicher Gerichtsstand | 119 | ||
a) Keine Prorogation drittstaatlicher Gerichte gem. Art. 25 Brüssel Ia-VO | 120 | ||
b) Regelung des Derogationsaspekts durch Art. 25 Brüssel Ia-VO? | 121 | ||
3. Die Schutzgerichtsstände für üblicherweise schwächere Parteien | 121 | ||
a) Klagen gegen die typischerweise schwächere Partei | 122 | ||
b) Klagen durch die typischerweise schwächere Partei | 122 | ||
V. Zwischenergebnis | 123 | ||
VI. Universalisierung des Zuständigkeitssystems: Der Kommissionsvorschlag KOM (2010) 748 endg. | 124 | ||
1. Allgemeine Vorschriften | 124 | ||
2. Besondere Gerichtsstände | 125 | ||
3. Neue Zuständigkeiten für Drittstaatensachverhalte | 126 | ||
a) Die subsidiäre Zuständigkeit nach Art. 25 Brüssel I-E | 126 | ||
aa) Der deutsche Vermögensgerichtstand, § 23 ZPO | 127 | ||
bb) Die europäische Renaissance des Vermögensgerichtsstands | 128 | ||
b) Die Notzuständigkeit nach Art. 26 Brüssel I-E | 129 | ||
VII. Stellungnahme und Vorschlag | 130 | ||
C. Das Anerkennungs- und Vollstreckungssystem der Brüssel Ia-Verordnung | 131 | ||
I. Anerkennung und Vollstreckung mitgliedstaatlicher Entscheidungen nach der Brüssel-Ia-Verordnung | 135 | ||
1. Überblick | 135 | ||
2. Allgemeine Funktionsweise | 136 | ||
a) Anerkennung | 136 | ||
aa) Automatische – „ipso-iure“ – Anerkennung | 136 | ||
bb) Selbständiges Anerkennungsfeststellungsverfahren | 137 | ||
cc) Formelle Voraussetzungen für die Anerkennung | 137 | ||
b) Vollstreckung | 138 | ||
c) Anerkennungsversagungsgründe | 139 | ||
aa) Verstoß gegen den ordre public | 139 | ||
bb) Fehlendes rechtliches Gehör | 143 | ||
cc) Unvereinbare Entscheidungen | 143 | ||
dd) (Keine) Nachprüfung der Zuständigkeit | 144 | ||
ee) Nationale Vollstreckungsversagungsgründe | 144 | ||
II. Anerkennung und Vollstreckung drittstaatlicher Entscheidungen nach autonomen deutschem Recht | 145 | ||
1. Überblick | 145 | ||
2. Allgemeine Funktionsweise | 146 | ||
a) Anerkennung nach deutschem Recht | 146 | ||
aa) Internationale Anerkennungszuständigkeit und Spiegelbildprinzip | 146 | ||
bb) Verletzung des rechtlichen Gehörs | 147 | ||
cc) Entgegenstehende Rechtskraft oder Rechtshängigkeitseinwände | 148 | ||
dd) Verstoß gegen den ordre-public-Vorbehalt | 149 | ||
ee) Keine Verbürgung der Gegenseitigkeit | 149 | ||
3. Vollstreckung – genauer Vollstreckbarerklärung – nach deutschem Recht | 149 | ||
III. Universalisierung durch Vergemeinschaftung der Regelungen über Anerkennung und Vollstreckung drittstaatlicher Entscheidungen | 151 | ||
1. Historie der Universalisierungsbestrebungen | 151 | ||
2. Der Vorschlag der EGPIL | 153 | ||
3. Schlussfolgerungen für einen Regelungsvorschlag – Anerkennung | 155 | ||
a) Grundsätze | 156 | ||
aa) ipso iure – Anerkennung | 156 | ||
bb) Verbot der révision au fond | 156 | ||
cc) Katalog von Anerkennungsversagungsgründen | 156 | ||
b) Vorschlag | 158 | ||
4. Schlussfolgerungen für einen Regelungsvorschlag – Vollstreckung | 158 | ||
a) Grundsätze | 159 | ||
b) Vorschlag | 159 | ||
5. Fazit | 159 | ||
D. Partielle Universalisierung der Brüssel Ia-Verordnung: Die Einfügung der Art. 71a–71d Brüssel Ia-VO | 160 | ||
I. Die Reform der Reform: VO (EU) Nr. 542/2014 | 160 | ||
II. Gemeinsame Gerichte gem. Art. 71a Brüssel Ia-VO | 161 | ||
III. Internationale Zuständigkeit der gemeinsamen Gerichte, Art. 71b Brüssel Ia-VO | 162 | ||
1. Grundsatz: Klagen gegen Beklagte mit mitgliedstaatlichem Wohnsitz | 162 | ||
2. Sonderfall: Klagen gegen Beklagte mit drittstaatlichem Wohnsitz | 162 | ||
E. Die Regelungen zur Verfahrenskoordination in der Brüssel Ia-Verordnung | 164 | ||
I. Verfahrenskoordination mitgliedstaatlicher Verfahren | 165 | ||
1. Verfahrenskoordination durch Rechtshängigkeitsregelungen, Art. 29, 32 Brüssel Ia-VO | 165 | ||
a) Allgemeine Funktionsweise: Prioritätsprinzip | 165 | ||
b) Identität des Streitgegenstands | 165 | ||
c) Zeitpunkt der Rechtshängigkeit | 166 | ||
2. Verfahrenskoordination bei konnexen Verfahren, Art. 30 Brüssel Ia-VO | 167 | ||
II. Verfahrenskoordination drittstaatlicher Verfahren | 168 | ||
1. Verfahrenskoordination durch Rechtshängigkeitsregelungen, Art. 33 Brüssel Ia-VO | 168 | ||
a) Allgemeine Voraussetzungen | 169 | ||
b) Besondere Voraussetzungen | 169 | ||
c) Fortsetzung des Verfahrens, Art. 33 II Brüssel Ia-VO | 170 | ||
d) Einstellung des Verfahrens, Art. 33 III Brüssel Ia-VO | 171 | ||
2. Verfahrenskoordination bei konnexen Verfahren, Art. 34 Brüssel Ia-VO | 171 | ||
3. Reformüberlegungen | 172 | ||
F. Fazit | 172 | ||
Kapitel 4: Exkurs: Das Vereinigte Königreich nach dem Brexit | 173 | ||
A. Vorbemerkung | 173 | ||
B. Der Brexit und seine Folgen | 174 | ||
I. Das Austrittsrecht nach Art. 50 EUV in Theorie und Praxis | 174 | ||
II. Die Auswirkungen des Brexits auf das europäische IZVR und IPR | 177 | ||
III. Ein Wiederaufleben des EuGVÜ? | 178 | ||
IV. Die Perspektiven des Vereinigten Königreichs | 181 | ||
V. Fazit | 183 | ||
Kapitel 5: Fazit | 184 | ||
Literatur | 186 | ||
Sachverzeichnis | 200 |