Die Urteilsverkündungsfrist im strafrechtlichen Revisionsverfahren
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Die Urteilsverkündungsfrist im strafrechtlichen Revisionsverfahren
Eine Untersuchung der §§ 356, 268 III 2 StPO vor dem Hintergrund der Entscheidung RGSt 27, 116
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 279
(2021)
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About The Author
Der Autor studierte ab 2005 an der Universität Bielefeld Rechtswissenschaft mit einem öffentlich-rechtlichen Schwerpunkt. Das Referendariat absolvierte er im Anschluss an das Studium im LG-Bezirk Essen und er kehrte danach für die Promotion nach Bielefeld und an den Lehrstuhl von Prof. Dr. Stephan Barton als wissenschaftlicher Mitarbeiter zurück. In dieser Zeit arbeitete der Autor außerdem sowohl in der akademischen Studienberatung der Fakultät für Rechtswissenschaft als auch am Lehrstuhl von Prof. Dr. Anne Sanders M. Jur. (Oxford) im Bereich der Justizforschung, wo er sich mit Themen wie juristischer Methodik und richterlicher Unabhängigkeit beschäftigte.Abstract
Gilt die Frist zur Urteilsverkündung nach § 268 III 2 StPO auch für die strafrechtliche Revisionshauptverhandlung? Das Reichsgericht hat diese Frage schon 1895 in RGSt 27, 116 verneint und begründet dies mit einer Unterschiedlichkeit der Hauptverhandlungen vor dem Tat- und dem Revisionsgericht. Auf § 356 StPO, der ein anderes Ergebnis nahelegt, geht es in seiner Entscheidung nicht ein. Grund genug, den Norminhalt der §§ 356, 268 III 2 StPO näher zu beleuchten. In drei Untersuchungen wird das Thema theoretisch, empirisch und schließlich praktisch betrachtet. Mittels der juristischen Methodik wird zuerst das Gebotsziel bestimmt. Dabei kommt die Arbeit zu dem eindeutigen Ergebnis, dass die Elftagefrist des § 268 III 2 StPO auch für das Revisionsverfahren gilt. In einer auf BGH-Nack aufbauenden Studie, wird dann die Praxis des BGH bezüglich der Frist von 1999 bis 2016 untersucht, bevor schließlich die beschränkten Möglichkeiten des Rechtsschutzes gegen diese ungesetzliche Praxis erörtert werden.»The Time Frame to Pronounce Judgement after Criminal Trials and its Applicability in Appellate Court Proceedings on Questions of Law«: The study investigates if the term to pronounce a sentence within eleven days after the hearing, according to § 268 III 2 StPO, applies to trials held in front of the German Federal Court of Justice as appellate court when it is only deciding on questions of law. The Supreme Court of the German Reich denied that in 1895 and it is still handled this way though § 356 StPO demands differently. The study discusses these questions from a normative, empirical, and practical perspective.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Erstes Kapitel: Einführung | 19 | ||
A. Einleitung | 19 | ||
B. Forschungsgegenstand und Forschungsstand | 22 | ||
C. Erkenntnisinteresse und Vorgehen der Bearbeitung | 24 | ||
D. Kurz: Zum Fristenbegriff | 27 | ||
Zweites Kapitel: Normativer Inhalt der Vorschriften | 31 | ||
A. Auslegung der Vorschrift des § 356 StPO im Hinblick auf die Urteilsverkündungsfrist und im Kontext von RGSt 27, 116 | 31 | ||
I. Grundlagen | 32 | ||
1. Bestandsaufnahme: Die Entscheidung RGSt 27, 116 | 32 | ||
a) Das methodische Vorgehen des Reichsgerichts | 33 | ||
b) Analyse, Fragen und Angriffspunkte | 36 | ||
2. Zu den Koordinaten der Auslegung – Eine Positionierung | 39 | ||
a) Gegenstand der Auslegung: Zwischen objektiver und subjektiver Auslegungstheorie | 43 | ||
aa) Zum Streitstand | 45 | ||
(1) Die objektive Auslegungstheorie | 47 | ||
(2) Die subjektive Auslegungstheorie | 49 | ||
(3) Vermittelnde Ansichten | 50 | ||
(4) Das Für und Wider | 50 | ||
(a) Das „hermeneutische Argument“ | 51 | ||
(b) Das „Formargument“ bzw. „Willensargument“ | 52 | ||
(c) Das „Vertrauensargument“ | 54 | ||
(d) Das „Ergänzungsargument“ oder „Rechtsfortbildungsargument“ | 55 | ||
bb) Stellungnahme | 57 | ||
b) Zu den Problemen der Auslegungsmittel | 59 | ||
aa) Exkurs: Lösungssuche bei den Ursprüngen des Auslegungskanons | 61 | ||
bb) Schlussfolgerungen | 65 | ||
c) Konsequenzen für die Bearbeitung | 66 | ||
II. Die Auslegung im Einzelnen | 69 | ||
1. Auslegung nach dem Wortlaut | 70 | ||
a) Subjekt des Normsatzes – „Die Verkündung des Urteils“ als Verweisungsgegenstand | 72 | ||
b) Prädikat des Normsatzes – „erfolgt“ | 72 | ||
c) Objekt des Normsatzes – „nach Maßgabe des § 268“ als Rechtsfolge | 74 | ||
d) Ergebnis zur Wortlautauslegung | 77 | ||
2. Systematische Auslegung | 80 | ||
a) Zur Systemfrage des inneren Systems | 81 | ||
aa) Systembegriff: Hin zu einem teleologischen Systemverständnis | 81 | ||
bb) Koordinaten des teleologischen Systems | 84 | ||
(1) Systembeziehung | 84 | ||
(2) Die Rolle der Prinzipien im System | 86 | ||
(a) Die Ansicht nach Canaris/Larenz | 86 | ||
(b) Die Ansätze nach Alexy und seiner Prinzipientheorie | 88 | ||
(3) Prinzipiengewinnung | 90 | ||
(4) Systemeigenschaften: Offenheit und Beweglichkeit | 91 | ||
cc) Parameter für die weitere Auslegung | 93 | ||
b) Äußere Systematik des § 356 StPO | 96 | ||
aa) Die äußere Systematik innerhalb der StPO | 96 | ||
bb) Die äußere Systematik im weiteren normativen Gefüge | 100 | ||
(1) Zusammenhang mit weiteren Bundesgesetzen | 100 | ||
(2) Bezug zum Verfassungsrecht | 102 | ||
(3) Völkerrechtliche Bezüge | 103 | ||
(a) Europarecht: EMRK und EU-GRCh | 103 | ||
(b) Weiteres Völkerrecht: AEMR und IPbpR | 105 | ||
cc) Schlussfolgerungen | 107 | ||
c) Innere Systematik des § 356 StPO und Systembildung | 110 | ||
aa) Zu den Prinzipien der Hauptverhandlung | 111 | ||
(1) Öffentlichkeit | 111 | ||
(2) Mündlichkeit und Unmittelbarkeit | 114 | ||
(3) Konzentration und Beschleunigungsgrundsatz | 117 | ||
(4) Weitere Prinzipien | 123 | ||
(a) Persönlichkeitsschutz | 123 | ||
(b) Schriftlichkeitsprinzip der Revisionshauptverhandlung? | 124 | ||
(5) Zusammenfassung | 130 | ||
bb) Systembildung | 130 | ||
d) Ergebnis zur systematischen Auslegung | 135 | ||
3. Historisch-genetische Auslegung | 136 | ||
a) Vom Entwurf bis zur Verkündung | 138 | ||
aa) Zum historischen Kontext | 139 | ||
bb) Vom Entwurf einer RStPO im Bundesrat bis zur Beratung im Reichstag | 140 | ||
cc) Erkenntnisse aus den Motiven und Beratungen zum Entwurf – Von der Reichstagsvorlage bis zur Verkündung | 143 | ||
(1) Bedeutung der Konzentrationsmaxime | 145 | ||
(2) Verständnis von der Revisionshauptverhandlung | 147 | ||
(3) Die Entwicklung des § 226 RStPO-E im Verhältnis zu § 191 RStPO-E | 150 | ||
(4) Die Entwicklung des § 396 RStPO | 158 | ||
dd) Zwischenergebnis zur historisch-genetischen Auslegung | 161 | ||
b) Die weiteren Entwicklungen nach 1879 | 163 | ||
aa) Die Veränderung der Frist des § 268 III 2 StPO | 166 | ||
(1) Von „spätestens mit Ablauf einer Woche“ zu „spätestens am vierten Tage“ – Die Änderung durch das Vereinheitlichungsgesetz (1950) | 166 | ||
(2) Von „spätestens am vierten Tage“ zu „spätestens am elften Tage“ – Die Änderung durch das 1. StVRG (1974) | 168 | ||
(3) Von „spätestens am elften Tage“ zu „spätestens zwei Wochen“? – Die zu erwartende Änderung durch das Gesetz zur Fortentwicklung der StPO und zur Änderung weiterer Vorschriften (2021) | 170 | ||
bb) Blick auf die Veränderung der Frist des § 229 StPO | 172 | ||
cc) Schlüsse aus dem Vergleich der Unterbrechungs- und Verkündungsfrist | 173 | ||
c) Ergebnis zur historisch-genetischen Auslegung | 176 | ||
4. Teleologische Auslegung? | 178 | ||
a) Reflektionen zum hiesigen Fall | 180 | ||
b) Ergebnis in Bezug auf eine teleologische Auslegung | 184 | ||
5. Gesamtwürdigung der Auslegungsmittel | 185 | ||
6. Anwendbarkeit der ursprünglichen gesetzgeberischen Vorstellung | 187 | ||
III. Zwischenergebnis | 188 | ||
B. Zur Möglichkeit einer teleologischen Reduktion des § 356 StPO | 189 | ||
C. Fazit | 191 | ||
Drittes Kapitel: Statistische Fallzahlen | 193 | ||
A. Datengrundlage | 193 | ||
B. Vorgehen | 194 | ||
C. Auswertung | 197 | ||
I. Daten zum 1. Strafsenat | 200 | ||
II. Daten zum 2. Strafsenat | 201 | ||
III. Daten zum 3. Strafsenat | 202 | ||
IV. Daten zum 4. Strafsenat | 203 | ||
V. Daten zum 5. Strafsenat | 204 | ||
VI. Gesamtbetrachtung | 205 | ||
D. Ergebnisse | 206 | ||
Viertes Kapitel: Rechtsschutz (des Angeklagten) | 207 | ||
A. Ausgangslage | 208 | ||
B. Zu den einzelnen Möglichkeiten des Rechtsschutzes | 211 | ||
I. Ordentliche Rechtsbehelfe | 211 | ||
1. Zwischenrechtsbehelf des § 238 II StPO | 212 | ||
2. Die Rechtsmittel der StPO | 215 | ||
3. Ergebnis | 216 | ||
II. Außerordentliche Rechtsbehelfe | 216 | ||
1. Rechtsbehelfe gegen Gehörsverletzungen nach Art. 103 I 2 GG | 217 | ||
a) Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, § 33a StPO | 219 | ||
b) Anhörungsrüge, § 356a StPO | 221 | ||
c) Ergebnis | 224 | ||
2. Verfassungsbeschwerde | 224 | ||
a) Gedanken zur Zulässigkeit der Verfassungsbeschwerde | 225 | ||
b) Begründetheit: Die Verletzung von Grundrechten oder grundrechtsgleichen Rechten | 226 | ||
aa) Justizgrundrechte | 228 | ||
bb) Freiheit der Person, Art. 2 II 2 i.V.m. Art. 104 GG | 230 | ||
cc) Auffanggrundrechte | 235 | ||
(1) Allgemeine Handlungsfreiheit, Art. 2 I GG | 236 | ||
(2) Allgemeiner Gleichheitssatz, Art. 3 I GG | 239 | ||
dd) Zwischenergebnis | 243 | ||
c) Ergebnis | 243 | ||
3. Petitionsrechte aus Art. 17 GG | 243 | ||
a) Dienstaufsichtsbeschwerde | 244 | ||
b) Gegenvorstellung | 250 | ||
c) Ergebnis | 255 | ||
III. Sonstige Handlungsmöglichkeiten | 256 | ||
1. Ablehnung wegen Besorgnis der Befangenheit, § 24ff. StPO | 256 | ||
2. Verzögerungsrüge, § 198 III GVG | 259 | ||
3. Strafanzeige wegen Rechtsbeugung, § 339 StGB | 260 | ||
4. Ergebnis | 263 | ||
IV. Ergebnis zu den Rechtsbehelfen | 264 | ||
C. Fazit | 264 | ||
Fünftes Kapitel: Konklusionen | 266 | ||
Anhang | 279 | ||
Literaturverzeichnis | 288 | ||
Sachwortverzeichnis | 311 |