Die parlamentarische Steuerung und Kontrolle der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
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Die parlamentarische Steuerung und Kontrolle der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1463
(2021)
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Patrick Sachsenmaier studierte Rechtswissenschaften und Wirtschaftsrecht (LL.M. oec.) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und dem Institut d’études politiques (Sciences Po) de Paris. Im Jahr 2020 promovierte Patrick Sachsenmaier bei Universitätsprofessor Dr. Hermann Butzer, Richter des Niedersächsischen Staatsgerichtshofs, an der juristischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover. Nach Abschluss des Rechtsreferendariats am Landgerichtsbezirk Erfurt ist er nunmehr in der Thüringer Justiz tätig.Abstract
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit wird maßgeblich durch gubernative und administrative Strukturen geprägt. Eine parlamentarische Steuerung und Kontrolle der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist hingegen nur fragmentarisch vorgesehen und erfolgt, wenn überhaupt, im Rahmen der Haushaltsgesetzgebung und der allgemeinen parlamentsrechtlichen Beteiligungsmöglichkeiten. Vor dem Hintergrund der Wesentlichkeitsrechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts erweist sich die deutsche Entwicklungszusammenarbeit - aufgrund einer Grundrechts- und Menschenrechtsrelevanz, der Bedeutung des Themas für das Zusammenleben der Menschen und einer Staatszielbestimmung der »Internationalen (Entwicklungs-)Zusammenarbeit« - aber als »wesentlich«, sodass ein Verstoß gegen den verfassungsrechtlichen Parlamentsvorbehalt festgestellt und eine intensivere Beschäftigung des Parlamentes mit der Materie gefordert werden muss. Als zentrale Verbesserungsmöglichkeit bietet sich die Verabschiedung eines Gesetzes zur deutschen Entwicklungszusammenarbeit an.»The Parliamentary Guidance and Control of the German Development Cooperation«: This study examines if and how the German parliament guides and controls the German development cooperation in the light of the parliamentary scrutiny reservation, which derives from the constitutional principle of the rule of law. As the German development cooperation tends to be mainly organised and led by the executive power, there seems to be a need of an increased legislative participation. Therefore, the German parliament could pass a law concerning the German development cooperation to fulfil its constitutional duty.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
1. Kapitel: Einleitung | 15 | ||
A. Ziel der Arbeit und Gang der Untersuchung | 17 | ||
B. Abgrenzung zu bereits erschienenen Arbeiten | 20 | ||
2. Kapitel: Die fragmentarische Beteiligung des Parlamentes an der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 26 | ||
A. Hinführung zum Thema | 27 | ||
I. Begriffsbestimmungen | 28 | ||
1. Entwicklung | 28 | ||
2. Entwicklungszusammenarbeit | 30 | ||
3. Entwicklungsländer | 30 | ||
a) Völkerrechtliche Annäherung | 31 | ||
b) Die Einstufung in Deutschland | 33 | ||
4. Schwellenländer | 34 | ||
5. Länder der „Dritten Welt“ | 35 | ||
II. Historischer Abriss der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 35 | ||
1. Die Zeit der Kolonien | 36 | ||
2. Das Entstehen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg | 38 | ||
3. Die Entwicklungspolitik der Bundesrepublik im geteilten Deutschland | 40 | ||
4. Der Fall der Mauer und die Veränderungen bis in die Gegenwart | 45 | ||
III. Die Zweiteilung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 52 | ||
1. Das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung | 53 | ||
2. Die Durchführungsorganisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 55 | ||
a) Die Kreditanstalt für Wiederaufbau | 56 | ||
b) Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit | 58 | ||
B. Die „Gesetzlosigkeit“ der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 61 | ||
I. Die Entwicklungszusammenarbeit als Rechtsgebiet | 63 | ||
1. Entwicklungsverwaltungsrecht | 63 | ||
2. Entwicklungsvölkerrecht | 64 | ||
3. Entwicklungsrecht | 65 | ||
II. Bundes- oder Landesangelegenheit | 66 | ||
III. Der Vorschlag eines Gesetzes zur Entwicklungszusammenarbeit | 69 | ||
1. Der Ablauf des Beratungsganges | 69 | ||
2. Die wesentlichen Inhalte des Gesetzesentwurfs | 75 | ||
3. Die Begründung des Gesetzesentwurfs | 79 | ||
IV. Untergesetzliche Normierungen | 80 | ||
1. Das Haushaltsgesetz und der Einzelplan 23 | 80 | ||
a) Das Zustandekommen von Haushaltsgesetz und Einzelplan 23 | 80 | ||
b) Die Bedeutung des Einzelplanes 23 für die Entwicklungszusammenarbeit | 82 | ||
c) Die langfristige Planbarkeit durch Verpflichtungsermächtigungen | 87 | ||
2. Die „Leitlinien für bilaterale finanzielle und technische Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“ der Bundesregierung von 2007 | 90 | ||
a) Die Festlegung von Zielen und Schwerpunkten | 92 | ||
b) Die der Entwicklungszusammenarbeit vorgeschaltete Planungsphase | 94 | ||
c) Die Vertragsgestaltung mit den Partnerländern | 96 | ||
d) Die Durchführung der Entwicklungszusammenarbeit | 98 | ||
e) Die unmittelbare Teilfinanzierung von Staatshaushalten | 100 | ||
f) Die laufende und abschließende Evaluation von Entwicklungsvorhaben | 102 | ||
3. Weitere Dokumente zur deutschen Entwicklungspolitik | 103 | ||
C. Die Beteiligungsmöglichkeiten des Parlamentes an der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 105 | ||
I. Die an der Entwicklungszusammenarbeit beteiligten Ausschüsse | 105 | ||
1. Der Ausschuss für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung | 107 | ||
2. Der Haushaltsausschuss | 111 | ||
3. Der Auswärtige Ausschuss | 114 | ||
II. Große und Kleine Anfragen | 116 | ||
1. Große Anfragen | 117 | ||
2. Kleine Anfragen | 120 | ||
III. Weitere parlamentarische Fragerechte | 122 | ||
1. Einzelfragen | 122 | ||
2. Aktuelle Stunden | 124 | ||
3. Das (Interpellations- und) Zitierrecht | 126 | ||
4. Die Befragung der Bundesregierung | 127 | ||
IV. Regierungsseitige und spezifische außerparlamentarische Verfahren in der Entwicklungspolitik | 129 | ||
1. Die Berichte der Bundesregierung | 130 | ||
2. Regierungserklärungen zur Entwicklungspolitik | 133 | ||
3. Die außerparlamentarische Mitwirkung von Parlamentariern in entwicklungspolitischen Gremien | 135 | ||
D. Die Notwendigkeit eines „Gesamtkonzeptes Entwicklung“ | 136 | ||
3. Kapitel: Die Pflicht des Parlaments zur Mitwirkung in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 138 | ||
A. Die Bedeutung des Parlamentsvorbehaltes | 139 | ||
I. Der Vorbehalt des Gesetzes | 140 | ||
1. Spezielle Gesetzesvorbehalte | 141 | ||
2. Der allgemeine Gesetzesvorbehalt | 142 | ||
II. Der Parlamentsvorbehalt | 147 | ||
1. Die Wesentlichkeitsrechtsprechung | 149 | ||
2. Voraussetzungen an die „Wesentlichkeit“ einer Materie | 154 | ||
3. Die Reichweite der „Wesentlichkeit“ bei Sachverhalten mit Auslandsbezug | 157 | ||
4. Kritik an den Kriterien zur Bestimmung der „Wesentlichkeit“ | 160 | ||
a) Die Geltung der Menschenrechte für Deutschland | 160 | ||
b) Die notwendige Einbeziehung von Menschenrechten bei der Bestimmung der„Wesentlichkeit“ einer Materie | 165 | ||
B. Die Herleitung des Parlamentsvorbehaltes für die Entwicklungszusammenarbeit | 168 | ||
I. Die „Wesentlichkeit“ der Entwicklungszusammenarbeit | 168 | ||
1. Die Herleitung der „Wesentlichkeit“ aus einer „Grundrechtsrelevanz“ | 169 | ||
a) Die Grundrechtsrelevanz für den deutschen Steuerzahler | 169 | ||
b) Die Grundrechtsrelevanz für Menschen in den Entwicklungsländern | 171 | ||
aa) Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit | 173 | ||
bb) Der Schutz von Ehe und Familie | 175 | ||
cc) Die Eigentumsgarantie | 176 | ||
dd) Die Menschenwürdegarantie | 177 | ||
ee) Gleichbehandlungsgebote und Diskriminierungsverbote | 179 | ||
2. Die Herleitung der „Wesentlichkeit“ aus einer „Menschenrechtsrelevanz“ | 180 | ||
a) Die Pflicht zur Einhaltung der in den Menschenrechtsverträgen gewährleisteten Rechte | 181 | ||
aa) Das Recht auf Leben | 182 | ||
bb) Das Verbot der Sklaverei, der Leibeigenschaft und der Zwangsarbeit | 183 | ||
cc) Das Recht auf Gesundheit | 184 | ||
dd) Das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard | 185 | ||
ee) Das Recht auf Bildung und das Recht auf kulturelle Betätigung | 186 | ||
ff) Das Recht auf Wohnung | 187 | ||
gg) Das Recht auf Eigentum | 188 | ||
hh) Die Diskriminierungsverbote | 188 | ||
b) Die Betonung der Menschenrechtsrelevanz in Dokumenten zur Entwicklungszusammenarbeit | 190 | ||
aa) Die Abkommen von Lomé und Cotonou | 191 | ||
bb) Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung | 192 | ||
cc) Das BMZ-Strategiepapier 4/2011 | 193 | ||
dd) Stellungnahmen zu Menschenrechten in der Entwicklungszusammenarbeit | 194 | ||
3. Die Herleitung einer „Wesentlichkeit für das Zusammenleben der Menschen“ | 195 | ||
II. Die Herleitung eines Parlamentsvorbehaltes aus einer Staatszielbestimmung | 197 | ||
1. Die Existenz eines Staatsziels der deutschen Entwicklungszusammenarbeit? | 197 | ||
a) Das Staatsziel des Umweltschutzes gemäß Art. 20a GG | 200 | ||
b) Das Demokratieprinzip nach Art. 20 Abs. 1 GG | 202 | ||
c) Das Staatsziel der „Mitmenschlichkeit und des Gemeinsinns“ | 203 | ||
d) Das Staatsziel der „internationalen (Entwicklungs-)Zusammenarbeit“ | 205 | ||
2. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den Vorgaben des Grundgesetzes zum Parlamentsheer | 208 | ||
a) Das Urteil zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr | 209 | ||
b) Die Zusammenhänge zur deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 214 | ||
c) Keine Verfassungstradition der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 217 | ||
III. Der verfassungsrechtliche institutionelle Gesetzesvorbehalt in der Entwicklungszusammenarbeit | 218 | ||
1. Die Bedeutung des institutionellen Gesetzesvorbehaltes | 218 | ||
2. Der Verstoß gegen den institutionellen Gesetzesvorbehalt | 220 | ||
C. Die Bewertung der parlamentarischen Beteiligung an der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 222 | ||
I. Die Voraussetzungen des Parlamentsvorbehaltes an den Haushaltsplan des Bundes | 223 | ||
1. Der Haushaltsplan als ausreichende Beteiligungsgrundlage | 225 | ||
2. Der Haushaltsplan als unzureichende Beteiligungsgrundlage | 227 | ||
3. Die Legitimation der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 230 | ||
II. Parlamentsrechtliche Behelfe zur Erfüllung der Vorgaben des Parlamentsvorbehaltes in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 234 | ||
1. Die Nutzung parlamentarischer Einflussmöglichkeiten | 234 | ||
2. Die nichtöffentlichen Sitzungen der Bundestagsausschüsse | 235 | ||
D. Die unzureichende parlamentarische Steuerung und Kontrolle der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 237 | ||
4. Kapitel: Instrumente zur Stärkung der parlamentarischen Mitwirkung in der Entwicklungszusammenarbeit | 239 | ||
A. Die Verabschiedung eines Gesetzes zur Entwicklungszusammenarbeit | 239 | ||
I. Die Rechtspraxis anderer Länder | 240 | ||
II. Möglicher Inhalt eines Gesetzes zur deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 245 | ||
1. Konkrete Zielvorgaben für die Entwicklungszusammenarbeit | 246 | ||
a) Die Festlegung von thematischen Schwerpunkten | 248 | ||
b) Die Festlegung von länderbezogenen Schwerpunkten | 249 | ||
2. Die Organisation der Entwicklungsverwaltung | 251 | ||
3. Die Regelung des Verfahrens | 253 | ||
a) Die allgemeine Koordination der Zusammenarbeit mit Nehmerländern | 253 | ||
b) Die Festlegung interner Entscheidungsvoraussetzungen | 255 | ||
c) Die Konkretisierung der Durchführung | 256 | ||
d) Die Entscheidung für die Budgetfinanzierung | 257 | ||
e) Die nachträgliche Kontrolle der Entwicklungsverwaltung | 257 | ||
f) Die Finanzierung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit | 258 | ||
g) Die Einführung einer Entwicklungsverträglichkeitsprüfung | 258 | ||
B. Die mögliche parlamentarische Beteiligung an der laufenden Entwicklungszusammenarbeit | 259 | ||
I. Parallelen zu anderen Gesetzen | 260 | ||
1. Das Parlamentsbeteiligungsgesetz | 261 | ||
a) Der konstitutive Bundestagsbeschluss als Zustimmungserfordernis | 263 | ||
b) Das Verfahren im Bundestag | 264 | ||
2. Die „Lissabon-Begleitgesetze“ | 267 | ||
a) Stellungnahmen als parlamentarische Beteiligungsform | 269 | ||
b) Parlamentarische Mitwirkung durch Gesetze und konstitutive Beschlüsse | 271 | ||
II. Die dogmatische Einordnung von konstitutiven Parlamentsbeschlüssen | 273 | ||
III. Der mögliche Einsatz von Stellungnahmen und Parlamentsbeschlüssen in der Entwicklungspolitik | 278 | ||
1. Potenzielle Elemente von Stellungnahmen | 278 | ||
2. Potenzielle Elemente von konstitutiven Parlamentsbeschlüssen | 280 | ||
C. Die Einrichtung des Amtes eines Entwicklungsbeauftragten | 281 | ||
I. Anlehnung an den Wehrbeauftragten im Sinne des Art. 45b GG | 284 | ||
1. Der Wehrbeauftragte als Ombudsperson | 284 | ||
2. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu einem Entwicklungsbeauftragten | 287 | ||
II. Die mögliche Kompetenzausgestaltung eines Entwicklungsbeauftragten | 288 | ||
5. Kapitel: Fazit | 292 | ||
Literaturverzeichnis | 296 | ||
Internetquellen | 331 | ||
Personen- und Sachregister | 336 |