Causa Simulata – Gesetzesumgehungen als Scheingeschäft
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Causa Simulata – Gesetzesumgehungen als Scheingeschäft
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 537
(2021)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Philipp Lerch hat in Bielefeld, Münster und Sheffield (LL.M., Großbritannien) Rechtswissenschaft studiert. Seine Erste Juristische Prüfung legte er am Oberlandesgericht Hamm 2018 ab. Von 2018 bis 2020 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und das Recht der Digitalisierung und Innovation (Prof. Dr. Paul T. Schrader).Abstract
Gesetzesumgehungen werden von der herrschenden Ansicht unter dem deutschen Recht regelmäßig nicht als Scheingeschäft eingeordnet: Ein Umgehungsgeschäft sei in seinen intendierten Rechtsfolgen ernstgemeint, womit § 117 BGB keine Anwendung fände. Philipp Lerch stellt dieses Dogma in Frage. Insbesondere wird die Lehre von der Causa (Rechtsgrund) als qualifikationsentscheidendes, historisch gewachsenes Kriterium in ihrer historischen Dimension herausgearbeitet. Die Besonderheit von Umgehungskonstellationen wird in der Dissimulation einer rein fiktiven Causa gegenüber dem wirklich verfolgten Geschäftszweck identifiziert. Hierzu untersucht der Autor insbesondere die Rechtsnatur der Causa. Er kommt zu dem Schluss, dass eine solche Umgehungssituation rechtssystematisch mittels einer Anwendung der Lehre von der Simulation zu fassen ist. Hierdurch wird eine rechtliche Qualifikation erzwungen, die das dem geschäftlich verfolgten Zweck angemessene Normenregime Anwendung finden lässt.»Causa Simulata. Artificial Transactions as a Sham«: In cases of evasion of legal statutes, German scholars as well as the judiciary are opposing the idea of the transaction to be a sham. This doctrine is questioned by Philipp Lerch: What constitutes an evading transaction, was its sham regarding the ›Causa‹. Its transactional purpose was merely fake. The author therefore concludes that the doctrine of sham (Simulation, Scheingeschäft) under German law was to be applied under these circumstances.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Kapitel 1: Einleitung | 13 | ||
A. Problemaufriss | 13 | ||
B. Desiderat | 16 | ||
C. Arbeitshypothesen | 18 | ||
D. Gang der Untersuchung | 19 | ||
Kapitel 2: Historische Betrachtung | 21 | ||
A. Das Scheingeschäft im klassischen römischen Recht | 21 | ||
I. Strenger Formalismus oder Nichtigkeit von simulierten Rechtsgeschäften? | 21 | ||
II. Jherings Unterscheidung zwischen Scheingeschäften und simulierten Geschäften | 23 | ||
III. Bettis Exegese: Verhältnis von dissimuliertem und simulierten Geschäftszweck als maßgebliches Kriterium | 24 | ||
IV. Die nachklassische Entwicklung | 26 | ||
B. Das Scheingeschäft bei den Glossatoren und Kommentatoren | 27 | ||
I. Der historische Begriff der Causa | 28 | ||
II. Die simulatio de causa in causam | 32 | ||
C. Abgrenzung zwischen fraus legis und simulatio | 34 | ||
D. Zusammenfassung | 37 | ||
Kapitel 3: Artifizielle Vertragsgestaltungen in fremden Rechtsordnungen | 38 | ||
A. Die Cause simulée in der französischen Jurisprudenz | 38 | ||
B. Die Rechtsprechung zur recharacterization im englischen Recht | 41 | ||
I. Entwicklung der Rechtsprechung | 41 | ||
II. Zusammenfassung | 45 | ||
C. Schlussfolgerungen | 46 | ||
Kapitel 4: Artifizielle Vertragsgestaltungen als Gesetzesumgehung | 47 | ||
A. Darstellung | 47 | ||
I. Die Doktrin der Gesetzesumgehung | 47 | ||
II. Die Analogie als methodischer Ausgangspunkt | 49 | ||
B. Kritik | 50 | ||
C. Schlussfolgerungen | 50 | ||
Kapitel 5: Der Wiederkauf zu Sicherungszwecken als paradigmatischer Fall artifizieller Vertragsgestaltungen | 52 | ||
A. Der Wiederkauf zu Sicherungszwecken in den Motiven zum ersten Entwurf | 53 | ||
B. Die Urteile des Württembergischen Obertribunals zum „Scheinvertrag zur Sicherung einer Forderung unter dem Titel der Veräußerung von Fahrniß“ | 53 | ||
I. Die Entscheidung des Obertribunals vom 05. Februar 1861 in der Appellationssache Schmittele c. Reuttner'sche Gläubiger | 53 | ||
II. Die Entscheidung des Obertribunals vom 18. Oktober 1859 in der Appellationssache R. Hofbank c. Gebr. Eisenrohr | 54 | ||
III. Einordnung | 55 | ||
IV. Schlussfolgerung | 56 | ||
Kapitel 6: Artifizielle Vertragsgestaltungen unter dem aktuellen Verständnis vom Scheingeschäft | 58 | ||
A. Der Rechtsfolgewille als Gegenstand der Simulation beim § 117 Abs. 1 BGB | 58 | ||
I. Die Dichotomie von „wirklichem“ und „erklärtem“ Willen | 58 | ||
II. Gegenstand der Simulation beim § 117 Abs. 1 BGB | 59 | ||
III. Nicht ausreichend: Ernstlicher Wille bzgl. mittelbarer Rechtsfolgen | 61 | ||
B. Irrelevanz der eigenen Qualifikation durch die Parteien als solche | 62 | ||
Kapitel 7: Die Qualifikation als methodischer Ausgangspunkt | 64 | ||
A. Die Hauptleistungspflichten als Determinante der Qualifikation | 64 | ||
B. Die Abwesenheit von notwendigen Bedingungen der Qualifikation („typologische Sicht“) | 65 | ||
I. Das typologische Verständnis | 65 | ||
II. Kriterien der Qualifikation bei ganzheitlich-typologischer Betrachtung | 66 | ||
C. Stellungnahme | 67 | ||
D. Die Causa als Determinante der Qualifikation | 69 | ||
I. Die Lehre von der Causa unter dem BGB | 69 | ||
1. Der rechtliche Grund und der Zweck als Rechtsbegriffe im BGB | 70 | ||
2. Gesetzgebungsgeschichte | 71 | ||
a) Materialien zum BGB | 71 | ||
b) Einfluss der Lehre von der Voraussetzung | 71 | ||
c) Zusammenfassung | 73 | ||
3. Heutige Lehren der Causa der Zuwendungsgeschäfte | 74 | ||
a) Causa als rechtlich relevanter Zweck | 75 | ||
b) Causa als vereinbartes Motiv | 77 | ||
c) Causa als subjektives sowie typisch auftretendes Kriterium | 77 | ||
d) Causa und Risikoverteilungsprogramm | 78 | ||
e) Causa und Geschäftsgrundlage sind verschiedene Rechtsfiguren | 79 | ||
4. Fazit | 80 | ||
5. Kritik an einem allgemeinen Causaerfordernis unter dem BGB | 81 | ||
a) Die Kritik Wolfs | 81 | ||
b) Die Kritik Sorges | 81 | ||
6. Zwischenergebnis | 82 | ||
II. Die Funktion der Causa bei der Vertragsqualifikation | 82 | ||
1. Die Causa als Qualifikationsmerkmal im romanischen Rechtskreis | 83 | ||
2. Die Bedeutung im deutschen Recht | 84 | ||
E. Fazit | 86 | ||
Kapitel 8: Simulation der Causa als Wesensmerkmal artifizieller Vertragsgestaltungen | 88 | ||
A. Die Causa als Anknüpfungspunkt der Simulation | 88 | ||
I. Zweckbindung und Simulation | 88 | ||
II. Anwendbarkeit des § 117 BGB auf die simulierte Causa | 89 | ||
1. Die simulierte Causa als potentieller Anknüpfungspunkt | 89 | ||
2. Ausdrückliche, konkludente und typische Kausalbestimmungen | 90 | ||
3. Die Causa als normativer oder faktischer Tatbestand? | 92 | ||
a) Das rein-normative Verständnis der Causa | 94 | ||
b) Grundfolgentheorie | 94 | ||
aa) Darstellung | 94 | ||
bb) Würdigung | 96 | ||
c) Stampes Wertbewegungslehre | 96 | ||
aa) Darstellung | 96 | ||
bb) Würdigung | 97 | ||
d) Das faktisch-empirische Verständnis kausaler Verknüpfung | 98 | ||
aa) Darstellung | 98 | ||
bb) Würdigung | 98 | ||
4. Schlussfolgerungen | 100 | ||
III. Die Natur der Causa-Bestimmung: Rechtsgeschäftliche oder geschäftsähnliche Einigung? | 101 | ||
1. Der Meinungsstand zum Synallagma | 102 | ||
a) Das Synallagma als Geschäftsgrundlage | 102 | ||
b) Das Synallagma als Bedingung | 103 | ||
c) „Causatheorie“ des Synallagmas | 103 | ||
d) Das Synallagma als Rechtstatsache | 104 | ||
e) Synallagma als rechtsgeschäftlicher Vertragsinhalt mit einheitlichem, gemeinsamen Austauschweck | 105 | ||
f) Synallagma als subjektive Äquivalenz | 106 | ||
g) Bewertung | 106 | ||
aa) Geltungsgrund der Wirkungen des Synallagmas ist nicht der Rechtsfolgewille | 106 | ||
bb) Synallagma ungleich Äquivalenz | 107 | ||
cc) Keine reine Geschäftsgrundlage, aber dieser nahestehend: geschäftsähnliche Einigung über Synallagma | 107 | ||
2. Der Meinungsstand zur Vereinbarung des bezweckten Erfolges bei § 812 Abs. 1 S. 2 Alt. 2 BGB | 108 | ||
a) Die Zweckvereinbarung als tatsächliche Willensübereinstimmung | 109 | ||
b) Die Zweckvereinbarung als lex privata imperfecta | 109 | ||
c) Die Zweckvereinbarung als Bedingung | 110 | ||
d) Diskussion | 110 | ||
3. Rechtsnatur der Unentgeltlichkeitscausa | 113 | ||
a) Inhalt der Rechtsgrundabrede | 113 | ||
b) Rechtsnatur der Rechtsgrundabrede | 114 | ||
4. Rechtsnatur der Causa im Allgemeinen | 115 | ||
5. Zusammenfassung | 117 | ||
B. Die Anwendbarkeit des § 117 BGB auf die rechtsgeschäftsähnliche Causa-Vereinbarung | 119 | ||
I. Direkte Anwendbarkeit des Abs. 1 | 119 | ||
II. Direkte Anwendbarkeit des Abs. 2 | 119 | ||
C. Analoge Anwendung des § 117 BGB auf die Causa | 120 | ||
I. Regelungslücke | 121 | ||
II. Vergleichbarkeit der Interessenlage | 123 | ||
1. § 117 BGB und dessen willenstheoretisches Fundament | 123 | ||
2. Anwendbarkeit auf geschäftsähnliche Handlungen im Allgemeinen | 124 | ||
a) Vorbehalt des rechtlichen Erfolgs | 125 | ||
b) Vorbehalt des tatsächlichen Erfolgs | 125 | ||
3. Anwendung auf Causa-Vereinbarungen im Besonderen: ein Problem der Privatautonomie | 126 | ||
a) Lehre von der Privatautonomie und Natur der Causabestimmung | 127 | ||
b) Debatte um die Zulässigkeit abstrakter Schuldversprechen | 128 | ||
c) Die Bindung der privatautonomen Gestaltung an die interessengerechte rechtliche Form | 131 | ||
aa) Löhleins Ansicht der Bindung von Vertragstypen an das wirklich verfolgte Interesse | 131 | ||
bb) Bettis Theorie der Causa | 132 | ||
cc) Kohlers Ansicht | 133 | ||
dd) Bewertung | 133 | ||
III. Schlussfolgerungen | 135 | ||
D. Zugrundelegung der wirklich gewollten Causa | 136 | ||
E. Zusammenfassung | 138 | ||
Kapitel 9: Fallstudien artifizieller Vertragsgestaltungen | 140 | ||
A. Finanzrecht | 140 | ||
I. Echtes Factoring | 140 | ||
1. Kritik an der herrschenden Abgrenzung | 141 | ||
2. Kritik an Canaris Auffassung | 142 | ||
3. Qualifikation echter Factoringverträge mittels Ermittlung der Causa | 142 | ||
II. Unechtes Factoring | 144 | ||
III. Umqualifizierungsrisiken bei True Sale Securitisations | 145 | ||
B. Umgehung eines Vorkaufsrechts | 148 | ||
C. Artifizielle Schenkungskonstruktionen („verschleierte Schenkung“) und gemischte Schenkungen | 149 | ||
D. Scheinbar unentgeltliche Zuwendungen als Gegenleistung | 151 | ||
E. Fiduziarische Geschäfte | 153 | ||
F. Zusammenfassung | 156 | ||
Kapitel 10: Ergebnisse und Ausblick | 157 | ||
A. Zusammenfassung der Ergebnisse | 157 | ||
B. Ausblick | 158 | ||
Literaturverzeichnis | 161 | ||
Sachwortverzeichnis | 168 |