Subsidiarität – Recht und Kontrolle
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Subsidiarität – Recht und Kontrolle
Eine Untersuchung zur gerichtlichen Kontrolldichte des Art. 5 Abs. 3 EUV
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 205
(2021)
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Frederike Fründ studierte Wirtschaftsrecht (LL.B.) und Rechtswissenschaften an der Universität Osnabrück sowie an der Universität zu Köln. Nach dem ersten Staatsexamen arbeitete sie zunächst als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Europäisches Wirtschaftsrecht der Universität zu Köln. 2017 begann sie ein Promotionsstudium an der Universität Hamburg, wo sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Europarecht von Herrn Prof. Dr. Armin Hatje tätig war. Während dieser Zeit absolvierte sie, gefördert durch das Hans von Dohnanyi Stipendienprogramm, einen Forschungsaufenthalt in der Ungarischen Nationalversammlung in Budapest.Abstract
Seit dem Vertrag von Lissabon scheint die Frage nach der Justiziabilität des Subsidiaritätsprinzips als Maßstab der Kompetenzabgrenzung zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten geklärt zu sein. In den Verträgen heißt es nun ausdrücklich, dass der Grundsatz der Subsidiarität einer gerichtlichen Kontrolle unterworfen ist. Wie passt dies mit dem Befund zusammen, dass bis heute kein Verdikt der Unionsgerichtsbarkeit existiert, in dem sie einen europäischen Rechtsakt wegen eines Verstoßes gegen das Subsidiaritätsprinzip für nichtig erklärt? Die Arbeit geht den Ursachen hierfür nach, indem sie Grund und Grenzen einer rechtlichen Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips vor dem Hintergrund der Reformen des Vertrags von Lissabon beleuchtet. Dabei zeigt die Arbeit auf, welche Lösungsmöglichkeiten sich aus der normativen Neuausrichtung des Subsidiaritätsprinzips für dessen rechtliche Kontrolle ergeben und wie sich diese in der höchstrichterlichen Rechtsprechung des EuGH widerspiegeln.»The Principle of Subsidiarity in EU Judicial Practice. An Examination of the Density of Judicial Control of Article 5(3) TEU.«: The thesis addresses the question of the justiciability of the subsidiarity principle against the background of the reforms of the Lisbon Treaty. It shows which parameters primary law sets for the legal control of the subsidiarity principle laid down in Article 5(3) TEU and how these are reflected in the case law of the ECJ.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Danksagung | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Einleitung | 17 | ||
A. Die rechtliche Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips als Aufgabe des EuGH | 17 | ||
B. Gang der Untersuchung | 19 | ||
Teil I: Grundlagen der Untersuchung | 20 | ||
A. Allgemeines | 20 | ||
B. Terminologie der Untersuchung | 21 | ||
I. Der Begriff der prozeduralen Pflichten | 21 | ||
1. Wortbedeutung und rechtlicher Inhalt | 21 | ||
2. Die Differenzierung zwischen vorgangs- und verfahrensbezogenen Pflichten | 21 | ||
II. Der Begriff der prozessualen Pflichten | 22 | ||
1. Die Begriffe der Darlegungs- und Beweislast | 23 | ||
a) Der Begriff der Beweislast | 23 | ||
b) Der Begriff der Darlegungslast | 24 | ||
2. Terminologische Inkonsistenzen und fehlende dogmatische Zuordnung in der Rechtsprechung des EuGH | 25 | ||
C. Der Unionsgesetzgeber als Adressat von prozeduralen Pflichten | 26 | ||
I. Der Begriff des Unionsgesetzgebers | 26 | ||
II. Innere Organisation der Gesetzgebung | 27 | ||
1. Das ordentliche Gesetzgebungsverfahren | 28 | ||
2. Das besondere Gesetzgebungsverfahren | 28 | ||
III. Bezugspunkte für prozedurale Pflichten | 29 | ||
1. Der Begriff des Gesetzgebungsakts | 29 | ||
2. Der Begriff des Entwurfs eines Gesetzgebungsakts | 30 | ||
Teil II: Die rechtliche Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips als Herausforderung für den EuGH | 31 | ||
A. Entwicklungsgeschichtlicher Ursprung des Subsidiaritätsprinzips | 31 | ||
B. Europarechtliche und -politische Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips | 32 | ||
I. Das Subsidiaritätsprinzip als mitgliedstaatliche Idee einer rechtlichen Kompetenzausübungsschranke der Europäischen Union | 32 | ||
II. Weitere europarechtliche und -politische Genese des Subsidiaritätsprinzips | 34 | ||
C. Das Subsidiaritätsprinzip im Recht der Europäischen Union | 37 | ||
I. Subsidiarität als materiell-rechtliches Ordnungskonzept | 37 | ||
1. Überblick über die Regelung des Art. 5 EUV | 37 | ||
a) Das Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung | 37 | ||
b) Das Subsidiaritätsprinzip i. e. S. | 38 | ||
c) Das Verhältnismäßigkeitsprinzip | 39 | ||
d) Zusammenfassung | 40 | ||
2. Das Problem der rechtlichen Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips als materiell-rechtliches Ordnungskonzept | 40 | ||
a) Normative Steuerungswirkung der Kriterien des Subsidiaritätsprinzips | 40 | ||
b) Unscharfe Bezugspunkte der Subsidiaritätsprüfung | 43 | ||
II. Subsidiarität als politisches Mitwirkungskonzept | 44 | ||
1. Das Verfahren des Frühwarnmechanismus | 44 | ||
a) Die Abgabe von begründeten Stellungnahmen | 44 | ||
b) Das Verfahren der „gelben Karte“ | 45 | ||
c) Das Verfahren der „orangen Karte“ | 45 | ||
2. Das Verfahren des Frühwarnmechanismus als Rahmen für einen mehrebenenübergreifenden Subsidiaritätsdiskurs | 46 | ||
3. Leistungsfähigkeit des Frühwarnmechanismus | 48 | ||
D. Folgerungen für die rechtliche Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips durch den EuGH | 50 | ||
I. Aufgaben des EuGH im Subsidiaritätsklageverfahren | 50 | ||
II. Gerichtliche Überprüfung durch Verfahrenskontrolle | 52 | ||
III. Verfahrenskontrolle durch eine prozedurale Fehler- und Pflichtenlehre des Unionsgesetzgebers | 55 | ||
Teil III: Die rechtliche Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips durch eine prozedurale Fehler- und Pflichtenlehre | 56 | ||
A. Vorgangsbezogene Pflichten des Unionsgesetzgebers | 56 | ||
I. Die Pflicht zur Sachverhaltsermittlung | 56 | ||
1. Die Pflicht zur Durchführung „umfangreicher“ Anhörungen | 56 | ||
a) Der Kreis der Anzuhörenden | 56 | ||
aa) Die verpflichtende Anhörung des Ausschusses der Regionen | 56 | ||
bb) Weiterer Kreis der Anzuhörenden | 57 | ||
b) Grenzen der Anhörungspflicht | 58 | ||
2. Die Pflicht zum Abtasten der Gesetzesfolgenwirkung | 58 | ||
a) Das Instrument der Gesetzesfolgenabschätzung | 58 | ||
b) Normative Anordnung zur Erfassung und Dokumentation von Gesetzesfolgen | 60 | ||
c) Anforderungen an das Verfahren der Gesetzesfolgenabschätzung | 61 | ||
II. Die Pflicht zur Heranziehung des Entscheidungsmaterials sowie zur Abwägung der wesentlichen Gesichtspunkte | 62 | ||
1. Die Pflicht zur Heranziehung des ermittelten Entscheidungsmaterials | 62 | ||
2. Die Pflicht zur Abwägung der wesentlichen Gesichtspunkte | 63 | ||
III. Die Pflicht zur Offenlegung | 64 | ||
1. Die Pflicht zur Offenlegung im Entwurf des Gesetzgebungsakts | 65 | ||
a) Rechtsgrundlagen | 65 | ||
b) Inhaltliche Anforderungen an die Offenlegung | 65 | ||
c) Die Offenlegung in Form eines Vermerks | 66 | ||
d) Die Detaillierung der Offenlegung | 67 | ||
2. Die Pflicht zur Offenlegung im fertigen Gesetz | 69 | ||
a) Rechtsgrundlagen | 69 | ||
b) Abgrenzung zu Art. 5 Subsidiaritätsprotokoll | 70 | ||
c) Rechtstechnische Umsetzung | 70 | ||
d) Inhalt und Detaillierung der Offenlegung | 71 | ||
aa) Offenlegung der Subsidiaritätserwägungen bei Gesetzgebungsakten | 71 | ||
bb) Offenlegung der Subsidiaritätserwägungen bei Rechtsakten ohne Gesetzgebungscharakter | 72 | ||
IV. Fehlerfolge eines Verstoßes gegen vorgangsbezogene Pflichten | 73 | ||
1. Fehlerfolge bei einem Verstoß gegen die Anforderungen des Art. 296 Abs. 2 AEUV | 74 | ||
2. Fehlerfolge bei einem Verstoß gegen die Anforderungen des Subsidiaritätsprotokolls | 75 | ||
V. Zusammenfassung | 76 | ||
B. Verfahrensbezogene Pflichten des Unionsgesetzgebers | 77 | ||
I. Die Pflicht zur Berücksichtigung der begründeten Stellungnahmen der nationalen Parlamente | 77 | ||
II. Prozedurale Pflichten im Verfahren der „gelben Karte“ | 78 | ||
1. Die Pflicht zur Überprüfung des Entwurfs des Gesetzgebungsakts | 78 | ||
2. Die Pflicht zur Offenlegung des Ergebnisses der Überprüfung | 79 | ||
a) Anforderungen an Inhalt und Umfang der Offenlegung | 79 | ||
b) Anforderungen an die Form der Offenlegung | 81 | ||
III. Prozedurale Pflichten im Verfahren der „orangen Karte“ | 81 | ||
1. Das ungeklärte Verhältnis von Art. 7 Abs. 2 und Abs. 3 Subsidiaritätsprotokoll | 82 | ||
2. Die unbestimmte Rechtsnatur des Art. 7 Abs. 3 UAbs. 2 Subsidiaritätsprotokoll | 83 | ||
a) Ausgangsperspektive: Das Rügerecht der nationalen Parlamente | 83 | ||
b) Vergleichende Betrachtung mit anderen prozeduralen Pflichten | 84 | ||
aa) Anwendungsbereich und Adressatenkreis | 84 | ||
bb) Notwendiger Inhalt und Umfang | 85 | ||
3. Die Pflicht zur Überprüfung des Entwurfs des Gesetzgebungsakts in der ersten Lesung des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens | 86 | ||
IV. Fehlerfolge bei einem Verstoß gegen die Anforderungen des Frühwarnmechanismus | 87 | ||
V. Zusammenfassung | 87 | ||
C. Prozessuale Pflichten des Unionsgesetzgebers | 88 | ||
I. Die Darlegungs- und Beweislastverteilung im Unionsrecht | 88 | ||
II. Der Darlegungs- und Beweislastgehalt des Art. 5 Abs. 3 EUV | 90 | ||
D. Fazit | 91 | ||
Teil IV: Die rechtliche Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips durch den EuGH | 93 | ||
A. Methodik der Rechtsprechungsanalyse | 93 | ||
I. Erkenntnisgrundlage der Analyse | 93 | ||
II. Ordnungspunkte der Analyse | 94 | ||
B. Die rechtliche Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips als Aufgabe des Unionsrichters | 95 | ||
C. Überprüfung der materiell-rechtlichen Vorgaben des Subsidiaritätsprinzips | 96 | ||
I. Harmonisierungsziel und Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips | 97 | ||
II. Floskelhafte Überprüfung der Subsidiaritätskriterien | 99 | ||
III. Reformbestrebungen und Rechtsprechung | 100 | ||
1. Die Entscheidung zur Tabakwerbe-Richtlinie II | 101 | ||
2. Die Entscheidung zur EU-Roaming-Verordnung | 103 | ||
3. Zusammenfassende Bewertung | 104 | ||
IV. Materielle Subsidiarität nach Lissabon | 104 | ||
V. Zusammenfassung | 107 | ||
D. Überprüfung der prozeduralen Vorgaben des Subsidiaritätsprinzips | 107 | ||
I. Die vorgangsbezogenen Pflichten des Unionsgesetzgebers | 108 | ||
1. Die Pflicht zur Sachverhaltsermittlung | 108 | ||
a) Anerkennung durch den EuGH | 108 | ||
b) Anforderungen an die Sachverhaltsermittlungspflichten | 109 | ||
c) Zusammenfassende Bewertung | 110 | ||
2. Die Pflicht zur Offenlegung der Beurteilung | 111 | ||
a) Die Pflicht zur Offenlegung im Entwurf des Gesetzgebungsakts | 111 | ||
b) Die Pflicht zur Offenlegung im erlassenen Rechtsakt | 113 | ||
aa) Anerkennung durch den EuGH | 113 | ||
bb) Anforderungen an die Offenlegung | 115 | ||
(1) Maßstab für die erforderlichen Anforderungen | 115 | ||
(2) Anforderungen an den Inhalt der Offenlegung | 116 | ||
(a) Widerspruchsfreiheit und Klarheit der Ausführungen | 116 | ||
(b) Die wichtigsten tatsächlichen und rechtlichen Erwägungen | 118 | ||
(3) Anforderungen an die Detaillierung der Offenlegung | 121 | ||
(a) Differenzierung zwischen der Art der Maßnahme | 121 | ||
(b) Begrenzung durch die Kenntnis der klagenden Parteien | 123 | ||
cc) Anforderungen an die Form der Offenlegung | 124 | ||
dd) Zusammenfassung | 126 | ||
3. Fazit | 126 | ||
II. Verfahrensbezogene Pflichten des Unionsgesetzgebers | 127 | ||
E. Prozessuale Pflichten des Unionsgesetzgebers | 127 | ||
F. Fazit | 129 | ||
Teil V: Zusammenfassung der Untersuchung in Thesen | 131 | ||
A. Teil II: Die rechtliche Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips als Herausforderung für den EuGH | 131 | ||
B. Teil III: Die rechtliche Kontrolle durch eine prozedurale Fehler- und Pflichtenlehre des Unionsgesetzgebers | 132 | ||
C. Teil IV: Die rechtliche Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips durch den EuGH | 134 | ||
Anhang | 136 | ||
Rechtsprechungsverzeichnis | 140 | ||
Literaturverzeichnis | 142 | ||
Sachverzeichnis | 150 |