Die Interpretation des völkerrechtlichen Gewaltverbots und möglicher Ausnahmen – Russische Doktrin und Praxis
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Die Interpretation des völkerrechtlichen Gewaltverbots und möglicher Ausnahmen – Russische Doktrin und Praxis
Schriften zum Völkerrecht, Vol. 250
(2021)
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Anna Melikov hat an der Universität zu Köln studiert und verfügt über eine Zusatzqualifikation im Osteuropäischen Recht. Ihr Interesse am Osteuropäischen Recht wurde durch die Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen des Instituts für Osteuropäisches Recht und Rechtsvergleichung der Universität zu Köln sowie durch zahlreiche Aufenthalte an verschieden Moskauer Universitäten geprägt. 2014 erfolgte die Zulassung als Rechtsanwältin. Seitdem berät Anna Melikov im Bereich Corporate und M&A mit Schwerpunkt Asien nationale und internationale Unternehmen in allen gesellschaftsrechtlichen Fragen, insbesondere bei Unternehmenstransaktionen und Restrukturierungen.Abstract
Das Thema der Untersuchung ist in mehrfacher Hinsicht von zentraler Bedeutung. Die Interpretation des Gewaltverbots ist eine - wenn nicht »die« - Kernfrage des Völkerrechts. Das Thema wird aus der Sicht der Russischen Föderation und damit eines »dominant players« der internationalen Politik beleuchtet. Die Analyse beruht auf der Auswertung der russischen wissenschaftlichen Literatur, offizieller russischer Dokumente und Materialien sowie der relevanten russischen Gesetzgebung und Rechtsprechung und erfolgt damit gewissermaßen aus der Innenperspektive. Die russischen Positionen zu aktuellen Konflikten werden zudem in den historischen Kontext eingebettet; zugleich werden Spannungslagen zwischen Theorie und Praxis herausgearbeitet. Die Arbeit ist in drei große Teile untergliedert und umfasst die Vorgeschichte des sowjetischen Völkerrechts, das Völkerrecht in der Perestrojka-Zeit und das Völkerrecht der Gegenwart.»The Interpretation of the Prohibition of the Use of Force and Possible Exemptions. Russian Doctrine and Practice«: The interpretation of the prohibition of the use of force is one core question of international law. The analysis is based on the evaluation of Russian academic literature, official Russian documents and materials, and relevant Russian legislation and jurisprudence. The Russian positions on current conflicts are also embedded in the historical context; at the same time, tensions between theory and practice are elaborated. The question of a uniform understanding of the institutes of international law is the main topic of this thesis.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 21 | ||
A. Untersuchungsgegenstand, Methodik und Struktur der Darstellung | 26 | ||
I. Thematik der Dissertation | 26 | ||
II. Methodik und Struktur | 27 | ||
III. Thesen | 28 | ||
B. Historischer Abriss | 31 | ||
I. Grundlagen der sowjetischen Völkerrechtslehre | 31 | ||
1. Die ideologische Bedingtheit der sowjetischen Völkerrechtslehre | 31 | ||
a) „Völkerrecht der Zukunft“ | 31 | ||
b) Rolle der außenpolitischen Theorie der Sowjetunion | 33 | ||
2. Doktrin unter Lenin: das „sozialistische Völkerrecht“ | 33 | ||
a) Anfänge der sowjetischen außenpolitischen Theorie | 33 | ||
b) Sowjetdoktrin nach der Revolution | 36 | ||
3. Doktrin unter Stalin: zwischen Pragmatismus und Kampf der verschiedenen Rechtsordnungen | 38 | ||
a) Weiterentwicklung der außenpolitischen Theorie | 38 | ||
b) Sowjetische Doktrin vom Völkerrecht als Form des Klassenkampfes und der Zusammenarbeit | 40 | ||
4. Doktrin unter Chručëv: die „friedliche Koexistenz“ | 44 | ||
a) Prinzip der „friedlichen Koexistenz“ | 45 | ||
b) Prinzip des „sozialistischen Internationalismus“ | 47 | ||
aa) Prinzip des „sozialistischen Internationalismus“ als Grundlage der völkerrechtlichen Beziehungen in der „sozialistischen Welt“ | 47 | ||
bb) Intervention in Ungarn | 50 | ||
(1) „Hilfeleistung“ für Ungarn: Ereignisse vom 22. Oktober bis 4. November 1956 | 50 | ||
(2) Begründungsansätze der Interventionen in den Sitzungen des UN-Sicherheitsrats der Generalversammlung 1956 | 53 | ||
c) Völkerrechtliche Bedeutung der Intervention in Ungarn für die Grundsätze der „friedlichen Koexistenz“ und des „sozialistischen Internationalismus“ | 55 | ||
5. Doktrin unter Breznev | 56 | ||
a) Intervention in der Tschechoslowakei: Begründungsansätze der Sowjetunion für die Intervention | 56 | ||
aa) Änderung des innenpolitischen Kurses der ČSSR und Reaktion der UdSSR | 56 | ||
bb) Stellungnahme in den Debatten des Sicherheitsrats zum „Hilfeersuchen“ | 58 | ||
cc) Bündnisverträge als Grundlage der Intervention | 59 | ||
dd) Ausformung der Breznev-Doktrin | 60 | ||
II. Völkerrechtliche Bedeutung der Theorie der „beschränkten Souveränität sozialistischer Staaten“ | 62 | ||
1. Doktrin der Siebziger Jahre: zwischen Entspannungspolitik und Intervention | 63 | ||
a) Verankerung der Grundsätze der „friedlichen Koexistenz“ und des „sozialistischen Internationalismus“ in der Verfassung von 1977 | 64 | ||
aa) Art. 28 Verf. SU (1977) | 65 | ||
bb) Art. 29 Verf. SU (1977) | 66 | ||
(1) Stellenwert der kollektiven Sicherheit in der sowjetischen Europapolitik | 66 | ||
(2) Sicherheitsvorstellungen der Sowjetunion und die Konferenz über Sicherheit in Europa | 67 | ||
cc) Art. 30 Verf. SU (1977) | 68 | ||
dd) Zusammenfassung Doktrin der Siebziger Jahre | 69 | ||
b) Intervention in Afghanistan | 69 | ||
aa) Ausgangslage | 69 | ||
bb) Begründungsansätze für die Intervention in Afghanistan aus den Sitzungen in UN-Sicherheitsrat und -Generalversammlung (10.–14. Januar 1980) | 71 | ||
(1) Intervention auf Einladung | 71 | ||
(2) Sowjetisch-afghanischer Vertrag vom 5. Dezember 1978 | 72 | ||
(3) Selbstverteidigungsrecht der UN-Charta | 72 | ||
c) Völkerrechtliche Bedeutung der Intervention | 72 | ||
aa) Sowjetische Sicht zum Recht der Intervention auf Einladung | 72 | ||
bb) Vertragliches Interventionsrecht? | 75 | ||
cc) Selbstverteidigungsrecht nach Art. 51 UN-Charta | 77 | ||
dd) Breznev-Doktrin und Intervention in Afghanistan | 78 | ||
ee) Resolution der Generalversammlung | 78 | ||
ff) Zusammenfassung der völkerrechtlichen Bedeutung der Intervention | 78 | ||
III. Auswirkungen der sowjetischen Ideologie auf Institute des Völkerrechts | 79 | ||
1. Verhältnis zu Universalität, Verbindlichkeit und den Quellen des Völkerrechts | 79 | ||
2. Das Prinzip der Souveränität in der sowjetischen Völkerrechtslehre | 83 | ||
a) Vom „gerechten Krieg“ über den „Briand-Kellogg-Pakt“ zum Gewaltverbot der UN-Satzung | 83 | ||
b) Strikte nationale Souveränität als klassisches Konzept und das Prinzip der Nichteinmischung als Schutz der „domaine réservé“ | 83 | ||
c) Widersprüche zwischen Theorie und Praxis der sowjetischen Interventionslehre | 86 | ||
C. Neubewertung der Konzeptionen des Völkerrechts in der Perestrojka-Ära und der Tschetschenien-Konflikt | 89 | ||
I. Völkerrechtstheorie in der Perestrojka | 89 | ||
1. Entwicklung in der Gorbačëv-Ära | 89 | ||
a) Perestrojka, Glasnost' und die Außenpolitik | 89 | ||
b) Resonanz der Entwicklung in der Völkerrechtstheorie: „Neues Denken“ | 91 | ||
c) Zerfall der Sowjetunion und die Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) | 93 | ||
2. Verfassung der Russischen Föderation von 1993 | 98 | ||
a) Vorrang des Völkerrechts Art. 15 Abs. 4 Verf. RF (1993) | 99 | ||
b) Menschenrechtsschutz in der Sowjetunion und in der Russländischen Föderation | 100 | ||
3. Zusammenfassung: Neubewertung der Wertigkeit des Völkerrechts in der Perestrojka – gemeinsamer europäischer Weg? | 105 | ||
II. Interventionen in Tschetschenien und das Selbstbestimmungsrecht | 106 | ||
1. Entwicklung des Konflikts in den Neunziger Jahren | 106 | ||
a) Intervention 1994–1996 | 107 | ||
aa) Verlauf | 107 | ||
bb) Rechtliche Rechtfertigung der Intervention – Dekret vom 9. Dezember | 108 | ||
cc) Waffenstillstandsabkommen und der „Frieden von Chassavjurt“ | 109 | ||
b) Intervention 1999–2000 (2009) | 110 | ||
aa) Verlauf | 110 | ||
bb) Volksbefragung vom 23. März 2003 | 110 | ||
cc) Aufhebung des Status als „Zone der Ausführung antiterroristischer Operationen“ | 110 | ||
2. Völkerrechtliche Beurteilung der Interventionen | 110 | ||
a) Rechtmäßigkeit der Gewaltanwendung zur Unterdrückung von Sezessionsbestrebungen („föderale Intervention“): ein Fall des völkerrechtlichen Gewaltverbots? | 110 | ||
aa) Der grundsätzliche Widerstreit zwischen Sezessionsrecht und staatlicher Integrität | 110 | ||
(1) Das Selbstbestimmungsrecht als Norm des Völkerrechts | 110 | ||
(a) Rechtliche Einordnung: ein Recht auf Selbstbestimmung? | 111 | ||
(aa) Rechtsnatur des Selbstbestimmungsprinzips | 111 | ||
(bb) Die innere und äußere Dimension des Selbstbestimmungsrechts | 112 | ||
(b) Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts | 113 | ||
(aa) Das Selbstbestimmungsrecht als rechtliche Grundlage einer Sezession | 113 | ||
(bb) Menschenrechte als rechtliche Grundlage einer Sezession – „remedial secession“ | 117 | ||
(2) Das Recht zur Bewahrung der staatlichen Einheit | 120 | ||
(a) Staatliche Souveränität und territoriale Integrität | 120 | ||
(b) Uti-possidetis-Doktrin | 121 | ||
(3) Föderale Intervention: eine Verletzung des Gewaltverbots? | 125 | ||
(a) Innerstaatliche Angelegenheit | 125 | ||
(b) Internationalisierung des Konflikts | 127 | ||
(c) Mittel zur Durchsetzung des Sezessionsanspruches „Rechtmäßigkeit des Prozesses der Staatenbildung“ und Anerkennung | 128 | ||
bb) Russische Sicht zu dem Selbstbestimmungsrecht der Völker und der föderalen Intervention | 131 | ||
(1) Das Selbstbestimmungsrecht nach marxistisch-leninistischer Auffassung | 131 | ||
(2) Das Sezessionsrecht in der nationalen Rechtsordnung nach der Sowjetverfassung von 1977 und Verfassung der RSFSR von 1978 | 133 | ||
(a) Art. 72 Verf. SU (1977) | 133 | ||
(b) Rechtlicher Status von Tschetschenien – autonomisierte Gebietseinheit der RSFSR, Art. 71 Verf. RSFSR (1978) | 135 | ||
(3) Das Verständnis des Sezessionsrechts in der Verfassung von 1993 | 137 | ||
(a) Sezessionsrecht und Verfassung: Doktrin vom Selbstbestimmungsrecht innerhalb der Föderation | 137 | ||
(b) Das Instrumentarium der föderalen Intervention nach der Verfassung der RF | 141 | ||
(c) Einfachgesetzliche Ausgestaltung: das Gesetz über den Ausnahmezustand | 142 | ||
(aa) Voraussetzungen der Verhängung des Ausnahmezustandes | 142 | ||
(bb) Verfahren der Verhängung des Ausnahmezustandes und zulässige Maßnahmen während der Geltung des Ausnahmezustandes | 142 | ||
(cc) Auswirkungen auf Sezessionsbestrebungen | 143 | ||
(4) Ausgewählte Grundsatzdokumente der russischen Außen- und Sicherheitspolitik | 144 | ||
(a) Militärdoktrinen | 145 | ||
(b) Konzepte/Strategien der nationalen Sicherheit | 149 | ||
(c) Konzeption für die Außenpolitik | 151 | ||
cc) Zusammenfassung zur Zulässigkeit föderaler Intervention | 153 | ||
(1) Uti possidetis und Tschetschenien | 153 | ||
(2) Zulässigkeit der föderalen Intervention | 157 | ||
b) Die Tschetschenien-Entscheidung des Verfassungsgerichts vom 3. Juli 1995 | 158 | ||
aa) Wesentlicher Inhalt der Entscheidung | 159 | ||
(1) Konformität mit der Verfassung | 159 | ||
(a) Mangelnde Aufarbeitung der Historie | 160 | ||
(b) Statusänderung des Subjekts der RF nach der Verfassung | 161 | ||
(c) Präsident als „Garant der Verfassung“ | 161 | ||
(2) Geltung des 2. Zusatzprotokolls zu den Genfer Konventionen (1977) | 161 | ||
(3) Verfassungswidrigkeit verschiedener Formen der Grundrechtseinschränkungen | 162 | ||
bb) Einige Sondervoten | 162 | ||
(1) Votum separatum des Richters Kononov | 162 | ||
(2) Votum separatum des Richters Vitruk | 163 | ||
(3) Votum separatum des Richters Lučin | 165 | ||
cc) Beurteilung der Entscheidung | 166 | ||
(1) Statusänderung innerhalb der RF | 166 | ||
(2) Völkerrechtlicher und verfassungsrechtlicher Maßstab des Selbstbestimmungsrechts | 169 | ||
(3) Vorbehalt der Verhängung des Ausnahmezustandes, Zusammenwirken der Exekutive und Legislative sowie „verdeckte Kompetenzen“ | 170 | ||
c) Zusammenfassung: Beurteilung des Konflikts: Zulässigkeit föderaler Intervention in einen internen bewaffneten Konflikt | 173 | ||
aa) Völkerrechtliche Beurteilung des Ersten und des Zweiten Tschetschenienkrieges | 173 | ||
(1) Sezessionsrecht als Notrecht des tschetschenischen Volkes | 174 | ||
(a) Vorliegen einer besonderen Konstellation der Zuerkennung eines Rechts auf Loslösung | 174 | ||
(b) Gewaltanwendung seitens der tschetschenischen Separatisten als Hindernis der rechtmäßigen Ausübung des Selbstbestimmungsrechts | 176 | ||
(c) Russische Doktrin vom Selbstbestimmungsrecht innerhalb der föderalen Staatsordnung | 177 | ||
(2) Abweichende Beurteilung des zweiten Krieges? | 179 | ||
bb) Zusammenfassung der völkerrechtlichen Bewertung der föderalen Interventionen in Tschetschenien | 180 | ||
D. Die Interpretation des völkerrechtlichen Gewaltverbots in der Russischen Föderation und die Konflikte im „nahen Ausland“ | 181 | ||
I. Völkerrechtstheorie im neuen Jahrhundert | 181 | ||
1. Folge des Zerfallsprozesses: Doktrin vom „nahen Ausland“ | 181 | ||
2. Resonanz der Entwicklung in der Völkerrechtstheorie | 182 | ||
a) Völkerrechtstheorie und die Frage nach der Rettung eigener Staatsangehöriger aus russischer Sicht | 182 | ||
aa) Rettung eigener Staatsangehöriger: ein völkerrechtliches Problem? | 182 | ||
bb) Russische Sicht: Rettung eigener Staatsangehöriger und das Völkerrecht | 184 | ||
(1) Grundsätzliche Einstellung – grundlegende Dokumente | 184 | ||
(a) Verfassung und das „Diaspora-Gesetz“ | 185 | ||
(b) Verteidigungsgesetz der Russischen Föderation | 186 | ||
(c) Militärdoktrinen, Strategie der nationalen Sicherheit, Außenpolitische Konzeption und weitere Grundsatzkonzeptionen | 187 | ||
(aa) Militärdoktrinen vor und nach dem Georgienkrieg | 187 | ||
(bb) Strategie der nationalen Sicherheit und Strategie der staatlichen Nationalitätenpolitik | 188 | ||
(cc) Außenpolitische Konzeption | 189 | ||
(d) Völkerrechtliche Literatur | 189 | ||
(2) Zwischenergebnis | 190 | ||
b) Humanitäre Intervention | 190 | ||
aa) Menschenrechte als innere Angelegenheit der souveränen Staaten? | 190 | ||
(1) Menschenrechte als Teil des Völkerrechts | 190 | ||
(2) Elementare Menschenrechte als Erga-omnes-Pflichten – Responsibility to Protect | 191 | ||
(3) Humanitäre Intervention als Herausforderung für die Staatengemeinschaft | 195 | ||
bb) Grundsätzliche Einstellung der Russischen Föderation zu humanitären Interventionen | 200 | ||
(1) Verhalten im Sicherheitsrat und der Generalversammlung | 200 | ||
(a) Humanitäre Intervention mit Autorisierung des Sicherheitsrats | 200 | ||
(aa) Humanitär motivierte Interventionen mit Zustimmung des Sicherheitsrates | 200 | ||
(α) Somalia | 200 | ||
(β) Liberia | 201 | ||
(γ) Republik Bosnien und Herzegowina | 202 | ||
(δ) Simbabwe | 203 | ||
(ε) Zwischenergebnis | 204 | ||
(bb) Konzept der Responsibility to Protect | 204 | ||
(b) Zulässigkeit der humanitären Intervention ohne UN-Mandat aus russischer Sicht: der Fall Kosovo | 206 | ||
(aa) Kosovo und die Weltgemeinschaft: Herausbildung eines neuen Gewohnheitsrechts? | 206 | ||
(bb) Reaktion der Russischen Föderation | 208 | ||
(2) Ausgewählte Grundsatzdokumente | 211 | ||
(a) Militärdoktrinen | 211 | ||
(b) Strategie der nationalen Sicherheit | 211 | ||
(c) Außenpoltische Konzepte | 212 | ||
(3) Standpunkte in der völkerrechtlichen Literatur zur „humanitären Intervention“ | 213 | ||
(4) Zwischenergebnis: die Doktrin vom „Schutz der Menschenrechte“ – nur ein Vorwand? | 214 | ||
c) Selbstbestimmungsrecht und Sezessionsbestrebungen nach dem Kosovo-Konflikt | 215 | ||
aa) Zwischenzeitliche Herausbildung eines neuen Gewohnheitsrechts infolge des Kosovo-Konflikts? | 215 | ||
(1) Kosovo und die internationale Gemeinschaft | 215 | ||
(a) Kosovo und die internationale Präsenz | 215 | ||
(b) Das Kosovo-Gutachten des IGH und seine Implikationen für das Völkerrecht | 218 | ||
(c) Völkerrechtliche Anerkennung: Schaffung eines Präzedenzfalles? | 222 | ||
(aa) Grundsätze der Anerkennung | 222 | ||
(bb) Begrenzung der Wirkung des Fall-Kosovo als Präzedenzfall durch seine Einordnung als Sui-generis-Fall | 225 | ||
(2) Russische Sicht des Rechts auf Sezession des Kosovo | 226 | ||
bb) Zwischenergebnis zu der Fragestellung nach der Herausbildung eines neuen Gewohnheitsrechts | 228 | ||
II. Intervention in Georgien: der Fünf-Tage-Krieg im Kaukasus | 229 | ||
1. Vorgeschichte und Verlauf des Konflikts | 229 | ||
a) Konfrontationen in Georgien bis 2008: Bemühungen um Autonomie | 229 | ||
aa) Georgien | 229 | ||
bb) Abchasien | 230 | ||
(1) Status von Abchasien vor Ausbruch der Kampfhandlungen von 1992 nach der Verfassung der UdSSR | 230 | ||
(2) Souveränitätserklärung | 231 | ||
(3) Waffenstillstandsabkommen und der eingefrorene Konflikt | 231 | ||
(4) Völkerrechtlicher Status Abchasiens zum Zeitpunkt der Kampfhandlungen 2008 | 233 | ||
cc) Südossetien | 234 | ||
(1) Status von Südossetien vor Ausbruch der Kampfhandlungen 1990 nach der Verfassung UdSSR | 234 | ||
(2) Unabhängigkeitserklärung | 234 | ||
(3) „Abkommen über die Prinzipien der Regelung des georgisch-ossetischen Konflikts“ und „vertrauensbildende Maßnahmen“ bis zum Ausbruch des Konflikts 2008 | 235 | ||
(4) Völkerrechtlicher Status Süd-Ossetiens zum Zeitpunkt der Kampfhandlungen 2008 | 236 | ||
b) Verlauf des Fünf-Tage-Krieges | 237 | ||
aa) Beteiligung der Russischen Föderation an dem bewaffneten Konflikt | 237 | ||
bb) Beteiligung Süd-Ossetiens an dem bewaffneten Konflikt | 238 | ||
cc) Beteiligung Abchasiens an dem bewaffneten Konflikt | 239 | ||
c) Anerkennung von Abchasien und Süd-Ossetien durch die Russische Föderation | 240 | ||
2. Völkerrechtliche Beurteilung der Begründungsansätze der Russischen Föderation | 241 | ||
a) Abchasien: Verstoß der Russischen Föderation gegen das Interventionsverbot? | 241 | ||
aa) Anerkennung durch die Russische Föderation als Verstoß gegen das Interventionsverbot | 241 | ||
(1) Staatlichkeit Abchasiens | 241 | ||
(2) Vorliegen eines Sezessionsrechts Abchasiens | 242 | ||
(3) Position eines persistent objector | 245 | ||
bb) Zwischenergebnis zur Anerkennung Abchasiens: keine Anerkennungsgrundlage | 247 | ||
b) Süd-Ossetien: Verstoß der Russischen Föderation gegen das völkerrechtliche Gewaltverbot? | 248 | ||
aa) Selbstverteidigungsrecht der Russischen Föderation | 248 | ||
(1) Kollektives Selbstverteidigungsrecht | 248 | ||
(a) Föderales Interventionsrecht Georgiens? | 248 | ||
(aa) Föderale Intervention Georgiens in einen rein internen Konflikt? | 249 | ||
(α) Partielle Völkerrechtsfähigkeit aufgrund eines stabilisierten „De-facto-Regimes“ | 249 | ||
(β) Geltung des Gewaltverbots aufgrund vertraglicher Vereinbarung: Internationalisierung des Konflikts aufgrund der Besonderheit der Präsenz von Friedenstruppen | 251 | ||
(bb) Zwischenergebnis zu der Fragestellung nach der Internationalisierung des Konflikts: kein rein nationaler Konflikt | 251 | ||
(b) Recht auf kollektive Selbstverteidigung der Russischen Föderation | 251 | ||
(aa) Recht Süd-Ossetiens auf Selbstverteidigung | 251 | ||
(bb) Recht der Russischen Föderation auf kollektiven Beistand | 252 | ||
(cc) Verhältnismäßigkeit | 254 | ||
(2) Unilaterales Selbstverteidigungsrecht: Rettung der eigenen Staatsangehörigen | 254 | ||
(a) Angriff gegen stationierte Soldaten | 255 | ||
(aa) Stationierte Soldaten als taugliche Ziele eines Angriffs gegen die Russische Föderation | 255 | ||
(bb) Rechtmäßigkeit der Präsenz | 257 | ||
(α) Friedenssicherung unter Beteiligung der Russischen Föderation in Konflikten auf dem post-sowjetischen Territorium | 257 | ||
(β) Regelung im Waffenstillstandsabkommen von 1992 (Süd-Ossetien) und 1994 (Abchasien) | 259 | ||
(γ) Erfüllung der vertraglichen Aufgaben | 261 | ||
(cc) Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit i.S.v. Art. 51 UN-Charta | 262 | ||
(b) Rettung eigener Staatsangehöriger in Süd-Ossetien | 262 | ||
(aa) Grundsätzliche Anwendbarkeit der Doktrin | 262 | ||
(bb) Passportisierung als Problem | 263 | ||
(α) Die Verleihung der Staatsangehörigkeit nach nationalem Recht und Völkerrecht | 263 | ||
(β) Russische Staatsangehörigkeitsgesetze | 265 | ||
(γ) Rechtsmissbrauch aufgrund der massenhaften Verleihung der Staatsangehörigkeit der Russischen Föderation in Süd-Ossetien und Abchasien? | 267 | ||
(cc) Verhältnismäßigkeit | 268 | ||
(3) Zwischenergebnis zur Rettung eigener Staatsangehöriger in Süd-Ossetien | 268 | ||
bb) Intervention auf Einladung: Einladung der Regierung Süd-Ossetiens | 269 | ||
cc) Humanitäre Intervention | 271 | ||
(1) Änderung der Position eines persistent objector während der Georgienkrise – Unterbindung von Völkermord? | 271 | ||
(2) Zwischenergebnis: kein Recht auf humanitäre Intervention | 273 | ||
c) Süd-Ossetien: Verstoß gegen das Interventionsverbot | 273 | ||
aa) Das Sezessionsrecht Süd-Ossetiens: Vorliegen qualifizierter Umstände für die Annahme des Rechts auf eine unilaterale Sezession? | 273 | ||
bb) Zwischenergebnis: Kein auf dem Völkerrecht basierendes Recht auf unilaterale Sezession | 274 | ||
d) Zusammenfassung der völkerrechtlichen Beurteilung des Fünf-Tage-Krieges | 275 | ||
III. Aufnahme der Krim in die Russische Föderation und das Jus ad bellum | 276 | ||
1. Historische Entwicklung des Konflikts | 276 | ||
a) Völkerrechtlicher Status der Krim und der Stadt Sevastopol' vor und nach dem Zerfall der Sowjetunion | 276 | ||
aa) Völkerrechtlicher Status der Krim in der RSFSR | 276 | ||
bb) Völkerrechtlicher Status der Stadt Sevastopol' | 278 | ||
b) Konflikt mit der Ukraine: Autonomiebestrebungen der Krim | 279 | ||
aa) Autonomiebestrebungen: vom Zerfall der Sowjetunion bis zur Unabhängigkeitserklärung | 279 | ||
(1) Das Streben der Halbinsel nach politischer Unabhängigkeit von Kiev | 279 | ||
(2) Die Schwarzmeerflotte und die Krim | 282 | ||
(3) Der Majdan 2014 und die Krim | 283 | ||
bb) Durchführung des Referendums über den Unabhängigkeitsstatus der Krim am 16. März 2014 | 283 | ||
cc) Erklärung der Unabhängigkeit der „Republik Krim“ | 284 | ||
dd) Anerkennung der Republik Krim durch die Russische Föderation | 284 | ||
2. Völkerrechtliche Beurteilung der Begründungsansätze der Russischen Föderation für die „Wiedervereinigung der Krim mit Russland“ | 285 | ||
a) Begründungsansätze der Russischen Föderation | 285 | ||
aa) Offizielle Stellungnahmen | 285 | ||
(1) Historisches Unrecht und das Selbstbestimmungsrecht der Krim | 285 | ||
(2) Rettung eigener Staatsangehöriger | 286 | ||
(3) Humanitäre Intervention | 287 | ||
(4) Hilfeersuchen des ukrainischen Präsidenten Janukovyč und des Ministerpräsidenten der Krim | 287 | ||
bb) Entscheidung des russischen Verfassungsgerichts | 287 | ||
cc) Diskussion der russischen Verfassungs- und Völkerrechtler und die Bewertung der Entscheidung | 288 | ||
b) Völkerrechtliche Beurteilung | 291 | ||
aa) Sezession der Krim und das Selbstbestimmungsrecht | 291 | ||
(1) Uti-possidetis-Grundsatz und der völkerrechtliche Status | 291 | ||
(2) Das Recht zur Sezession – die Krim als Fall der remedial secession? | 292 | ||
(3) Die Frage nach der Gültigkeit des Referendums: das Referendum eine „comédie plébiscitaire“? | 295 | ||
(a) Gebietsreferendum als Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts und Legitimationsgrundlage für einen Gebietswechsel | 295 | ||
(b) Rechtmäßigkeit des Krim-Referendums | 295 | ||
(aa) Normative Anforderungen an Plebiszite | 295 | ||
(bb) Verfassungswidrigkeit des Referendums | 297 | ||
(4) Zusammenfassung zu der Völkerrechtmäßigkeit der Sezession der Krim | 298 | ||
bb) Verletzung des Gewaltverbots durch die Russische Föderation | 300 | ||
(1) Drohung oder Anwendung von Gewalt durch die Russische Föderation? | 300 | ||
(a) Vertragswidriger Einsatz der auf der Krim stationierten Truppen der Schwarzmeerflotte – eine Aggressionshandlung? | 301 | ||
(b) Präsenz der Truppen der Russischen Föderation während des Referendums – Okkupation der Krim? | 303 | ||
(c) Eingliederung der Krim als Verstoß gegen das Verbot der Annexion? | 303 | ||
(aa) Der Beitrittsvertrag vom 19. März 2014 | 304 | ||
(bb) Verfassungsgesetz vom 21. März 2014 | 305 | ||
(cc) Bewertung der Eingliederung | 305 | ||
(2) Mögliche Rechtfertigung des Verstoßes gegen das Gewaltverbot | 306 | ||
(a) Wiederherstellung des historischen Unrechts: Wahrnehmung des Selbstbestimmungsrechts als Recht auf Sezession | 307 | ||
(b) Rettung eigener Staatsangehöriger | 308 | ||
(aa) Vorliegen der Voraussetzungen | 308 | ||
(bb) Missbräuchliche Berufung auf ein Recht | 309 | ||
(c) Intervention auf Einladung: Rechtmäßigkeit des Hilfeersuchens | 310 | ||
(aa) Intervention auf Einladung | 310 | ||
(bb) Wirksamkeit der Einladung | 310 | ||
(α) Einladungsbefugnis des nicht mehr im Amt befindlichen Präsidenten Janukovyč wegen eines coup d’état? | 311 | ||
(β) Einladungsbefugnis des Ministerpräsidenten der Krim | 315 | ||
(cc) Zusammenfassung | 316 | ||
(d) „Präventive“ Humanitäre Intervention zur Ermöglichung der Sezession | 316 | ||
(e) Zusammenfassung zu der Frage einer möglichen Rechtfertigung des Verstoßes gegen das Gewaltverbot | 317 | ||
cc) Verletzung des Interventionsverbots durch die Russische Föderation: Anerkennung als unzulässige Interventionshandlung? | 317 | ||
E. Schlusswort | 320 | ||
I. Auswirkungen von Doktrin und Praxis auf Konzeptionen des Völkerrechts | 320 | ||
1. Wandelbare Position: Eigeninteresse als bestimmender Faktor des Völkerrechts? | 320 | ||
2. Selektives Verhältnis zur Souveränität der Staaten im „nahen Ausland“ | 320 | ||
II. Eine „friedliche Koexistenz“ mit den Nachbarstaaten? | 321 | ||
Dokumentenverzeichnis | 322 | ||
I. Verwendete Dokumente der Vereinten Nationen | 322 | ||
II. Verwendete Dokumente der Europäischen Gemeinschaft | 322 | ||
III. Verwendete Dokumente der International Commission on Intervention and State Sovereignty | 323 | ||
IV. Verwendete Dokumente des Völkerbundes | 323 | ||
V. Sonstige verwendete Dokumente | 323 | ||
VI. Entscheidungen internationaler und nationaler Gerichte | 325 | ||
Literaturverzeichnis | 327 | ||
Stichwortverzeichnis | 361 |