Vielfalt und Einheit beherrschenden Einflusses
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Vielfalt und Einheit beherrschenden Einflusses
Ein Vergleich der Verbundkonzepte im Konzern-, Bilanz- und Wettbewerbsrecht
Schriften zum Wirtschaftsrecht, Vol. 330
(2021)
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About The Author
Der Autor ist Rechtsanwalt bei der Kanzlei Neuwerk in Hamburg. Nach dem Abitur im Jahr 2007 studierte er Comparative and European Law an der Hanse Law School sowie der University of Warwick. Nach Erwerb des LL.B. studierte der Autor Rechtswissenschaften an der Universität Bremen, das er mit der ersten juristischen Prüfung im Jahr 2015 abschloss. Bis zum Beginn des Rechtsreferendariats war der Autor als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Handels- und Gesellschaftsrecht an der Universität Bremen sowie bei einer internationalen Großkanzlei tätig. Der Autor hat bei Herrn Prof. Dr. Thilo Kuntz, LL.M. promoviert.Abstract
Für die Erfassung verbundener Unternehmen bedient sich das deutsche Recht keines einheitlichen Konzeptes. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Was unter beherrschendem und bestimmendem Einfluss, Kontrolle und Abhängigkeit zu verstehen ist, divergiert nicht nur zwischen einzelnen Rechtsgebieten, wie dem untersuchten Aktienkonzern-, Kartell- und Konzernbilanzrecht. Auch innerhalb der Rechtsgebiete lässt der Gesetzgeber partiell unterschiedliche Verbundkonzepte zur Anwendung kommen. Dabei sind die untersuchten Rechtsgebiete eng verknüpft, etwa durch dynamische Normverweise oder aufgrund gemeinsamer rechtsgeschichtlicher Wurzeln. Ausgehend von jenen Wurzeln untersucht die vorliegende Arbeit das Begriffsverständnis der jeweiligen Verbundkonzepte, analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede und weist auf bestehende Wertungswidersprüche hin. Anschließend werden Spielräume für eine Angleichung der Verbundkonzepte de lege ferenda sowie deren Grenzen aufgrund europarechtlicher Überlagerung aufgezeigt.»Diversity and Unity of Dominating Influence. A Comparison of Company Group Concepts in Stock Corporation, Group Accounting and Merger Control Law«: The recognition of affiliated companies diverges not only between stock corporation, merger control and group accounting law, but also within these areas of law. At the same time, there is a close connection due to dynamic references or due to legal historical roots. Based on these roots, this paper analyzes the understanding of the respective company group concepts and shows the potential scope for their alignment de lege ferenda as well as their limits.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 13 | ||
I. Wildwuchs der Verbundkonzepte | 13 | ||
II. Die juristische Fragestellung | 14 | ||
III. Auswahl der untersuchten Rechtsgebiete | 15 | ||
IV. Abgrenzung des Untersuchungsgegenstands | 16 | ||
V. Gang der Untersuchung | 17 | ||
Erstes Kapitel: Vorstellung der Verbundkonzepte | 18 | ||
A. Abhängigkeit im Aktienkonzernrecht | 18 | ||
I. Abhängigkeitstatbestand als Zentralbegriff des Konzernrechts | 19 | ||
II. Der Abhängigkeitstatbestand als Quelle anhaltender Rechtsunsicherheit | 20 | ||
III. Ursachen der bestehenden Rechtsunsicherheit | 21 | ||
1. Auslegungsgrenzen des Abhängigkeitstatbestands | 21 | ||
2. Normzweckdiversität als Auslegungshindernis | 23 | ||
IV. Ungesichertes herrschendes Abhängigkeitsverständnis | 25 | ||
V. Untersuchungsausblick | 27 | ||
B. Beherrschung im Konzernbilanzrecht | 27 | ||
I. Informationsfunktion des Konzernabschlusses | 29 | ||
II. Informationsmehrwert durch Konsolidierung | 32 | ||
III. Grundlagen und Grenzen des bilanzrechtlichen Verbundkonzepts | 33 | ||
IV. Untersuchungsausblick | 35 | ||
C. Abhängigkeit und Kontrolle im Kartellrecht | 36 | ||
I. Zusammenschlusskontrolle des GWB | 38 | ||
II. Die Verbundklausel in § 36 Abs. 2 GWB | 41 | ||
III. Der Kontrollerwerb in § 37 Abs. 1 Nr. 2 GWB | 43 | ||
IV. Kontrolle versus Beherrschung | 44 | ||
V. Untersuchungsausblick | 45 | ||
Zweites Kapitel: Rekonstruktion der Verbundtatbestände im Konzern-, Bilanz- und Wettbewerbsrecht | 46 | ||
A. Abhängigkeit und Beherrschung im Aktienkonzernrecht | 46 | ||
I. Der Abhängigkeitstatbestand im HGB 1931 | 48 | ||
1. Ungeschriebenes Konzernrecht zu Beginn des 20. Jahrhunderts | 48 | ||
2. Aktienrechtliche Abhängigkeit bis zur Notverordnung 1931 | 49 | ||
a) Anknüpfung an den Erwerb eigener Aktien | 51 | ||
b) Beseitigung von Missbräuchen und Umgehungen | 54 | ||
3. Abhängigkeit in § 226 Abs. 4 HGB 1931 | 55 | ||
a) Einflussumfang, -intensität und -beständigkeit | 56 | ||
b) Einflussgrundlagen | 58 | ||
aa) Stimmenmäßige Abhängigkeit | 59 | ||
bb) Organisatorische Abhängigkeit | 61 | ||
cc) Vertragsmäßige Abhängigkeit | 63 | ||
II. Abhängigkeit im AktG 1937 | 66 | ||
1. Ungeschriebenes Konzernrecht im neuen Aktienrecht | 66 | ||
2. Reformierung der aktienrechtlichen Kompetenzordnung | 67 | ||
3. Der Abhängigkeitstatbestand in § 15 Abs. 2 AktG 1937 | 70 | ||
a) Reform der Organkompetenzen im AktG 1937 | 72 | ||
b) Beherrschender Einfluss im Lichte veränderter Kompetenzen | 74 | ||
aa) Organisatorische Abhängigkeit | 76 | ||
bb) Stimmenmäßige Abhängigkeit | 77 | ||
cc) Vertragsmäßige Abhängigkeit | 79 | ||
III. Fazit – Das historische Abhängigkeitsverständnis | 82 | ||
IV. Abhängigkeit im geltenden Aktienrecht | 83 | ||
1. Lösung des Abhängigkeitskonzepts vom Konzernbegriff | 84 | ||
2. Voraussetzungen beherrschenden Einflusses im geltenden Recht | 84 | ||
a) Einflussumfang im geltenden Aktienrecht | 85 | ||
b) Einflussintensität | 86 | ||
c) Beständigkeit beherrschenden Einflusses | 89 | ||
3. Mittel beherrschenden Einflusses | 90 | ||
a) Anknüpfung an den bestehenden Abhängigkeitsbegriff | 90 | ||
b) Wandel des Abhängigkeitsbegriffs | 92 | ||
aa) Gründe für ein restriktives Verständnis | 93 | ||
bb) Das Abhängigkeitsverständnis im Kontext materiellen Konzernrechts | 96 | ||
(1) Konzernrechtsdiskussion im Vorfeld der Reform 1965 | 97 | ||
(2) Entwicklung des Konzernrechts als Schutzrecht | 99 | ||
(a) Vertragskonzern | 101 | ||
(b) Faktischer Konzern | 102 | ||
(3) Keine konzernrechtliche Einschränkung der Abhängigkeitsmittel | 105 | ||
cc) Restriktiver Abhängigkeitsbegriff aus Gründen der Rechtssicherheit? | 107 | ||
(1) Gesellschaftsrechtlich vermittelte Einflussgrundlagen | 109 | ||
(a) Organisatorische Abhängigkeit | 109 | ||
(b) Beteiligungsvermittelte Abhängigkeit | 110 | ||
(c) Vertragliche Abhängigkeit | 111 | ||
(d) Kombinierte Beherrschung | 112 | ||
(2) Außergesellschaftsrechtlicher Einfluss | 113 | ||
(a) Allgemeine Voraussetzungen schuldrechtlicher Beherrschung | 114 | ||
(b) Funktionsweise schuldvertraglicher Beherrschung | 116 | ||
(c) Vertraglicher Einfluss im Lichte der Leitungsautonomie | 116 | ||
(aa) Dogmatik der Leitungsautonomie | 117 | ||
(bb) Vertragliche Ausnahme von der Leitungsautonomie | 119 | ||
(cc) Vertragliche Beherrschung im faktischen Konzern? | 122 | ||
(dd) Stimmbindungsverträge als Einflussgrundlage | 124 | ||
(ee) Zusammenfassung der Einflussgrundlagen | 126 | ||
dd) Ergebnis | 126 | ||
B. Beherrschung im Konzernbilanzrecht | 127 | ||
I. Rechtsquellen des Beherrschungskonzepts im Rechnungslegungsrecht | 128 | ||
1. Geschichte der Konzernrechnungslegung | 129 | ||
a) Konzernbilanzrecht als Teil des Aktienrechts 1965 | 129 | ||
b) Europäisierung der Konzernrechnungslegung | 131 | ||
c) Annäherung an internationale Rechnungslegungsstandards | 133 | ||
d) Novellierung des Verbundkonzepts durch das BilMoG 2009 | 134 | ||
aa) Exkurs: Ursprünglicher Regelungszweck des BilMoG | 136 | ||
(1) Funktionsweise und Nutzen von Zweckgesellschaften | 137 | ||
(2) Off-Balance-Sheet Konstruktion von Zweckgesellschaften | 140 | ||
(3) Konsolidierung von Zweckgesellschaften unter einheitlicher Leitung | 141 | ||
bb) Ursachen der Aufgabe des Leitungskonzepts in § 290 Abs. 1 HGB a.F. | 143 | ||
(1) Realisierung der Risiken von (Verbriefungs-)Zweckgesellschaften | 143 | ||
(2) Kriseninduzierte Abkehr vom aktienrechtlichen Leitungskonzept | 145 | ||
2. Verbale Identität und Einheit der Rechtsordnung | 147 | ||
II. Beherrschender Einfluss in den Rechtsquellen des § 290 HGB | 149 | ||
1. Beherrschender Einfluss in der 7. Konzernbilanzrichtlinie | 149 | ||
a) Beherrschender Einfluss in den Richtlinienentwürfen | 150 | ||
b) Durchsetzung des angelsächsischen Control-Prinzips | 152 | ||
c) Auslegung beherrschenden Einflusses in der Konzernbilanzrichtlinie | 153 | ||
aa) Rückschlüsse aus der Richtliniensystematik | 153 | ||
bb) Sec. 154 Companies Act 1948 als Regelungsvorbild | 154 | ||
cc) Artt. 354, 355 Le Droit Nouveau des Sociétés Commerciales | 155 | ||
dd) Aktienrechtliche Abhängigkeit als Regelungsvorbild | 156 | ||
d) Zwischenfazit – kein einheitliches europäisches Begriffsverständnis | 156 | ||
2. Neuer Beherrschungsbegriff in der Modernisierungsrichtlinie | 157 | ||
a) Entwicklung der IAS-VO | 157 | ||
b) Internationalisierung der EG-Bilanzrichtlinien | 159 | ||
c) Beherrschender Einfluss und Kontrolle in der Modernisierungsrichtlinie | 160 | ||
d) Zwischenfazit – von der Vielfalt zur Einheit beherrschenden Einflusses | 162 | ||
3. Konzernrechnungslegung nach IAS 27 a.F. und SIC 12 a.F. | 162 | ||
a) Das Verhältnis von IAS 27 a.F., SIC 12 a.F. und IFRS 10 | 163 | ||
b) Regelungssystematik von IAS 27 a.F. | 164 | ||
aa) Stimmrechtsmehrheit, IAS 27.13 S. 1 a.F. | 165 | ||
bb) Beherrschung ohne Stimmrechtsmehrheit, IAS 27.13 S. 2 a.F. | 167 | ||
(1) Beherrschung ohne eigene Stimmrechte | 167 | ||
(2) Strukturelle Merkmale der Einzeltatbestände in IAS 27.13 a.F. | 168 | ||
c) Voraussetzungen beherrschenden Einflusses nach IAS 27.13 a.F. | 170 | ||
aa) Umfang beherrschenden Einflusses | 170 | ||
(1) Einflussumfang der Stimmrechtsmehrheit | 172 | ||
(2) Einflussumfang durch Vertrag oder Satzungsbestimmung | 173 | ||
(3) Einflussumfang der Mehrheit im Leitungs- oder Aufsichtsorgan | 173 | ||
(a) Leitungsorgan | 173 | ||
(b) Aufsichtsorgan | 175 | ||
(4) Zusammenfassung des Einflussumfangs | 176 | ||
bb) Einflussintensität | 177 | ||
cc) Beständigkeit der Beherrschung | 179 | ||
(1) Stimmrechtsoptionen | 180 | ||
(2) Beständigkeit und Dauer der Einflussmöglichkeit | 182 | ||
dd) Beherrschungsgrundlagen | 183 | ||
(1) Stimmbindungsverträge | 185 | ||
(2) Beherrschung durch Satzungen oder Vereinbarung | 185 | ||
(a) Beherrschung durch Satzung | 186 | ||
(b) Beherrschung durch vertragliche Vereinbarung | 187 | ||
(3) Beherrschung des Leitungs- oder Aufsichtsgremiums | 188 | ||
4. Zusammenfassung – Beherrschender Einfluss in § 290 HGB | 191 | ||
III. § 290 HGB als hybrides Beherrschungskonzept | 192 | ||
IV. Kohärenz zum Deutschen Rechnungslegungsstandard 19 | 193 | ||
1. Beherrschender Einfluss nach DRS 19 | 194 | ||
2. Kongruenz der Untersuchungsergebnisse mit DRS 19 | 196 | ||
3. Ergebnis | 198 | ||
C. Beherrschung und Kontrolle im Kartellrecht | 199 | ||
I. Die Verbundklausel nach § 36 Abs. 2 GWB | 200 | ||
1. Aktienrechtsspezifische Auslegung der Verbundklausel | 202 | ||
2. Friktionen durch das geltende Abhängigkeitsverständnis | 206 | ||
3. Auflösung der kartellrechtlichen Friktionen | 208 | ||
a) Kartellrechtlich-funktionale Auslegung des Abhängigkeitsbegriffs | 209 | ||
b) Übernahme eines isolierten Abhängigkeitsverständnisses | 209 | ||
c) Korrektur des geltenden aktienrechtlichen Abhängigkeitsbegriffs | 210 | ||
4. Ergebnis | 212 | ||
II. Der Kontrollbegriff in § 37 Abs. 1 Nr. 2 GWB | 212 | ||
1. Rechtsquellen des Kontrolltatbestands in § 37 Abs. 1 Nr. 2 GWB | 214 | ||
a) Keine Orientierung am aktienrechtlichen Beherrschungskonzept | 214 | ||
b) Europäische Rechtsquellen des Kontrollbegriffs im GWB | 215 | ||
2. Das europäische Kontrollverständnis | 217 | ||
a) Allgemeine Voraussetzungen des Kontrollerwerbs | 220 | ||
b) Umfang bestimmenden Einflusses | 220 | ||
c) Intensität bestimmenden Einflusses | 222 | ||
d) Dauer und Beständigkeit bestimmenden Einflusses | 225 | ||
aa) Zeitliche Mindestdauer | 226 | ||
bb) Beständigkeit der bestimmenden Einflussmöglichkeit | 228 | ||
e) Grundlagen bestimmenden Einflusses | 228 | ||
aa) Kontrollmittel nach Art. 3 Abs. 2 FKVO | 229 | ||
(1) Anteilsrechte und Vermögenwerte als Kontrollmittel | 230 | ||
(a) Anteilsrechte | 230 | ||
(b) Vermögenswerte | 235 | ||
(2) Vertragliche Grundlagen bestimmenden Einflusses | 236 | ||
(3) Kontrolle durch sonstige Mittel | 239 | ||
bb) Kontrollmittel nach § 37 Abs. 1 Nr. 2 GWB | 243 | ||
3. Zusammenfassung bestimmenden Einflusses | 246 | ||
Drittes Kapitel: Konvergenz der Verbundkonzepte | 249 | ||
A. Konvergenz der Verbundkonzepte | 249 | ||
B. Ein einheitliches Verbundkonzept im Kartellrecht | 249 | ||
I. Angleichung der Verbundkonzepte in der FKVO 4064/89 | 250 | ||
II. Unterschiede der formellen Fusionskontrolle zwischen GWB und FKVO | 253 | ||
III. Wertungswidersprüche der doppelt materiellen Verbundkonzepte | 255 | ||
1. Unvereinbarkeit mit den Europäisierungsbestrebungen des GWB | 255 | ||
2. Unvereinbarkeit mit dem Regelungszweck der Fusionskontrolle | 257 | ||
IV. Konklusion – Konvergenz der Verbundtatbestände | 260 | ||
C. Angleichung des Kartell- und Konzernbilanzrechts | 261 | ||
D. Konvergenz des aktienrechtlichen Verbundkonzepts | 264 | ||
I. Angleichung an das kartellrechtliche Verbundkonzept | 265 | ||
II. Angleichung an das handelsrechtliche Verbundkonzept | 268 | ||
1. Konzeptioneller Vorzug des § 290 HGB | 271 | ||
2. Konvergenz der Verbundkonzepte de lege ferenda | 273 | ||
Schlussbetrachtung | 278 | ||
Literaturverzeichnis | 286 | ||
Stichwortverzeichnis | 303 |