Die Kodifikation von Internal Investigations
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Die Kodifikation von Internal Investigations
Ein Vorschlag zum Ausgleich von Mitarbeiterrechten, Unternehmensinteressen und der Effektivität der Strafverfolgung
Kölner Kriminalwissenschaftliche Schriften, Vol. 74
(2021)
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Carolin Linda Baranowski hat Rechtswissenschaften in Köln und Sevilla studiert. Studienbegleitend arbeitete sie am Lehrstuhl für Arbeits- und Wirtschaftsrecht der Universität zu Köln, an dem sie schließlich ihre Dissertation anfertigte. Unterstützt wurde sie durch ein Promotionsstipendium der Rechtsanwaltskanzlei Loschelder in Köln. Derzeit absolviert sie den juristischen Vorbereitungsdienst mit Stationen in Köln, Düsseldorf, Berlin und Bangkok.Abstract
Internal Investigations gelten heute als unentbehrlicher Teil eines effektiven Compliance-Management-Systems. Angesichts dieser Entwicklung beabsichtigt der Gesetzgeber, gewisse Grundregeln zu kodifizieren. Unter kritischer Würdigung dessen unterbreitet die Arbeit einen eigenen Vorschlag für die gesetzliche Ausgestaltung interner Ermittlungen. Dafür beleuchtet sie geltende arbeits- und datenschutzrechtliche Vorgaben. Folgenreich ist die Erkenntnis, dass sich ein Mitarbeiter gegenüber seinem Arbeitgeber grundsätzlich selbst belasten muss. Es gilt daher sicherzustellen, dass seine Auskunft nicht zweckwidrig in einem eigenen Strafverfahren gegen ihn verwendet wird.Selbst wenn interne Ermittlungen durch Rechtsanwälte durchgeführt werden, sind die Befragungsprotokolle laut BVerfG vom 27.06.2018 nicht zwingend beschlagnahmefrei. Das Mandat birgt zwar ein Verwertungsverbot zugunsten des mandatierenden Unternehmens nach § 160a Abs. 1 S. 2 StPO, nicht aber zugunsten des einzelnen Mitarbeiters. Für ihn ist ein absolutes, selbstständiges Beweisverwertungsverbot zu schaffen.»The Codification of Internal Investigations. A Proposal to Harmonize Employee Rights, Corporate Interests and the Effectiveness of Law Enforcement«Nowadays, internal investigations are considered an indispensable part of an effective compliance management system. In view of this development, the legislator intends to codify certain principles. Under critical appraisal, the study makes its own proposal for the legal design of internal investigations. In addition to the guarantee of labour and data protection standards, an absolute, independent exclusion of evidence in favour of an employee, who must incriminate himself during an employee interview, is to be created.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Teil 1: Einführung und Problemaufriss | 15 | ||
Kapitel 1: Internal Investigations als fester Bestandteil der Unternehmenswirklichkeit | 15 | ||
§ 1 Terminologie | 16 | ||
§ 2 Gründe und Ziele | 18 | ||
A. Pflichtenerfüllung | 18 | ||
B. Schadensminimierung | 19 | ||
C. Sanktionsmilderung | 20 | ||
I. Die Durchführung interner Ermittlungen als Milderungsgrund | 20 | ||
1. Sanktionsrecht der Unternehmen de lege lata | 21 | ||
2. Sanktionsmildernde Berücksichtigung interner Ermittlungen | 21 | ||
II. Die Kooperationsbereitschaft des Unternehmens als Milderungsgrund | 24 | ||
Kapitel 2: Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes | 25 | ||
§ 1 Die Mitarbeiterbefragung als Konfliktherd interner Ermittlungen | 25 | ||
A. Das Aussagedilemma als Kernproblematik | 26 | ||
B. Notwendigkeit allgemeiner Verfahrensregeln | 27 | ||
§ 2 Motivation und Ziel der Untersuchung | 28 | ||
Teil 2: Das Aussagedilemma – Ursprung, Entstehung und Grenzfindung | 29 | ||
Kapitel 1: Ursprung: Die Mitarbeiterbefragung im Rahmen des Arbeitsverhältnisses | 29 | ||
§ 1 Datenschutzrechtliche Legitimation nach § 26 Abs. 1 BDSG | 30 | ||
A. § 26 BDSG in den Grenzen des Art. 88 DS-GVO | 31 | ||
B. Anforderungen des § 26 Abs. 1 BDSG | 32 | ||
I. Umgang mit dem Erfordernis „tatsächlicher Anhaltspunkte“ | 33 | ||
II. Umgang mit dem Erfordernis der „Straftat“ | 33 | ||
1. Subsumtion unterstrafgesetzlicher Verstöße unter § 26 Abs. 1 S. 1 BDSG | 34 | ||
2. Stellungnahme | 36 | ||
C. Allgemeine Vorgaben der DS-GVO | 37 | ||
D. Fazit zu den Vorgaben des Datenschutzrechts für die Mitarbeiterbefragung | 37 | ||
§ 2 Teilnahmeverpflichtung | 39 | ||
A. Grundlagen und Grenzen nach §§ 106 GewO, 241 Abs. 2, 315 BGB | 39 | ||
B. Teilnahmeverpflichtung gegenüber externen Ermittlungspersonen | 40 | ||
§ 3 Auskunftspflicht | 40 | ||
A. Der nemo-tenetur-Grundsatz im Arbeitsrecht | 41 | ||
I. Hintergrund und Herleitung | 42 | ||
II. Schutzbereich und Rechtsnatur | 44 | ||
III. Zur Geltung im Arbeitsrecht | 46 | ||
1. Geltung als verfahrensbezogenes Abwehrrecht zwischen Privaten | 46 | ||
a) Mittelbare Drittwirkung von Grundrechten | 47 | ||
b) Mittelbare Drittwirkung als verfahrensbezogenes Abwehrrecht | 49 | ||
2. Verbleibende Geltung über die freiheitsgrundrechtlichen Teilaspekte | 50 | ||
3. Fazit zur Geltung des nemo-tenetur-Grundsatzes in der Mitarbeiterbefragung | 51 | ||
B. Vorgaben und Grenzen des einfachen Rechts | 51 | ||
I. Zur Hinzuziehung prozessualer Grenznormen | 52 | ||
1. Verfahrensrechtliche Zeugnis- und Auskunftsverweigerungsrechte | 52 | ||
2. Darlegungs- und Beweislast nach § 1 Abs. 2 S. 4 KSchG | 53 | ||
II. Grenzziehung nach den Grundsätzen des Arbeitsrechts | 54 | ||
1. Meinungsbild | 55 | ||
a) Aussagen über den eigenen Aufgabenbereich, §§ 666, 675 BGB | 55 | ||
b) Aussagen über Inhalte außerhalb des eigenen Aufgabenbereichs, §§ 242, 241 Abs. 2 BGB | 56 | ||
2. Argumente und Evaluation | 57 | ||
a) Ablehnung pauschaler Ansätze | 57 | ||
b) Arbeitsrechtliche Selbstbelastungspflicht als Regelfall | 60 | ||
C. Auskunftspflicht gegenüber externen Ermittlungspersonen | 62 | ||
D. Fazit zur arbeitsrechtlichen Auskunftspflicht | 63 | ||
§ 4 Verfahrensanforderungen | 64 | ||
A. Thesen der BRAK zum Unternehmensanwalt im Strafrecht | 64 | ||
B. Rechtliche Gebotenheit der vorgeschlagenen Verfahrensanforderungen | 65 | ||
I. Rechtsgrundlage und Prüfungsmaßstab | 66 | ||
II. Abwägung der einzelnen Thesenvorschläge | 68 | ||
1. Möglichkeit der Anwaltskonsultation | 68 | ||
2. Protokollführung und Einsichtnahmerecht | 71 | ||
3. Belehrungspflichten | 73 | ||
III. Folgen der Missachtung einschlägiger Verfahrensanforderungen | 75 | ||
1. Folgen für die Beweisverwertung | 75 | ||
2. Folgen für die Privilegierung des Unternehmens | 76 | ||
§ 5 Betriebsratsrechte | 76 | ||
A. Informationsrecht, § 80 Abs. 2 S. 1 BetrVG | 76 | ||
B. Mitbestimmungsrechte | 77 | ||
I. § 87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG | 77 | ||
II. § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG | 79 | ||
III. § 94 Abs. 1 S. 1 BetrVG | 80 | ||
C. Anwesenheitsrecht, § 82 Abs. 2 S. 2 BetrVG | 81 | ||
D. Folgen der Missachtung des einschlägigen § 80 Abs. 2 S. 1 BetrVG | 81 | ||
§ 6 Motivations- und Druckmittel | 81 | ||
A. Arbeitsrechtliche Sanktionsmittel | 82 | ||
B. Amnestieprogramme | 85 | ||
§ 7 Befragungen unter Einflussnahme der Staatsanwaltschaft | 86 | ||
§ 8 Fazit zur Behandlung des Aussagedilemmas auf der Ebene des Arbeitsrechts | 89 | ||
Kapitel 3: Lösung des Aussagedilemmas durch die Neuregelung interner Ermittlungen | 150 | ||
§ 1 Gesamtheitliche Regelung interner Ermittlungen nach dem Vorbild von Moosmayer und Petrasch | 150 | ||
A. Inhalt und Kernelemente | 151 | ||
B. Stellungnahme und alternative Regelungsweise | 152 | ||
I. Verfahrensregeln für interne Untersuchungen | 152 | ||
II. Hinzuziehung von Rechts- oder Syndikusrechtsanwälten | 153 | ||
1. Das „Gesetz zur Neuordnung des Rechts der Syndikusanwälte“ | 154 | ||
2. Kritik an der Ausnahme der Syndizi aus den legal privileges | 156 | ||
3. Eigener Regelungsvorschlag | 159 | ||
III. Strafprozessuale Grenzziehung zugunsten des einzelnen Mitarbeiters | 159 | ||
1. Eigener Regelungsvorschlag eines absoluten, selbstständigen Beweisverwertungsverbots | 160 | ||
a) Der Markstein des § 97 Abs. 1 S. 3 InsO | 163 | ||
b) Möglichkeit der analogen Anwendung des § 97 Abs. 1 S. 3 InsO | 165 | ||
aa) Auskunftspflicht gegenüber einer geschädigten Privatperson | 165 | ||
bb) Zur Voraussetzung einer „gesetzlichen“ Auskunftspflicht | 165 | ||
cc) Berechtigte Interessen eines privaten Auskunftsgläubigers | 167 | ||
dd) Einfluss staatlichen Zwangs | 167 | ||
c) Möglichkeit der wertungsmäßigen Anwendung des § 97 Abs. 1 S. 3 InsO | 169 | ||
d) Neuregelung eines absoluten, selbstständigen Beweisverwertungsverbots auf der Grundlage von Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG | 173 | ||
e) Vorzüge gegenüber sonstigen dogmatischen Anknüpfungspunkten | 173 | ||
aa) § 136a Abs. 3 S. 2 StPO analog | 173 | ||
bb) Nemo-tenetur im engeren Sinne oder fair-trial | 174 | ||
2. Reichweite des absoluten, selbstständigen Beweisverwertungsverbots | 176 | ||
a) Ausgestaltung in § 97 InsO | 176 | ||
b) Ausgestaltung im Zuge der Neuregelung | 178 | ||
aa) Verwertungs- oder Verwendungsverbot | 179 | ||
bb) Verbleibende Kooperationsmöglichkeiten des Unternehmens mit der Staatsanwaltschaft | 182 | ||
3. Widerspruchs- oder Zustimmungslösung | 184 | ||
4. Formulierungsvorschlag | 186 | ||
IV. Festlegung des Milderungsgrundes der Kooperation | 187 | ||
C. Persönlicher Anwendungsbereich | 188 | ||
I. Diskussionsstand | 188 | ||
II. Erweiterung des Anwendungsbereichs auf Einzelkaufleute | 189 | ||
1. Geltung festgestellter Verfahrensanforderungen | 189 | ||
2. Übertragbarkeit der Wertentscheidung zugunsten eines Verwertungsverbots | 189 | ||
3. Fazit zur Erweiterung des Anwendungsbereichs auf Einzelkaufleute | 191 | ||
III. Verortung im Rechtssystem | 191 | ||
§ 2 Eigener Regelungsvorschlag eines § 618a BGB n.F. | 192 | ||
Teil 3: Zusammenfassung | 194 | ||
Kapitel 1: Wesentliche Ergebnisse der Arbeit | 194 | ||
Kapitel 2: Ausblick – Referentenentwurf eines Verbandssanktionengesetzes | 196 | ||
§ 1 Auskunftsverweigerungsrecht des Mitarbeiters | 197 | ||
§ 2 Verfahrensregeln und Sanktionsmilderung | 200 | ||
§ 3 Verortung im Rechtssystem | 202 | ||
Kapitel 3: Schlussbetrachtung | 202 | ||
Literaturverzeichnis | 204 | ||
Sachverzeichnis | 228 |